Versiegelte Lippen

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Versiegelte Lippen

Die Seele eines neugeborenen Kindes ist allwissend.
All die Wunder und Geheimnisse zwischen Himmel und Erde sind ihm bekannt.
Und in seiner großen Freude will es jedem davon erzählen, sein Wissen teilen.
Damit diese Geheimnisse aber nicht offenbart werden, hält ein Engel wacht zur Stunde der Geburt.
Gleich nach dem ersten Schrei beugt sich der Engel über das Kind, legt ihm einen Finger auf die Lippen und sorgt so dafür, dass das Kind schweigt. Daher rührt auch die Vertiefung über unserer Oberlippe.
Nun stellt sich die Frage nach dem Sinn dieser Tat.
Wäre es nicht schön durch eine Welt voller Wunder zu gehen und diese auch zu erkennen?

Zuerst, als Kind, sehen wir noch manch Wunderbares, kommen oft aus dem Staunen nicht heraus.
Aber mit jedem Tag, den wir auf Erden erleben, verlieren wir die Erinnerung, werden aus dem Paradies vertrieben.
Und wenn wir erwachsen sind leugnen wir oft sogar, dass es Wunder gibt, tun sie als Märchen ab.
Nur manchmal, etwa beim Anblick eines Regenbogens oder beim betrachten des Sternenhimmels spüren wir vielleicht einen Schauer, haben eine kurze, verschwommene Erinnerung an die goldenen Zeiten des Wissens als Kind, um dann wieder in der Realität der Erwachsenen zu erwachen.
 



 
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