Vom Vergehen

3,60 Stern(e) 7 Bewertungen

Seshmosis

Mitglied
Vom Vergehen

Fast gefüllt
das Schattenglas
das deine Stunden zählt

Fast verblasst
das Scherbenstück
das deinen Namen trägt

Fast verbrannt
dein Lebensbaum
der fahl im Regen steht

Fast verwelkt
der Rosenstrauch
der deine Liebe lebt

Fast verweht
der Atemhauch
der deine Worte webt

Umschauen
den Horizont ermessen
von hier zum Sternenstrand

Hingehen
wo du noch niemals warst
und doch so viele warten
 
H

HFleiss

Gast
Bei diesem Gedicht habe ich den Eindruck, ein Kranker, ein Todkranker hat es geschrieben: Er fleht um das letzte Stück Atem. Aber irgend etwas ist da, was mich das Daranglauben anzweifeln lässt. Es ist ein bisschen wie Mimikry: Ich mach mich klein, damit mich der böse Wolf nicht sieht. Aber in Wirklichkeit bin ich ein Bär, und der kann es mit dem bösen Wolf aufnehmen. Ein Pokerspiel. Aber das nur inhaltlich. Weiß nicht, ob man so herangehen sollte.

Gut gefällt mir, dass du die Anapher einsetzt.

Lieben Gruß
Hanna
 

Seshmosis

Mitglied
Hallo Hanna!

Vielleicht hat Dein Gefühl ja recht?
Bei mir wurde 2003 Krebs diagnostiziert und ich ging durch die ganze Therapiehölle, mit der Folge, dass ich 4 Wochen danach als Nebenwirkung einen Herzinfarkt bekam, was wiederum zu einer ByPass-OP führte - mit einigen Komplikationen.
Diese Erfahrungen, an oder auf der Schwelle des Todes zu stehen, habe ich in etlichen Texten verarbeitet.

Gruß Gerd-Seshmosis
 



 
Oben Unten