Verborgene Regeln in der Lyrik

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Neben offenen Regeln (bzw. offensichtlichen Regeln) können in Gedichten auch Regeln versteckt sein, die nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind. Sie können zusätzlich zu anderen Regeln (Reim, Rhythmus) oder unabhängig davon sein.

Beispiele für solche nichtoffensichtlichen Regeln sind das Verstecken von Botschaften, Beschränkungen - zum Beispiel durch Ausschluss bestimmter Buchstaben - und andere.

Hier ist ein Text verborgen, zur Darstellung bleibt das Gedicht ein Fragment, die letzten Zeilen zeigen das Prinzip:

Auch heute ist ein schöner Tag,
allein, ich weiß nicht, was er will,
er lacht, wenn ich auch weine, still,
wir sehen, was er bringen mag.
und was und hilft, ist selten Drill

wo es so Quellen überzogen
xxxxxxxu
xxxxxxxxa
xxxxxxxxxt
xxxxxxxxxxs
xxxxxxxxxxxc
xxxxxxxxxxxxh
Eine andere Möglichkeit ist die Beschränkung der Buchstaben:

Das ist auch schlimm,
wann bin ich fort,
aus London flog
ich fort am Tag ...
(ohne "e")

Oder die Festlegung der Silbenzahl: Jedes Wort nur eine Silbe.

Kurz wird das Werk,
das lang sein will,
[ 4]wo bin ich nur
wie denk ich stur.
Reime können ebenfalls verborgen werden durch Abstand oder durch Binnenreim.

Eine dicke Brühe kam
heute wieder aus dem Himmel heraus
und das Schreiben machte mir Mühe
in all dem Schlamm, der mich überdeckte,
großgeworden am Abend -
oh, welche sengende Pflanze, ganz aus Feuer.
Nichts geht über die Gedanken,
die dich versengen in der Nacht,
und es fällt zusammen, das Gedankenhaus.
 



 
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