Wenn Tante Hedwig zu uns kam,
sich jeder vorbildlich benahm.
Beim letzten Umzug fanden wir
ihr Tagebuch hinterm Klavier:
Sein Inhalt sorgte für Tamtam.
Nichts schreckte Tante Edeltrud;
so lief sie voller Übermut
vier Stunden barfuß durch den Schnee,
sprang jauchzend in den Bodensee:
Bei Lindau sie im Grabe ruht.
Ein As war Tante Hildegard,
nach sechs Glas Wein kam sie in Fahrt;
sie setzte schrillen Wortwitz ein,
der nur ganz selten stubenrein,
doch allerseits geduldet ward.
Unser Onkel Ferdinand
war nicht klug, doch arrogant;
seine Knoblauchpillen
lähmten jeden Willen:
Ein Freudentag, als er verschwand.
Ein Onkel aus dem Odenwald
war in sein Spiegelbild verknallt;
er sah im Spiegelglas,
dass Schönheit er besaß:
Im Haus zog es durch jeden Spalt.
In Rosenheim saß Onkel Max,
hatte ein Herz so weich wie Wachs,
las kitschige Romane,
kam sonntags mit 'ner Fahne
nach Haus' und fraß dort falschen Lachs.
Nichte Mathilde aus der Schweiz
blieb ledig, da sie ohne Reiz.
Sie summte fromme Lieder,
fand Hausarbeit zuwider:
Die Wohnung stank nach Frust und Geiz.
Als Klempner war er unentbehrlich,
flink und geschickt - leider nicht ehrlich;
doch zahlte man den Preis,
ob des Neffen Fleiß:
Sein Konto wuchs - sein Haar blieb spärlich.
In Freudenstadt gab's noch zwei Basen,
die ständig vorm Radio saßen.
Ludmilla hörte gern Händel,
Gerhilda roch nach Lavendel:
Unmengen Pralinen sie aßen.
Ich habe Onkel Benedikt,
dem einzigen, der richtig tickt,
mein Machwerk zugesandt;
der hat das Ding verbrannt
und mir die Asche zugeschickt.
sich jeder vorbildlich benahm.
Beim letzten Umzug fanden wir
ihr Tagebuch hinterm Klavier:
Sein Inhalt sorgte für Tamtam.
Nichts schreckte Tante Edeltrud;
so lief sie voller Übermut
vier Stunden barfuß durch den Schnee,
sprang jauchzend in den Bodensee:
Bei Lindau sie im Grabe ruht.
Ein As war Tante Hildegard,
nach sechs Glas Wein kam sie in Fahrt;
sie setzte schrillen Wortwitz ein,
der nur ganz selten stubenrein,
doch allerseits geduldet ward.
Unser Onkel Ferdinand
war nicht klug, doch arrogant;
seine Knoblauchpillen
lähmten jeden Willen:
Ein Freudentag, als er verschwand.
Ein Onkel aus dem Odenwald
war in sein Spiegelbild verknallt;
er sah im Spiegelglas,
dass Schönheit er besaß:
Im Haus zog es durch jeden Spalt.
In Rosenheim saß Onkel Max,
hatte ein Herz so weich wie Wachs,
las kitschige Romane,
kam sonntags mit 'ner Fahne
nach Haus' und fraß dort falschen Lachs.
Nichte Mathilde aus der Schweiz
blieb ledig, da sie ohne Reiz.
Sie summte fromme Lieder,
fand Hausarbeit zuwider:
Die Wohnung stank nach Frust und Geiz.
Als Klempner war er unentbehrlich,
flink und geschickt - leider nicht ehrlich;
doch zahlte man den Preis,
ob des Neffen Fleiß:
Sein Konto wuchs - sein Haar blieb spärlich.
In Freudenstadt gab's noch zwei Basen,
die ständig vorm Radio saßen.
Ludmilla hörte gern Händel,
Gerhilda roch nach Lavendel:
Unmengen Pralinen sie aßen.
Ich habe Onkel Benedikt,
dem einzigen, der richtig tickt,
mein Machwerk zugesandt;
der hat das Ding verbrannt
und mir die Asche zugeschickt.