Vorbei - Sonett

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Walther

Mitglied
Vorbei


Man aalt sich in den sicheren Gefühlen,
Dass das, was heute ist, auch morgen sei,
Wenn es geblieben wäre. Doch: Vorbei,
Zerronnen und zerplatzt, der Traum, im kühlen

Und glatten Lächeln jener auf den Stühlen,
Dort, wo man steuert: Weinen? Einerlei!
Man kennt nicht mal des Feindes Konterfei,
Ertrinkt im Strudel, will sich vorwärts wühlen

Im Treibsand falscher Glücks- und Heilsversprechen:
Schal schmeckt die Hoffnung wie zu alter Wein!
Man spürt in seiner Brust ein feines Stechen,

Das Atmen fehlt schon schwer, man ist allein.
Die Rüstung strotzt vor Löchern in den Blechen,
Und Sicherheit ist nichts als falscher Schein.
 

Walther

Mitglied
Vorbei


Man aalt sich in den sicheren Gefühlen,
Dass das, was heute ist, auch morgen sei,
Wenn es geblieben wäre. Doch: Vorbei,
Zerronnen und zerplatzt, der Traum, im kühlen

Und glatten Lächeln jener auf den Stühlen,
Dort, wo man steuert: Weinen? Einerlei!
Man kennt nicht mal des Feindes Konterfei,
Ertrinkt im Strudel, will sich vorwärts wühlen

Im Treibsand falscher Glücks- und Heilsversprechen:
Schal schmeckt die Hoffnung wie zu alter Wein!
Man spürt in seiner Brust ein feines Stechen,

Das Atmen fällt schon schwer, man ist allein.
Die Rüstung strotzt vor Löchern in den Blechen,
Und Sicherheit ist nichts als falscher Schein.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Sonett trifft mich gut. Nichts bleibt. Es sieht lange so aus, dann entstehen Löcher.

Die ersten Strophen zeigen die Illussion des Konstanten, die beiden hinteren das Zerbrechen der Illussion.
Und die ltzte Zeile kommt zum Schuss, dass Sicherheit nichts ist, als Illussion. Das Gedicht ist noch jung, auch wenn im schnellebigen Internet manche nur in Wochen denken.
Aber es ist auch heute aktuell.
Rostflecken und Löcher zeigen sich, wenn man nichts tut, um zu bewahren und zu erneueren. Das trifft auf die Kunstform Sonett selbst gleichfalls zu.

Aber dieses Sonett braucht noch viele Jahre, um Löcher zu bekommen.

Das Gedicht hat viele Facetten:

Liebesgedicht
Familiengedicht
Gesellschaftsgedicht
Sonett-Sonett
 
Lieber Walter,

Im Treibsand falscher Glücks- und Heilsversprechen:
Schal schmeckt die Hoffnung wie zu alter Wein!
Man spürt in seiner Brust ein feines Stechen,
Die Strophe gefällt mir am besten.

In solch einen Treibsand gerät man im Laufe des Lebens oft.


Es grüßt
Marie-Luise.

Ps. Was mir immer noch nicht gefällt? Du weißt es.
:D
 

Walther

Mitglied
Lb. Bernd,

Gedichte wirken auf den Leser je nach Lebenssituation und persönlicher (Stimmungs-)Lage. Sonette scheinen ganz besonders zu wirken, weil sie Themen in einer sehr besonderen Form verdichten.

Es freut mich, daß Dich dieser schon etwas ältere Text angesprochen hat. Er ging damals rasch unter, fast unbeachtet, wenn man von der Wertung MD Spinozas einmal absieht. Du hast ihn jetzt wieder nach oben gehievt. Dafür vielen Dank.

LG W.

Lb. Marie-Luise,

danke für Deine positive Wertung und Deine freundlichen Worte. Meine Marotte mit den Großbuchstaben am Versanfang, ich weiß, sie stört die eine und den anderen. Trotzdem danke! ;)

LG W.
 
Löcher in den Blechen

sind nicht so nett und das Knirschen im skelettalen Gebälk macht nicht nur Krach. Eins ist sicher - sicher is nich. Unaufhaltsam der Verfall, die eigene Endlichkeit rückt näher. Du machst uns nichts vor - und das ist gut und richtig so - nett wäre untertrieben.

Lieben Gruß
Bakenknarz,
auch schon ein -alter
 

Walther

Mitglied
Lb. Baki,

in der Tat ist das nicht nett, aber hoffentlich wenigstens "nett" geschrieben. ;)

Danke für Deine launigen Worte. :)

LG W.
 



 
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