VAMPIR

Pandora

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Naßkalter Wind weht durch mein Haar. Mein Kopf besteht nur noch aus einem wüsten Haarknäul, daß mich nicht mal mehr meine eigene Hand vor den Augen erkennen läßt. Was soll’s? Wenn es bloß nicht so kalt wäre! Müde ziehe ich die beiden Enden meines knöchellangen Mantels näher an mich. Fröstelnd stehe ich hier und warte auf den Start. Wie lange mag ich schon alleine hier stehen? Wie lang ist es her, daß wir Abschied nahmen?
Noch immer glitzern vereinzelte Tränen in meinen Augen, als wollten sie mich an dich erinnern.
Zwei Monate sind eine lange Zeit. Einundsechzig einsame Nächte erwarten mich, um mich zu quälen. Träume, die mir vorgaukeln, du wärst bei mir, verbinden sich zu einem Reigen der Erinnerung.
Wann ich dich das erste Mal traf? Ich glaube, das habe ich vergessen. Es spielt auch keine Rolle. Wichtig ist nur, daß ich dich getroffen habe. Keine Nacht habe ich so genossen wie die unseren, keinen Traum so wild geträumt, wie den deinen. Deine Worte streichelten meine Seele, die wie Phönix aus der Asche wieder auferstand. Eine Blume, der man zu lange das lebensnotwendige Elixier versagte, erhob schwerfällig ihre Blätter, um sie mißtrauisch und sehnsüchtig gen Himmel zu strecken.
Die Stunden verrannen wie im Fluge, wenn wir gemeinsam unsere Nächte teilten. Verborgene Wünsche wurden reaktiviert, um zu leben. Gedanken verschmolzen zu Gefühlen. Der Sehnsucht wuchsen Flügel.
Doch auf jede Nacht folgte der Tag, der mich brutal zurück auf den Rücken der Realität fallen ließ. Dann erwachte der Alltag mit schweren Lidern, die lieber geschlossen bleiben wollten, um nicht zu sehen, was zu sehen ist. Mühsam quälte ich mich durch den Tag. Mit Entsetzen erkannte ich, was von meinem früheren Leben übrig war. Nichts! Gähnende Leere erfüllte mich und mein Herz. Was mir blieb, waren die Nächte, in denen wir zusammen sein konnten; in denen wir bis in die frühen Morgenstunden redeten. Jedes Mal fiel der Abschied schwerer.
6.30 Uhr. Der große Vogel erhebt sich mit der Leichtigkeit einer Feder. Schnell hat er den wolkenbehangenen Himmel erreicht. Er hat dich mitgenommen und mit dir die schönen Nächte. Ich friere, während ich dir nach winke. Zwei Monate sind eine lange Zeit. Noch eine letzte Zigarette. Es ist Zeit, zu gehen. Ich drehe mich um, der Regen verwischt meine Tränen und mein schwarzer Mantel weht im Wind. Ich gehe und
Vampir27 verläßt den Chat.
 



 
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