Verschiebebahnhof

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Perry

Mitglied
Verschiebebahnhof


Nur noch diesen einen Termin
diese eine wichtige Veranstaltung
Dann, ja dann
ist Weihnachten in meinem Kopf
zurücklehnen, tief durchatmen
den Stress abhängen

Ich weiß, wir müssen uns unterhalten
gleich morgen nehme ich mir Zeit
Dann, ja dann
halten wir Sprechstunde der Herzen
zuhören, über alles reden
die Seelen aneinanderkoppeln

Nur noch dieses eine Mal lass es gelingen
mich diese eine Operation überstehen
Dann, ja dann
stehe ich am Bahnsteig des Lebens
bin bereit, loszulassen
die letzte Fahrt anzutreten

Neue Fassung 4. Vers:

Nur noch dieses eine Mal
lass mich von der Schippe springen
Dann, ja dann
stelle ich mich an den Bahnsteig
bin bereit, loszulassen
die letzte Fahrt anzutreten
 

kata

Mitglied
Sprechstunden der Herzen, die Seelen aneinander gekoppelt, sehr schön, doch im Hintergrund eine Note von Melancholie, wie auch die latente Sehnsucht nach der Veränderung. So habe ich deine Zeilen verstanden. Wenn ich falsch liegen sollte, klär mich auf. Sonst gefällt es mir außerordentlich gut.
Auch die Form, wie du es geschrieben hast, leicht und flüßig, begeistert mich. Ich könnte nie so schreiben.
Liebe Grüße und alles Gute für deine Fahrt, die nicht die letzte sein sollte.
Kata
 

Perry

Mitglied
Hallo Kata,
das Leben als Verschiebebahnhof sollten meine Zeilen ausdrücken. Die Sehnsucht nach Ruhe, Nähe und Erfüllung beinhaltet sicher auch ein wenig Melancholie, weil wir das alles wahrscheinlich nie erreichen werden.
Ich danke Dir fürs Hineindenken und deine anerkennenden Worte.
LG
Manfred
 

Zarathustra

Mitglied
Hallo Perry

Schöne Melancholie...
Ein Feuilleton der Gefühle.

Allerdings fehlt mir die Lyrik, die besondere "Verdichtung", die Beschreibung des Banalen immer wieder gesagten - mit neuen Worten.

Liebe Grüsse aus München
Hans
 

Perry

Mitglied
Hallo Hans,
danke für dein Feedback. Lyrik ist ein weiter Begriff und orientiert sich nicht allein am verdichteten Wort. Ich verstehe sie mehr als Poesie des Ungesagten zwischen den Zeilen. Schade, dass Du "das Verschieben" von Zeit füreinander haben, Gefühle zu leben und dem Leben Sinn zu geben nicht als solche erkennen konntest.
LG
Manfred
 

Suse

Mitglied
letzte strophe

hallöchen,

gefällt mir sehr gut. nur die letzte strophe hat mich irgendwie aus der bahn geworfen. das mit der "operation" fällt irgendwie aus dem restlichen kontext raus - rein gefühlsmäßig. ich hatte etwas anderes am schluss erwartet, weil das gedicht am anfang relativ konkret zu sein scheint, und dann plötzlich so eine kurve macht, mit der man nicht gerechnet hätte. hm. weiß noch nicht, ob ich das nun gut oder nicht gut finden soll. seis drum, der rest gefällt mir ausgezeichnet.

lg.
suse
 

Perry

Mitglied
Hallo Suse,
danke für deine Eindrucksschilderung. Das Gedicht beschreibt drei durchaus konkrete Situationen an denen das sich "Nicht Zeit nehmen/Verschieben" verdeutlicht wird.
Dass das Beispiel mit der "Operation" als Bild für das Hinausschieben des Lebensendes nicht besonders lyrisch klingt, da gebe ich Dir durchaus Recht. Ich werde mich nochmal daran setzen vielleicht fällt mir was Besseres dazu ein.
LG
Manfred
 



 
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