Waldemar

Waldemar, der Barbar war gar zart.
Über seinem grauen Rauschebart
Lugten Augen unterm Brauenstrauch
Warm und freundlich und bescheiden auch
Auf den Rest der grossen, weiten Welt,
Die dem Waldemar so gut gefällt.

Aus ‘nem Loch jedoch kroch Tim hoch, roch.
Kann’s denn wahr sein? Ist es schon Mittwoch?
Aber da stand Waldemar ganz klar!
Ohne Zweifel! Futter! Wunderbar!
Denn der Tim war ein, ich sag’s Euch schon,
Grünes...äh, blaues Chamäleon.

Ums Terrarium, ‘rum summte stumm,
Vor Erwartung lechzend schon ganz dumm,
Tim, der Waldemar da stehen sah.
Doch er merkte, dass hier nichts geschah
Nach nicht allzu langer, stiller Zeit.
”Gib mir Futter, Mensch, ich bin bereit!”

Tim wollt’ Rahm, kam zahm und lahm, voll Gram,
An des Barbars Seite, der voll Scham
Zugestand, dass er kein Futter trug.
Tja, Tim musst’ mal wieder neunmalklug
Sein hier, und, im Ernst, das war er auch.
Es war Dienstag. Nix gab’s in den Bauch!

Waldemar, der Barbar stand gar starr
Und gestand: ”Ich bin wohl doch ein Narr!
Will Barbar sein, doch ich kämpfe nur
Mit einem Chamäleon, das stur
Fressen und ansonsten gar nichts will!”
Das hat er gesagt, dann wurd’ es still...
 



 
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