Urlaub

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ergusu

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Das Geheimnis des Seeigels

Meine neue Flamme hieß Britta und war erst 38 Jahre. Da sie mich nicht nur mit Haut und Haaren liebte, war mein Pensionärsdasein äußerst anstrengend. Mein Bauchspeck, aber auch meine Ersparnisse schrumpften. Eigentlich brauchte ich keine Brille, denn die Liebe machte mich blind.
Eines Tages bat mich Britta: „Goldlöckchen, lass uns Urlaub in Mauritius machen.“
Obwohl mich jede Anspielung auf meine wenigen Haarsträhnen verdrießte, konnte ich ihr nichts abschlagen.
„Einverstanden, mein Kätzchen,“ sagte ich zu ihr, nahm sie in meine Arme und ging mit ihr Essen. Während sie sich mit Kaviar begnügte, probierte ich Muscheln, die nachhaltig zur Kräftigung des Mannes beitragen sollen.

Trotz aller wohlbedachten Vorbereitungen saß ich eines Tages bekümmert am Strand von Mauritius und glotzte ins Meer. Mein Kreuz, meine Knie, meine Lenden.
Da sah ich den alten indischen Händler kommen, mit dem ich mich schon angefreundet hatte und der gebrochen deutsch sprach.
„Wie geht’s“, rief er, schob seinen Strohhut ins Genick und küsste meine Wangen.
„Es könnte besser sein“, erwiderte ich aufrichtig.
Er schaute in meine Augen, schielte hinüber zu Britta und ahnte, was mich quälte.
„No Problem, ich kenne eine gute Medizin, tomorrow“, sagte er.
„Gute Medizin? Morgen?“ wiederholte ich teils erstaunt und teils erfreut, denn wer schöpft nicht wenigstens Hoffnung, auch wenn sein Brunnen leer ist.
„Medizin ist for bum , bum“, sagte er mir, zwinkerte mir zu und schlug sich begeistert auf die Brust.
Seine drastischen Worte waren mir peinlich, aber die Aussicht auf eine mauritianische Kräftigung war mir viel zu wichtig.
„Tomorrow, morgen“, wiederholten wir beide und feixten wie zwei ausgelassene Jungens vor einem Klingelstreich.

Am anderen Tag brachte mir mein Freund einen Eimer mit etwas Indischen Ozean, in dem ein fetter Seeigel schwamm.
„Das ist gute Medizin“, sagte er nur , nahm den Seeigel aus dem Wasser und schnitt ihn bei lebendigen Leibe längs durch. Eine rötliche gallertartige Masse quoll über seine Hände. Er griff sich eine Muschelschale, schöpfte aus einer Seeigelhälfte und ließ den Inhalt genussvoll in seinen fast zahnlosen Mund fließen.
„Ist gut for bum, bum“, erinnerte er mich und gab mir den restlichen Igel. Mit einem liebevollen Blick auf Britta überwand ich mich und quälte mir den Inhalt in den Magen.

Diese unangenehme Prozedur hielt ich eine Woche durch, doch ich spürte keinen Erfolg. Ganz im Gegenteil. Am siebenten Tag wurde ich endgültig misstrauisch und stellte meinen Freund zur Rede.
„Nichts bum, bum“, sagte ich zu ihm und zeigte verdrießlich auf meine Hose.
„Dafür ich kennen gute Medizin, Curry namber tu hilft immer,“ sagte er zu mir eindringlich.
„Was ist das?“ fragte ich misstrauisch.
„Das ist Affenfleisch.“
Ich war entsetzt, aber auch verärgert, denn meine seltsame Stärkung hatte ich offenbar umsonst verspeist.
„Ich denke, Seeigel ist gute Medizin für Potentia?“
„No, Seeigel sind gut for bum, bum,“ sagte er nur.
„Das ist doch Potentia,“ sagte ich verzweifelt.
„No, bum bum ist Herz.“
 



 
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