Von den Wanderschuhen, die gar keine sein wollten

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ratzfatzweg

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Es trägt sich tagtäglich Sonderbares zu.
Doch, lieber Leser, dies ist nur eine simple Geschichte.
Eine Geschichte, die sich so an keinem herkömmlichen Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag oder Freitag zugetragen hat. Auch an keinem Wochenende, womit ich Samstag und Sonntag meine. Nebenbei ist es eine frei erfundene Geschichte eines Paares, dass sich nichts viel mehr wünschte als nicht länger Wanderschuhe zu sein.
Eines Paares, das von dem weißen Strand Almerias träumte, von den Salzkristallen in den Ösen, die das dunkle Schwarz schon bald mit herrlichem Rot schmücken würden, von den zwischen den Einlagen kitzelnden Sandkörnern und kontaktfreudigen Igeln, die sich lieblich dreinblickend in die Fusssohlen bohren.
Sie sehnten sich nach klaren Meerwasserrändern.
Zeichen zarter Berührungen, die nicht vom plump grabschenden Schlamm des Waldes oder den kleinen, schmuddeligen Pfützen der staubigen Straßen herrühren würden.
Wanderschuhe haben ein sehr starkes Auftreten und so kam es, dass sich einer der beiden- der mutigere gewiss- an einem Tag den ich heute und hier nicht nennen möchte, vom Fusse des Besitzers zu lösen erhoffte, in dem die zuvor in den Plan eingeweihten Schnürsenkel ihren Dienst quittierten und sich langsam, aber sicher nicht aus dem Staub sondern in den selbigen machten...
Der zweite, wesentlich ungeschicktere und bei weitem nicht so mutige Schuh übersah die Hingabe der Geringelten, die sich Ihrem Träger offen verbunden fühlten, tapte mit voller Ernsthaftigkeit-sich der Folgen nicht recht bewusst- auf selbige, sich im Staub vor Lachen und Freude über die scheinbar gewonnene Freiheit kringelnden und ehe Mann sich versah überkam den mutigen eine Leere, wie sie sonst nur am Abend, kurz vor dem Deodorieren zu empfinden
war -was unserem Schuh gar nie schmeckte, da er doch an der einen oder anderen Stelle, vermutlich auf Grund unsauberer Fertigung oder durch die langen Wandertage, Nischen in sich barg, in das sich das nach dem wunderschön schaumigen Berg zu Brühe zusammengelaufene Spray zurückzog, um dort stillschweigend den Geist aufzugeben...
Doch Mann war Choleriker und so ergriff er den Schuh, der recht locker dreinstand, ließ sich die rotgrün farbenen um's angespannte Handgelenk wehen und ließ das Lederwerk mit voller Kraft durch die Lüfte sausen...voraus natürlich.
Und weil er gar noch immer wütend war, zerrte und zupfte er auf einem bewollten Fuß hüpfend, den vor Angst klammernden zweiten vom Fusse und warf ihn dem ersten der Spitze nach hinterher.

Man fand sich im Sande.
Und wäre der Wind auf Grund diverser Verstimmungen an diesem Tag nicht so aufbrausend gewesen, keine Welle hätte sie je berührt, kein Sandkorn, kein Meeresigel.

Wahrlich, ein Tag zum Feiern.
 



 
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