WC in USA

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Kayl

Mitglied
Ein Sprachproblem hatte ich mal bei unserer ersten USA-Reise, als ich in einem Supermarkt nach einer Toilette fragte. Nahe liegend, dass mir zunächst die Abkürzung WC für water closet einfiel. Ich fragte also nach einem water closet.
Unverständnis allenthalben!
Die Verkäuferin rief Hilfe herbei. Amerikaner sind sehr hilfsbereit, und schließlich diskutierte das ganze Supermarkt-Personal, was wohl mit water closet gemeint sein könnte. Closet heißt nämlich auch Wandschrank, wie ich später erfuhr. Man suchte wahrscheinlich eine vernünftige Verbindung zwischen Wasser und Schrank. Will der verrückte Deutsche einen Schrank mit eingebautem Wasserfall oder einen, mit dem er paddeln kann? Doch ehe es bei mir zu sehr drückte, kam man darauf, dass ich schlicht und einfach zum Klo wollte. In USA heißt es verschämt rest room, wörtlich übersetzt Ruheraum.
„Ich dachte, du wärst durch die Toilettenspülung verschwunden,“ bemerkte Ursula, die im Wohnmobil auf mich wartete, nach meiner Rückkehr.
Nein, ich hatte Englisch-Unterricht.
 
U

USch

Gast
Hallo Kayl,
nette kleines USA-Erlebnis, wenn man des Englischen nicht so firm ist. Ich kenne das von meiner US-Reise.
Ein paar kleine Verbesserungsmöglichkeiten, wenn du magst.

[red]Ein Sprachproblem hatte ich mal bei unserer ersten USA-Reise, als ich in einem Supermarkt nach einer Toilette fragte. [/red]Der Satz holpert. Das Sprachproblem würde ich hier nicht benennen, da es aus der Geschichte ersichtlich wird.
Vielleicht so: [blue]Auf meiner USA-Reise fragte ich in einem Supermarkt nach einer Toilette.
[/blue]
[strike]Nahe liegend, dass mir zunächst die Abkürzung WC für water closet einfiel.[/strike] [red]Diesen erklärenden Satz würde ich weglassen.[/red] Ich fragte [strike]also [/strike]nach einem water closet.
Unverständnis allenthalben!
Kommata setzt man üblicherweise hinter die Anführungszeichen
einer wörtlichen Rede.

LG USch
 

Kayl

Mitglied
Ein Sprachproblem hatte ich mal bei unserer ersten USA-Reise, als ich in einem Supermarkt nach einer Toilette fragte. Nahe liegend, dass mir zunächst die Abkürzung WC für water closet einfiel. Ich fragte also nach einem water closet.
Unverständnis allenthalben!
Die Verkäuferin rief Hilfe herbei. Amerikaner sind sehr hilfsbereit, und schließlich diskutierte das ganze Supermarkt-Personal, was wohl mit water closet gemeint sein könnte. Closet heißt nämlich auch Wandschrank, wie ich später erfuhr. Man suchte wahrscheinlich eine vernünftige Verbindung zwischen Wasser und Schrank. Will der verrückte Deutsche einen Schrank mit eingebautem Wasserfall oder einen, mit dem er paddeln kann? Doch ehe es bei mir zu sehr drückte, kam man darauf, dass ich schlicht und einfach zum Klo wollte. In USA heißt es verschämt rest room, wörtlich übersetzt Ruheraum.
„Ich dachte, du wärst durch die Toilettenspülung verschwunden“, bemerkte Ursula, die im Wohnmobil auf mich wartete, nach meiner Rückkehr.
Nein, ich hatte Englisch-Unterricht.
 

Kayl

Mitglied
Hallo USch, ihr seid doch schneller als der Schall! Herzlichen Dank für deine (an das Du muss ich mich noch gewöhnen) konstruktive Kritik! Ähnlich schnell habe ich schon mal die Gänsefüßchen vor das Komma gesetzt.
Liebe Grüße - Horst (Kayling)
 

Kölle

Mitglied
Hallo Kayl,

auch ich hätte mich als Leser gefreut, wenn ich mich mit dem Erzähler hätte mitwundern dürfen. Wenn die Frage nach einem Klo nur Verwunderung ausdrückt. Wenn ich auch als Leser denke darf: Hä, wieso kennen die kein Klo? Und wenn sich dann nach und nach herausstellt, dass es an der Formulierung/der falschen Vokabel liegt. Die Erklärung also als Geschichte entwickeln...

Ansonsten - finde ich - ist es eher ein Tagebucheintrag...

Aber auf alle Fälle Danke für diesen Eintrag, so werde ich wohl nie mit voller Blase durch Amiland reisen müssen.

LG Kölle
 

James Blond

Mitglied
Verständnisprobleme

Sicher hätte man in den Text mehr Überraschung einbauen können, indem man auf die einleitende Erklärung verzichtet hätte.

Aber war das auch beabsichtigt? Nicht immer sind Spannung, Überraschung und Pointe die Maßstäbe, nach denen sich ein Text zu richten hat.

Man sollte hier berücksichtigen, dass der Text mit dem Hinweis auf ein 'Sprachproblem in den USA' beginnt: Demnach geht es hier vorrangig um eine Information und nicht allein um eine lustige Reiseanekdote.

Aus dieser Sicht ist der Text einwandfrei, weil er das Unverständnis beschreibt, das eine wörtliche Übersetzung auslösen kann und auch die eher peinliche Komik, die damit verbunden sein kann. Begriffe sind zuweilen recht diskrete Helfer. Ist man gezwungen, aus sprachlicher Hilflosigkeit seinen Bedürfnissen unverblümt Ausdruck zu verleihen, kann das unter Umständen sogar als Beleidigung aufgefasst werden.

Insofern würde ich an dem Text nichts 'verbessern' wollen, er verpackt seine Information in eine amüsante Anekdote, schildert in sparsamen Worten die Situation und ihren Ausgang.

Interessant wäre es auch gewesen, hätte der Leser noch etwas genauer erfahren, wie sich das dringend gesuchte Wort schließlich fand.

Gern gelesen und kommentiert.

Grüße
JB
 
A

aligaga

Gast
Das G'schichterl leidet ein wenig darunter, dass der Erzähler mit
Ein Sprachproblem hatte ich mal bei unserer ersten USA-Reise, als ich in einem Supermarkt nach einer Toilette fragte. Nahe liegend, dass mir zunächst die Abkürzung WC für water closet einfiel. Ich fragte also nach einem water closet.
einen etwas krampfhaften "Einstieg" wählt. Denn wirklich nahe liegend wäre die Frage nach einer "Toilette" gewesen - die Amis hätten ihn sofort verstanden, auch wenn das Wort deutsch oder französisch ausgesprochen worden wäre. Korrekt heißt der Lokus da drüben nämlich "toilet". Der "restroom" ist dagegen keine verschämte Bezeichnung für den Abort. Er kann u. U. eine Toilette enthalten, ist aber eher ein Wasch-, Wickel- und Regenerationsraum.

Und noch was: wer bei uns in einem gewöhnlichen Supermarkt nach einem Lokus sucht, findet in der Regel keinen. Den gibt's dort nur für die Angestellten. Wahrscheinlich hat's in dem Amimarkt auch keinen gegeben, sondern eben nur den "restroom".

Gruß

aligaga
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Erstaunlich, was hier in letzter Zeit so alles als Kurzprosa gelobt wird. Es gab Zeiten, da wurde jeder Text, der auch nur ansatzweise Selbsterlebtes enthielt (oder in das der Leser Selbsterlebtes hinein interpretieren wollte) gnadenlos niedergewertet. Diese kleine Anekdote wäre allenfalls einen Eintrag ins Tagebuch wert gewesen – mit Kurzprosa hat das absolut nichts zu tun.

Ciconia
 

James Blond

Mitglied
Textbezogenheit?

Erstaunlich, dass hier Kommentare von alten Forenzeiten berichten, um sich einem neuen Text zu nähern. Dabei empfiehlt sich die Kritik an einer unpassenden Rubrik wohl selten so schlecht, wie hier in der Kurzprosa. Im ersten Beitrag finden sich genügend Hinweise, um diesen Text nicht deplaziert erscheinen zu lassen. Selbst dann, wenn es sich nur um eine Tagebuchnotiz handelt.

Ebenso erstaunt mich eine Kritik an dem geschilderten Verhalten, das ja keine Fiktion erkennen lässt und als erlebte Tatsache beschrieben wurde, völlig ungeachtet der Frage, ob es auch klügere Alternativen gegeben hätte. Auch dieser Kommentar umgeht den Text.

Gruß
JB
 
A

aligaga

Gast
Ebenso erstaunt mich eine Kritik an dem geschilderten Verhalten, das ja keine Fiktion erkennen lässt und als erlebte Tatsache beschrieben wurde, völlig ungeachtet der Frage, ob es auch klügere Alternativen gegeben hätte. Auch dieser Kommentar umgeht den Text.
Das sehe ich nicht so, James. Der gegenständliche Text, der uns wie eine Episode vorgetragen wird und dessen Prolog das erzählende Ich als jemanden zeigt, der in einem Supermakt nach einer imaginären Toilette sucht und das Wort nicht einfach mit "toilet", sondern einem (wer weiß wie ausgesprochenen) "water closet" übersetzt, möchte wohl witzig sein.

Leider ist er das wegen der aufgezeigten Schwächen in der Dramaturgie und im Set nicht. Es werden keineswegs nur "erlebte Tatsachen" beschrieben, sondern sie werden vom Autor anteilig interpretiert. Das Kurzprosastück ist bestenfalls unfreiwillig komisch und daher als missglückt anzusehen.

So what?

aligaga
 

James Blond

Mitglied
Hmm,
die auslösende Frage nach einem "water closet" mag einem Sprachkundigen vielleicht seltsam erscheinen. Gewollt witzig, an den Haaren herbeigezogen oder unwahrscheinlich ist sie aber nicht, ich habe diese "Übersetzung" tatsächlich schon mehrmals von Deutschen gehört. Außerdem wird sie begründet: Der Protagonist übersetzt sich völlig korrekt die Abkürzung "WC".

Allerdings halte ich es im Sinne einer Textkritik für müßig, sich über die (Nicht-)Einfältigkeit des Protagonisten auszulassen. Genauso gut könnte man auch Homer entgegen halten, wie blöd die Trojaner sein müssen, wenn sie ein riesiges Holzpferd ihrer Feinde in die Stadt ziehen, anstatt es als Siegesfeuer zu verbrennen. :)

Ich sehe in diesem Text weniger einen Witz als einen anekdotisch aufgemachten Beitrag zum Sprachwissen. Es gibt im Deutschen einige "englische" Wörter, die im englischsprachigen Ausland ganz anders verstanden werden, wie z.B. "Handy" oder "Oldtimer". Das ist gut zu wissen.

Grüße
JB
 
A

aligaga

Gast
Hallo James,

ich glaube, wir reden immer noch aneinander vorbei (was ja nichts Schlimmes sein muss, finde ich). Wenn man weiß, dass es in Supermärkten keine Kundentoiletten gibt und dass ein "restroom" keine "verschämte Umschreibung" für eine Toilette ist, dann kommt man bei der Geschichte nicht ins Schmunzeln, sondern erst ins Grübeln und dann zum Lachen - aber nicht über den Prota, sondern über den Autor, der sich offenbar gar nicht vorstellen kann, dass die Verkäuferin den fremden Blasenschwächling aus reiner Menschlichkeit in den für die Angestellten vorgesehenen Waschraum ließ.

Lass einen Ami hier bei uns bei Rewe, Aldi oder Tengelmann eine Verkäuferin schlecht verständlich nach einer Toilette fragen - sie wird entweder nur den Kopf schütteln und sagen, dass es so etwas hier nicht gäbe, oder (was kaum anzunehmen ist) sich als VölkerverständigerIn erweisen und den ausländischen Kunden, die Hausordnung missachtend, in den Angestelltenwaschraum lassen.

Ich wiederhole: Die "Geschichte" ist bestenfalls unfreiwillig komisch und daher als missglückt anzusehen.

Gruß

aligaga
 

sonah

Mitglied
Hallo Kayl,

es ist eine nette Anekdote, die Du hier beschreibst. Ob man hier noch eine überraschende Pointe einbaut oder sonstiges ist wohl eher Geschmackssache. Ich würde prinzipiell James Blond zustimmen, dass man natürlich durch die einleitende Erklärung schon viel vorweg und damit dem Leser die Überraschung nimmt.

Um das Ganze noch etwas plastischer zu machen, könnte man noch etwas wörtliche Rede und ein paar skizzenhafte Figurenbeschreibungen einbauen, aber mag sein, dass es dann zu viel wird.

Die Kommentare empfinde ich zum Teil als wenig hilfreih, weil sie mir zu weit hergeholt kritisieren. Wenn man jedoch in der Lage ist, zwischen Meinungen und Fakten zu unterscheiden, kann man großzügig darüber hinweglesen.

Nach meiner persönlichen Erfahrung nimmt kein Amerikaner das Wort "toilet" in den Mund, das gilt als unfein, "rest room" scheint immer noch die gebräuchlichste Bezeichnung zu sein, in Einzelfällen auch "loo", "bathroom" oder "lavatory". Mag sein, dass sich dies geändert hat, aber von meinem Kenntnisstand gibt die Geschichte den Sprachgebrauch korrekt wieder, ebenso die Freundlichkeit der Amerikaner.

LG

Sybille
 



 
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