Verlorene Schuld-gewonnene Energie II

Grauschimmel

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Aus der Erzählung: „Wie ich Schuld verlor und
erneuerbare Energie gewann“



(2) Körpertanz und Seelentrance


Thomas war schon auf dem Sprung zur Tür. Nicht, dass ich aktuell kalte Füße bekam, die hatte ich ja sowieso fast immer, aber mir war plötzlich so unheimlich drückig.
„Ich müsste da nochmal …“
„Aber ja, ich Dummi, dein Harndrang. Für den ersten Akt sollte deine Blase …“, Thomas wandte sich in die andere Richtung, hielt die Tür.
„Ich erwarte dich dann im Spiegelsalon.“
Er zeigte auf den gegenüberliegenden Ausgang und ließ mich allein.

In das lang andauernde Zischen im Schritt mit verhaltenem Plätschern in der Schüssel zuckten Gedanken:
„Na toll, ich in Sportsachen, wenn auch alles Markenware … im Salon? Wozu eigentlich besondere Klamotten? Gleich muss ich mich ausziehen, werde irgendwo aufgebockt und dann … er wird doch nicht mit den gelben Gummihandschuhen …“
Irgendwie schauderte mich, als fühlte ich die Antirutschschwielen an deren Fingerinnenseiten in mir reiben.
"Jetzt reiß dich zusammen, Christiane, du spinnst!“, beendete die Kopfsprünge, während das feuchte Toilettenpapier mich auch sonst abkühlte.

Von „Salon“ konnte keine Rede sein. Klar waren an der einen Seite mannshohe Spiegel. Sogar etwas goldenes, ähnlich einer Ballettstange, glänzte vor einem.
Kein kuschliges Sitzmöbel befand sich im Raum und zum Glück kein Untersuchungstisch. Die gelben Handschuhe lagen auch nicht bereit.
Schon als ich eintrat, kühlte die nackten Sohlen das Eichenparkett. Die blickdicht zugezogene, trotzdem helle, Fensterfront ließ mich blinzeln.

„Hier bin ich, setz dich bitte zu mir!“
Ich drehte mich und sah Thomas auf einer dicken Matratze sitzen. Die Ecke hätte man auch mit so durchsichtigen Stores, wie ein Moskitobaldachin abdecken können.
„Er hat sich ja ausgezogen“, registrierte ich im Fallenlassen. Die Knie waren aber noch züchtig mit dem schwarz-gelben Wickeldings bedeckt. Zusätzlich quetschten ruhende Hände: „Zu … rühr mich nicht an!“
„Er drückt so zusammen … bestimmt ist da nichts drunter.“
Nur der Oberkörper war vom schwarzen Shirt befreit. Er duftete exotisch, irgendwie magisch anziehend. Unwillkürlich neigte sich mein Kopf nach rechts. Mein Kinn berührte fast seine Schulter.
„Ich muss ihn später nach der Douglas-Nr. seines aufreizenden <eau de toilette> fragen!“

Vorerst bekam ich aber ungefragt eine andere Antwort, denn es ging mit Geigen weiter.
Plötzlich erklang raumfüllend ein Walzer. Thomas kniete vor mir, reichte eine Hand: „Darf ich bitten, du tanzt doch gern?“
Er zog mich auf, verbeugte sich nochmal galant und riss mich in eine Drehung.

„Scheiße, wann hast du das letzte Mal ne`n Walzer aus Wien getanzt?“
Für weitere Überlegungen war keine Zeit. Nach wenigen Schritten verdrängte Schwingen meine staksige Konzentration. Thomas führte gut. Die Schritte wurden flüssiger. Mir gelangen sogar Richtungsänderungen und Tempiwechsel. Wir glitten so mindestens schon fünf Minuten dahin.

„Nimmt denn der Tanz gar kein Ende? Das nächste Mal warte ich auf Damenwahl, oder die ersten Takte mit weniger Schwung …sonst gibt´s ne´n Korb!“
Mir wurde nämlich heiß, obenherum. Ich war ja auch doof.
„Shirt, weit ausgeschnitten … in Rot steht dir am Besten“, hatte der Spiegel am Kleiderschrank gesagt.
„Dreiviertelarm und mit diesem strechigen 5%-Kunstfaseranteil“, entgegnete aufsteigende Achselhitze, jetzt. Ich spürte schon mein Zerfließen in den dazugehörigen Höhlen.
Aber an „Oberteil aufreißen“ dachte ich trotzdem nicht. Thomas hatte ja vorhin erklärt: „Bedeckte Berührung!“
„Dabei soll es bei allen Wallungen bleiben“, erwiderte meine Willensstärke der dunkelroten Nässe unter den Armen.
Endlich Ruhe!
Die herrschte nur kurz. Fast ohne Pause ging der Dreivierteltakt aus Donauwellen in Blechtrommeln mit karibischem Flair über. Die Schrittfolgen wurden demgemäß langsamer und Po-wackliger, dafür die Oberkörperberührungen inniger. Seine Warzen quetschten sich auf meinen Brustansatz. Wenn ich nicht ganz die Wiegebewegungen mitmachte, kitzelten sie angenehm im Halbkreis. Für mich ein Grund absichtlich dem Rhythmus ein wenig hinterherzuhinken. Bald war ich vollkommen gelöst. Ich ließ mich in die Musik und die Bewegungen fallen. Genau das hatte Thomas beabsichtigt. Jetzt setzten seine anderen Berührungen ein. Anfangs drückten Thomas Hände meine Backen, später wurde der Griff knetender und tiefer. Brutal zerrte er das Hinterteil auf. Falte und Löchlein erwarteten ihr Zerrreißen. Zu meiner Verwunderung stellte sich aber kein Schmerz ein. Im Gegenteil, als Thomas, immer noch im Zug, die Handflächen in den Lenden hatte, ließ das Brennen nach und verlor sich in leises Kribbeln. Im Takt kreuzten seine Hände über meinen Rücken oder wurden nur wechselnd ruhig aufgelegt.
Die Musik rutschte weiter nach Süden und er hinter mich.
Hätte ich geahnt, dass wir an der „COPA- SAMBA“ vorbeikommen, wäre ich im meiner Figur untauglichem aber bestimmt aerodynamischerem Zweiteiler erschienen. Thomas drückte sich an mich und schmuggelte die Hände unter meinen Armen hindurch und rieb leise die Oberschenkel.

„Sei so lieb, umfasse meinen Hals und schränke dich fest.“

Als ich die Arme hochriss und eine gewisse Strenge mir die Nase ansengte, dachte ich kurz an das vereinbarte Zeichen: „STOP!“ Ich wollte keinen unappetitlichen Eindruck hinterlassen.
War ich froh, dass seine Nähe und wohlriechende Wolke, zumindest für mein Geruchsempfinden, unangenehme Transpiration kompensierte.

Zu weiteren Überlegungen kam ich nicht. Wie von Geisterhand wurde die Musik lauter. Thomas Hände griffen in die Leisten und er hob mich in eine Drehung. Nicht nur das ließ mich die Bodenhaftung verlieren. Bei Kati Witt begannen immer so die Wurf-Axel.
Zum Glück setzte er mich ab. Seine rechte Hand drückte unterm Nabel, die Linke ruhte im Schritt. Da schwebte ich wieder.

„Lass dich sacht auf meinen Mittelfinger fallen. Stell die Füße leicht aus, knicke ein und zieh dich am Hals wieder hoch!“
Eine Weile wippten wir so zur Musik. Thomas wechselte mehrfach die Hände. Mal drückte er unten, mal zog er oben mehr am Nabel vorbei.
Besonders ersehnte ich den Beat, bei denen ich auf Thomas Mittelfinger reiten durfte.
Er rieb nicht überm Stoff oder drückte ihn nach innen. Er lag ruhig da, trotzdem elektrisierte es mich.
„Osmotisches Mischen ohne hartes Rührholz …“
Nur beim Kniedurchdrücken kreiste die Fingerspitze am Perineum.

Die unsichtbare Kapelle verstummte. Thomas duckte sich neben mich, sein rechter Arm zog meine Kniekehlen nach oben, der Linke stützte meinen Rücken. Seinen Hals hinten hatte ich rechtzeitig losgelassen. Automatisch schoben sich meine Hände auf seinen Rücken und begannen zu streicheln. Thomas drückte mich fest an sich und mehrere Pierretten kreisten uns zur Matte hin.

„So, jetzt noch fünfzehn Minuten Fußmassage. Tanz über die Reflexpunkte … dann wollen wir am Kopf entspannt in deine Seele blicken. Vorher müssen aber die nassen Sachen runter!“

Thomas musste beim angesaugten Shirt helfen.
„Lass die Arme oben, ich reibe dich trocken!“
Die weichen Fasern entfernten den Glanz von der Haut. Besonders sorgfältig trocknete er die Achsen, rieb wärmend auf dem Rücken. Dann kitzelte ein Handtuchzipfel unter den Brüsten.
Etwas unentschlossen nestelte ich am Hosenbund.
„Die auch?“
„Wenn du dich klebrig fühlst, ja! Es darf NICHTS kalt werden. Ich hole schnell ein Lunhgi“.

Er übergab mir das Handtuch und verließ den Raum.
Natürlich war ich glitschig da unten und froh, dass er eine Gelegenheit organisiert hatte, dass ich mich allein schnell abreiben konnte. Ausgelaufenes hatte sich mit herab gesickertem Schweiß vermischt.
„Unvorstellbar, es vor ihm tun zu müssen!“
Heute würde ich nichts dabei finden, wenn er dort Hand anlegte.

Ich brêtselte mich also auf die Matte. Um nicht ganz so lasziv zu erscheinen, hielt ich die Beine züchtig geschlossen. Im Augenblick als Thomas zurück kam, ging meine Hand noch schnell auf den Schritt.
„Oh, die <schlummernde CHRISVENUS vom Schloßberg> … nur die Augen sind offen, aber die Hand liegt auf dem richtigen Fleck!“
„Na toll, gebe ich wirklich ein so antikzerflosses Abbild, wie im alten Gemälde?“
Thomas lachte schallend.
„Typisch die Mädels, da macht man ein richtig schönes Kompliment, welches so nebenbei noch die absolute kulturelle Belesenheit des Charmeurs richtig inszeniert …
… es wird ins Gegenteil übersetzt!“
Nicht wirklich beleidigt, entfaltete Thomas das mitgebrachte Tuch.
„Ich will dich mal schnell verhüllen, damit du deine Konzentration neu, aufs Wesentliche beschränken kannst. Deine Zielgenauigkeit wird jetzt gebraucht!“

„Von wegen <zielgenau>! Ich glaube kaum, dass du mich in mein Ehebett katapultieren wolltest!“
„Oh, herrlich! Das fühlt sich an, wie <Nicky Mood>, meine Lieblingsbettwäsche“, musste mein Fühlen spontan heraussprudeln. Ich konnte nicht anders als mich wohlig zu räkeln, die Stofffalten auf meinem Körper zu glätten und … meine Hand drückte genau wieder dort.
„Also doch die <VENU…>, aber lassen wir kulturhistorische Betrachtungen zu abbildender Kunst und weiblichem <INNERICH>. Ich kenne den Pfad zu zeit- und geschlechterloserer Interpretation von Wahrnehmung. Du rutscht jetzt bis deine Füßchen knapp freiliegen!“

Ich rappelte mich nach oben.

„CHRIS, ich reibe deine Sohlen warm, dann gehe ich auf die entsprechenden Punkte und du bestätigst mir mit deiner linken Hand, ob ich auch richtig angekommen bin. Okay?“

Schon das Warmreiben und die Zehen langziehen waren ein Gefühl wie: „Tausend und eine Nacht auf warmem Sand!“
Dann griff mir Thomas in die Augen. Die Empfindungen wanderten zu den Ohren … wenig später kribbelte es unter der Schädeldecke, der Ort war für mich nicht zu identifizieren. Meine Hand streichelte über die Haare bis zum Hinterkopf.

Seine Hände drückten, meine zeigten auf die bedachten Organzonen. Vom Oberkörper liefen wir gemeinsam nach unten.

Fest faste seine linke Hand meinen linken Fuß. Der Daumen presste den Ballen, die Finger streichelten die Rückseite. Abwechselnd drückten Zeigefinger und Daumen an Stellen überm Hacksen auf der Innenseite und auf der Sohle darunter.
„Wenn ich dich jetzt markieren soll, darfst du die Bettdecke lüften und mein Mittelfinger muss zum Zeigestock auswachsen!“
Thomas bewegte sich scheinbar tief in meiner Vagina. Er streichelte die Gebärmutter langsam von der Spitze zur breiten Verzweigung an den Eierstöcken.
„Nein meine Liebe! Solche Bewegung würde mein System stören!“, lachte Thomas.
„Du kannst mir auch verbal mitteilen, wo und vor allem wie du meine Finger spürst.“
„Du fiedelst meinen Uterus … der zuckelt sich bei jedem Strich zusammen, entspannt sich, wenn der Bogen abhebt und strafft sich wieder. Es ist schön, was mich da anschiebt!“

Ähnliches vollzog sich dann an meinem rechten Fuß. Fingerspitzen drückten die linke Innenseite und unter der Ferse. Manchmal rieb der Zeigefinger nur leise in Richtung Knöchel, dafür spießte der Daumen...
„Ja du bist wieder dort!“
Ich rollerte innerlich zusammen und ließ mich sogleich wieder los.
Es lief unwillkürlich, aber nicht kurz und hart, wie manchmal mit Herberts illegal genutztem Tensgerät an meinen Bauchmuskeln und den Arschbacken.
Hier vollzog sich sanfte Peristaltik, kein Klopfen! Vielleicht fühlt innen so ein Euter, wenn andersherum Milch eingemolken wird.

Thomas raspelte hier und rubbelte noch dort. Nach entspannendem Zehenlangziehen und sorgfältigem Einwickeln der Füße, verließ er die unteren Extremitäten.
Er kniete jetzt am Kopf, ersetzte die Nackenrolle durch ein flacheres und kurzes Kissen. Auch meine Hände musste ich unterm Stoff verstecken.
Zuerst knuffelten seine Daumen und Zeigefinger am äußeren Rand der Ohrmuscheln. Dreimal rundeten sie bis zu den Ohrläppchen. Im Letzten fuhren die Zeigefinger zum Hals auf Punkte in den Weichen.
Sah ich am Beginn kleine Sternchen an den Lidern, die sich nach innen zu auflösten und als Knistern im Hinterkopf kreisten, musste ich plötzlich tief atmen. Thomas hatte die Hände geteilt, ein Fingerpaar lag auf der Stelle an der früher die Fontanelle saß, ein Anderes triggerte die kleine Kuhle überm letzten Wirbel.
Mit jeder Brusthebung, lud sich wie von selbst der Körper auf. Das Schwarz zwischen blinkendem Gestirn wurde zum blutorangenem Abendhimmel. Beim Ausatmen verschwand die Farbe nicht. Sie breitete sich nach unten aus, überschwemmte mit warmer Leuchtkraft den Körper. In mir lief ein Zwiegesang von Spannung und Leichtigkeit.

Um unten wärmend eingehüllt zu liegen, war ich oben bis unter die Brüste entblößt. Als Thomas seine linke Hand von oben streichelnd zwischen den Busen schob, verstärkte sich das Wohlgefühl. Das Kreisen seiner Finger unterm Brustbein nahm es auf und schob es direkt in den Nabel.
Langsam zog er die Hand zurück und legte sie auf der Mitte dieses Musters überm Microfasertuch. Weit vorgebeugt ruhten dann drucklos beide Hände übereinander auf meinem Dreieck. Leichtigkeit aus dem Körper, verwandelte sich nach oben laufend und kam in meinem Kopf als Wirbel an.

Ich ruckelte meine Hände hervor und legte sie auf die seinen. Wie nach den sinnerfüllenden Tänzen, begannen sie leise zu streicheln. Ohne Anreiz meines Willens kreisten die Finger auf seinen Handrücken.
„Du bist ein Magier! War das am Schluss meine Seele?“

Thomas entzog mir behutsam seine Hände. Faltete sie zu dem mir noch unbekanntem Gruß, neigte seinen Kopf und Körper weit über mich.
„CHRIS-SHAKTI, wenn du ein Leuchten sahst und jetzt tiefe Ruhe in dir spürst, dann haben wir sie berührt und ich … ich bin entzückt!“
Ich nickte nur kurz und schloss die Augen. Ich wollte in diese Gefühle wieder zurück.

„Bleib liegen, entspanne dich … INDRA holt dich dann ab. Wenn du magst, leg dich dann noch ein wenig im Garten in die Sonne!
Das nächste Mal … wenn du denn wiederkommen willst, das könnte am Dienstag nächster Woche sein, müssen wir aber ans Eingemachte …
Was ich so von außen anschob, scheint zu gelingen. Das sagen mir meine Fingerspitzen!“

„Wiederkommen? Na klar will ich wieder mit ihm tanzen, seine wohltuenden Hände spüren … seine Nähe in mich aufnehmen und wirken lassen!“
Mir war schon klar, dass Thomas nicht das mindestens zehn Jahre alte Pflaumenkompott kosten wollte, das ich von Oma Marga geerbt hatte. Irgendwo auf dem Kellerregal schimmelte es in einer dunklen Ecke.

„Ja, ich will wieder … ich vertraue ihm. Egal, was er, wie und womit auch immer, an der Oberfläche oder tief in mir …“

„Warum so spät, erst Dienstag … ich komme wann immer du Zeit hast!“

„Meine Zeit ist unerheblich!“
Was er weiter plauderte verstand ich erst später. Am Abend im Bett.
„Du musst dich erst innerlich setzen … verdauen, was ich so zu recht gefummelt habe, das heißt nicht unbedingt mit dem Darmbereich. In dir laufen auch nicht nur rein körperliche Prozesse ab …“, hatte er wörtlich oder zumindest sinngemäß mir verdeutlicht.
„Denke daran, wir sind erst am Anfang eines Weges!
Indra wird dich ein wenig herumführen oder deine Fragen beantworten. Sie ist bei uns wieder am Nachmittag eingeplant.
Wir sehen uns dann am Dienstag!“
 

Grauschimmel

Mitglied
Liebste DocSche, was hast Du gegen „tragende Rollen“? Einer trage des anderen Last! Natürlich hier nicht in einer gewöhnlichen Beziehungskiste, aber auch kein Kunde-Verkäuferverhältnis, weil aus ehrlichem Herzen und ganzer Zuwendung, sonst funktioniert er nicht der „Energietransfer“. Nur gut, dass ich den III. für Dich hinterhergeworfen habe, nein der Text ist kein „Einpersonenstück“.
Freue mich wieder von Dir zu hören, Gruß Grauschimmel!
 



 
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