Verse, manchmal blank

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werther

Mitglied
Die Finger tasten Worte in den Schweiß.
Auf ihrem Rücken ritzen Fingerspitzen
verwehte Linien über nasse Haut.

Zuletzt wird von der Zunge noch entdeckt,
dass dort, ganz nah am losen Körpereck,
das Salz viel süßer noch als Honig schmeckt.

Alles ab hier ist Rhythmik pur,
fernab zerpflückter Denkstruktur
realiter Ruptur.
 
G

gitano

Gast
Hallo werther!
Politisch-zeitkritische Lyrik, gute Satire und Erotik sind für mich die drei schwierigten Themengbiete in der lyrik. Schwierig deshalb, weil man mit Winzgkeiten die kaum merkbare Grenze zum Technisiernden, zum Banalen hin oder zum Analytischen hin übertritt.
Ab und an versuche ich mich auch an Texten mit erotischem Inhalt (fragil, imagination, tautropfen...)...deshalb kann ich einige Probleme durchaus erkennen:

S1 hier irritiert mich der Subjekt /Bbjekt-Bezug: ...er ist leider nicht eindeutig;

Die Finger tasten Worte in den Schweiß.
Auf ihrem Rücken ritzen Fingerspitzen
verwehte Linien über nasse Haut.
Das "ihren" in Z2 lese ich zunächst als zu "Fingern" zugehörig und bin irritiert...plötzlich taucht bezuglos ein "Sie" auf.

S2:
Zuletzt wird von der Zunge noch entdeckt,
dass dort, ganz nah am losen Körpereck,
das Salz viel süßer noch als Honig schmeckt.

Die Inversion in Z1 wirkt auf mich sprachgedanklich leider "unerotisch"...will sagen: störend.

S3:
Alles ab hier ist Rhythmik pur,
fernab zerpflückter Denkstruktur
realiter Ruptur.
Nach "Alles" gehört meiner Ansicht nach ein Komma.

Insgesamt fehlt mir persönlich ein Bilderfluß der das "Kopfkino" speist...die Imagination.

Die verwendeten Bilder sind nach meiner Meinung leider keine "Schöpfungen" die mich neugierig machen.
DAS Körpernahe Beschreiben erscheintmir in diesem Text etwas sperrig....
MANCHMAL GELINGT ES BESSER WENN MAN DURCHGÄNGIG einem Bild folgt...
meine Empfehlung:
Weg vom Beschreibenden -hin zum Erlebbaren!

(spontane)Zusammenfassung:
fünfspurige Querfurchen
durch Rückensalinen
Hastwege
zum Delta der Venus (Titel von Anäis Nis)

Liebe Grüße
gitano
 
G

gitano

Gast
Kurzer Nachtrag:
Aufs Formale bin ich erstmal nicht eingegangen, sorry vielleicht später noch...wäre sonst zuviel auf einmal :)
gitano
 

werther

Mitglied
Hallo gitano und vielen Dank für deine ausführliche Kritik. Ich stimme dir ganz zu, dass gerade Erotik ein schwieriges Motiv ist, weshalb ich ungern dazu schreibe und noch weniger gern darüber lese. Es rutscht allzuschnell entweder ins Kitschige, ins Geschmacklose oder ins Schlechte ab. Grundsätzlich gilt das aber wohl nicht nur für Erotik ;)

Hier ist es jedoch, stärker noch als bei den meisten Themen, zu sehr großem Teil Geschmacksfrage, ja mehr noch: Überzeugungsfrage, gerade was die Metaphern angeht. Was für den einen ein hocherotisches Bild ist, mag dem andern schlicht ekelig oder gar langweilig erscheinen.

Ich habe deine Kritik, wo sie mir einleuchtete, verarbeitet. Aber obigen Ausführungen folgend, tat sie das natürlich nicht überall. Work in progress.
 

werther

Mitglied
Die Finger tasten Worte in den Schweiß.
Auf deinem Rücken ritzen Fingerspitzen
verwehte Linien über nasse Haut.

Zuletzt wird von der Zunge noch entdeckt,
dass dort, ganz nah am losen Körpereck,
Salz tief, ja süß wie Honig schmeckt.

Alles ab hier ist Rhythmik, pur,
fernab zerpflückter Denkstruktur
realiter Ruptur.
 



 
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