Vergänglichkeit

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Astoria

Mitglied
Madenwelten

Lang ausgestreckt liegt Made Laura träge auf ihrer alten Apfelschale, langweilt sich und kommt ins überlegen. Eigentlich habe ich doch alles geschafft was zu schaffen war. So wie es mir Mama aufgetragen hat. Was soll ich jetzt noch in der Welt herum rutschen. Ich habe mich dick gefressen, etliche Kindereier in die Welt setzen können. Es sind zwar nicht alle gesund durchs Leben gekommen, aber es reicht fürs weiterkommen der Würmer hier im Garten. Ich bin müde. Nur Harry, der Lausejunge macht mir Kummer. Der ist einfach zu faul allein auf Jagd zu kriechen. Was soll nur aus ihm werden. Ich kann mich nicht weiter um ihn kümmern.
Sie ruft Harry zu sich. „Du musst nun fort von mir. Ich will dich nicht mehr ernähren müssen." Such dir eine einträgliche Ernährungsquelle und angle dir eine Frau. Befruchte sie damit unser Familienclan, der Apfelwickler, nicht untergeht. Sieh, da drüben, an dem Baumstamm, links, gleich hinter dem dicken Ast, liegt ein guter dicker Apfel. Den solltest du dir vornehmen und besiedeln."
„Und wie soll ich da hinkommen, ist doch viel zu weit zum hin kriechen?" Brummt Harry gelangweilt.
„Dummer Junge du, genauso wie ich es dir beigebracht habe wirst du es tun".
„Das ist aber gefährlich."
„Quatsch nicht wenn du kein Feigling sein willst. Hefte deinen Spinnfaden an diesen Zweig hier und las dich fallen. Ein bisschen schwingen in der Luft und den Faden aus dem After drücken. Los mache schon.“
Harry zögert noch etwas bevor er Schwung nimmt und loslässt. Es funktioniert alles wunderbar. Lang zieht sich der Faden. Harry schwebt, vom Wind getrieben genau in Richtung angezielter Apfel. Laura schließt die Augen als sie plötzlich die heranfliegende Elster wahrnimmt. Und das war es schon mit dem ersten selbständigen Flug in die weite Welt denkt sie. Als sie die Augen wieder öffnet erblickt sie Harry wie er gerade glücklich auf dem Apfel landet. Die futtersüchtige Elster hat ihn verfehlt. Erleichtert lehnt sie sich zurück und schaut sich noch nach der Elster um die hier im Gebüsch ihr Unwesen treibt und nach Futter für ihr Brut Ausschau hält. Ich ziehe mich wohl lieber in meinen Apfel zurück. Es ist zurzeit zu gefährlich hier draußen.
Und Harry? Der ist hart an den Apfel angeprallt. Ihm ist etwas dösig im Schädel. Als er wieder zu sich kommt stellt er fest: Hier bin ich nicht der Erste. Als er sich das schon vorhandene Loch näher betrachtet kommt ihm plötzlich ein süßes junges Wurmweibchen aus dem Loch entgegengekrochen.
„Oh schön. Besuch und dazu noch von so einem hübschen Burschen“, säuselt die süße Kleine, die eben noch stöhnend auf der Lauer lag. Harry ist ganz verwirrt durch die fröhliche Anrede.
„Ich hoffte ich bin der Erste hier, der Eroberer, und nun du hier. Kriech weg von hier. Das wird mein Intimbereich. Such dir wo anders eine Bleibe.“
Die Süße wollte aufbrausen, stockte und gurrte, so recht nach weiblicher Art: „Komm doch schöner Jüngling. Wir haben hier beide genügend Platz. Ich hab doch schon alles so schön vorbereitet für uns Zwei. Wir machen es uns recht gemütlich und für kleine Kinderchen ist auch genug Platz da.“
Jetzt wird es Harry plötzlich ganz warm, ja heiß. So schnell wollte er sich nicht einfangen lassen und womöglich noch Vaterpflichten übernehmen müssen. Ne, das war nichts für ihn. Nur gut das er sich noch nicht von seiner Longe abgekoppelt hat. Er gab dem Apfel einen Stups mit dem Mittelleibteil und stieß sich somit von ihm ab. Harry schwebt in freier Luft. Seine Mutter Laura, die dieses Spektakel beobachtete schrie ihm noch zu: „Bring dich in Sicherheit, Junge“, aber da war auch schon die wachsame Elster im Anflug und erwischte Harry in voller Breitseite.
Die süße Kleine, die alles mit ansehen musste, presste sich eine Träne aus den Rippen, sagte sich aber: „Na um diese Niete ist es nicht schade. Warum schlägt er auch so tolles Angebot ab. Wir hätten es schön haben können. So sind die Männer! Feiglinge.“ Wie auch seine Mutter schon feststellte.
Also lag die süße Kleine wieder stöhnend auf der Lauer nach einem Kurzzeit Lebenspartner.
 



 
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