Grauschimmel
Mitglied
Aus der Erzählung: „Wie ich Schuld verlor und
erneuerbare Energie gewann“
Vorwort
Ich bin Christiane, eine Frau wie „DU“ oder deine Partnerin. Also keine Angst, hier kommt kein Physikaufsatz.
„Schuld“ bleibt trotzdem der richtige Anfang. Auch wenn vielleicht im Titel da so eine kleine Vorsilbe vermisst werden könnte. Unmissverständlich gesagt, wie ich meine Unschuld verlor ist völlig unspektakulär, geradezu lapidar. Mir ist es passiert, wie fast „Jederfrau“. Zumindest den meisten meiner Spezies. Anstatt auf meine Mutter zu hören und auf den „Einzigen in Liebe“ zu warten. Sie wollte mit diesem Ratschlag unbedingt meine Reifezeit verschieben, mehr um irgendwelche Verwicklungen um sich hinauszuverhindern. Erfolglos.
Ich aber habe mich dem Erstbesten hingegeben, wollte unbedingt auch endlich…
Der Albrecht, zwei Klassen über mir, erschien mir als bestens Geeigneter. Nicht nur, dass er für mehrere meiner Freundinnen für ähnliche Vorhaben in Betracht gekommen wäre, ließ mich schnell handeln.
Da war schon noch etwas. Ja, ich fand ihn auch süß und so. Er bemühte sich um mich. In der Tanzstunde wollte er nur mit mir. Schirmte mit extra breitem Kreuz, manchmal sogar Ellenbogenschecks, andere Verbeugungen ab. Das hat mir imponiert. Nur wir tanzten zusammen und küssten uns demzufolge auf dem Nachhauseweg.
Er hat mich gedrängelt. Das hätte mir zu denken geben müssen, obwohl seine Finger auf dem Slip in mir mystisch wohles Warm aufsteigen ließen.
So ganz anders. Ich hatte ja vor ihm nur mit Papa herzgebündelten männlichen Kontakt oder wenn Onkel Hans nach dem Geburtstagslied mal armdrückte mit meinem Rücken. Ich lief irgendwie ferngesteuert in einen Schmerz, obwohl ich doch andere Gefühle probieren wollte. Ich verlor etwas Blut, der Albrecht, Keuchhusten geschüttelt, weißen Schleim, verglibbert in einem hastig aus mir gezogenen Gummischlauch …
Danach war Schluss mit ihm. Er hatte ja bekommen was er wollte.
Mama erhielt dafür sowas wie Bestätigung mich gut aufs Leben vorbereitet zu haben. Kurz, der „Erstbestalbi“ schwängerte mich nicht, weil ich nicht katholisch verzogen ward. Ein Unglück?
Dass ich mit dem Verlust meiner Unschuld aber auch große Schuld auf mich geladen hatte, die es galt unbedingt abzuwerfen, begriff ich erst mehr als vierzig Jahre später.
Womit wir wieder in der Gegenwart ankommen.
Frau ist heute wie damals voller falscher Verpflichtung. Sie muss tausenden Bringeschulden genügen. Schuldig unterjochen sie die hormonellen Mechanismen. Der biologische Zwang oder die gottgewollte Schöpfung legt sie ganz irrational breitschultrigen Einsneunzigkerlen auf die Lenden…, dazu kommen dann noch diverse Gruppenzwänge, die sich nach der Pubertät zu handfesten gesellschaftlichen Pflichtverhängnissen auswachsen…
Aber der Reihe nach:
Stunden rackerte ich mit dem etwas ältlichen Teil, so Jahrgang 97.
Nein, nicht ich bin so alt oder noch so jung. Mein Register beginnt 1952, am Anfang vom Februar. Gemeint ist „Hugo“, mein Compusieur.
„Hugo“ ist ein schöner Anfang für Beschimpfungen.
„Hugo! Du lahmer Arsch, schwinge deine Bytchen!“, hat doch irgendetwas als anspornende Anrede in gemeinsamer Sitzung.
Wenn man davor oder dabei ein Gläschen „Holunder-Limetten-Minze-Prosecco-Hugo“, dieses süffigen Stoffs, schlürft, beugt man vielleicht solchen verbalen Entgleisungen vor. Aber ich schweife schon wieder …
Also, die „Frau Dr. Sch.“ hatte mich gebeten, etwas zu überlegen. Sie meinte nach der niederschmetternden Diagnose ihrer gynäkologischen Untersuchungen: „Tiefgründige innere Auseinandersetzung mit den Problemen könne helfen.“
Vielleicht ist es bei euch ähnlich: „Man denkt am nachhaltigsten <schriftlich by Microsoft Word>!“
Ich jedenfalls, ticke so, weil man da unbegrenzt löschstreichen, aufhebendrucken oder prüfspeichern kann.
Das ich meine Gedankenspiele jetzt mehr in Prosa gefasst habe, verdanke ich Thomas. Seiner Wunderheilung mit beginnender innerer Wesensänderung. Was ich sagen will, richtige Geschichten schreiben, zumindest es zu versuchen, war nie beabsichtigt.
„Wer zum Teufel ist jetzt Thomas und warum inspiriert der literaisch?“, werdet ihr fragen. Berechtigt - Geduld!
Denn streng genommen bin ich doch als Versicherungsfachwirt, trotz der schon drei Monate verdient währenden Vorruhe, die abgeklärte „Nüchternrationale!“
Also es hätte genügt möglichst emotionsarm der Reihe nach von meinen Erlebnissen zu berichten. Der Thomas soll sich aber auch über ein paar dankbare Ausbreitungen in seinem Homepagegästebuch freuen … den empfinde ich als nahezu prosaisch. Nochmal von vorn …
Dr. H. Sch., praktizierend Nähe Hauptbahnhof im Zentrum, erklärte vorvorgestern nach ausgiebigem Blick auf die verquickten Verhältnisse in meinem Unterleib: „Ausgeprägte Senkungen … an der Grenze zum akuten Vorfall. Wenn es sie nicht im Alltag stört oder beim Verkehr schmerzhaft behindert … sie haben aber doch keinen festen Partner?“
„Ja!“, antwortete ich teilwahrheitswidrig. Natürlich lebe ich mit Herbert in fester ehelicher Beziehung. Aber bis zum Thomas (schon wieder der!) hatte ich seit mehr als einem Jahr nichts mehr zwischen den genitalen Bäckchen. Jedenfalls nicht in der Art, die die Doktern verkehrstechnisch gemeint haben könnte.
Also trotzdem gelogen, zudem litt ich darunter, obwohl ich wegen fehlendem Vollzug gar keine Schmerzen dort hatte. Ich glaube auch Herbert wird so seine Schwierigkeiten mit mir und meiner Ablehnung penistrantvaginalem Zusammenspiels bei kuschligen Vereinigungen haben. Ich bemerke das manchmal an seiner fahrigen Gereiztheit in eigentlich sonst entspannten Situationen. Es bricht von einem Moment auf den anderen aus ihm heraus und endet oft auch in gegenseitigen Verletzungen.
Klartext miteinander reden, hatten wir bisher nicht gelernt. „Gehemmtverklemmt!“, heißt das in manchen Ratgebern.
Heute sehe ich das alles anders. Selbstkritisch muss ich zugeben, dass meine Schuldschale etwas tiefer hängen würde als die Herberts, hätte irgendjemand unsere Situation auf eine Waage geworfen. Diese Erkenntnisse sind aber Vorgriff. Zuerst kam die sexuelle Entriegelung, dann die im Kopf.
„Wir beobachten die Geschichte ein wenig. Ich verschreibe ein Hormonpräparat und sie bekommen noch ein Rezept für einen Kurs in Beckenbodengymnastik … in einem Vierteljahr sehen wir uns wieder. Dann können wir uns immer noch für eine Operation entscheiden … die hat aber so ihre Risiken …“
Die weitere Rede plätscherte ohne geistige Verinnerlichung an mir vorbei. Zudem muss ich sehr bedeppert zurück geschaut haben. Pflichtbewusst kramte Dr. Sch. auf ihrem Schreibtisch, um mich vielleicht doch noch anders zu Frieden stellen zu können.
„Ich hätte ja noch was Alternatives!“
Dabei fielen mir spontan die laufenden Werbespots über Ökogurken oder anderes gesundes Gemüse ein: „Wir lieben Lebensmittel – dideldum … dideldei!“ Vielleicht drückten im Unterbewusstsein irgendwelche Phallusfantasien?
Nach emsigem Suchen reichte sie mir diesen bunten Flyer.
Jedenfalls merkte ich beim bloßen drauf schauen: „Du hast die oberfalschesten Momentangespinnste. <Alternativ>, heißt für die Gynäkologin nicht <BIO>!“
„Sie kennen sich doch im Internet ein bisschen aus? … Schauen sie mal auf diese Page. Ich kann den Herrn, obwohl kein Kollege, nur empfehlen, auch wenn er nicht ganz billig ist … es gibt nur zufriedenes Feedback … von vielen meiner Patientinnen!“
Frau Doktor erhob sich und reichte die Hand zum Abschied. Vielleicht langweilten sie auch meine wechseljahrgreisen Beschwerden. Medizinisch, versteht sich. Ihr innerer Terminkalender weilte bestimmt schon in einem Kreißsaal und gebar jung und dynamisch die Zukunft bzw. half dabei. Schließlich befand sie sich ja auch schon jenseits der Halbjahrhundertmenopausenschwelle.
So kam ich zu Thomas. Aber nicht gleich und auch persönlich, will heißen anfassbar oder passiv zu fühlen.
Am Anfang gab es solche Kopfhindernisse. Der Flyer enthielt einen Haufen verwirrender Schlagworte.
„TAOTANTRAPEUT – heilende Magie der Berührung … REIKI … TAO YOGA … Dynamische Einzel und Gruppenmeditation … Sexualbegleitung … spirituelle Paar & Lebensberatung, Kinderwunschbehandlung & Zeugungsverfeinerung“, geisterten, ohne wirklich verständliche Bilder zu reproduzieren, in mir.
„Will ich was Spirituelles, hilft mir tatsächlich ne` Religion aus Asien?“
Auch spann Hugo wieder, er forderte nach Eingabe des http://www. eine PIN und das Herunterladen irgendeines „fashplayers“. Oder waren die dokterschen Hieroglyphen an den Verzögerungen und meiner Verständnislosigkeit schuld? Diese nur von ihrem Apotheker zu entziffernden handschriftlichen Kritzel.
„Den kannst du ja nicht fragen!“
Im Netz läuft es anders, als in der Fernsehwerbung. Nach drei Anläufen gelang es mir das Passwort richtig wiederzugeben, der Zugang zur Seite war offen.
Auf dem Schirm baute sich ein Brustbild vom „Tantradingsdamanagier“ auf. Zuerst fiel mir der friedhofsblonde Schopf entgegen.
„Ein Wouw!“, hörte ich mich nicht ausrufen.
„Das ist so ein gesetzter Normalo … und noch in deinem Alter!“, schlug die innere Stimme an.
Dann blickte ich in wache graugrüne Augen.
„Schön, dass du mich gefunden hast. Sei herzlich begrüßt!“, sprachen sie. Oder las ich das von den bewegten Lippen ab?
Natürlich habe ich nicht solche Gabe. Jedenfalls blieben meine Ohren taub. Diesmal konnte ich nicht Hugo in die Wüste schicken. Ich wusste seit geraumer Zeit, dass das Sound-System eine Meise hatte.
Nun bin ich doch, mehr so der akustische Typ und außerdem war mir nicht nach langen Textstudium. Zum einen wusste ich gar nicht wonach ich suchen sollte und dann diese Fremdworte. Ich entschloss mich unter „Kontakt“ einen direkten Draht zu finden.
Ich nahm eine Festnetznummer. Schon der erste Versuch klappte.
„TANTRATELL, du sprichst mit THO-SHIVA, was darf ich für dich tun?“
„<Tatarhotel?> Bin ich bei <Zimmer frei> in Dschingis Kahns Filzjurte gelandet?“
„Hallo, verzeihen sie, ich wollte zu dem östlichen Therapiezentrum. Ich bin bestimmt falsch. Eine Bleibe suche ich bestimmt nicht!“
„Nein, falsch bist du nicht … auch wenn in deiner Wahl da so ein kleiner Zahlendreher war. Das Ende dieser Nummer ist 05 … die ist nur für Mitglieder des Fördervereins und nicht so öffentlich … da du nun schon mal bei mir bist, ich helfe gern weiter!“
„Nochmal, einen schönen <Guten Abend!> Ich bin die Chris, war bei Dr. Sch. aus der Bahnhofstrasse, die hat Gebärmuttersenkung diagnostiziert und mir eine Internetadresse gegeben. Da ich aber auch computechnisch ein paar Handycaps habe … dachte ich, du telefonierst besser.“
„Aha, die Hannelore … ich müsste dich in Augenschein nehmen … dann machen wir einen Behandlungsplan …“
„Behandlungsplan? Was kostet das Ganze?“
Mein Gesprächspartner war einen Augenblick lang stumm.
„Ich rede eigentlich ohne getasteten Eindruck, ob ich wirklich helfen kann, ungern über Geld. Sollten wir auf einen Nenner kommen, musst du mit dem normalen Handwerkertarif <Minute 1€> kalkulieren. Mit Mehrwertsteuer bei Direktkontakt, versteht sich. So aus der Ferne diagnostiziert, kommen dann noch pro Bad, Sauna oder Entspannungstherapie usw., also pro Anwendung 5€ obenauf. Reicht dir das?“
Blitzschnell überlegte ich:
„… in der Werkstatt kostet der Ölwechsel ohne Brühe auch 80€! Das sollte mir die olle Panzerfaust mindestens wert sein, auch wenn sie nicht das blau-weiße Logo überm Stoßfänger trägt!“
Noch bevor ich antworten konnte, kam mir die Stimme zuvor:
„Komm‘ einfach vorbei. Wir reden zwanzig Minuten, die sind natürlich gratis! Wir sehen dann weiter!“
„So soll es sein, wann und wo?“
„Du bist flexibel? Morgen um 9 Uhr? Den <Schloßberg 1> kennst du ja, klingelst am Tor, es wird dir aufgetan und du fährst nach links. Einen Parkplatz findest du vorm Seitenflügel. Ich erwarte dich!“
„Gut! Was muss ich mitbringen?“
„Nur lose dünne Gymnastiksachen! Bis morgen, verzeih, ich bin ein wenig in Druck! NAMASTÈ!“
Trotz der anfänglichen widrigen Verwicklungen, hatten sich alle Probleme erledigt. Schnell wurde mir klar was für ein unkompliziertes Wesen dieser Thomas doch hat … und diese Vertrauen einflößende, ruhige Stimme.
Wie ich schon erklärte, bin ich freizeitmäßig, die ich jetzt zur Genüge habe, so der Akustiktyp. Trotzdem nervt es mich, wenn das Navi mit verzerrter Piepsstimme spricht: „Bitte wenden sie!“ Oft bin ich dann zehnmal im Kreis gefahren.
Ergo nochmal den „Hugo“ bemüht:
„www. meinestadt/tourismus/stadtplan/Am Schloßberg 1“.
Die unterbelichtete optische Wahrnehmung in meinem Verinnerlichungsgefüge zeigte mir den bekannten Grundriss vom Schloß.
„Wohnt da nicht <die Gräfin>? … früher exzentrisch abgehoben, bunt schillernd in allen Zeitungen … heute kaum gesehen, unbeachtet? Ist ja mysteriös!
Was hat wohl dieses wohlklingende <NAMWASTEE> zu bedeuten?“
„Schloßberg stimmt … und wird morgen eingegeben!“
(1) Im Schloß
Ohne Komplikationen lotste mich die Piepsdame ans Ziel. Vor zehn Jahren war ich mal hier. Den Weg durch das ständig in Veränderung befindliche Einbahnstraßensystem der Innenstadt hätte ich aber nicht allein gefunden. „Gott lob“, die aktuelle Kartensoftware schon.
Vorm alten schmiedeeiseren Tor mit den goldgespitzen Buchenblättern stand vollkommen stilunartig so ein silbrig glänzender Edelstahlkasten.
„Dich hätten sie wenigstens passend überpinseln können … immerhin hast du unter dem Nummernblock noch einen simplen Rufknopf“, dachte ich laut über die herunterfahrende Seitenscheibe. Meine treffende Feststellung musste NSAarglistig abgehört worden sein. Noch bevor ich den roten Knopf drücken konnte surrte auf dem rechten Torpfeiler eine Kamera, verhielt fokussiert und nach kurzer Verzögerung fuhren die Flügel auf.
Langsam glitt ich die Allee der kugelig gestutzten Buchen hinauf. Im Laufe der Jahrhunderte wurden sie bestimmt zigmal erneuert, um immer noch so auszusehen, wie auf dem Kupferstich, der weltbekannt ist. Ich bog nach links ab und erblickte die Parkplätze, unter den unverschnittenen uralten Bäumen. An geräumiger Stellfläche mangelte es nicht. Mein Dreier-Coupé stand neben einem schwarzen Kombi.
„Edles Teil! Tiefstes Schwarz, goldene Zierleisten und Einstiege, rote Polster …an den Seitentüren das gräfliche Wappen …“
Als ich meine Tür zuschlug, bemerkte ich, dass nicht das Grafenlogo die Seiten zierte. Nur die alte Grafenkrone mit den fünf Blattzinken und der Buchenkranz waren von ihm übrig. In der Mitte leuchtete ein Schlingenmuster aus Tauen. Die andere Schrift auf den eingewobenen Bändern wollte ich nicht entziffern. Ich war spät dran.
Die Tür stand offen. In das Brüllen einer Staubsaugerturbine trat ich ein.
Da cleante tatsächlich der Thomas aus dem Internet irgendeinen historischen Perser. Vielleicht war es auch ein „Tibeter“, so eigenartiges Muster schlängelte im Zentrum, das ich bereits an der Autotür bemerkt hatte.
In natura genauso schlank gewachsen, grau geschimmelt, jetzt anders in einem schwarzen Achselshirt … untenherum die Beine bedeckt mit einem komischen Wickelrock, vielleicht so wie gerade bei QVC angepriesen, lächelte ER. Schwarze Farbe mit gelben Ornamenten als Kontrast stand Thomas gut. Seine Hände steckten demgemäß in gelben Gummihandschuhen, die die Unterarme fast bedeckten.
„In diesem Farbenoutfit könntest du auch bei der <Borussia> oder <Dynamo in DD> auflaufen!
… Quatsch, die Wickelschürze ist stolperlang und ob du überhaupt Interesse für <rundes Leder treten> hast?“, schaltete ich noch rechtzeitig auf Echtzeit mit Begrüßung um.
„NAMASTÈ! Christiane oder Christa, ich kenne leider nur das Kürzel. Ich freue mich.“
„Christiane, aber wir bleiben beim <Chris>. Guten Tag! Schön hast du es hier, das herrlich stilvolle Barockgebäude, der grüne Park … und alles citynah!“
„Ja so ähnlich dachte ich, als ich mich quasi einvermählt hatte… aber wir können später noch darüber plaudern. Ich sperre nur noch schnell <Herrn Dyson> weg ... dann können wir beginnen. Hier kannst du dich umziehen!“
Für meine Umgebung hatte ich zuerst keinen Blick. Einerseits hatte ich mit dem Kleiderwechsel zu tun und dann spukte das eben gehörte im Kopf. „Eingeheiratet? Er ist der Graf und nicht der Butler! Quatsch, die Gräfin ist mindestens achtzig.“
Als meine Ellenbogen beim BH-Verschluss öffnen nicht wie in der Schwimmbadumkleide die Wände berührten, streifte ich doch über die Örtlichkeiten.
Ich hatte in einem relativ schlanken Raum volle Bewegungsfreiheit beim Ausziehen. Die Kleidung konnte auf artgerechte Bügel befördert und dann übersichtlich knitterfrei angehängt werden. Für kritische Betrachtung war gegenüberliegend ein frauhoher Spiegel aufgehängt.
An einem Korbstuhl vorbei ging es zum gläsern verkleideten Nassbereich. Ebenerdige Dusche in der linken Nische, daneben Bidet, wieder getrennt abgeteilt Pissoir und Toilette mit halbhohen Schwingtüren, die auch ein längeres Großgeschäft halb verdeckt ermöglichten.
„Überall grün geflammte Fliesen, die Decken sonnengelb … geschmackvolle und zweckdienliche Gestaltung, schon im Ausziehbereich. Wie werden dann wohl die eigentlichen Praxisräume gestaltet sein?“
„Bist du soweit?“
Nach deutlichem Klopfen steckte Thomas seinen Kopf durch die Tür.
Mein „Ja“, ließ ihn die Tür vollständig öffnen und mich in den Nachbarraum geleiten.
Der war durch ein großes Fester zum Park hell lichtdurchflutet, aber viel kleiner. Hier stand nur ein Schreibtisch, ein Computer, deutlich neuzeitlicher als der „Hugo“, und für mich und ihn ein gleicher Chefsesselbürositzer.
Thomas rückte mir den ebenbürtigen Stuhl zurecht, wartete bis ich fest saß, schob mich leicht an und setzte sich dann erst hinter den Tisch.
Die Szenerie fühlte sich gut an. Mir war so, als hätte mich der wahrhaft perfekte Gentleman in einem schicken Restaurant an seinem Tisch empfangen und würde mir gleich zu einem köstlichen Abendmahl die Speisekarte reichen.
„Aufgeregt?“; fragte mein Gegenüber und ergriff ganz selbstverständlich meine Hände, die ich so lose auf die Tischplatte gelegt hatte.
„Musst du nicht sein, wir reden jetzt kurz über das, was ich für dich tun darf … es wird dir nicht wehtun oder anderweitig unangenehm sein …“
Natürlich war ich gespannt, was mich erwarten würde … schließlich war ich ja nicht beim Zahnarzt wegen einer dicken Backe. Die Ruhe seiner Sprache und das angenehme Fühlen seiner Hände wirkte so vertrauensbildend, dass ich geradezu andächtig ergeben versank und kein Verlagen hatte ihm meine zu entziehen.
Bedauerlicherweise tat er es.
„Darf ich dir einen Tee oder ein Glas Wasser anbieten?“
„Kamen seine angenehme Wärme und diese anderen Gefühle sofort zurück, wenn ich dankend ablehnte?“Nur kurz irritiertent, entschloss ich mich dann aber: „Tee bitte!“
„Zum Wohl! Auf erfolgreiches Zusammensein!“
Das Getränk, lieblich süß in schluckbarer Temperatur, erfüllte meinen Mundraum. Zunge und Gaumen fühlten Wärme und über die Nasenhöhlen stieg neblig exotischer Genuss ins Hirn auf.
Wie unsichtbar in seine Richtung gezogen, suchte meine linke Hand, während die rechte die Tasse noch absetzte. Thomas stellte schnell sein Trinkgefäß ab und ergriff mit beiden Händen die von mir Ausgestreckte.
„Nochmal, sei herzlich empfangen … <NAMASTÉ Christiane!>“
Kurz ließ er von mir ab, faltete seine Hände vor der Brust und neigte ehrfürchtig das graue Haupt.
Ich nickte nur zurück und brachte schnell noch die andere Hand wieder in seine Reichweite. Seine Augen waren auf mich gerichtet, er griff wieder zu.
„Deine Berührung tut so gut!“
Die gepflegten Samtgriffel erfassten mich.
„Feingliedrige Finger, schmal, nur der Mittlere lugt einen Zentimeter über die Silhouette…“
Die Nägel kurz und rund gefeilt, die Kuppen konnten ohne Kratzer über Haut gleiten. Hinter den Mittelknöcheln und auf dem Rücken sprießten vereinzelt rötlich schimmernde Härchen.
„War er vor Jahren auch auf dem Schopf so foxy angehaucht?“
Seine linke Hand drehte mein rechtes Handgelenk, der Mittelfinger presste fest unter der Basis des Daumenballens. In mir zuckte es und zwischen den Beinen zog ich mich zusammen.
Als Kontrastprogramm streichelte die andere Hand meine noch auf der Tischplatte ruhende linke Handwurzel nahe der Daumenseite. Endgültig beruhigt hat mich aber erst sein leises Pusten in beide zum Mund hingezogenen Handflächen.
„Du weißt, ich bin kein Mediziner. Ich habe da aber so ein paar andere Gaben, die dir helfen könnten. Nicht nur Symptome wollen behandelt werden, gar in dir nach Kassenrecht geschnippelt oder gar rausgesägt werden. Zuvor versuchen wir Körper, Geist und Seele ein wenig zurechtzurücken. Das heißt konkret Berührungen und die Übertragung von Energien von mir zu dir, sollen positive Bewegungen in Gang bringen. Einiges wird dir aus der gewöhnlichen Physiotherapie bekannt vorkommen. Anderes wird dir mystisch erscheinen, weil es die rationalen Denkansätze übersteigt, was da losgeht … oder deinen emotionalen Erfahrungen völlig namenlos gegenüberstehen. In keinem Fall aber trübe ich mit geistiger Kraft oder irgendwie stofflich dein Bewusstsein. Du hast immer die Möglichkeit mit „Stopp“ alles abzubrechen. Oder mit dem Ausruf: „Break!“, genau wie im Sport, eine Auszeit zu verlangen. Ich werde dann mein Handeln neu abstimmen, weil du Unbehagen spürst. Obwohl wir wie im Crashkurs gerafft vorgehen, wir bleiben übersichtlich bei Schritt für Schritt … auch wenn ich nicht viel erkläre. Heute, so du dich entschließt, geht es um bedeckten Körperkontakt zwischen uns, wenn auch mit Überraschungen … konntest du mir bis hierher folgen?“
Er hätte mich aus…, nein, aber bestimmt ganz über den Tisch ziehen können, nicht nur meine Hände. Abwechselnd drehte ich die Handflächen nach oben. So sehr war ich darauf bedacht, dass auch die Unterseiten genug von seinem Flair atmeten. Ich war schon ein bisschen „weg“, obwohl es noch nicht richtig losgegangen war. So ein klein wenig „fasziniergeblendet“ döste ich. Waren es diese bioelektrischen Spannungsstöße aus seinen Händen, der weiche Blick seiner Augen oder doch süßer Tee, der mich drehig machte? Aber für: „Break!“, bestand ohne Nasenbluten kein Anlass.
„Klar Thomas, alles unter Kontrolle! <STOP> und <Jeder einen Schritt zurück!> Ich liebe BOXEN … aber nur, wenn ich nicht verprügelt werde!“
Thomas schüttelte ein herzliches Lachen vor mir aus. Mit deutlichen Schlägen klatschte er meine Hände. Am Ende seiner Reaktion drückte er sie aber fest, bewegte verneinend den Kopf.
„Keine Angst, so heftig wird es nicht werden. In dieser Richtung wäre ich auch der falsche Partner. Ich freu mich … wir werden uns verstehen!“
„Ja, ich freu mich auch!“
„… das mit dem Verstehen scheint in vollem Gange!“
„So nun konkret! Hat die Frau Doktor was zur Absenkung gesagt, vielleicht einen bestimmten Grad benannt?“
„Nicht, das ich mich erinnern könnte … die Gebärmutter zieht schwer nach unten … manchmal denke ich, sie fällt gleich raus. Ich habe, wenn ich nicht abgelenkt bin, immer so einen Harndrang. Bin ich lange herumgelaufen schmerzt der Rücken …“
Von meinen sonstigen Einschränkungen z.B. in meinen Sexleben mit Herbert, sagte ich nichts. Vielleicht aus falscher Scham. Das mein Schweigen unnütz war, weil mein Gegenüber es längst wusste, wurde mir erst später klar.
Thomas war während meiner Rede aufgestanden und hatte mich leicht mit dem Stuhl zu sich gedreht.
„Fühlst du es jetzt besonders schlimm, oder normal, wie es meist in dir ist? Steh bitte mal auf!“
Ich stand auf, besser folgte seinen Handflächen nach oben und erklärte, dass ich gerade keine besonders negativen Gefühle hätte. Thomas ließ die Hände los und stellte sich hinter mich.
„Ich muss dich jetzt anfassen!“
Dicht hinter mir stehend, griff er in meinen Bauch. Tastete lange in der Mitte, an den Seiten und befühlte die Weichen im Schritt. Zum Schluss teilte er mich mit langgestrecktem flachen Finger in der Mitte. Ich zuckte leicht.
„Dass die Reflexe deiner Beckenbodenmuskulatur noch ganz in Ordnung sind, habe ich vorhin an deinen Handgelenken schon gespürt. Du ziehst dich weit zusammen. Die Stränge sind natürlich überdehnt, nicht mehr so richtig straff … am Halteapparat können wir aber was tun.
… ich kann versprechen, dass ich Muskeln aktivieren kann, Blockaden in dir lösen … und dein Gesamtbefinden bis tief in den Körper hinein verbessern … physiologischer Erfolg bleibt abzuwarten!“
„Na toll, ob ich wieder …? Das Ding seinen Platz räumt, bleibt in den Sternen! Aber vielleicht rege ich mich dann nicht mehr darüber auf. Solche Linderung ist auch was wert!“
„Top die Watte … <Äh!>, der Deal, läuft!“
„Schön mein Mädchen! Wir werden jetzt so um die 80 bis 90 Minuten zusammen sein. Dazu gehört zu sagen … das kostet dich so um die gleiche Anzahl Euro. Du bekommst von mir so eine Uhr, eigentlich wie ein Taschenrechner … wir halten sie an, wann immer du willst oder der aktiv Behandelnde ausscheidet. Das ist auch der Abrechnungsblock für alle anderen Leistungen hier.“
Ich war mit mir einig.
„Starte mal dein Ding!“
erneuerbare Energie gewann“
Vorwort
Ich bin Christiane, eine Frau wie „DU“ oder deine Partnerin. Also keine Angst, hier kommt kein Physikaufsatz.
„Schuld“ bleibt trotzdem der richtige Anfang. Auch wenn vielleicht im Titel da so eine kleine Vorsilbe vermisst werden könnte. Unmissverständlich gesagt, wie ich meine Unschuld verlor ist völlig unspektakulär, geradezu lapidar. Mir ist es passiert, wie fast „Jederfrau“. Zumindest den meisten meiner Spezies. Anstatt auf meine Mutter zu hören und auf den „Einzigen in Liebe“ zu warten. Sie wollte mit diesem Ratschlag unbedingt meine Reifezeit verschieben, mehr um irgendwelche Verwicklungen um sich hinauszuverhindern. Erfolglos.
Ich aber habe mich dem Erstbesten hingegeben, wollte unbedingt auch endlich…
Der Albrecht, zwei Klassen über mir, erschien mir als bestens Geeigneter. Nicht nur, dass er für mehrere meiner Freundinnen für ähnliche Vorhaben in Betracht gekommen wäre, ließ mich schnell handeln.
Da war schon noch etwas. Ja, ich fand ihn auch süß und so. Er bemühte sich um mich. In der Tanzstunde wollte er nur mit mir. Schirmte mit extra breitem Kreuz, manchmal sogar Ellenbogenschecks, andere Verbeugungen ab. Das hat mir imponiert. Nur wir tanzten zusammen und küssten uns demzufolge auf dem Nachhauseweg.
Er hat mich gedrängelt. Das hätte mir zu denken geben müssen, obwohl seine Finger auf dem Slip in mir mystisch wohles Warm aufsteigen ließen.
So ganz anders. Ich hatte ja vor ihm nur mit Papa herzgebündelten männlichen Kontakt oder wenn Onkel Hans nach dem Geburtstagslied mal armdrückte mit meinem Rücken. Ich lief irgendwie ferngesteuert in einen Schmerz, obwohl ich doch andere Gefühle probieren wollte. Ich verlor etwas Blut, der Albrecht, Keuchhusten geschüttelt, weißen Schleim, verglibbert in einem hastig aus mir gezogenen Gummischlauch …
Danach war Schluss mit ihm. Er hatte ja bekommen was er wollte.
Mama erhielt dafür sowas wie Bestätigung mich gut aufs Leben vorbereitet zu haben. Kurz, der „Erstbestalbi“ schwängerte mich nicht, weil ich nicht katholisch verzogen ward. Ein Unglück?
Dass ich mit dem Verlust meiner Unschuld aber auch große Schuld auf mich geladen hatte, die es galt unbedingt abzuwerfen, begriff ich erst mehr als vierzig Jahre später.
Womit wir wieder in der Gegenwart ankommen.
Frau ist heute wie damals voller falscher Verpflichtung. Sie muss tausenden Bringeschulden genügen. Schuldig unterjochen sie die hormonellen Mechanismen. Der biologische Zwang oder die gottgewollte Schöpfung legt sie ganz irrational breitschultrigen Einsneunzigkerlen auf die Lenden…, dazu kommen dann noch diverse Gruppenzwänge, die sich nach der Pubertät zu handfesten gesellschaftlichen Pflichtverhängnissen auswachsen…
Aber der Reihe nach:
Stunden rackerte ich mit dem etwas ältlichen Teil, so Jahrgang 97.
Nein, nicht ich bin so alt oder noch so jung. Mein Register beginnt 1952, am Anfang vom Februar. Gemeint ist „Hugo“, mein Compusieur.
„Hugo“ ist ein schöner Anfang für Beschimpfungen.
„Hugo! Du lahmer Arsch, schwinge deine Bytchen!“, hat doch irgendetwas als anspornende Anrede in gemeinsamer Sitzung.
Wenn man davor oder dabei ein Gläschen „Holunder-Limetten-Minze-Prosecco-Hugo“, dieses süffigen Stoffs, schlürft, beugt man vielleicht solchen verbalen Entgleisungen vor. Aber ich schweife schon wieder …
Also, die „Frau Dr. Sch.“ hatte mich gebeten, etwas zu überlegen. Sie meinte nach der niederschmetternden Diagnose ihrer gynäkologischen Untersuchungen: „Tiefgründige innere Auseinandersetzung mit den Problemen könne helfen.“
Vielleicht ist es bei euch ähnlich: „Man denkt am nachhaltigsten <schriftlich by Microsoft Word>!“
Ich jedenfalls, ticke so, weil man da unbegrenzt löschstreichen, aufhebendrucken oder prüfspeichern kann.
Das ich meine Gedankenspiele jetzt mehr in Prosa gefasst habe, verdanke ich Thomas. Seiner Wunderheilung mit beginnender innerer Wesensänderung. Was ich sagen will, richtige Geschichten schreiben, zumindest es zu versuchen, war nie beabsichtigt.
„Wer zum Teufel ist jetzt Thomas und warum inspiriert der literaisch?“, werdet ihr fragen. Berechtigt - Geduld!
Denn streng genommen bin ich doch als Versicherungsfachwirt, trotz der schon drei Monate verdient währenden Vorruhe, die abgeklärte „Nüchternrationale!“
Also es hätte genügt möglichst emotionsarm der Reihe nach von meinen Erlebnissen zu berichten. Der Thomas soll sich aber auch über ein paar dankbare Ausbreitungen in seinem Homepagegästebuch freuen … den empfinde ich als nahezu prosaisch. Nochmal von vorn …
Dr. H. Sch., praktizierend Nähe Hauptbahnhof im Zentrum, erklärte vorvorgestern nach ausgiebigem Blick auf die verquickten Verhältnisse in meinem Unterleib: „Ausgeprägte Senkungen … an der Grenze zum akuten Vorfall. Wenn es sie nicht im Alltag stört oder beim Verkehr schmerzhaft behindert … sie haben aber doch keinen festen Partner?“
„Ja!“, antwortete ich teilwahrheitswidrig. Natürlich lebe ich mit Herbert in fester ehelicher Beziehung. Aber bis zum Thomas (schon wieder der!) hatte ich seit mehr als einem Jahr nichts mehr zwischen den genitalen Bäckchen. Jedenfalls nicht in der Art, die die Doktern verkehrstechnisch gemeint haben könnte.
Also trotzdem gelogen, zudem litt ich darunter, obwohl ich wegen fehlendem Vollzug gar keine Schmerzen dort hatte. Ich glaube auch Herbert wird so seine Schwierigkeiten mit mir und meiner Ablehnung penistrantvaginalem Zusammenspiels bei kuschligen Vereinigungen haben. Ich bemerke das manchmal an seiner fahrigen Gereiztheit in eigentlich sonst entspannten Situationen. Es bricht von einem Moment auf den anderen aus ihm heraus und endet oft auch in gegenseitigen Verletzungen.
Klartext miteinander reden, hatten wir bisher nicht gelernt. „Gehemmtverklemmt!“, heißt das in manchen Ratgebern.
Heute sehe ich das alles anders. Selbstkritisch muss ich zugeben, dass meine Schuldschale etwas tiefer hängen würde als die Herberts, hätte irgendjemand unsere Situation auf eine Waage geworfen. Diese Erkenntnisse sind aber Vorgriff. Zuerst kam die sexuelle Entriegelung, dann die im Kopf.
„Wir beobachten die Geschichte ein wenig. Ich verschreibe ein Hormonpräparat und sie bekommen noch ein Rezept für einen Kurs in Beckenbodengymnastik … in einem Vierteljahr sehen wir uns wieder. Dann können wir uns immer noch für eine Operation entscheiden … die hat aber so ihre Risiken …“
Die weitere Rede plätscherte ohne geistige Verinnerlichung an mir vorbei. Zudem muss ich sehr bedeppert zurück geschaut haben. Pflichtbewusst kramte Dr. Sch. auf ihrem Schreibtisch, um mich vielleicht doch noch anders zu Frieden stellen zu können.
„Ich hätte ja noch was Alternatives!“
Dabei fielen mir spontan die laufenden Werbespots über Ökogurken oder anderes gesundes Gemüse ein: „Wir lieben Lebensmittel – dideldum … dideldei!“ Vielleicht drückten im Unterbewusstsein irgendwelche Phallusfantasien?
Nach emsigem Suchen reichte sie mir diesen bunten Flyer.
Jedenfalls merkte ich beim bloßen drauf schauen: „Du hast die oberfalschesten Momentangespinnste. <Alternativ>, heißt für die Gynäkologin nicht <BIO>!“
„Sie kennen sich doch im Internet ein bisschen aus? … Schauen sie mal auf diese Page. Ich kann den Herrn, obwohl kein Kollege, nur empfehlen, auch wenn er nicht ganz billig ist … es gibt nur zufriedenes Feedback … von vielen meiner Patientinnen!“
Frau Doktor erhob sich und reichte die Hand zum Abschied. Vielleicht langweilten sie auch meine wechseljahrgreisen Beschwerden. Medizinisch, versteht sich. Ihr innerer Terminkalender weilte bestimmt schon in einem Kreißsaal und gebar jung und dynamisch die Zukunft bzw. half dabei. Schließlich befand sie sich ja auch schon jenseits der Halbjahrhundertmenopausenschwelle.
So kam ich zu Thomas. Aber nicht gleich und auch persönlich, will heißen anfassbar oder passiv zu fühlen.
Am Anfang gab es solche Kopfhindernisse. Der Flyer enthielt einen Haufen verwirrender Schlagworte.
„TAOTANTRAPEUT – heilende Magie der Berührung … REIKI … TAO YOGA … Dynamische Einzel und Gruppenmeditation … Sexualbegleitung … spirituelle Paar & Lebensberatung, Kinderwunschbehandlung & Zeugungsverfeinerung“, geisterten, ohne wirklich verständliche Bilder zu reproduzieren, in mir.
„Will ich was Spirituelles, hilft mir tatsächlich ne` Religion aus Asien?“
Auch spann Hugo wieder, er forderte nach Eingabe des http://www. eine PIN und das Herunterladen irgendeines „fashplayers“. Oder waren die dokterschen Hieroglyphen an den Verzögerungen und meiner Verständnislosigkeit schuld? Diese nur von ihrem Apotheker zu entziffernden handschriftlichen Kritzel.
„Den kannst du ja nicht fragen!“
Im Netz läuft es anders, als in der Fernsehwerbung. Nach drei Anläufen gelang es mir das Passwort richtig wiederzugeben, der Zugang zur Seite war offen.
Auf dem Schirm baute sich ein Brustbild vom „Tantradingsdamanagier“ auf. Zuerst fiel mir der friedhofsblonde Schopf entgegen.
„Ein Wouw!“, hörte ich mich nicht ausrufen.
„Das ist so ein gesetzter Normalo … und noch in deinem Alter!“, schlug die innere Stimme an.
Dann blickte ich in wache graugrüne Augen.
„Schön, dass du mich gefunden hast. Sei herzlich begrüßt!“, sprachen sie. Oder las ich das von den bewegten Lippen ab?
Natürlich habe ich nicht solche Gabe. Jedenfalls blieben meine Ohren taub. Diesmal konnte ich nicht Hugo in die Wüste schicken. Ich wusste seit geraumer Zeit, dass das Sound-System eine Meise hatte.
Nun bin ich doch, mehr so der akustische Typ und außerdem war mir nicht nach langen Textstudium. Zum einen wusste ich gar nicht wonach ich suchen sollte und dann diese Fremdworte. Ich entschloss mich unter „Kontakt“ einen direkten Draht zu finden.
Ich nahm eine Festnetznummer. Schon der erste Versuch klappte.
„TANTRATELL, du sprichst mit THO-SHIVA, was darf ich für dich tun?“
„<Tatarhotel?> Bin ich bei <Zimmer frei> in Dschingis Kahns Filzjurte gelandet?“
„Hallo, verzeihen sie, ich wollte zu dem östlichen Therapiezentrum. Ich bin bestimmt falsch. Eine Bleibe suche ich bestimmt nicht!“
„Nein, falsch bist du nicht … auch wenn in deiner Wahl da so ein kleiner Zahlendreher war. Das Ende dieser Nummer ist 05 … die ist nur für Mitglieder des Fördervereins und nicht so öffentlich … da du nun schon mal bei mir bist, ich helfe gern weiter!“
„Nochmal, einen schönen <Guten Abend!> Ich bin die Chris, war bei Dr. Sch. aus der Bahnhofstrasse, die hat Gebärmuttersenkung diagnostiziert und mir eine Internetadresse gegeben. Da ich aber auch computechnisch ein paar Handycaps habe … dachte ich, du telefonierst besser.“
„Aha, die Hannelore … ich müsste dich in Augenschein nehmen … dann machen wir einen Behandlungsplan …“
„Behandlungsplan? Was kostet das Ganze?“
Mein Gesprächspartner war einen Augenblick lang stumm.
„Ich rede eigentlich ohne getasteten Eindruck, ob ich wirklich helfen kann, ungern über Geld. Sollten wir auf einen Nenner kommen, musst du mit dem normalen Handwerkertarif <Minute 1€> kalkulieren. Mit Mehrwertsteuer bei Direktkontakt, versteht sich. So aus der Ferne diagnostiziert, kommen dann noch pro Bad, Sauna oder Entspannungstherapie usw., also pro Anwendung 5€ obenauf. Reicht dir das?“
Blitzschnell überlegte ich:
„… in der Werkstatt kostet der Ölwechsel ohne Brühe auch 80€! Das sollte mir die olle Panzerfaust mindestens wert sein, auch wenn sie nicht das blau-weiße Logo überm Stoßfänger trägt!“
Noch bevor ich antworten konnte, kam mir die Stimme zuvor:
„Komm‘ einfach vorbei. Wir reden zwanzig Minuten, die sind natürlich gratis! Wir sehen dann weiter!“
„So soll es sein, wann und wo?“
„Du bist flexibel? Morgen um 9 Uhr? Den <Schloßberg 1> kennst du ja, klingelst am Tor, es wird dir aufgetan und du fährst nach links. Einen Parkplatz findest du vorm Seitenflügel. Ich erwarte dich!“
„Gut! Was muss ich mitbringen?“
„Nur lose dünne Gymnastiksachen! Bis morgen, verzeih, ich bin ein wenig in Druck! NAMASTÈ!“
Trotz der anfänglichen widrigen Verwicklungen, hatten sich alle Probleme erledigt. Schnell wurde mir klar was für ein unkompliziertes Wesen dieser Thomas doch hat … und diese Vertrauen einflößende, ruhige Stimme.
Wie ich schon erklärte, bin ich freizeitmäßig, die ich jetzt zur Genüge habe, so der Akustiktyp. Trotzdem nervt es mich, wenn das Navi mit verzerrter Piepsstimme spricht: „Bitte wenden sie!“ Oft bin ich dann zehnmal im Kreis gefahren.
Ergo nochmal den „Hugo“ bemüht:
„www. meinestadt/tourismus/stadtplan/Am Schloßberg 1“.
Die unterbelichtete optische Wahrnehmung in meinem Verinnerlichungsgefüge zeigte mir den bekannten Grundriss vom Schloß.
„Wohnt da nicht <die Gräfin>? … früher exzentrisch abgehoben, bunt schillernd in allen Zeitungen … heute kaum gesehen, unbeachtet? Ist ja mysteriös!
Was hat wohl dieses wohlklingende <NAMWASTEE> zu bedeuten?“
„Schloßberg stimmt … und wird morgen eingegeben!“
(1) Im Schloß
Ohne Komplikationen lotste mich die Piepsdame ans Ziel. Vor zehn Jahren war ich mal hier. Den Weg durch das ständig in Veränderung befindliche Einbahnstraßensystem der Innenstadt hätte ich aber nicht allein gefunden. „Gott lob“, die aktuelle Kartensoftware schon.
Vorm alten schmiedeeiseren Tor mit den goldgespitzen Buchenblättern stand vollkommen stilunartig so ein silbrig glänzender Edelstahlkasten.
„Dich hätten sie wenigstens passend überpinseln können … immerhin hast du unter dem Nummernblock noch einen simplen Rufknopf“, dachte ich laut über die herunterfahrende Seitenscheibe. Meine treffende Feststellung musste NSAarglistig abgehört worden sein. Noch bevor ich den roten Knopf drücken konnte surrte auf dem rechten Torpfeiler eine Kamera, verhielt fokussiert und nach kurzer Verzögerung fuhren die Flügel auf.
Langsam glitt ich die Allee der kugelig gestutzten Buchen hinauf. Im Laufe der Jahrhunderte wurden sie bestimmt zigmal erneuert, um immer noch so auszusehen, wie auf dem Kupferstich, der weltbekannt ist. Ich bog nach links ab und erblickte die Parkplätze, unter den unverschnittenen uralten Bäumen. An geräumiger Stellfläche mangelte es nicht. Mein Dreier-Coupé stand neben einem schwarzen Kombi.
„Edles Teil! Tiefstes Schwarz, goldene Zierleisten und Einstiege, rote Polster …an den Seitentüren das gräfliche Wappen …“
Als ich meine Tür zuschlug, bemerkte ich, dass nicht das Grafenlogo die Seiten zierte. Nur die alte Grafenkrone mit den fünf Blattzinken und der Buchenkranz waren von ihm übrig. In der Mitte leuchtete ein Schlingenmuster aus Tauen. Die andere Schrift auf den eingewobenen Bändern wollte ich nicht entziffern. Ich war spät dran.
Die Tür stand offen. In das Brüllen einer Staubsaugerturbine trat ich ein.
Da cleante tatsächlich der Thomas aus dem Internet irgendeinen historischen Perser. Vielleicht war es auch ein „Tibeter“, so eigenartiges Muster schlängelte im Zentrum, das ich bereits an der Autotür bemerkt hatte.
In natura genauso schlank gewachsen, grau geschimmelt, jetzt anders in einem schwarzen Achselshirt … untenherum die Beine bedeckt mit einem komischen Wickelrock, vielleicht so wie gerade bei QVC angepriesen, lächelte ER. Schwarze Farbe mit gelben Ornamenten als Kontrast stand Thomas gut. Seine Hände steckten demgemäß in gelben Gummihandschuhen, die die Unterarme fast bedeckten.
„In diesem Farbenoutfit könntest du auch bei der <Borussia> oder <Dynamo in DD> auflaufen!
… Quatsch, die Wickelschürze ist stolperlang und ob du überhaupt Interesse für <rundes Leder treten> hast?“, schaltete ich noch rechtzeitig auf Echtzeit mit Begrüßung um.
„NAMASTÈ! Christiane oder Christa, ich kenne leider nur das Kürzel. Ich freue mich.“
„Christiane, aber wir bleiben beim <Chris>. Guten Tag! Schön hast du es hier, das herrlich stilvolle Barockgebäude, der grüne Park … und alles citynah!“
„Ja so ähnlich dachte ich, als ich mich quasi einvermählt hatte… aber wir können später noch darüber plaudern. Ich sperre nur noch schnell <Herrn Dyson> weg ... dann können wir beginnen. Hier kannst du dich umziehen!“
Für meine Umgebung hatte ich zuerst keinen Blick. Einerseits hatte ich mit dem Kleiderwechsel zu tun und dann spukte das eben gehörte im Kopf. „Eingeheiratet? Er ist der Graf und nicht der Butler! Quatsch, die Gräfin ist mindestens achtzig.“
Als meine Ellenbogen beim BH-Verschluss öffnen nicht wie in der Schwimmbadumkleide die Wände berührten, streifte ich doch über die Örtlichkeiten.
Ich hatte in einem relativ schlanken Raum volle Bewegungsfreiheit beim Ausziehen. Die Kleidung konnte auf artgerechte Bügel befördert und dann übersichtlich knitterfrei angehängt werden. Für kritische Betrachtung war gegenüberliegend ein frauhoher Spiegel aufgehängt.
An einem Korbstuhl vorbei ging es zum gläsern verkleideten Nassbereich. Ebenerdige Dusche in der linken Nische, daneben Bidet, wieder getrennt abgeteilt Pissoir und Toilette mit halbhohen Schwingtüren, die auch ein längeres Großgeschäft halb verdeckt ermöglichten.
„Überall grün geflammte Fliesen, die Decken sonnengelb … geschmackvolle und zweckdienliche Gestaltung, schon im Ausziehbereich. Wie werden dann wohl die eigentlichen Praxisräume gestaltet sein?“
„Bist du soweit?“
Nach deutlichem Klopfen steckte Thomas seinen Kopf durch die Tür.
Mein „Ja“, ließ ihn die Tür vollständig öffnen und mich in den Nachbarraum geleiten.
Der war durch ein großes Fester zum Park hell lichtdurchflutet, aber viel kleiner. Hier stand nur ein Schreibtisch, ein Computer, deutlich neuzeitlicher als der „Hugo“, und für mich und ihn ein gleicher Chefsesselbürositzer.
Thomas rückte mir den ebenbürtigen Stuhl zurecht, wartete bis ich fest saß, schob mich leicht an und setzte sich dann erst hinter den Tisch.
Die Szenerie fühlte sich gut an. Mir war so, als hätte mich der wahrhaft perfekte Gentleman in einem schicken Restaurant an seinem Tisch empfangen und würde mir gleich zu einem köstlichen Abendmahl die Speisekarte reichen.
„Aufgeregt?“; fragte mein Gegenüber und ergriff ganz selbstverständlich meine Hände, die ich so lose auf die Tischplatte gelegt hatte.
„Musst du nicht sein, wir reden jetzt kurz über das, was ich für dich tun darf … es wird dir nicht wehtun oder anderweitig unangenehm sein …“
Natürlich war ich gespannt, was mich erwarten würde … schließlich war ich ja nicht beim Zahnarzt wegen einer dicken Backe. Die Ruhe seiner Sprache und das angenehme Fühlen seiner Hände wirkte so vertrauensbildend, dass ich geradezu andächtig ergeben versank und kein Verlagen hatte ihm meine zu entziehen.
Bedauerlicherweise tat er es.
„Darf ich dir einen Tee oder ein Glas Wasser anbieten?“
„Kamen seine angenehme Wärme und diese anderen Gefühle sofort zurück, wenn ich dankend ablehnte?“Nur kurz irritiertent, entschloss ich mich dann aber: „Tee bitte!“
„Zum Wohl! Auf erfolgreiches Zusammensein!“
Das Getränk, lieblich süß in schluckbarer Temperatur, erfüllte meinen Mundraum. Zunge und Gaumen fühlten Wärme und über die Nasenhöhlen stieg neblig exotischer Genuss ins Hirn auf.
Wie unsichtbar in seine Richtung gezogen, suchte meine linke Hand, während die rechte die Tasse noch absetzte. Thomas stellte schnell sein Trinkgefäß ab und ergriff mit beiden Händen die von mir Ausgestreckte.
„Nochmal, sei herzlich empfangen … <NAMASTÉ Christiane!>“
Kurz ließ er von mir ab, faltete seine Hände vor der Brust und neigte ehrfürchtig das graue Haupt.
Ich nickte nur zurück und brachte schnell noch die andere Hand wieder in seine Reichweite. Seine Augen waren auf mich gerichtet, er griff wieder zu.
„Deine Berührung tut so gut!“
Die gepflegten Samtgriffel erfassten mich.
„Feingliedrige Finger, schmal, nur der Mittlere lugt einen Zentimeter über die Silhouette…“
Die Nägel kurz und rund gefeilt, die Kuppen konnten ohne Kratzer über Haut gleiten. Hinter den Mittelknöcheln und auf dem Rücken sprießten vereinzelt rötlich schimmernde Härchen.
„War er vor Jahren auch auf dem Schopf so foxy angehaucht?“
Seine linke Hand drehte mein rechtes Handgelenk, der Mittelfinger presste fest unter der Basis des Daumenballens. In mir zuckte es und zwischen den Beinen zog ich mich zusammen.
Als Kontrastprogramm streichelte die andere Hand meine noch auf der Tischplatte ruhende linke Handwurzel nahe der Daumenseite. Endgültig beruhigt hat mich aber erst sein leises Pusten in beide zum Mund hingezogenen Handflächen.
„Du weißt, ich bin kein Mediziner. Ich habe da aber so ein paar andere Gaben, die dir helfen könnten. Nicht nur Symptome wollen behandelt werden, gar in dir nach Kassenrecht geschnippelt oder gar rausgesägt werden. Zuvor versuchen wir Körper, Geist und Seele ein wenig zurechtzurücken. Das heißt konkret Berührungen und die Übertragung von Energien von mir zu dir, sollen positive Bewegungen in Gang bringen. Einiges wird dir aus der gewöhnlichen Physiotherapie bekannt vorkommen. Anderes wird dir mystisch erscheinen, weil es die rationalen Denkansätze übersteigt, was da losgeht … oder deinen emotionalen Erfahrungen völlig namenlos gegenüberstehen. In keinem Fall aber trübe ich mit geistiger Kraft oder irgendwie stofflich dein Bewusstsein. Du hast immer die Möglichkeit mit „Stopp“ alles abzubrechen. Oder mit dem Ausruf: „Break!“, genau wie im Sport, eine Auszeit zu verlangen. Ich werde dann mein Handeln neu abstimmen, weil du Unbehagen spürst. Obwohl wir wie im Crashkurs gerafft vorgehen, wir bleiben übersichtlich bei Schritt für Schritt … auch wenn ich nicht viel erkläre. Heute, so du dich entschließt, geht es um bedeckten Körperkontakt zwischen uns, wenn auch mit Überraschungen … konntest du mir bis hierher folgen?“
Er hätte mich aus…, nein, aber bestimmt ganz über den Tisch ziehen können, nicht nur meine Hände. Abwechselnd drehte ich die Handflächen nach oben. So sehr war ich darauf bedacht, dass auch die Unterseiten genug von seinem Flair atmeten. Ich war schon ein bisschen „weg“, obwohl es noch nicht richtig losgegangen war. So ein klein wenig „fasziniergeblendet“ döste ich. Waren es diese bioelektrischen Spannungsstöße aus seinen Händen, der weiche Blick seiner Augen oder doch süßer Tee, der mich drehig machte? Aber für: „Break!“, bestand ohne Nasenbluten kein Anlass.
„Klar Thomas, alles unter Kontrolle! <STOP> und <Jeder einen Schritt zurück!> Ich liebe BOXEN … aber nur, wenn ich nicht verprügelt werde!“
Thomas schüttelte ein herzliches Lachen vor mir aus. Mit deutlichen Schlägen klatschte er meine Hände. Am Ende seiner Reaktion drückte er sie aber fest, bewegte verneinend den Kopf.
„Keine Angst, so heftig wird es nicht werden. In dieser Richtung wäre ich auch der falsche Partner. Ich freu mich … wir werden uns verstehen!“
„Ja, ich freu mich auch!“
„… das mit dem Verstehen scheint in vollem Gange!“
„So nun konkret! Hat die Frau Doktor was zur Absenkung gesagt, vielleicht einen bestimmten Grad benannt?“
„Nicht, das ich mich erinnern könnte … die Gebärmutter zieht schwer nach unten … manchmal denke ich, sie fällt gleich raus. Ich habe, wenn ich nicht abgelenkt bin, immer so einen Harndrang. Bin ich lange herumgelaufen schmerzt der Rücken …“
Von meinen sonstigen Einschränkungen z.B. in meinen Sexleben mit Herbert, sagte ich nichts. Vielleicht aus falscher Scham. Das mein Schweigen unnütz war, weil mein Gegenüber es längst wusste, wurde mir erst später klar.
Thomas war während meiner Rede aufgestanden und hatte mich leicht mit dem Stuhl zu sich gedreht.
„Fühlst du es jetzt besonders schlimm, oder normal, wie es meist in dir ist? Steh bitte mal auf!“
Ich stand auf, besser folgte seinen Handflächen nach oben und erklärte, dass ich gerade keine besonders negativen Gefühle hätte. Thomas ließ die Hände los und stellte sich hinter mich.
„Ich muss dich jetzt anfassen!“
Dicht hinter mir stehend, griff er in meinen Bauch. Tastete lange in der Mitte, an den Seiten und befühlte die Weichen im Schritt. Zum Schluss teilte er mich mit langgestrecktem flachen Finger in der Mitte. Ich zuckte leicht.
„Dass die Reflexe deiner Beckenbodenmuskulatur noch ganz in Ordnung sind, habe ich vorhin an deinen Handgelenken schon gespürt. Du ziehst dich weit zusammen. Die Stränge sind natürlich überdehnt, nicht mehr so richtig straff … am Halteapparat können wir aber was tun.
… ich kann versprechen, dass ich Muskeln aktivieren kann, Blockaden in dir lösen … und dein Gesamtbefinden bis tief in den Körper hinein verbessern … physiologischer Erfolg bleibt abzuwarten!“
„Na toll, ob ich wieder …? Das Ding seinen Platz räumt, bleibt in den Sternen! Aber vielleicht rege ich mich dann nicht mehr darüber auf. Solche Linderung ist auch was wert!“
„Top die Watte … <Äh!>, der Deal, läuft!“
„Schön mein Mädchen! Wir werden jetzt so um die 80 bis 90 Minuten zusammen sein. Dazu gehört zu sagen … das kostet dich so um die gleiche Anzahl Euro. Du bekommst von mir so eine Uhr, eigentlich wie ein Taschenrechner … wir halten sie an, wann immer du willst oder der aktiv Behandelnde ausscheidet. Das ist auch der Abrechnungsblock für alle anderen Leistungen hier.“
Ich war mit mir einig.
„Starte mal dein Ding!“