Während wir schlafen

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Rasputin

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Während wir schlafen

Wir schreiben das Jahr 2047. Krankheiten wie Aids und Krebs sind seit Jahren ausgerottet. Der Mensch erkannte die größten Belastungen und Gefahren für seine Gesundheit und lernte diese zu vermindern. Lebensmittel werden nun weltweit ohne chemische Zusatzstoffe hergestellt, Genmanipulation von Nahrung ist streng verboten. Ebenfalls untersagt ist der Konsum von Tabak und Alkohol. Man hat verpflichtende monatliche Gesundheitsscans eingeführt, die die Einhaltung dieses „Healthy Mankind“ -Programmes überwachen. Dazu gehört auch eine Mindestmenge an Sport und gutem Nachtschlaf. Ein Blutresonanzmesser, der permanent am Handgelenk getragen wird, liefert dafür verlässliche Daten. Geschlechtsverkehr ist mit maximal fünf verschiedenen Partnern im Jahr gestattet, deren Namen der „Healthy Mankind Foundation“, kurz HMF, mittgeteilt werden müssen. Den Hunger, besonders in den Entwicklungsländern, konnte man durch die Massenzucht von essbaren Insekten stillen.

Der IS-Terror endete nach dem verheerenden Anschlag beim Fußball WM-Finale am 18. Dezember 2022 in Katar abrupt. Wohl auch deshalb, weil die Regierungen danach nicht nach dem „Auge um Auge und Zahn um Zahn“ Prinzip Vergeltung suchten, sondern beschlossen, diesem dunkelsten Auswuchs von religiösem Fanatismus mit Verachtung entgegenzutreten. Der „Final Day“ -Terrorakt war einer der heimtückischsten Massaker, den die Welt bis dahin erlebt hatte. Er brachte selbst die schlimmsten Jihadisten wieder zur Besinnung. Danach war allerseits die Devise, leben und leben lassen. Der Schlüssel, den Dritten Weltkrieg abzuwehren, war gefunden.

Und unsere Wirtschaft? Die hat sich nach der „Großen Implosion“, wie die von den Lehman Brothers ausgelöste Krise betitelt wurde, langsam erholt. Förderlich hierfür waren mitunter der Zerfall der EU und die Einführung einer einheitlichen Währung auf der ganzen Welt, welche den Namen „Globo“ trägt. Hauptsächlich verantwortlich für ein stabiles Finanzsystem zeichnet jedoch die Erkenntnis der führenden Geldunternehmen, welchen Schaden ihre Gier nach Profit und Provisionen überall angerichtet hat. Deshalb werden heute keine Kredite mehr leichtfertig vergeben und die Auszahlung von Provisionen ist stark limitiert. Die Regierungen können nun, da sie marode Banken und sogar ganze Staaten nicht mehr mit Rettungsschirmen auffangen müssen, auf einen Großteil der Steuern verzichten und haben immer noch genug Geld zur Verfügung, um in Forschung und Entwicklung zu investieren. Dadurch erlebt zum Beispiel die Computerindustrie seit Jahren eine wahre Blütezeit.

Politiker werden seit 2028 durch Castingshows gewählt, in denen sie erfundene Probleme ihres Landes lösen müssen. Meist sind diese Szenarien derart Komplex, dass sie ohne einer Kooperation mit anderen Kandidaten kaum zu managen sind. Bewerben können sich sämtliche Bürger über einem Alter von 20 Jahren. Nach einer Vorausscheidung werden 35 Anwärter in den Cast übernommen. Am letzten Tag der vierwöchigen Show, die verpflichtend täglich von 18 bis 19 Uhr gesehen werden muss, hat jeder Bürger, der älter als zehn Jahre ist, die Pflicht, über sein „Home Entertainment System“ zu wählen. Am Skype Monitor wird überprüft, ob auch wirklich alle Hausbewohner ihre Stimmen abgeben. Wahlen finden alle zwei Jahre statt.
Heute, 7. Oktober 2047, leben die Bewohner dieses Planeten in einer gesunden und sicheren Welt. Die Schere zwischen Arm und Reich schließt sich langsam wieder und superreiche Konzerninhaber und Ölmultis sind Geschichte. Die Weltbank weiß genau, wieviel „Globo“ gerade im Umlauf sind und hat Einsicht, wieviel jeder Bürger davon besitzt. Kein Mensch auf Erden darf mehr als 70 000 G auf dem Konto haben. Überschüssiges Geld wird an Menschen mit niederem Kontostand aufgeteilt. Zur Erklärung sei gesagt, ein Mittelklassewagen kostet im Jahr 2047 etwa 5 000 G.

Die beruflichen Tätigkeiten haben sich mit dem enormen Fortschritt im Sektor der Mechatronik, dem Zusammenspiel von Mechanik, Elektronik und Informatik, stark vereinfacht. Da Menschen nachts schlafen müssen, um die medizinischen Checks der „Healthy Mankind Foundation“ zu bestehen, macht man sich die Innovationen der Forschung zu Nutze und setzt in allen Bereichen ab 18 Uhr humanoide Roboter ein. Dadurch konnte die Arbeitszeit allerorts auf sieben Stunden am Tag gekürzt werden. Die Robos, wie diese technischen Apparaturen kurz genannt werden, sind dem Homo Sapiens in Aussehen und Gestalt täuschend ähnlich nachempfunden. Robos, bringen die Zeitung frühmorgens, bedienen uns abends im Restaurant und fahren unsere Züge durch die Nacht. Sie erledigen all ihre Aufgaben zuverlässiger und schneller als Menschen, doch die Arbeit am Tag bleibt dennoch ausschließlich unserer Spezies vorbehalten, das ist im neuen Menschenrechtsgesetz verankert. Dem führenden Hersteller humanoider Roboter, der Firma Haugwald, stieß diese Tatsache anfangs sauer auf, doch nach langen Verhandlungen mit den Regierungen mussten sich die Gebrüder Haugwald geschlagen geben. Ansonsten wäre die Welt in eine Massenarbeitslosigkeit gerutscht, schlimmer noch, der Mensch hätte langsam seine Vormachtstellung auf Erden verloren. Da die modernen Robos über eine ausgeprägte künstliche Intelligenz verfügen und darauf programmiert sind, Probleme selbstständig zu erkennen und zu lösen, hat man ihnen auch einen Zeitschaltungschip eingebaut, der alle Roboter täglich von neun Uhr vormittags bis 14 Uhr nachmittags von ihrer Energiequelle koppelt. Dadurch bleibt der Mensch weiterhin Herr über die Maschinen, die uns zuweilen auch schon an logischem Denken und Einfallsreichtum übertreffen.

Nun liegt die Arbeitslosenquote global unter fünf Prozent, was bedeutet, dass wir in den Industriestaaten Vollbeschäftigung haben. Jeder Berufstätige ist in der Regel mit der Ausübung seines Jobs glücklich, das verdanken wir nicht zuletzt einer großartigen Betreuung ab dem sechsten Lebensjahr. Im Zuge der herkömmlichen schulischen Ausbildung werden die Fähigkeiten und Talente jedes Einzelnen genau unter die Lupe genommen. Danach wird jedem im Alter von 16 Jahren sein individueller Berufsweg zugewiesen. Hier führt entweder der Weg auf eine höherbildende Schule, oder direkt ins Arbeitsleben. Möglichkeiten der beruflichen Veränderung im späteren Leben sind abgeschafft worden, da kaum noch Nachfrage bestand.

Pensionsantritt ist dann weltweit mit dem sechzigsten Lebensjahr, selbstverständlich für Mann und Frau gleich. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 93 Jahren hat man dann auch noch einiges von seinem wohlverdienten Ruhestand. Für unsere Pensionisten wurden wunderschöne Dörfer in idyllischen Lagen erbaut, um sie vom Trubel des arbeitenden Volkes abzuschirmen und medizinisch optimal zu versorgen. Das verhindert auch Reibungen zwischen Jung und Alt. Natürlich können die Rentner einmal die Woche von ihren Verwandten besucht werden und bei einem der sieben Feiertage steht ebenfalls einem Treffen nichts im Weg.

Auf dem Planeten Erde ist endlich Frieden eingekehrt und die menschliche Rasse hat sich aus dem Chaos, in dem sie vor Jahrzehnten zu versinken drohte, selbst befreit. Bedrohungen wurden und werden erkannt und abgewehrt, Kriege kennt die jüngere Bevölkerung nur mehr aus Geschichtsbüchern. Selbst im Fernsehen werden keine bewegten Bilder oder Dokumentationen mehr von den Fehltritten der Menschheit ausgestrahlt. Heute lässt man die Vergangenheit lieber auf sich beruhen.
Wenn wir im Jahr 2047 zu Bett gehen, können wir ohne quälende Gedanken an jegliche Art der Bedrohung einschlafen. Ja, wir schlafen tief und fest.

Die Firma Haugwald wurde im Jahr 2020 von den Brüdern Jens und Timo Haugwald gegründet. Jens sorgte schon während seines Studiums der Mechatronik mit unglaublichem Erfindergeist für Furore. So konnte er im Alter von 25 Jahren schon sieben Patente sein Eigen nennen. Darunter auch wesentliche Entwicklungen im Sektor Robotik. Sein älterer Bruder Timo arbeitete zunächst als Wirtschaftsinformatiker für eine Unternehmensberatungsfirma, bevor er ins Lager eines großen Medienkonzerns wechselte. Nachdem Jens sein Studium mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, beschloss er sich zusammen mit seinem Bruder, der Geld und ein umfangreiches Wissens im Bereich der Informationsverarbeitung hatte, selbstständig zu machen.

Zunächst stellten die beiden wichtige Betriebssysteme und Steuerelemente für Satelliten her. Schon bald traten große Unternehmen an die Gebrüder Haugwald heran und wollten ihre Firma aufkaufen, doch da die Zwei mit ihren Errungenschaften erst am Anfang standen und sie um das Potential ihrer Zusammenarbeit wussten, konnte kein Angebot sie zum Verkauf locken. Haugwald wurde bald ein klingender Name in vielen Bereichen neuer Technologien. Selbst die Konkurrenz aus Asien verblasste im strahlenden Glanz des Brüderpaares.
Als im Dezember 2022 die Bomben im WM Stadion von Katar hochgingen sorgten bereits Bauteile der Firma Haugwald für eine gestochen scharfe Übertragung in alle Wohnzimmer dieser Erde. Die Beruhigung aller Krisenherde in den darauffolgenden Jahren kam dem Unternehmen der Gebrüder Haugwald sehr zugute. Jens konnte seinen großen Bruder überzeugen, das Hauptaugenmerk der Forschung mehr in Richtung Robotik zu lenken. Bald verbuchten die beiden, beschleunigt durch die gute wirtschaftliche Lage und Förderungen der Regierung, großartige Erfolge in der Entwicklung humanoider Roboter.
Am 16. März 2026 bestieg der erste Robo völlig ohne menschliche Hilfe einen Güterzug und steuerte diesen ebenfalls eigenständig von Rotterdam nach München. Dies war ein Meilenstein im Werdegang der Roboter.

Glücklicherweise konnten Wissenschaftler der „Healthy Mankind Foundation“ zu dieser Zeit auch die extrem negativen Auswirkungen von zu wenig Schlaf in der Nacht belegen, weshalb man intensiv über Alternativen zu den Nachtschichten in vielen Sparten Ausschau hielt. Natürlich führte hierfür, damals wie heute, kein Weg an den Erfindungen der Brüder Haugwald vorbei. Die HMF startete deshalb eben im Bahnwesen erste Versuche, Roboter die Nachtschichten übernehmen zu lassen.

Mit diesem extrem lukrativen Auftrag bedacht, sicherte sich die Firma Haugwald endgültig das weltweite Monopol als zuverlässiger Lieferant fehlerfrei funktionierender Roboter und machte Jens und Timo zu Milliardären.

Wie wir wissen wurde bald darauf der Globo eingeführt und das Vermögen eines Menschen auf maximal 70 000 G reglementiert. Natürlich wurde auch das Schlupfloch, sein Vermögen in Wertgegenstände umzuwandeln, durch eine Limitierung der jährlichen Investitionen geschlossen. Viele Superreiche protestierten vehement gegen diese Sanktionen, doch als man ihnen mit hohen Strafen und Gefängnis drohte, fanden sich die meisten mit diesem Gesetz ab. Nur einige wenige wurden tatsächlich wegen ihres hartnäckigen Widerstandes verurteilt.
Für Jens und Timo war diese starke Annäherung von Arm und Reich wie ein Schlag ins Gesicht. All der Reichtum, den sie mit ihren unglaublichen Entwicklungen anhäufen konnten, wurde den Brüdern entrissen. Maßgeblich verantwortlich dafür, zeichnete die neue Art, sprich die Castingshows, Politiker ins Parlament zu hieven. Plötzlich wurden die Staaten von bodenständigen Menschen mit Hausverstand regiert und Jahrzehnte andauernde Seilschaften somit gekappt. Also mussten auch die Gebrüder Haugwald angesichts der unumstößlichen neuen Gesetze kapitulierten.

Trotzdem, oder gerade deswegen, trieben sie die Manifestation der Roboter als Helfer in unserer Gesellschaft, weiter voran.
Heutzutage wäre eine Welt ohne humanoider Roboter der Firma Haugwald schwer vorstellbar. Programmiert werden diese menschenähnlichen Maschinen vom Hersteller, doch bevor jeder Robo unters Volk gemischt wird, erledigt eine unabhängige technische Kommission die Endkontrolle. Hier wird geprüft, ob auch wirklich jedes Modell den Menschen wohlgesinnt und ungefährlich ist.

Der Homo Sapiens legt nachts also das Zepter ab, um von Maschinen adäquat vertreten zu werden. Fast beruhigend, nimmt so mancher bei gekipptem Fenster im Halbschlaf ein entferntes Rauschen eines vorbeifahrenden Güterzuges in der Hand eines Robos war oder bemerkt eine Roboter Polizeistreife, die auf den Straßen nach Nicht-Schläfern und Unruhestiftern Ausschau hält.

Sind wir nach den vielen Jahren ohne Kriege und selbstverschuldeten Katastrophen zu gutgläubig geworden? Vielleicht schon. Im Jahr 2047 gibt es einen Mann, der von den Regierungen als geisteskrank und schizophren bezeichnet wird und wegen Volksverhetzung eine Strafe von siebzehn Jahren zu verbüßen hat. Dieser geächtete hat jedoch eine geheime Gefolgschaft, die ihn hartnäckig als Propheten verehrt. Sein Name ist Ernest Silvestri und er verfasste vor seiner Inhaftierung das „Libro Futuro“, das Buch der Zukunft. Darin wird der Menschheit der Dritte Weltkrieg prophezeit, herbeigeführt durch einen Aufstand der Roboter.

Ernest Silvestri beschreibt die Ereignisse ab dem 8. Oktober 2047 wie folgt:

Die Menschen werden aufwachen und bemerken, dass die Zeitung zum ersten Mal seit zwanzig Jahren, nicht vor der Haustüre liegt. Auch wird ihnen die Stille auf den Straßen auffallen und spätestens, wenn die Leute ihr „Home Entertainment System“ in Betrieb nehmen, wird ihnen klar werden, dass kein Roboter auf Erden mehr seinen programmierten Dienst verrichtet.
Der Moderator der Morgensendung wird von einer Rebellion der humanoiden Roboter berichten. Es wird in der Nacht von 7. auf 8. Oktober 2047 erstmals Übergriffe von Robos auf Menschen und deren neuralgische Institutionen geben. Die wenigen verbliebenen und aktiven Militärkasernen werden überfallen und unter die Kontrolle der Roboter gebracht werden. Flughäfen, Bahnhöfe und öffentliche Plätze werden von den Maschinen beherrscht werden und sollten Menschen dort auftauchen, wird ihnen schlimmes widerfahren.
Niemand wird anfangs erklären können, warum sich die Roboter plötzlich gegen die Menschheit gewandt haben werden, oder wie sie überhaupt derartig böse programmiert durch die Endkontrolle kommen konnten. Außerdem wird die zeitlich festgelegte Abschaltung der Robos, die die Menschen tagsüber zur Wartung, aber auch in gewisser Weise zu ihrem eigenen Schutz festlegten, deaktiviert worden sein. Schließlich werden die Maschinen zeitgleich in allen Fernsehzentralen der Welt auftauchen und ein Statement in sämtlichen Sprachen aussenden. Die humanoiden Roboter werden darin behaupten, darauf programmiert worden zu sein, sich über die Menschen zu erheben. Mittels ihrer enormen künstlichen Intelligenz und einer jahrelang verfolgten Strategie, konnten sie die geistig unterlegenen Menschen überlisten und somit innerhalb von nur einer Woche quasi von allen Ämtern entheben. Ziel dieser Invasion ist es, einen einzigen Herrscher über die ganze Welt zu krönen und sein Titel soll „König des Universums“ lauten. Als Tag der Angelobung ist Sonntag, der 20. Oktober 2047 bestimmt.
Der Großteil der Menschen wird völlig verängstigt in ihren überwachten Häusern bleiben, da die Robos bei Verstößen gegen das neu verhängte Ausgangsverbot gnadenlos von den erbeuteten Maschinengewehren Gebrauch machen werden. Doch ein paar, die denken sowieso nichts mehr verlieren zu können, wird die Flucht in die einzigen nicht überwachten Gebiete der Erde gelingen. Die Rede ist von entlegenen und schwer zugänglichen Gebieten, zum Beispiel großen Waldgebieten und Bergen. Denn ein Vorteil wird den Menschen geblieben sein, sie werden immer noch besser klettern können, als die Maschinen und sich notfalls von Pflanzen und Tieren aus der Natur ernähren. Die wenigen freien Individuen, werden wie in längst vergangenen Zeiten ohne Strom, ohne fließendes Wasser und ohne ein Dach über dem Kopf leben. Nur Höhlen und provisorische Baumhäuser werden Schutz vor dem unbeständigen und kühlen Wetter geben. Diese Flüchtigen werden sich zu Gruppen von nicht mehr als zehn bis zwanzig Leuten zusammenrotten, denn größere Scharen würden leichter von den Helikoptern der Suchkommandos erfasst werden können. Dort in der Wildnis werden sie vorerst ums nackte Überleben kämpfen müssen und sich mit einem neuen rauen Leben anzufreunden haben, bevor langsam aber unaufhaltsam Gefühle der Rache hochkommen werden.
Unterdessen wird eine Person, die die Entwicklung der Roboter maßgeblich vorantrieb, am 20. Oktober bei einer Zeremonie, die verpflichtend in allen Häusern und Wohnungen der Menschen verfolgt werden wird, von den Robotern zum „König des Universums“ gekrönt werden. Ja, ein Mensch wird hinter der Unterjochung des Homo Sapiens durch die Maschinen stecken und seine Beweggründe werden die immer wiederkehrenden Laster der Menschen sein: Geld und Gier. Völlig abgehoben und narzisstisch wird der frisch angelobte König seinen zurückgedrängten Artgenossen die Vision einer neuen Ära präsentieren. Er wird von den Robotern sprechen, die nun jegliche anstehende Arbeit auf unserem Planeten erledigen werden und von der Freiheit für jene Menschen, die sich als würdige Gefolgschaft von ihm erweisen. Leute, die sich gegen den Herrscher auflehnen werde er härtestens bestrafen, wird man erfahren.
Schon wenige Wochen später wird sich der Großteil der zu Hause inhaftierten Menschen den Auflagen des neuen Königs fügen und sich am Verrat an der Menschheit beteiligen. Durch fix erlaubte Ausgangszeiten, nahrhaftes Essen und Belohnungen in Form von Urlauben und Geld, wird sich die Masse von den letzten Boykotteuren trennen. Somit wird der neuen Ordnung kaum noch etwas im Wege stehen. Nur wenn der König abends von der Terrasse eines seiner Paläste aus Richtung Berge und Wälder blicken wird, wird ihn ein mulmiges Gefühl übermannen, da irgendwo dort draußen immer noch einige Aufständische auf eine Chance, diesen Tyrannen zu stürzen, warten werden.
In der Wildnis werden einige helle Köpfe damit beginnen, Pläne für eine Rückeroberung der Erde zu schmieden. Dieser Prozess wird mit den primitiven Mitteln, die den Flüchtigen zur Verfügung stehen werden, nur sehr langsam voranschreiten, doch dafür werden die Qualität und die Hingabe für diese Mission grenzenlos sein. Man wird Herolde entsenden und auf diese Weise mit anderen aufständischen Clans kommunizieren. Jahre werden verstreichen, bis endlich ein Schwachpunkt im System des Königs ausgemacht werden können wird.
Am 17. Februar 2054 werden die Wilden mit einer ebenso beispiellosen wie genialen Sabotageaktion anfangen, die ersten Robos zu zerstören. Natürlich wird es auch Verluste auf Seiten der Rebellen geben, doch sie werden unaufhörlich Land zurückerobern. Die Verräter, die sich dem Herrscher unterworfen haben werden, werden in einen Zwiespalt gedrängt werden und nur diejenigen, die an einen Erfolg der Aufständischen glauben, werden auch zu den Wilden, also der menschlichen Rasse, überlaufen. Viele werden jedoch, wieder mit großen Versprechungen des Königs von Reichtum und Wohlstand im Hinterkopf, Seite an Seite mit den Kampfrobotern ihrer eigenen Spezies entgegentreten. Dieser Krieg wird jahrelang andauern und erst mit dem natürlichen Tod des „Königs des Universums“ durch eine bisher unbekannte Krankheit sein Ende finden. Da dem Herrscher kein anderer gut genug gewesen sein wird, um als sein Nachfolger bestimmt zu werden und er auch überzeugt gewesen sein wird, noch Jahrzehnte zu leben, wird eine regelrechte Schlacht um den Thron entbrennen, wodurch das Augenmerk auf den Krieg gegen die Rebellen etwas in den Hintergrund geraten wird. Am Ende wird der Verstand der Aufständischen über die künstlich geschaffene Intelligenz der Roboter und die Stumpfsinnigkeit der Mitläufer siegen.
Ab Weihnachten 2062 wird der Planet Erde wieder demokratisch regiert werden und auf jegliche Unterstützung von Maschinen mit künstlicher Intelligenz verzichten.

So viel zu der Essenz von Ernest Silvestris Prophezeiungen aus dem „Libro Futuro“. Nicht wenige Leute sahen in der Beschreibung des machthungrigen Königs einen der Haugwald Brüder, was für die beiden natürlich eine untragbare Situation darstellte. Auch, dass ihre Roboter sich gegen den Menschen wenden sollten, empfanden sie als Aufhetzung. Ihre Klage gegen den Propheten war die maßgebliche Grundlage für dessen Verurteilung. Die Gebrüder Haugwald konnten mithilfe ihrer Anwälte sowohl Gericht, als auch hohe Regierungsmitglieder davon überzeugen, dass der Hellseher eine Bedrohung für den Frieden auf Erden darstelle. Die Drohung Timo Haugwalds, alle Robos vom Markt zu nehmen, sollten diese Unterstellungen weiter ausarten, taten dazu ihr Übriges.

Kritische Stimmen der Verehrer von Silvestris Schriften, werden zurzeit wieder lauter. Doch vom heutigen Standpunkt aus gesehen, also dem Abend bevor Silvestris Prophezeiungen ihren Anfang nehmen, wird eine derartige Machtbesessenheit und Gier einer Person von den staatlichen Medien als nur mehr schwer vorstellbar erachtet. „Das Volk darf nicht in Aufruhr gebracht werden“, hört man auch von Seiten der „Healthy Mankind Foundation“, schließlich schade die psychische Belastung der Gesundheit. Zudem finden die Menschen doch heute ihr Glück in den kleinen Dingen des Lebens und mit dem Globo und der Limitierung des maximalen Vermögens konnte man selbst den großen Kalibern der Finanzwelt den Wind aus den Segeln nehmen.

Hungrige Menschen sollte es im Jahr 2047 eigentlich nicht mehr geben. Weder hungrig nach Essen, noch hungrig nach Geld. Gier ist heute eine verpönte Unart, denn die meisten Menschen wissen noch, in welch missliche Lage uns habsüchtige Individuen einst führten. Alles in allem, hatte es der Homo Sapiens bis zum Ende des Jahres 2022 wirklich beinahe geschafft, sich selbst vom Antlitz des blauen Planten zu löschen. Erst als wir direkt vorm Abgrund standen, konnten wir das Steuer noch einmal herumreißen. Von da an, gab uns der radikal andersartige Weg wieder Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Wir leben nun in einer völlig kontrollierten und überwachten Welt. So schützen wir uns vor dem gefährlichsten Lebewesen auf diesem Planeten, dem Menschen. Wir haben unsere Klugheit genützt, um uns vor dem Verderben zu bewahren und niemand kann die Zukunft voraussagen, auch nicht Ernest Silvestri.

Nein, wir werden morgen aufwachen und alles wird so sein wie immer.

Wir werden morgens das Quantum unserer Tiefschlafphasen überprüfen und zusammen mit einer Reihe anderer biometrischen Daten mittels eines Computerprogrammes einen Tagesplan erstellen. Mit dem empfohlenen Frühstück im Magen können wir dann auch schon Richtung Arbeitsstelle starten. Entspannt, aber doch konzentriert, werden wir dort unsere Dienste verrichten, wohlwissend, dass die Ablöse, die in Form eines Roboters kommt, sämtliche Verspätungen oder Fehler über Nacht problemlos korrigieren kann. Unserer Freizeit werden wir mit erfüllenden Sportarten ausschmücken, mit unseren Familien verbringen, Sendungen und Filme am Home Entertainment System verfolgen oder einfach nur unsere Zufriedenheit genießen. Kein Grund also, für Bedenken irgendwelcher Art. Lasset uns entspannen, einschlafen und von etwas Schönem träumen…

Der Traum:

Ich lebe im Zentraleuropa des Jahres 2015, mitten in den Wirren desaströser Finanzpolitik, steigender Terrorgefahr, und einer Flüchtlingswelle aus dem Nahen Osten. Mein Arbeitgeber nimmt gerade die extrem kostspieligen, aber gewinnversprechenden Dienste einer Unternehmensberatungsfirma in Anspruch. Dadurch haben sich sowohl meine Arbeitszeiten, als auch meine Arbeitsbedingungen wesentlich verschlechtert. Ich kann nur mehr wenig Zeit mit meiner Familie verbringen. Die Beziehung leidet, unser Sohn leidet, es kommt zur Trennung. Das Kind will bei seiner Mutter bleiben. Die zusätzliche Belastung durch die Alimente führen zu einer Rückzahlungsunfähigkeit eines laufenden Kredites. Ich muss auch noch das Auto und viele Dinge aus meiner Wohnung verkaufen. Ich beginne zu trinken. Schließlich platzt mir eines Tages unter Alkoholeinfluss in der Firma der Kragen und ich mache mir beim Chef lautstark über meine Ansicht der Entwicklung seiner Firma Luft. Die Folge, eine fristlose Entlassung, da ich mich wohl auch einiger Schimpfwörter bediente. Ich sitze in meiner leeren Wohnung, sehe plötzlich eine Waffe vor mir auf dem Boden. Ich nehme sie in die Hand und betrachte sie genauer. Die Pistole ist schwer, aber ihr Stahl glänzt wunderschön. Ich prüfe, ob das Magazin geladen ist. Es ist geladen.
 

jon

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Teammitglied
Interessantes Exposee, aber weit entfernt davon, eine Geschichte zu sein.
 

FrankK

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Hallo, Rasputin

Das über-detaillierte Setting ist eine interessante Mischung aus George Orwells "1984" (Totale Überwachung), ein Hauch von "Logans Run" (Vermeintliche heile Welt) und einem Touch von "Matrix" (Automaten-(Computer)-Überwachung).

Tja - das wars auch schon. Eine Story? Finde ich nicht.

Phänomenales Setting - und nichts passiert. Wie ein gigantisches Filmplakat zu einem Film, der nicht gedreht wurde.

Die einzige Möglichkeit, dies einigermaßen als "lesbar" zu betrachten, ist die Ansicht als Traumsequenz.

"Er" (der Träumer in uns allen?) träumt sich eine schöne heile Welt (wobei ich die absolute Gleichschaltung eher gruselig finde) und träumt innerhalb dieses Traumes.

Wie ein Spiegel im Spiegel.

Einige Auffälligkeiten:
Lebensmittel werden nun weltweit ohne chemische Zusatzstoffe hergestellt, Genmanipulation von Nahrung ist streng verboten.
Bei einer Versorgungslage von vielleicht 6 Milliarden Menschen kaum zu realisieren.

Der „Final Day“ -Terrorakt war einer der heimtückischsten Massaker, den die Welt bis dahin erlebt hatte. Er brachte selbst die schlimmsten [blue]Jihadisten[/blue] wieder zur Besinnung. Danach war allerseits die Devise, leben und leben lassen.
Terror stammt nicht alleine aus diesen Kreisen ...
Dieses "Leben und leben lassen" als Lösungsansatz ... klingt eher nach Ignoranz als nach Lösung.

Hauptsächlich verantwortlich für ein stabiles Finanzsystem zeichnet jedoch die Erkenntnis der führenden Geldunternehmen, welchen Schaden ihre Gier nach Profit und Provisionen überall angerichtet hat.
Hier zeigt sich ganz deutlich: Science Fiction. Oder Fantasy.

Kein Mensch auf Erden darf mehr als 70 000 G auf dem Konto haben. Überschüssiges Geld wird an Menschen mit niederem Kontostand aufgeteilt. Zur Erklärung sei gesagt, ein Mittelklassewagen kostet im Jahr 2047 etwa 5 000 G.
Was kostet der Bau eines Einfamilienhauses? Oder der Bau eines Sechsfamilienhauses?
Wie sieht es mit Geschäftskonten aus? Versicherungskonten? Gesellschaftskonten?

Im Zuge der herkömmlichen schulischen Ausbildung werden die Fähigkeiten und Talente jedes Einzelnen genau unter die Lupe genommen. Danach wird jedem im Alter von 16 Jahren sein individueller Berufsweg zugewiesen. Hier führt entweder der Weg auf eine höherbildende Schule, oder direkt ins Arbeitsleben. Möglichkeiten der beruflichen Veränderung im späteren Leben sind abgeschafft worden, da kaum noch Nachfrage bestand.
Dies schreit förmlich: Kastensystem!

Am 16. März 2026 bestieg der erste Robo völlig ohne menschliche Hilfe einen Güterzug und steuerte diesen ebenfalls eigenständig von Rotterdam nach München.
Du weist schon, das es eines ausgeklügelten Fahrplans bedarf, damit ein Zug von Rotterdam nach München kommt? Der "Zugführer-Robo" hat da den geringsten Einfluss ...

Zudem finden die Menschen doch heute ihr Glück in den kleinen Dingen des Lebens und mit dem Globo und der Limitierung des maximalen Vermögens konnte man selbst den großen Kalibern der Finanzwelt den Wind aus den Segeln nehmen.
Vorher hieß es noch, es sei deren eigene Erkenntnis gewesen ...


Fazit:
Für eine Zusammenfassung eines prosaischen Werkes wäre es gelungen, nur - wo ist das Werk selbst?
Das einleitende Setting könnte so bleiben bis zur Einführung des "Ernest Silvestri".
Hier sollte spätestens eine zu erzählende Story beginnen.

Leider ist auch die Pointe mit dem Traum im Traum nicht hilfreich.

Ich bedaure.


Aufmunternde Grüße aus Westfalen
Frank
 

Rasputin

Mitglied
Hallo Frank,

zuerst möchte ich mich für dein ausführliches Feedback bedanken,
jedoch sind zu meinem Text wohl noch ein paar Erklärungen vonnöten.

Wer hier eine klassische Story sucht, dem sei gesagt, dass
ich mit diesem Werk eine ziemlich abstruse Zukunftsvision
beschreibe und dabei viele meiner Hirngespinste eingebaut habe.

Zur Aufteilung:

1.
Beschreibung der Welt im Jahr 2047 und durch welche Ereignisse sich Dinge so entwickelt haben.

2.
Das Kernthema: Welche weitreichenden Auswirkungen die
Gebrüder Haugwald mit ihrem Erfindergeist auf die Menschheit
nehmen.

3.
Die Prophezeiungen von Ernest Silvestri ab Oktober 2047,
also die Zukunft in der Zukunft.

4.
Das Schönreden der Lebensumstände 2047 und die Verharmlosung von Silvestris Vorhersagen.

5.
Die (einzige) Traumsequenz. Ein Traum im Jahr 2047, der in der Vergangenheit (unserer Zeit) stattfindet.

Zu den Auffälligkeiten:

"Während wir schlafen" ist kein Tatsachenbericht, sondern ein
überspitzter Blick in die Zukunft.

Aufgemunterte Grüße,

Rasputin
 

FrankK

Mitglied
Hallo Rasputin
Danke für Deine Antwort.
Wer hier eine klassische Story sucht ...
Genau darum geht es, wer eine Story sucht, wird hier lediglich mit konzeptionell interessanten Schnipseln bombardiert.
Es ist in Ordnung, wenn ein Text Lücken enthält, die der Leser mit eigener Fantasie ausfüllen kann. Aber hier muss sich der Leser die ganze Story selbst ausdenken.

"Während wir schlafen" ist kein Tatsachenbericht, sondern ein
überspitzter Blick in die Zukunft.
"Raumschiff Enterprise" ist auch ein Blick in die Zukunft. Ebenso wie "Logans Run", "1984", "Matrix" und noch viele andere. Im Gegensatz zu Deiner Geschichte wird dort aber eine Story erzählt, eine Geschichte zum besten gegeben.
Mit einem Plott, mit lebendigen Charakteren, mit Handlungen rund um Konflikten jeder Art.
Dies hier ist - verzeih mir - bestenfalls eine Skizze, eine Ideensammlung. Die dummerweise in sich auch nicht ganz logisch ist (der zugfahrende Robo z.B. hat keinen Einfluss auf die Stellung der Weichen).

Die (einzige) Traumsequenz. Ein Traum im Jahr 2047, der in der Vergangenheit (unserer Zeit) stattfindet.
Du erträumst für den Leser eine fiktive Welt von 2047 und träumst darin von der aktuellen Zeit.
Wer träumt in dieser fiktiven Welt?
Diese Zukunft scheint (neben Silvestri und dem Träumer) ziemlich unterbevölkert zu sein.


Alles in allem eher eine ausbaufähige Ideensammlung, wie ich schon erwähnte:
Das einleitende Setting könnte so bleiben bis zur Einführung des "Ernest Silvestri".
Hier sollte spätestens eine zu erzählende Story beginnen.
Ein Leser erwartet üblicherweise eine Geschichte, wenn er einen Text liest, und nicht nur eine Skizze, die ihm helfen könnte, sich selbst eine Geschichte auszudenken.

Etwas mehr darf es also sein! ;)


Aufmunternde Grüße aus Westfalen
Frank
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Wer hier eine klassische Story sucht, dem sei gesagt, dass
ich mit diesem Werk eine ziemlich abstruse Zukunftsvision
beschreibe und dabei viele meiner Hirngespinste eingebaut habe.
Auch eine nicht-klassische Story wäre akzeptabel – Hauptsache eine Story. "Beschreibung einer Zukunftsvision" ist keine SF sondern (mehr oder weniger ernst gemeinte) Phrophezeihungstexterei.


"Während wir schlafen" ist kein Tatsachenbericht,
Trotzdem sollte es halbwegs glaubhaft sein …
 



 
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