Vielleicht für immer

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Er trat aus dem Haus und zog sich den Hut tief ins Gesicht. Cornelia hatte gelacht, als er sich den Hut kaufte.
"So ein altmodisches Ding trägt kein Mensch mehr!" hatte sie gesagt und er hatte den Hut im hintersten Winkel der Garderobe versteckt, wohl wissend, dass er ihn noch einmal brauchen würde.
Er ging zu seinem Auto und stieg ein. Ihm war, als würde seine Haut noch nach Yvonne riechen und sofort erwachte sein Verlangen erneut. Doch es war unsinnig, sie jetzt noch einmal aufzusuchen. Vielleicht schlief sie auch schon. Er nahm sein Handy und schrieb:"Es war wunderschön mit dir", doch dann schickte er die SMS nicht ab, weil ihm die Wörter zu abgeschmackt erschienen.

Zuhause schlich er sich auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer, doch er hatte Pech: Cornelia war noch wach.
"Schon wieder Überstunden? Ich glaub, ich muss deinem Chef mal die Meinung sagen."
"Er bezahlt sie mir ja."
"Wäre trotzdem schön, wenn die Kinder dich vor dem Schlafengehen sehen würden."
"Morgen komme ich rechtzeitig, versprochen. Ich gehe noch duschen."
"Dann bis gleich." Cornelia drehte sich auf die Seite und plötzlich regte sie ihn auf mit ihrer Arglosigkeit, ihrem albernen Vertrauen.

Als das Wasser an ihm herunter lief, war ihm, als würde Yvonne ihn an den Stellen noch einmal berühren, als würde seine Haut explodieren, als würde sie leibhaftig neben ihm stehen.

Er ging ins Schlafzimmer und betrachtete seine schlafende Frau oder besser gesagt, er versuchte es. Dann schloss er die Augen und Yvonne war bei ihm, würde bei ihm sein bis zum nächsten Morgen.
Oder vielleicht sogar für immer.
 



 
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