Viel Licht auf ein altes Foto

3,30 Stern(e) 7 Bewertungen

Carlo Ihde

Mitglied
Groß der kleine Horizont
des Fotos, groß das kleine Meer
in seinem lichtblassen Abbild
die Lichtflucht der letzten
Jahrzehnte beschrieben.

Grau das alte Schwarzweiß,
grau das stilisierte grün
gelb und rot von vor ewigen
Jahren die auch grau geworden waren.

Eine Frau und ein Mann, so
ging das alte Märchen in die
nächste Runde, durch diese Frau
und diesen Mann in einem Land,
das länger schon fort ist, nur
ich und ihr die als Früchte ewig
Gewesenes protokollieren
noch hier.

Was auf dem Foto farblich schon
damals jeder Beschreibung spottete
unwahr heute nunmehr was
damals man unverrückbar der Zeit
zum Trotz auf Fotopapier gebannt:

ist nicht grau nur sondern
gegenstandslos die Personen
verblasst wie die Liebe
in den bunten Feldern eines
verblassten Sommers in einem
grau verbliebenen Jahrhundert.
 

Carlo Ihde

Mitglied
Lieber Carlo, immer tun sich alle schwer, dir zu einer ersten Antwort in Form eines spontanen Leseeindruckes zu verhelfen. Damit die Bilanz nicht 0 aufweist sondern zumindest 1, helfe ich dir, unter Freunden macht man das so. Weiß aber leider nix zu sagen. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung von Dichtung und Wahrheit, hab mir das zwar durchgelesen, was du da verzapft....äh, gedichtet hast, aber hinterher hab ich mich ganz geistesabewesend am Po gekratzt und ins Unendliche gestarrt. Ich wünsche dir, dass ein paar andere noch was nettes schreiben, und was zum Text sagen können...blablabla.

Achso, wollen wir beide eigentlich mal wieder einen Trinken gehen, Freitag nach dem Workshop oder so? Ich mach mal ne Ketten-Email fertig und sehen wer kommt, oK?

Freundschaftlich, dein Carlo...
 
A

Arthrys

Gast
hm,

Lieber Carlo,
ja, es bleibt nicht viel übrig, verblasst, wird Erinnerung, die wiederum verblasst und letztendlich verschwindet.
Verblassende Vergangenheit. Wir kommen und wir gehen, verschwinden im Nichts. So in etwa habe ich es jedenfalls verstanden.
Schön hast du das geschrieben und auf den Punkt gebracht.
Vielleicht kleine vorsichtige Veränderungen:
verblasst wie die (ihre) Liebe
in den bunten Feldern eines
verblassten (vergangenen) Sommers in einem
grau verbliebenen Jahrhundert.
LG
Arthrys
Ps. Immerhin hat es noch nicht einmal 24 Stunden gedauert, bis dir jemand antwortet. Ich warte meist Tage oder Wochen, bis mich jemand aus der Versenkung heraus holt :)
 

Gabriele

Mitglied
Gefällt mir gut, Deine "Bildbetrachtung".
Die letzte "Strophe" könntest Du vielleicht noch ein wenig straffen bzw. verdichten, dann wird's, glaube ich, noch aussagestärker.
Liebe Grüße
Gabriele
 
B

Beba

Gast
Du stellst hier auf wunderbare Weise die Vergänglichkeit dar. Eigentlich geht es ja um die Vergänglichkeit des Menschen, du zeigst sie aber durch das verblasste Foto und die verblassten Farben.
Ja, Vergänglichkeit, nicht mehr sein: ein großes Thema. Dein Herangehen hat mir gefallen.

Ich möchte aber Gabriele zustimmen: vielleicht kannst du den letzten Absatz etwas kürzen und ihn damit verständlicher machen.


Ciao,
Beba
 

Milko

Mitglied
als erster

antwortest du dir meist selbst,
lässt jedoch die leser selbst mit ihren kommentaren stund um stund
stehen...............(nur so nebenbei)

zum text:
allgemein :
hat mich dieser text überrascht , diese schrift von dir zu lesen , ich finde du hast schöne bilder geformt und hinterlassen , was schon mit dem titel anfängt.
die ersten drei strophen lesen sich selbst &
deswegen gibt es nichts zu meckern

der rhythmus stimmt , ich hätte 2 absätze mehr verwendet
quote:
_______________________________

Grau das alte Schwarzweiß,
grau das stilisierte grün
gelb und rot von vor ewigen
Jahren die auch grau geworden waren.
____________________________

Grau das alte Schwarzweiß,
grau das stilisierte grün
gelb und rot
von vor ewigen Jahren
die auch grau geworden sind

quote:
_______gleich mein vorschlag_____________________

Eine Frau und ein Mann,
so ging das alte Märchen
in die nächste Runde,
durch diese Frau und diesen Mann
in einem Land,
das länger schon fort ist,
nur ich und ihr
die als Früchte ewig
Gewesenes protokollieren.
______________________

tja und jetzt zum schluß :
es liest sich angenehm , doch irgendetwas störte??!

es geht ja um vergänglichkeit :
und du vermittelst für mich in der letzten "strophe
das nicht nur das leben ( das personifizierte / & biologisches Leben) an sich vergänglich ist , sondern "Alles". (es ist nicht viel vergänglich!!)
...leider bin ich momentan nicht in der Lage dies einfacher darzustellen...vielleicht kannst du trotzdem was damit anfangen.

ich habe jedoch
diese deine schrift
sehr gerne
zu mir genommen.
gm
 

Carlo Ihde

Mitglied
Danke für den Hinweis mit der letzten Strophe: ja, jetzt fühle ich das auch, irgendetwas trübt das Leseerlebnis ein bisschen. Ich muss aber nachdenken, was zu ändern ist.
Weiß das zu schätzen, Gabi und Beba, eure Änderungsvorschläge sind allgemein, aber das macht es mir nicht leicht es zu ändern.


Milko: deine Kommentare verstören mich regelmäßig. Weiß manchmal gar nicht, was du meinst. Du windest dich um nicht geradeaus reden zu müssen. Ist schwer verständlich. Dass du dich teilweise im Kommentartext mit gebrochener Zeile über deine Ansichten äußerst, ist nur ein kurioses Detail. Impliziert, dass du dich im Alltag nur in der Dicht-Form mit anderen unterhälst...
 
H

HFleiss

Gast
Carlo, die Dichtform der Unterhaltung ist nicht die schlechteste. Schließe mich den Kommentaren der Vorherigen zum Teil an. Aber irgendwas fehlt mir an dem Gedicht, als dass es mich berühren würde. Die letzte Strophe plappert, hier fehlt ein Dreizeiler. Schreib mal die Farben alle groß (Eselsbrücke: mit Artikel geschrieben). Hanna
 

Carlo Ihde

Mitglied
So, jetzt hab ich das Gedicht geändert. Dachte am Anfang ich könnte eine wirksame Veränderung nur durch Kürzung erreichen. Prämissen, die Reduktion in der Form fordern wo sie eigentlich die nicht proportional dazu stehende Höherqualifizierung im Sinn fordern sollten, müssen einem immer überholt vorkommen. Soviel glaube ich von Dichtung zu wissen, dass Form und Inhalt eine Symbiose eingehen müssen, ohne das eine der Komponenten die andere von sich abhängig macht.

Unabhängig davon, ob das Resultat nun euren Ideen entspricht, die sicher nicht falsch sind, im Gegenteil sind wir alle durchaus kritische Individuen mit unserer Meinung, die auf einer gewissen Sensibilität fußen, aber ich PERSÖNLICH finde diesen meinen Text nun gut, im Sinne von fertig und unverrückbar. Weitere Änderungen wird es nicht geben.

Danke für eure ehrliche Kritik. Ohne die hätte es wahrscheinlich gar keine Änderungen gegeben.
 

Ohrenschützer

Mitglied
Lieber Carlo,

Weitere Änderungen wird es nicht geben.
Schade. Ich hätte Dich noch gerne auf etwas aufmerksam gemacht. Hanna hat Recht, die Farben sollten groß geschrieben werden, wenn sie hauptwörtlich gebraucht werden. Bei "Schwarzweiß" machst Du es richtig, die zwei Zeilen danach nicht mehr:
Grau das alte Schwarzweiß,
Grau das stilisierte Grün
Gelb und Rot von vor ewigen
Jahren die auch grau geworden waren.


Was mich auch etwas irritiert, ist die Beistrichsetzung. Ich weiß, dass es in der Lyrik nicht so genau damit ist, aber für mich persönlich gerät der Textfluss zT sehr ins Stocken.

Folgende Passage verstehe ich nicht ganz:
Eine Frau und ein Mann, so
ging das alte Märchen in die
nächste Runde, durch diese Frau
und diesen Mann in einem Land,
das länger schon fort ist, nur
ich und ihr die als Früchte ewig
Gewesenes protokollieren
noch hier.

Ich bin nicht sicher, ob ich ihn richtig lese, nämlich dass man "nur ich und ihr die als Früchte ewig Gewesenes protokollieren noch hier" als eigenständigen Satz lesen kann.
Dann gäbe es zwei Möglichkeiten:
"Nur ich und ihr, die als Früchte ewig Gewesenes protokollieren, (sind) noch hier."
oder
"Nur ich und ihr, die als Früchte ewig Gewesenes (sind), protokollieren noch hier."

Vielleicht kannst Du mich diesbezüglich noch aufklären. Es grüßt recht freundlich,
 
H

HFleiss

Gast
Carlo, das ist es - sofern man etwas erreichen will -, was man eben nicht machen darf: sich perfekt finden. Hanna
 

Carlo Ihde

Mitglied
Wir sind die Früchte von verblassten Frauen und Männern.

Wir sind als solche Früchte noch hier.

Wir müssen protokollieren, nämlich das, was war. Wir müssen die Erinnerung wach halten.


Das Schwarzweiß ist groß geschrieben richtig, denn es ist ein neologistisch zu verstehendes Synonym für den Gegenstand "Foto". Man sagt ja zu einen kurzen schwarzen Kleid einer Frau auch das kleine "Schwarze". Die anderen Farben lassen ein semantisches Problem nur oberflächlich vermuten. Eigentlich stehen sie für vermutete Eigenschaften, die aus dem Foto nicht vollends hervor gehen. Eigenschaftswörter schreibe ich vorzugsweise klein. Bei Eigenschaftswörtern benötige ich natürlich ein Bezugswort, ein groß geschriebenes Substantiv, das seht ihr richtig. Richtig ist auch, dass ich es ausgespart habe in der ersten Strophe. Es heißt da

grau das stilisierte grün

um das kleingeschriebene grau und grün zu rechtfertigen, hätte es heißen müssen (zB)

grau das stilisierte grün-E- GRAS


oder so ähnlich.
Mein Text kommt aber teilweise auch ohne Verben aus, verwendet unübliche Konjugationen und/oder Deklinationen. Dass ich das hier rechtfertigen muss zerstört meiner Meinung nach das poetische Geheimnis.
 

Ohrenschützer

Mitglied
Hallo Carlo,

Mein Text kommt aber teilweise auch ohne Verben aus, verwendet unübliche Konjugationen und/oder Deklinationen. Dass ich das hier rechtfertigen muss zerstört meiner Meinung nach das poetische Geheimnis.
Tut mir leid, Dich damit belästigt zu haben. Aber der "Kunstgriff" in der von Dir angewandten Form hinterlässt bei mir eher den Eindruck von schlechtem Deutsch oder unbeholfenem Ausdruck.

Gruß,
 

Carlo Ihde

Mitglied
Liebe Leute: ich möchte, trotz all meiner Gehässigkeiten, euch jetzt mal hier danken, ehrlich danken: ihr habt mir insgesamt 132 Besuche bei diesem Thread gegeben, das ist für mich eine kleine Premiere, wie alles an "kleinen" Superlativen bei einem Leselupe-Neuling wie mir gleich eine Premiere ist. Dafür jetzt Chapeau gezogen, Diener gemacht, Knicks, küss die Hand, Prosit, etcetera...
 



 
Oben Unten