Vom Feind und dem eigenen Volk (Gedicht eines Afghanistan-Veteranen im Jahr 2017)

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Ich wollte im Ausland meine Heimat schützen,
mit dem für mich Kostbarsten das ich geben kann
wollte für Gutes dieses Leben nützen.
Von meiner Hand es starben dann
5 Feinde und hundert Zivilisten
Alte,Frauen,Kind und Mann
Ich kam nach Deutschland heim - da regierten die Populisten.

Ich wurde dekoriert man ließ mich mit den Worten gehen
...ich sei ein Held und könnt noch größer werden,
ich könnt ja das Dilemma an der Grenze sehen
"Schieß doch auf diese Menschen-Herden
und es wär der absolute Hit
triffst du gleich ein paar deutsche Helfer mit.
Denn sei gewahr
unsere Nachtruhe ist ernsthaft in Gefahr."

"Tust Du es nicht,
dann müssen wir ja selber helfen: Wir, Bessere unter Gleichen.
Auf Arbeit und Denken sind wir nicht erpicht,
dienen lieber unsren Reichen.
Wir sind christlich demokratische Anti-Anti-Faschisten
und nur gegen Andersdenkende Rassisten.
Drum schieß oder geh!
Jetzt herrschen wir! Die AfD!"
 

Tula

Mitglied
Hallo Daginius

mein Tipp: belasse es bei der ersten Strophe, die ist lyrisch noch vertretbar, auch weil sie eine (traurige) Pointe hat.
Die Strophe würde ich etwas kürzen und anpassen:

Ich wollt' in der Ferne die Heimat schützen,
mit allem was ich geben kann,
nicht mir, nur anderen nützen.

Von meiner Hand, es starben dann
Fünf Feinde und auch Zivilisten.

Als ich nach Hause kam - da feierten
die Populisten.


Lyrisch gesehen ist es immer noch nicht gut, aber es würde Deine Aussage auf das Wesentliche konzentrieren.

Was das Thema selbst angeht, könntest Du hier ohnehin auf den Reim verzichten, d.h. ungereimt, so kurz wie möglich und mit der Wende am Schluss sollte es zu einem besseren Gedicht machen.

Gut gemeint

LG
Tula
 
Hallo Tula,

vielen Dank für deine Anmerkungen. Es ist zweifellos viel, viel "runder" und "melodischer" wie du es vorschlägst.

Ich stehe noch immer in fassungsloser Ehrfurcht vor der Qualität, inspirierenden Schönheit und Vielfalt guter Beiträge von Autoren hier auf Leselupe de.

Das anfügen der Bemerkung: -gut gemeint- ist gar nicht notwendig um erkennen zu können das Kritik von jedem hier -in welcher Art und Weise auch immer- konstruktiv ist und weiterhilft.

Danke für deinen Kommentar.
 
Ich wollt im Ausland meine Heimat schützen,
mit dem Kostbarsten das ich geben kann
wollte für Gutes dieses Leben nützen.
Von meiner Hand es starben dann
5 Feinde und noch mehr Zivilisten.
Ich kam nach Deutschland heim - da feierten die Populisten.

Ich wurde dekoriert man ließ mich mit den Worten gehen
ich sei ein Held und könnt noch größer werden,
ich könnt ja das Dilemma an der Grenze sehen.
"Schieß doch für uns auf diese Menschen-Herden!
Denn sei gewahr
unsere Nachtruhe ist ernsthaft in Gefahr."

"Warum tust Du es nicht,
soll´n wir etwa selber helfen? Wir? Bessre unter Gleichen.
Auf Arbeit und Denken sind wir nicht erpicht,
dienen lieber unsren Reichen.
Wir sind christlich demokratische Neo-Statisten
und nur gegen Andersdenkende selbst Rassisten."

Kann ich Held sein?
Oder bin ich das Schwein?
Zu Hause bin ich nicht mehr Krieger.
Keine Waffe macht aus mir den "Sieger".
Auch nicht was ich plappernd sage,
nur und ganz allein was ich handelnd wage.
 

anbas

Mitglied
Hallo Daginius,

Du hast dieses Gedicht im Experimentellen Bereich der Leselupe gepostet. Ich bin mir nicht sicher, ob Du es hier gepostet hast, weil diese Art zu dichten für Dich ein Experiment ist, oder ob es ein experimenteller Text im Sinne dieses Unterforums sein soll (siehe "Forentext" am Anfang der Übersicht - oder http://www.leselupe.de/lw/titel-Forentext-98883.htm ;))?

Doch nun zum Gedicht selber. Es ist ein sehr ambitioniertes Gedicht - und da besteht die Gefahr, dass man schnell zu viel auf einmal sagen und vermitteln will. Passiert mir selber auch immer wieder mal :D.

Ein solches Gedicht zu überarbeiten ist schwierig, finde ich. Man könnte es "eindampfen", wie Tula es empfiehlt - doch dann fallen Aspekte und Ideen weg, die gar nicht so schlecht sind, die nur in der Gesamtheit, also der Länge deutlich werden.

Auf jeden Fall würde ich mir über den Vorschlag Gedanken machen, es als ungereimtes Gedicht aufzubauen. In der aktuellen Form macht es den Eindruck, als wäre es metrisch völlig misslungen und mühsam auf Reim hingedrechselt. Klar, man kann die Metrik sperrig gestalten, um so den Inhalt zu unterstützen - aber hier scheint diese Überlegung keine Rolle gespielt zu haben.

Soweit meine Gedanken dazu.

Liebe Grüße

Andreas


... ach ja, wir sind uns hier bisher noch nicht "über den Weg gelaufen": Herzlich willkommen in der Leselupe :)!
 
Hallo Andreas,

wow... vielen Dank das du so viele Anregungen und vor allen Dingen Gedanken zu meinem Gedicht hast. Einiges muß ich ehrlich gesagt erst mal nachschlagen um deine Hinweise auch in vollem Umfang einordnen zu können. Das Gedicht ist hier richtig aufgehoben. Es hat experimentellen Charakter. Die Urfassung hat schon vor einiger Zeit auf YouTube ein Freund mit Armeebildern und Musik veröffentlicht ( Videotitel: AfD-Wahrheit 2 ). Das "Original" ist eine Nummer härter.
Hier auf Leselupe.de probiere ich aus wie ich die Nettiquette (political correctniss) einhalte ohne das ein Text an Aussagekraft verliert. Gedichte die ich schreibe sind immer auf meine bzw. auf eine bestimmte Vortragsweise zugeschnitten und verletzen daher fast immer die allgemeinen Regeln... da sich ihr Potenzial eben nur in einer speziellen Vortragsweise entfaltet. Darüber hinaus bekomme ich hier aber schon nach kurzer Zeit so viele gute Hinweise deren Umsetzung sich sofort positiv bemerkbar macht.
Das ungereimte Gedicht -verzeiht mir (Tula und du)- konnte ich, so sehr ich mich auch bemüht habe niemals als Gedicht für mich akzeptieren. Ich habe auch in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis dazu einiges Gutes gelesen... aber so wie ich die Lieder von Xavier Neidoo als glänzendes schönes aber inhaltsloses Konfekt-Papier wahrnehme so empfinde ich nur Gereimtes als Gedicht. Asche auf mein Haupt !!!
Ich werde während meiner Zeit hier in jeder oder fast jeder Rubrik etwas veröffentlichen und mich von der Vielfalt der sich hier offenbarenden Möglichkeiten beim Lesen vieler wirklich guter Texte und Gedichte inspirieren lassen. Nebenbei bedarf es dieser Übung auch um Rechtschreibung und Grammatik wieder auf Vordermann zu bringen.
Dein Engagement mir gegenüber werde ich in den nächsten Tagen würdigen in dem ich mir einige deiner Texte genauer ansehe. Hab noch mal vielen Dank und gerne mehr kritisches... ich wurde nicht geboren um gelobt zu werden.

Beste Grüße !!!
 

Tula

Mitglied
Hallo

Hhhhmmmm... nun ist es ja noch länger..

Das eigentliche Problem hier ist die fehlende lyrische Sprache. Die kann man auf vielerlei Art finden, doch auf welche auch immer, sollte sie weniger Sachverhalte und direkte Meinungen vermitteln, als vielmehr Gefühle, Stimmungen usw. Deshalb ist Politik ohnehin kein leichtes Thema; meistens wird dieses eher satirisch angegangen.

Ich würde vorschlagen, dich am Anfang an einfachen Themen zu versuchen. Hier ist das Thema ja auch "Wut". Versuch diese oder andere Gefühle zu umschreiben. Gut ist es dann, wenn Du im Leser die Gefühle "entfachst", die Du auch vermitteln willst oder unter Umständen selbst fühlst. Um es humorvoll zu sagen, schreib im Liebesgedicht lieber 'du bist die Butter auf meinem Brot' als 'Hach, ich brauche dich so sehr'

Leicht gesagt...

Jedenfalls nicht aufgeben.

LG
Tula
 

Tula

Mitglied
Der gleichzeitige Post war Zufall

Zum Thema Reim: kein Thema, welches man nicht auch mit ihm bewältigen kann. Da er (der Reim) auf sprachliche Harmonie setzt, wird es bei solch einem Thema noch schwieriger, Negatives zu vermitteln.

Da wir bei politischen Gedichten waren, kann man als "gute Reimer" sicherlich Kästner und auch Mühsam (reine Kampfgedichte ausgeschlossen) anführen.

LG
Tula
 
Ich wollt im Ausland meine Heimat schützen,
mit dem Kostbarsten das ich geben kann
wollte für Gutes dieses Leben nützen.
Von meiner Hand es starben dann
5 Feinde und noch mehr Zivilisten.
Ich kam nach Deutschland heim - da feierten die Populisten.

Ich wurde dekoriert man ließ mich mit den Worten gehen
ich sei ein Held und könnt noch größer werden,
ich könnt ja das Dilemma an der Grenze sehen.
"Schieß doch für uns auf diese Menschen-Herden!
Denn sei gewahr
unsere Nachtruhe ist ernsthaft in Gefahr."

"Warum tust Du es nicht,
soll´n wir etwa selber helfen? Wir? Bessre unter Gleichen.
Auf Arbeit und Denken sind wir nicht erpicht,
dienen lieber unsren Reichen.
Wir sind christlich demokratische Neo-Statisten
und nur gegen Andersdenkende selbst Rassisten."

Kann ich Held sein?
Oder bin ich das Schwein?
Soll ich mich vor einem populärem "Führer" bücken?
Jenen folgen die sich unverdient mit "christlich" schmücken?
Oder soll ich -nur ein wenig- der Bequemlichkeit entsagen
und vielleicht Fehler machend noch mehr zu helfen wagen?

Epilog

Wir brauchen Rechte, Rechts- und Linkspopulisten und Faschisten, denn erst durch sie wird unsere Menschlichkeit, unsere Hilfsbereitschaft und unsere Solidarität daraufhin geprüft wie sehr wir Menschen sind.
 
Ich wollt im Ausland meine Heimat schützen,
mit dem Kostbarsten das ich geben kann
wollte für Gutes dieses Leben nützen.
Von meiner Hand es starben dann
5 Feinde und noch mehr Zivilisten.
Ich kam nach Deutschland heim - da feierten die Populisten.

Ich wurde dekoriert man ließ mich mit den Worten gehen
ich sei ein Held und könnt noch größer werden,
ich könnt ja das Dilemma an der Grenze sehen.
"Schieß doch für uns auf diese Menschen-Herden!
Denn sei gewahr
unsere Nachtruhe ist ernsthaft in Gefahr."

"Warum tust Du es nicht,
soll´n wir etwa selber helfen? Wir? Bessre unter Gleichen.
Auf Arbeit und Denken sind wir nicht erpicht,
dienen lieber unsren Reichen.
Wir sind christlich demokratische Neo-Statisten
und nur gegen Andersdenkende selbst Rassisten."

Kann ich Held sein?
Oder bin ich das Schwein?
Soll ich mich vor einem populären "Führer" bücken?
Jenen folgen die sich unverdient mit "christlich" schmücken?
Oder soll ich -nur ein wenig- der Bequemlichkeit entsagen
und vielleicht Fehler machend noch mehr zu helfen wagen?

Epilog

Wir brauchen Rechte, Rechts- und Linkspopulisten und Faschisten, denn erst durch sie wird unsere Menschlichkeit, unsere Hilfsbereitschaft und unsere Solidarität daraufhin geprüft wie sehr wir Menschen sind.
 



 
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