Vom Dichten nicht zu viel erwarten

3,80 Stern(e) 4 Bewertungen
Es hob ein junger Dichter sonder Fehle,
so glaubte er, sein Werk in reines Licht,
aus einer Stimmung, strömend von der Seele,
gewiss, dass sein Genie allein es richt.

Im Licht Bestand hat kaum ein Wort gefunden,
obwohl er recht geschickt sonst Worte setzt,
„Hast Reime ziemlich schlampig fortgewunden!“
Ein Freund zeigt ihm, wie er die Sorte wetzt.

Der Dichter hat noch oft das Band gerissen,
zu hoch gespannt er in die Helle starrt,
in Fingernägel bis zum Rand gebissen,
weil er noch immer auf der Stelle harrt.

Es geht ein Dichter oft auf harten Wegen,
darf nicht zu viel sich zu erwarten hegen.
 

Walther

Mitglied
Hallo Lupenleser, ein lupenreines Schüttelsonett in englischer machart! gerne und schmunzelnd gelesen. lg W.
 



 
Oben Unten