Verstimmt

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Walther

Mitglied
Verstimmt


Es gab den Tag, da dachte ich,
Ich träfe ihn, den guten Ton.
Doch dieser, der verlachte mich.
Das hatte ich davon.

Die Worte keine Melodie,
Die Stimme klang nach Schund und Rost.
Der Inhalt kam als Parodie,
Die Antwort sturmumtost.

Jetzt stand ich da im kurzen Hemd,
Viel dümmer als ein Zirkusclown,
Als hätte sich ein Furz verklemmt:
So war ich anzuschaun.

Ich hoffte, dass der Abend naht,
Es kam dazu die dunkle Nacht.
Ein Freund gab mir hochtrabend Rat,
Hätt ich ihn bloß bedacht!

So ging es mir mit meinem Ton:
Die Liebe machte mich so dumm!
Geküsst und Krisen keimen schon:
Sie nahm ihn mir so krumm!

Nun weine ich ins Taschentuch
Und reim mich hier um meinen Kopf,
Versinke tief im Flaschenfluch,
Ich Depp, ich armer Tropf!
 

Rhea_Gift

Mitglied
oje - man hat wirklich etwas Mitleid mit dem Tor, der da sitzt, inmitten Flaschen, den Rat noch leis im Ohr, trotz Gläserklirren grell im Chor... ;)

LG, Rhea
 
Lieber Walther

das ist dir - wie eigentlich immer - ganz wunderbar gelungen. Bringt deutlich die Traurigkeit rüber.

Lieben Gruß,
Estrella
 

Raul Reiser

Mitglied
Hi Walther,

das ist schon echt stark. Was mir nicht ganz eingehen will ist die erste Strophe. Es ist der Ton, der was macht (verlacht). Eigentlich, so versteh ich das weitere, ist es aber die Liebe. Ein Ton kann (sich) m. E. nur verstimmen, wenn er irgendwo angekommen ist, am falschen Ort, falsche Zeit, falsche innere Befindlichkeit oder so, erzeugt dann Verstimmung, die sich im Echo artikuliert. Die falsche Befindlichkeit oder was zu dieser Liebessituation wäre dann der auslösender Faktor. Das könnte man vielleicht in Zeile 3 und 4 der ersten Strophe unterbringen. Dann wär's für mich ein Spitzenplatz.
Viele Grüße
Raul
 

Walther

Mitglied
Lb. Rhea_Gift,

danke, daß Du in dieses kleine Gedicht hineingelesen hast!

LG W.

Hallo Herbert,

das allzu Menschliche ist ein breites Feld, in dem man sich in vielen Formen, Weisen und Inhalten austoben kann.

Danke und lieber Gruß W.

Lb. Estrella,

danke für die lobenden Worte. Es freut den Dichter, wenn er etwas zu sagen hatte.

LG W.

Lb. Paul,

schade, daß Dich die erste Strophe nicht überzeugt. Für mich ist sie sehr wichtig. Der "gute" Ton ist, wie wir wissen, mehr noch als der "richtige". Allerdings ist der Unterschied zwischen beidem heute noch wenigen bewußt, mag man manchmal denken.

Danke für Deine kritischen Anmerkungen.

LG W.
 

anbas

Mitglied
Hallo Walter,

eigentlich, ja eigentlich gefällt mir das Gedicht. Doch dann - ich weiß nicht, ob es mein innerer Perfektionist oder der Korinthenkacker ist (die sind eng verwandt) - sehe ich da diese beiden nicht so glatten Reime "Ton - davon" und "Rost - sturmumtost" und es stellt sich ein nicht so angenehmer Beigeschmack ein, den ich auch nicht fortgespült kriege ... Leider fällt mir im Moment auch nichts Konstruktives ein. Na ja, "...und Reim mich hier um meinen Kopf..." nimmt dem dann ein wenig die Spitze :D (obwohl: So schlimm isses nun auch wieder nicht).

Liebe Grüße

Andreas
 

Walther

Mitglied
Lb. anbas,

schade, daß ich Dich nicht überzeugen konnte:

Es gab den Tag, da [blue]dachte ich[/blue],
Ich träfe ihn, den guten Ton.
Doch dieser, der [blue]verlachte mich[/blue].
Das hatte ich davon.

Die Worte keine [blue]Melodie[/blue],
Die Stimme klang nach [blue]Schund und Rost[/blue].
Der Inhalt kam als [blue]Parodie[/blue],
Die Antwort [blue]sturmumtost[/blue].

Jetzt stand ich da im [blue]kurzen Hemd[/blue],
Viel dümmer als ein Zirkusclown,
Als hätte sich ein [blue]Furz verklemmt[/blue]:
So war ich anzuschaun.

Ich hoffte, dass der [blue]Abend naht[/blue],
Es kam dazu die dunkle Nacht.
Ein Freund gab mir [blue]hochtrabend Rat[/blue],
Hätt ich ihn bloß bedacht!

So ging es mir mit [blue]meinem Ton[/blue]:
Die Liebe machte mich [blue]so dumm[/blue]!
Geküsst und Krisen [blue]keimen schon[/blue]:
Sie nahm ihn mir [blue]so krumm[/blue]!

Nun weine ich ins [blue]Taschentuch[/blue]
Und reim mich hier um meinen Kopf,
Versinke tief im [blue]Flaschenfluch[/blue],
Ich Depp, ich armer Tropf!

Hier habe ich nur die offensichtlichen Binnen(laut)reime aufgegriffen. Ich habe mir, und dafür läuft das Ding wirklich rund, ziemliche Mühe mit der Ausarbeitung dieses höheren Blödsinns gegeben.

Aber das reicht wohl dann noch nicht. Schade. Sehr schade. Schnüff!

LG W.
 



 
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