Ein sanftes Dröhnen im Kopf ist das Erste , was ich beim langsamen Erwachen spüre. Ein sich entfernender Schmerz, zu schwach schon, um weh zu tun. Murmeln und Rauschen erfüllt den Raum um mich. Raum muß ich sagen, denn ich bin mir völlig unschlüssig darüber, wo ich mich befinde. Weder das leichte Schaukeln in der Luft, wenn man im Freien schläft, noch die greifbare Unbeweglichkeit eines geschlossenen Zimmers. Und doch sehe ich in dem bleichen Licht eines fast vollen Mondes, der stroboskopartig hinter schnell dahinziehenden Wolkenfetzen aufleuchtet, einen erdrückend tief liegenden Himmel über mir, denn ich liege auf dem Rücken. Langsam stellt sich auch ein Gefühl für den Rest meines Körpers in konzentrisch schwappenden Wellen ein, ausgehend von einem Punkt irgendwo zwischen Brustbein und Bauchnabel. Ich will mich aufrichten, bemerke aber mit Befremden, dass ich an den Hand- und Fußgelenken festgeschnallt bin, mit Betonung auf „fest“. Was soll das? Als ich an meinen Fesseln zerre, verstärken diese ihren Druck proportional zu meinen Bemühungen. Vor Schmerzen beende ich diesen ersten Befreiungsversuch, aber die Umklammerung meiner Gelenke nimmt noch einen Augenblick lang zu. Ich brülle kurz auf. Nach einem Verschnaufen schaue ich an mir entlang, kann aber keine Fesseln entdecken. Wer immer mich hier gefangen hält, der muß gute Technik zur Verfügung haben. Aber wer sollte ein Interesse haben an meiner Unbeweglichkeit? Seltsame Gestalten schweben durch meine Erinnerungen, lange Hälse und riesige grüngelbe Hüte. Keine Gesichter, keine Gespräche. Als die Wolken einen Augenblick nachlassen, erkenne ich Einzelheiten meiner Umgebung. Da ist ein Hochspannungsmast, ein Netzwerk schwarzen Schattens wie ein Monster mit auseinandergereckten Armen. Nur eine Leitung kann ich erkennen, sie führt direkt über mir entlang. Von rechts kommt etwas auf mich zu, es scheint an der Leitung zu hängen wie an einer Seilbahn. Jetzt öffnet sich dieser Schatten und nimmt die Konturen einer Fledermaus an. Kopfüber an der Leitung hängend, gerät sie in Schwingung und lässt deutlich erkennen, dass ich das Ziel ihrer Wünsche bin. Im Augenblick des vermuteten Kontaktes reisse ich den Kopf nach links, ein heißes Kratzen durchsticht mein rechtes Ohr, nie gehörte Geräusche erfüllen mein Innerstes und dann sehe ich das Vieh entschwinden, mein flatterndes Ohr an einem seiner Eckzähne mit ihm. Van Gogh fällt mir kurz ein, aber ich habe ja keinen Absinth getrunken. Wieder erscheint ein Schatten von rechts, diesmal ist es eine große Kuh, aufgehangen an ihrem Schwanze. ,Eine Kuh’ denke ich erleichtert, ,das harmloseste Tier der Welt. Bisschen Zeit gewonnen zum Überlegen’. Da ein Gebrüll, die Kuh beginnt ebenfalls zu kreisen und scheint aggressiv wie ein Löwenmännchen bei der Revierverteidigung. Beim entscheidenden Angriff sehe ich es sofort kommen, da ist kein Entrinnen möglich. Sie erwischt mich voll am Kopf, reißt mich mit hoch. Die Fesseln halten noch eine Weile, Arme und Beine werden länger und als die Kuh mit dem Schädel schlenkert, macht es viermal PLOP! und meine unendlich lang gewordenen Gliedmaßen folgen mir wie die flatternden Enden eines Kinderdrachens. Mit ruckenden Bewegungen bereitet die Kuh die finale Schluckaktion vor, dann wird es dunkel. Ich verschwinde in einem Tunnel schwarzer Wärme, vorneweg der Kopf, der Körper und hinterdrein ein unentwirrbares Knäuel des Restes von mir. Es riecht säuerlich, aber da dieser Geruch der Einzige ist, den ich registriere, kommt mir der Gedanke, dass es ja vielleicht nur deshalb säuerlich riecht, weil ich meine, es müsste in einem Kuhhals so riechen. Langsam an das Dunkel gewöhnt, rolle ich in einer Röhre scheinbar leicht bergab. Dabei forme ich mich nach und nach zu einer Art Kugel, ähnlich den runden Sträuchern, die in schlecht gemachten Western immer durch die windige Hauptstraße eines jämmerlichen Präriekaff’s rollen. Mit einem sanften Plumps setze ich irgendwo auf und entfalte mich wie eine Blüte in einer Zeitrafferaufnahme. Ich beginne die Kuh auszufüllen und stelle mit Erstaunen fest, dass mir die Kuhhaut perfekt passt. An der Unterseite, also am Bauch, drückt etwas. Mit dem gelenklosen rechten Vorderfuß betaste ich es und halte es für einen Stöpsel. Die durch den Kopf schießende Idee, mich hier und jetzt in Luft aufzulösen, halte ich für gut. Mit dem Huf schnipse ich diesen Stöpsel zur Seite. Kleiner Irrtum, ich falle oder besser gesagt schwebe nach unten. War wohl die Verriegelung der Aufhängevorrichtung.
Die Nacht scheint dem Ende zuzugehen, in der beginnenden Morgendämmerung erkenne ich unter mir eine Wiese. Butterweich wie Möllemann in PR-Aufnahmen setze ich auf, genau in dem Augenblick, als die Sonne ihren ersten Strahl in den neuen Tag schießt. Ich verspüre Durst, stehe auf allen Vieren im Gras und brülle dem Morgen mein Verlangen entgegen. Aber warum denke ich dabei an Blut? Noch nie habe ich Blut getrunken, immer nur geschmeckt. Sollte mich dieser Geschmack so beeindruckt haben. Zu meinem Durst, der sich in heiseren Schreien vernehmlich macht, gesellt sich nun das deprimierende Wissen, die einzige nicht vegetarisch lebende Kuh zu sein. Die Sonne, deutlich stärker geworden, trocknet mir den weit geöffneten Schlund aus, ich beginne innerlich zu schrumpfen. Schon fehlt mir die Kraft zum Schreien, schon werde ich gestaltlos und verschrumpelt erreiche ich endlich den Mittelpunkt meiner jetzigen Gestalt, den Stöpsel an der Bauchseite. Ein klitzekleiner Hautknorpel als Gegenpol des Bauchnabels bin ich geworden, so vertrocknet und verdreht, daß es kein innen und außen mehr gibt. Nur das Bewußtsein ist noch vorhanden, obwohl, war ich jemals anders? Wieder rolle ich, diesmal spiralförmig und schneller werden, mein Orientierungssinn ist deutlich überlastet. Ein Schließmuskel, über dem in Neonfarbenen Leuchtlettern das Wort „ZEIT“ steht, presst mich schließlich in den freien Raum. Ich empfinde einen Schlag ohne sagen zu können, wo ich getroffen bin. Wie auch, es gibt keine Umschreibung für meinen Körper, geschweige denn irgendwelche Teile, die zu benennen wären. Doch der Schmerz ist da, ich öffne Augen an einer Stelle, von der ich nicht wußte, daß ich sie habe.
Da ist sie wieder, diese herrliche Wiese im Lozere, mit dem kleinen namenlosen Bach. Sein eiskaltes Wasser verspricht Kühlung selbst bei sommerlichen Temperaturen in Sekundenschnelle. Kinderlachen!! Meine beiden Töchter haben Frisbee gespielt, mich dabei am Kopf getroffen. Meine Freundin liegt auf der Decke und schläft. Schöner Platz für einen Urlaubstrip. Ich glaube, ich gehe gleich nochmal rüber auf die Kuhweide und hole mir noch ein paar dieser leckeren Pilze. Weiß nicht wie sie hier genannt werden- lateinisch nennt er sich Psilocybe cubensis. Geschmacklich sind sie ja nicht sehr überwältigend, aber ansonsten doch recht aktiv
Die Nacht scheint dem Ende zuzugehen, in der beginnenden Morgendämmerung erkenne ich unter mir eine Wiese. Butterweich wie Möllemann in PR-Aufnahmen setze ich auf, genau in dem Augenblick, als die Sonne ihren ersten Strahl in den neuen Tag schießt. Ich verspüre Durst, stehe auf allen Vieren im Gras und brülle dem Morgen mein Verlangen entgegen. Aber warum denke ich dabei an Blut? Noch nie habe ich Blut getrunken, immer nur geschmeckt. Sollte mich dieser Geschmack so beeindruckt haben. Zu meinem Durst, der sich in heiseren Schreien vernehmlich macht, gesellt sich nun das deprimierende Wissen, die einzige nicht vegetarisch lebende Kuh zu sein. Die Sonne, deutlich stärker geworden, trocknet mir den weit geöffneten Schlund aus, ich beginne innerlich zu schrumpfen. Schon fehlt mir die Kraft zum Schreien, schon werde ich gestaltlos und verschrumpelt erreiche ich endlich den Mittelpunkt meiner jetzigen Gestalt, den Stöpsel an der Bauchseite. Ein klitzekleiner Hautknorpel als Gegenpol des Bauchnabels bin ich geworden, so vertrocknet und verdreht, daß es kein innen und außen mehr gibt. Nur das Bewußtsein ist noch vorhanden, obwohl, war ich jemals anders? Wieder rolle ich, diesmal spiralförmig und schneller werden, mein Orientierungssinn ist deutlich überlastet. Ein Schließmuskel, über dem in Neonfarbenen Leuchtlettern das Wort „ZEIT“ steht, presst mich schließlich in den freien Raum. Ich empfinde einen Schlag ohne sagen zu können, wo ich getroffen bin. Wie auch, es gibt keine Umschreibung für meinen Körper, geschweige denn irgendwelche Teile, die zu benennen wären. Doch der Schmerz ist da, ich öffne Augen an einer Stelle, von der ich nicht wußte, daß ich sie habe.
Da ist sie wieder, diese herrliche Wiese im Lozere, mit dem kleinen namenlosen Bach. Sein eiskaltes Wasser verspricht Kühlung selbst bei sommerlichen Temperaturen in Sekundenschnelle. Kinderlachen!! Meine beiden Töchter haben Frisbee gespielt, mich dabei am Kopf getroffen. Meine Freundin liegt auf der Decke und schläft. Schöner Platz für einen Urlaubstrip. Ich glaube, ich gehe gleich nochmal rüber auf die Kuhweide und hole mir noch ein paar dieser leckeren Pilze. Weiß nicht wie sie hier genannt werden- lateinisch nennt er sich Psilocybe cubensis. Geschmacklich sind sie ja nicht sehr überwältigend, aber ansonsten doch recht aktiv