Vier Schwestern

pitty

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Vier Schwestern


Es gibt vier Schwestern, die sich einerseits sehr ähneln, sich andererseits jedoch immer wieder im Wege stehen.

Die eine heißt Angst, von der wir immer öfter in unsere Schranken gewiesen werden, obwohl wir ohne jegliche Einschränkungen in dieses Leben geschickt wurden. Es gab einen Zeitpunkt, wo wir es zuließen, daß sie uns eingeholt und in unserem Lebensraum eingeschränkt hat, anstatt zu begreifen, daß sie nur ein schützender Begleiter auf unserem Lebensweg sein soll.

Es war vorgesehen, daß wir die Angst annehmen, um uns vor leichtsinnigem Handeln und vor Gefahren zu schützen. Es war jedoch nicht vorgesehen, daß wir - aus Angst vor Verletzungen - die Angst benutzen, um uns vor uns selbst und unseren Mitmenschen zu verstecken.

Das ist sehr bedauerlich, weil dadurch - also durch das Mißverstehen dieser Schwester - die Angst einen negativen Wert erhält, ohne daß sie es wirklich verdient hätte.

Die zweite der vier Schwestern heißt Zuversicht, die sich natürlich von ihrer Schwester Angst sehr unterscheidet.

Die Zuversicht gibt uns die Möglichkeit zum positiven Denken. Sie macht uns, wenn wir sie richtig verstehen, stark und mutig in allem was wir zu meißtern haben. Sie gibt uns Vertrauen in wichtigen Lebensentscheidungen und hält auch zu uns, wenn mal etwas nicht so gelingt, wie wir uns das gewünscht hätten.

Zuversichtlich sein heißt auch, daß wir uns auf Situationen einlassen, die nicht von vornherein mit Erfolg gepriesen sind. Die Zuversicht verlangt von uns ebenfalls, daß wir uns auf Menschen einlassen, obwohl wir vorher nicht wissen, ob sie uns nur gutes tun.
Diese Schwester braucht keine Garantie, auf das, was wir wollen, wünschen oder brauchen.

Wenn wir sie nicht hätten, würden wir noch mehr abwägen und hätten immer weniger Mut, uns auf unsere eigenen Gefühle zu verlassen oder noch besser, unsere eigenen Gefühle zu spüren.

Aber da ist ja die kleine? oder große? Schwester \"Angst\", auf die wir immer wieder gerne hören und die uns in diesen Augenblicken daran hindert, wir selbst zu sein.

Da ist noch die dritte der vier Schwestern, die Vernunft heißt.

Sie hindert uns noch mehr, uns auf Neues oder Unbekanntes einzulassen. Sie kann nichts tun, ohne eine vollständige Garantie dafür zu bekommen.

Die Vernunft wägt alles was sie tut vorher ab und wenn wir auf sie hören, dann beschneidet sie uns in unserem kurzen Leben so sehr, daß wir eventuell nie erfahren, was wirkliches \"Glück\" für uns selbst bedeutet.

Die vierte Schwester ist die Liebe.

Die Liebe muß am meißten kämpfen, weil sie sich so sehr von zwei Ihrer Schwestern unterscheidet. Sie erwartet von uns, daß wir uns, wenn wir lieben, bedingungslos hingeben , ohne dabei auf die Angst und die Vernunft zu hören. Die Liebe hat den Anspruch, zu geben, was immer unser Gefühl auch hergibt und zu nehmen, was wir als Geschenk dafür bekommen.

Diese offensichtlich einsame Schwester fragt sich oft, warum sie nicht einfach angenommen werden kann, ohne daß wir mit mindestens einem Auge immer die anderen Schwestern im Auge behalten.

Die Liebe kann nicht für sich alleine stehen.

Wir haben nicht gelernt, unseren eigenen Gefühlen zu trauen, weil sich die Schwester Angst und auch die Schwester Vernunft immer wieder zwischen die Liebe stellen.

Die Liebe kann darum auch nie voll entfaltet werden, weil wir die absolute Grenze der Liebe nie kennenlernen werden. - Aus Angst? Oder weil wir vernünftig sein wollen ?

Lediglich die Zufersicht ist sich mit der Liebe einig. Diese beiden Schwestern sind sich sehr nah und wenn wir es schaffen, den beiden ab und zu zu vertrauen, dann haben wir zumindestens eine kleine Chance, etwas von dem zu erfahren, was wirkliches Glück bedeutet, denn Glück sollte nicht mit Angst besetzt sein.

Es wäre denkbar und wunderbar, wenn diese vier Schwestern eine Einheit bilden würden, anstatt sich gegenseitig im Wege zu stehen.

Sie könnten zusammenarbeiten, denn wir brauchen die Angst in unserem Leben sowie die Vernunft, die Zuversicht und die Liebe.

Wir haben offensichtlich den Ursprung dieser vier Schwestern falsch verstanden, weil wir es nicht lernen werden, jede einzelne so anzunehmen, wie es geplant war.

Das macht diese vier Schwestern sehr traurig und sie möchten uns, als milden Versuch uns aufmerksam zu machen, wenigsten verdeutlichen, welchen Platz sie eigentlich in unserem wertvollen und kurzen Leben einnehmen wollten.

Die Angst meldet sich zuerst und möchte uns sagen, daß sie ausschließlich da sein möchte, um uns vor Gefahren zu schützen, die jedes Kind schützt. Wenn sie nicht wäre, würden wir womöglich von einem Hochhaus springen, weil wir keine Angst vor den Folgen hätten (Fliegen muß eigentlich schön sein). Ein gewisses Maß an Angst gehört also unbedingt in unseren Lebensraum.

Die Zuversicht möchte uns mit auf den Weg geben, daß es nötig ist, zu-ver-Sicht-lich zu denken, zu handeln und zu fühlen, weil wir uns nur durch positives Denken, Handeln und fühlen weiter entwickeln können. Wir sollen aus Ihr Kraft schöpfen, lernen , uns selbst lieben lernen und dadurch fähig zu werden, andere Menschen zu lieben. Wir werden liebenswert!

Die Vernunft steuert unseren Kopf und möchte dort zum Einsatz kommen, wo unsere eigenen Gefühle nicht mehr wissen, was sie tun sollen, weil sie sich mal wieder in einem Kreisel befinden. Sie verlangt von uns allerdings, daß wir gut aufpassen und sie nicht dafür benutzen, uns vor uns selbst zu verstecken bzw. vergessen, uns zu spüren und hinzuschauen, was in uns vorgeht.

Zum Schluß meldet sich die Liebe, die eigentlich nur einen Wunsch hat.

Sie will uns helfen, vorbehaltlos unserem eigenen Inneren zuzu-hören und darauf zu vertrauen, daß wir - was wir auch tun und wofür wir uns auch entscheiden - richtig liegen.

Sie erwartet nicht von uns, daß das, was wir fühlen, immer und zu jeder Zeit Bestand haben muß. Wirklich Lieben ist abhängig von Entwicklungen der einzelnen Menschen, und es ist aus diesem Grund legitim, uns eventuell anders zu entscheiden, wenn es soweit ist.

Die Liebe will nur geben und uns auf keinen Fall einschränken.

Jetzt ist den vier Schwestern wohler und sie hoffen, daß das, was jede einzelne bewegt, wenigstens einen Teil der Menschen erreicht.

Alle vier sind sich einig und ich wünsche Dir und mir und uns allen, daß wir ein wenig verstanden haben, was sie uns wertvolles sagen wollen.
 



 
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