Verloren

mandra

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Verloren

nun hat das einst so makellose Gesicht an Glätte verloren,
das frische Aussehen, Vergangenheit.
Tiefe Falten, die sich kreuz und quer ihren Weg suchen,
haben sich in ihre Haut eingegraben.
Unsicher ist der Gang geworden.
Silbrig, Grau schimmern ihre Haare
und erzählen ihre Geschichte.
Aus der gegenüberliegenden Wohnung ist ...
wie schon so oft ein leises Jammern zuhören.
Der Ruf nach dem geliebten Mann, der vor ihr gegangen ist,
wird stärker und stärker.
Minuten vergehen,
plötzlich war sie wieder da:
Die Stille ...
War die alte Frau gefallen?
Schnell den Zweitschlüssel holen,
um nachzusehen.
Nichts war passiert und doch ...
Tränen in ihren Augen verrieten mehr als Worte ...
"Trauer".
Wo sind nur die Kinder?
"Früher waren sie oft da,
das Portemonn’ aie wurde gezückt
und ein paar Scheine wechselten
den Besitzer".
Vorbei ... das Geld ist knapp.
Blicke die ins Leere schauen,
zerreißen einem das Herz.
Fassungslosigkeit.

Ein Knall unterbricht meine Gedanken.
Eile ...
Wahrscheinlich ist sie wieder gefallen,
die Befürchtungen haben sich bestätigt.
Das Bild, das sich mir bot, hält mich gefangen,
Ketten, die ich nicht lösen kann.
Schrecksekunden.
Da liegt sie nun die kleine Frau auf dem harten Boden,
die Schürfwunden sind sichtbar,
andere unzählige Wunden,werden tiefe,versteckte Narben reißen.

Ran ans Telefon,
die Kinder müssen informiert werden.
Zeit ... mal sehen wer kann?
"Entfernungen,
waren damals kein Thema,
Papa war der Beste".
Und nun,
er ist nicht mehr, das Geld wo ist's geblieben ...
Vordergründig.
Misstrauen, Missgunst untereinander,
Aufteilung ...
Ihre Mutter lebt.
Die Situation spitzt sich zu,
allein versorgen ist inzwischen unmöglich,
„die Stürze werden immer häufiger“.
Warum ...
So schlimm kann es doch nicht sein.
Verdrängen, was nicht sein darf.
Längst hat sich Alzheimer der Nachbarin bemächtig,
Arztbesuche, kleiner Check, Pillen.
Abwarten,
Zuständigkeit, Erkenntnis?
Heute ist sie zwei mal gefallen.
Handeln,
Endstation Altersheim.
Kinder,
wird das Geld reichen?
Ach, was das kostet:
„Oh Jammer“.

Anmerkung, dies ist eine authentische Geschichte die mich sehr bewegt hat und überall passieren kann.
 



 
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