Vatertag

4,50 Stern(e) 6 Bewertungen

LuMen

Mitglied
Vatertag


Wer streift durch die Wälder und kneipt durch die Flur?
Das sind all die Väter heut´ rund um die Uhr!
Sie haben mal frei und sie fühl´n sich auch so –
sie dürfen – na was denn? – schon "Dürfen" macht froh!

Da naht Papa Josef und zieht einen Karren,
man hört die verrosteten Räder laut knarren.
Nun kommen von überall Freunde heran
aus Kegel- und Sportclub und dienen sich an,

denn was sie da schieben, entfacht ihre Gier:
Ein riesiges Faß voll mit braufrischem Bier!
So geht es ein Stückchen hinaus in den Wald,
nicht weit, denn sonst ist ja das Bier nicht mehr kalt!

Die Lichtung dort, leuchtend im Mai-Sonnenschein,
sie soll ihre Vatertags-Raststätte sein!
Die Knie angewinkelt ums Bierglas geklemmt,
so trinkt man im Rund und ist alsbald enthemmt.

Geschichten kursieren, die sind immer bunter,
da wird, wer schon einschlief, schnell wieder putzmunter.
Die Sonne meint´s gut, und man schwitzt literweise
heraus, was man eben erst schluckte im Kreise.

Der Arzt sagt, der Flüssigkeitsausgleich ist wichtig,
aufs Neue beginnt da das Saufen erst richtig!
Sankt Petrus, gefesselt am himmlischen Posten,
würd´ auch mal von irdischen Freuden gern kosten!

Da solches indes ihm von Gott nicht gestattet,
meint er, daß ihr Väter genug davon hattet!
Er hüllt sich in Wolken, aus denen fällt Regen
und macht, daß die Väter sich eilig bewegen

und suchend durchstreifen den naß-grünen Wald –
doch nebligem Blick winkt das Ziel nicht so bald...
Von innen und außen durchfeuchtet, so kamen
sie schließlich zum Waldgasthof "Hirschburg" mit Namen.

Die Gäste dort schunkeln zwar fröhlich und singen,
nur ist´s proppenvoll und ganz schwer, einzudringen.
Man ist nicht geneigt, fremdem Volk Platz zu machen -
da geht auch schon einer dem Jupp an die Sachen!

Der schwingt den Spazierstock und läßt ihn dann sausen
dem einen aufs Haupt, andren ist es zum Grausen.
Urplötzlich herrscht wildes Gehau´ und Gesteche,
der Wirt ruft verzweifelt,"wer zahlt nun die Zeche?"

Darauf schwappt das Menschengewoge nach draußen,
hinzu stößt ein Schlägertrupp noch von rechts außen.
Der Zwischenfall ging ins Geschichtsjournal ein
als "Himmelfahrtsschlacht um die Hirschburg am Rhein".

Und Jupp kann noch heut´ seine Stirnnarben seh´n –
doch meint er, trotzdem war der Tag wunderschön!
 

Schakim

Mitglied
Guten Morgen, LuMen!

Gratuliere Dir zu Deiner schönen Vatertags-Ballade und wünsche Dir einen ebensolchen!

Schakim
 
K

Klopfstock

Gast
Bierfass.

Hallo, Lutz,
da kann ich mich Schakim nur voll anschließen und gratulieren, den dieses Vatertags-Gedicht ist Dir voll gelungen - man sieht fast das Bierfass spritzen
bei dieser "Vatertags-spritz-Tour" :D:D:D
Da sind ja die Mütter mit ihrem Kaffe und Kuchen geradezu
bieder und einfalslos.

Dir einen schönen Vatertag
und ganz lieben Gruß:)
 

Inge Anna

Mitglied
Hallo Lumen,
ja, wirklich ein rundum gelungenes Werk - gehört in die Bestsellerliste. Lumen, ich bin ganz sicher: Dieser Beitrag wird eine Vielzahl von Lesern begeistern.
Herzliche Gratulation und liebe Grüße
Inge Anna
 
B

Bruno Bansen

Gast
Hallo Lutz,

die höchste, mir zur Verfügung stehende Punktzahl für dein Melodram!!!


Viele Grüße!
Bruno
 
Hi Lumen,
klasse, nicht nur witzig, sondern auch schunkelbar. Wenn man es mit der richtigen Melodie vorließt, könnte das glatt zu einem Herrentagsepos aufsteigen, mit einem geschichtlichen Wert, wie dem der Nibelungen.

Naja, warten wir mal eintausend Jahre. Durch den Verlust von einigen Textpassagen, wird der Text sicher zum zeitgenössischen Zeugnis der männlichen Kultur.

Gruss, Marcus
 

LuMen

Mitglied
Hallo alle "sechs",

ich möchte nicht versäumen, mich für Eure positiven Kommentare und Bewertungen zu bedanken! Nachdem der Vatertagsrausch jetzt verflogen ist, kann ich mich wieder alltäglichen Themen widmen.

Noch einen schönen Sonntag wünscht
LuMen
 



 
Oben Unten