Wann beginnt das Dritte Jahrtausend?

Thema: Wann beginnt das Dritte Jahrtausend?
Vorwort: Eigentlich ist es völlig egal, ob am 1.1.00 oder am 1.1.01; was macht es schon? Aber wenn einige meinen, sie wären sehr schlau und müßten andere für dumm halten, dann ärgert mich das schon; denn ich gehöre zu den anderen. Ich habe lange gebraucht, das Thema in Worte zu fassen. Jetzt ist mir eine Form gelungen, bei der ein "fabel"-hafter Vater seiner Tochter die Zusammenhänge erklärt.

Die Erzählung:

Aber, aber Herr Professor?

„Papa!“ So kam sie ins Wohnzimmer gestürmt – die zweite Silbe langziehend und fragend. Die Tür zum Schlaftrakt fiel ins Schloss. Sie versuchte ihre Unsicherheit zu überspielen, was ihr misslang.
Vater Wowalu, versunken im behaglichen Ohrensessel nahe dem geöffneten Fenster, las das Buch „Mythos Jahrtausendwechsel“. Angeregt durch den einer wissenschaftlichen Feder entflossenen Artikel „Keine Zeit für das Jahr Null“ in der Silvesterausgabe der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, hatte er beschlossen, sich mit diesem Thema zu befassen.
Endlich hob er den Kopf, lächelte seiner zwölfjährigen Tochter zu und fragte: „Nun, was ist, Wiwelé?“
Sie hatte sich auf dem Teppichboden niedergelassen und geduldig gewartet, bis er ausgelesen hatte. Sie wusste genau, dass er es nicht ausstehen konnte, unterbrochen zu werden.
Sie blickte nicht auf und murmelte verschämt: „Ich brauche deine Unterschrift.“ Dann streckte sie ihre Hand aus und reichte ihm das aufgeschlagene Schulheft. Als sie nun doch ihre blonden Locken nach hinten strich, sah er in ihre feuchten, schon glänzenden Augen. Die erste Träne drohte zu kullern. „Der Lehrer sagte heute, ich sei dumm. Und wenn ich so weitermache, dann werde ich nicht versetzt, hat er gedroht!“ So quoll es kaum hörbar und stockend aus ihrem Mund.
Gerührt setzte sich nun Wowalu zu ihr auf den Boden und strich ihr liebevoll übers Haar. Es war bedrückend mit anzusehen, wie sehr sie unter der Verwarnung des Lehrers litt. Gequält und schockiert saß sie da wie ein kleines Häufchen Elend.
„Hat der Lehrer auch gesagt, warum du dumm bist?“ fragte Wowalu einfühlsam.
„Nein! Aber ich verstehe überhaupt nichts von dem, was der uns einbläuen will – selbst wenn ich mich noch so anstrenge. Ich möchte am liebsten alles hinschmeißen.“
„Na,“ versuchte er sie zu beruhigen, „dann lernst du erst recht nichts und wirst ewig dumm bleiben! Möchtest du, dass dein Lehrer recht behält?“ Und nach einer Atempause fragte er weiter: „Aber sag’ mir, bist du die Einzige in der Klasse, die so dumm ist und nichts versteht oder wie viele sind es in deiner Leidensgemeinschaft, die alle nichts kapieren?“
„Das weiß ich nicht so genau,“ erwiderte sie zögernd und grübelnd zählte sie an ihren Fingern ab, „es sind bestimmt elf, vielleicht sogar dreizehn.“
„Und wie viele sind insgesamt in deiner Klasse?“
„Zweiunddreißig sind wir – achtzehn Mädchen und vierzehn Jungs – aber das weißt du doch.“ Sie wurde ein wenig kecker und gewann erneut Vertrauen zu sich selbst und ihrer Welt.
„Richtig, aber das hätte sich doch auch in letzter Zeit noch etwas ändern können, oder?“ begründete er seine Frage und sagte dann: „Hast du schon errechnet, wie viel Prozent es sind, elf oder gar dreizehn von zweiunddreißig?“
Ihre Augen wurden größer und ihr Gesicht nahm ernste Züge an. „Ja!“, sagte sie, „das ist ja ein Drittel, sogar mehr – daran habe ich noch gar nicht gedacht.“
Er spornte sie weiter an: „Nimm deinen Rechner und schau, wie viel dreizehn von zweiunddreißig sind. Ich wette mit dir, dass das bei vierzig Prozent liegt!“
Wiwelé stand auf, holte den Taschenrechner aus der Schultasche, tippte die Werte ein und sagte selbstsicher: „Vierzig Komma sechs Prozent!“
„Na ja!“, dämpfte Wowalu nun, „allzu froh solltest du darüber wiederum nicht sein; denn du gehörst ja nicht gerade zu denen, die den Unterrichtsstoff verstanden haben! Aber eine so hohe Zahl von Schülern, die den Lehrstoff nicht verstehen, kann auch ein Indiz dafür sein, dass dein Lehrer es nicht vermag, den Unterrichtsstoff zu vermitteln. Ich könnte auch sagen: ,du hast einen dummen Lehrer‘! Ich will damit nur ganz allgemein sagen, dass es schwierig ist festzustellen, wer also dumm ist. Einen anderen für dumm zu halten, ist so einfach und deshalb sind wir auch so flink dabei! Aber nur allzu oft ist derjenige dumm, der andere dafür hält! Diesen Leuten fehlt es zudem an der Fähigkeit zur Eigenanalyse. Oft haben sie dazu die bessere Position inne und leisestes Hinterfragen gerät schnell zum Nachteil!
Derjenige, der andere für dumm hält, läuft leicht Gefahr, den anderen zu unterschätzen! Daher möchte ich dir raten: Halte andere nicht für dumm und misstraue denen, die dich für dumm halten! Glaube mir, irgendwie sind wir alle einwenig dumm und zugleich auch einwenig schlau!“
„Papa, bekomme ich jetzt deine Unterschrift?“ bat Wiwelé unvermittelt.
„Hast du es eilig?“ fragte Wowalu neugierig zurück. „Wartet jemand auf dich? Bist du verabredet?“
„Ja,“ enthüllte sie ihm, „in einer Stunde kommen Gerda und Conny. Ich wollte noch vorher meine Hausaufgaben machen.“
„Ok!“ sagte er, „ich möchte dir einen Vorschlag unterbreiten. Gib mir dein Schulheft. Ich möchte es mir noch näher ansehen und ebenso die Hausaufgaben, die du zu machen hast. Und wenn Gerda und Conny heimgehen – um acht müssen die doch bestimmt wieder zu Hause sein – dann machen wir zusammen deine Hausaufgaben und ich unterschreibe nachher. Jetzt aber möchte ich dir etwas von dem erzählen, was ich gerade hier im Buch gelesen habe, als du hereinkamst. Das hat nämlich auch etwas mit Lehrern zu tun; denn auf der Rückseite des Buches steht im Klappentext: ,Eine Fundgrube für Publizisten, Pädagogen, Pfarrer und Gruppen in Politik, Schule und Gemeinde’. – Also auch für Lehrer! Möchtest du wissen, was in der Fundgrube zu finden ist?“
„Ja! Erzähl! Bis Gerda und Conny kommen, dann hören wir auf! Ja?“
„Dann will ich mich beeilen. Zuerst lese ich dir einen Satz auf der Seite 15 vor: ,... das neue Jahrtausend beginnt, allen anderslautenden Gerüchten zuwider, mit dem 1. Januar 2001, ebenso, wie wir die einundzwanzigste Flasche dem neuen Bierkasten entnehmen müssen, nicht Flasche 20.’ Was meinst du, ist diese Behauptung logisch und richtig?“
„Ehrlich, da habe ich noch nicht drüber nachgedacht. Aber so auf Anhieb erkenne ich nichts Falsches. Mir scheint nur, dass es ein etwas schrulliger Vergleich ist!“, war Wiwelé’s Antwort.
„So wie dir, wird es wohl vielen ergehen. Aber wenn ich etwas schreibe und meine Ergüsse den Lehrern und Schulen empfehlen wollte, dann würde ich über solche aufklärerischen Behauptungen vorher genauestens nachdenken und nicht auf halben Wege stecken bleiben. Behaupten ist einfach, aber um solche Behauptungen zu beweisen, muss über sie sorgfältig nachdacht werden. Das machen wir jetzt gemeinsam, Ok?“ Sie nickte zustimmend und ihr Vater fuhr mit ein wenig Ironie fort:
„Um dabei geistig ,voll am Ball’ zu bleiben, sollten wir die Halbliter-Bierflaschen nicht austrinken! Das würde wahrscheinlich unsere Gehirne und damit das Zählen beeinträchtigen!“ Wiwelé kicherte belustigt, dann lauschte sie gespannt. „Wir nehmen einen Zehn-Liter-Behälter mit Litereinteilung und füllen die Bierflaschen einzeln hinein. Die erste Flasche füllt das leere Gefäß von Nichts oder ,Null’ an mit dem ersten halben Liter. Nach der zweiten Flasche ist ein Liter eingefüllt. Nach der dritten Flasche sind ein und ein halber Liter eingefüllt. Nach der vierten Flasche sind es jetzt schon zwei Liter. Kannst du mir folgen?“
„Ja! Wir sind bei ,Null’ angefangen, das ist doch kinderleicht! Nach sechs Flaschen sind es drei Liter, nach acht Flaschen sind es vier Liter. Wenn wir das verdoppeln, dann sind es nach sechzehn Flaschen acht Liter, nach achtzehn Flaschen neun Liter, nach neunzehn Flaschen sind es neun und ein halber Liter.“, führte Wiwelé die Rechnung eifrig fort.
„Du siehst, du bist gar nicht dumm. Dir muss das nur richtig veranschaulicht werden! Es ist also die zwanzigste Flasche, die das Zehn-Liter-Gefäß bis zum Rand füllt.
Jetzt aber müssen wir ganz exakt und höchst penibel weiterarbeiten. Solange noch drei Tropfen in der zwanzigsten Flasche verbleiben, solange sind im Zehn-Liter-Gefäß erst 9,999999... Liter. Erst die letzten drei Tropfen aus der Flasche ‚Zwanzig’ füllen das Gefäß randvoll auf zehn Liter!
Und schon der erste Tropfen aus der ‚einundzwanzigsten’ Flasche würde das Gefäß zum Überlaufen bringen, wenn da nicht noch andere physikalische Einflüsse wären. Was folgern wir daraus?“
„Richtig!“, sagte Wiwelé, „so wie der eine Pfennig, den wir zu 99,99 DM hinzufügen, den ersten Einhundert-Markschein voll macht, so beginnt auch der zweite Einhundert-Mark-Schein mit dem ersten Pfennig über 100,00 DM und nicht erst nach der ersten vollen Mark über 100,00 DM – also bei 101,00 DM. Und gleichfalls nicht mit dem ersten vollen Groschen über hundert Mark bei 100,10 DM. Dies können wir auf den Euro ebenso anwenden wie auch auf die Zeitrechnung! Das dritte Jahrtausend begann also schon am 1. Januar 2000! Genau mit der ersten Sekunde nach Mitternacht des Silvesterabends 1999!“
„Ist es nicht komisch, das solche Fehler in empfohlenen Büchern für Lehrer und andere Gebildete vorkommen?
Aber höre noch einmal zu! Der Autor sagt auf Seite 17: ,... die Konsuln des Jahres 1 n. Chr. folgen unmittelbar auf die Konsuln des Jahres 1 v. Chr., sodass es kein Jahr Null gibt.’ Was fällt dir dabei auf?“
Wiwelé ist verwirrt und überlegt. Nach kurzer Pause versucht der Vater, ihr eine Gedankenbrücke zu bauen.
„Ich wollte heut Morgen nach dem Frühstück eine Zigarette rauchen und als ich die Streichholzschachtel öffnete, da war diese leer! Ich hatte also eine Dose Streichhölzer mit null Streichhölzern! Ja?“
„Sag’ bloß, du rauchst wieder?“ fragte sie entsetzt.
„Nein, nein!“, beruhigte er sie, „ich hatte keine Streichhölzer und blieb deshalb meinem Vorsatz treu.“
„Das freut mich“, sagte Wiwelé und fuhr dann fort, „eine Dose Streichhölzer ohne Inhalt – mit null Streichhölzern! – ist gewissermaßen auch mit einem Jahr ‚Null’ – mit null Monaten, null Wochen und Tagen, null Stunden, Minuten und Sekunden – vergleichbar! Das Jahr ,Null’ kann daher nicht eine ,Zeitspanne’ sein, sondern das Jahr ,Null’ ist nur ein ,Zeitpunkt’ – etwas ohne Dauer, ohne Ausdehnung! Es ist kein richtiges Jahr – es ist nur ein Wendepunkt!“ Nach einer Pause, in der ihr scheinbar tausend Fragen durch den Kopf schossen, ergänzte sie nachdenklich: „Ohne Ausdehnung – doch nur theoretisch! Ja, aber praktisch ist es der Moment, in dem die Nabelschnur des kleinen Knaben durchtrennt wird – dieser Zeitpunkt ist der Abschluss der Geburt, nach der sich unsere christliche Zeitrechnung sozusagen ausrichtet.“ „Du hast es erfasst“, meinte nun Wowalu, „aber es gibt auch Leute, die doch wirklich in einer Zahlenskala die Ordnungszahl ‚Null’ als realen Wert einbauen wollen – vielleicht nur, um doch noch Recht zu behalten – anders kann ich es mir nicht erklären.“
Die Mutter Wowali hatte das Gespräch mitangehört und kam jetzt mit einem Vorratsbehälter ins Wohnzimmer. „Ich habe hier eine Zuckerdose mit null Kilogramm Zucker!“, behauptete sie und Wiwelé fragte spontan: „Könnten es nicht auch null Kilogramm Salz sein?“ „Nein!“, kam triumphierend die Antwort, „Es steht doch ,Zucker’ auf dem Etikett!“ Und Wowali drehte lachend den Schriftzug auf der Dose in unsere Blickrichtung.
„Ich habe gehört“, mischte sie sich jetzt weiter in das Gespräch ein, „dass Jesus drei oder sogar sieben Jahre vor unserer Zeitrechnung geboren worden sein soll.“
„Stimmt, diese Annahmen habe ich in diesem Buch auch nach-lesen können.“, bestätigte ihr Mann und ergänzte, dass der Autor auf derselben Seite weiter ausführt, dass vom 17. August 1 v. Chr. bis zum 17. August 1 n. Chr. nur ein einziges Jahr verflossen sei und dass deshalb einige Leute in der Geschichte zum falschen Zeitpunkt die Jahrtausendfeier zelebrierten.
„Entschuldige Papa,“ unterbrach Wiwelé, „wenn die Zeitrech-nung vor Christus rückwärts zählt, wie kann dann der Kalender vorwärts zählen? Wäre es da nicht auch logisch, Tage, Wochen und Monate rückwärts zu zählen?“ Sie unterbrach sich selbst, um dann fortzufahren: „Ach, nein, das ist Unsinn; denn die Uhren hätten ja auch rückwärts laufen müssen! Vielleicht ist es gut, dass es zu der Zeit noch keine mechanischen Uhren gab!“
„Du hast recht!“, lachte Wowalu, „die heutige Zeitrechnung ist erst viel später entstanden. Der Zeitpunkt des Beginns der Zeitrechnung war schon lange vorbei. Heute wissen wir – Mutti sagte es schon – mit großer Wahrscheinlichkeit, dass Jesus schon ein paar Jahre alt war, als unsere Zeitrechnung begann. Da gibt es einige Unstimmigkeiten in den überlieferten Schriften. Es ist schon beinahe lächerlich, sich darüber zu streiten.“
„Und warum erzählst du mir das alles, wenn es eigentlich doch lächerlich ist?“
„Weil es zugleich sehr traurig ist. Ich hörte viele Leute, die sich für sehr gebildet halten, darüber streiten und mir scheint, als hätten sie nie etwas von der Mathematik gehört.“
Es klingelte an der Haustür. Wie angekündigt waren Gerda und Conny angekommen. Wiwelé eilte zur Tür und tönte dabei ein wenig bissig: „Papa, ich habe gehört, es kommen dreißigtausend Green-cart-Inder nach Deutschland. Unterrichten diese dann vielleicht auch unsere Lehrer, Dozenten und andere Promis?“
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Reinhard,

eine schöne Erklärung.
Das Vorwort aber war doch wohl nicht ernst gemeint?

Am 1.1.00 beginnt doch das Jahr 1? ;-))

Grüße von Bernd
 
Beginn des Dritten Jahrtausend

Hallo Bernd,
es freut mich, dass Dir die Erklärung gefällt.
Das Vorwort habe ich leider ernst gemeint. Es ist schon seltsam, wie doch einige in der Gesellschaft eine sichtbare Position einnehmen und dabei nicht einmal die Grundbegriffe der Mathematik beherrschen.
Beste Grüße
Reinhard
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Doch ernst gemeint? In dem Fall haben wir jetzt das 5. Jahrtausend, so in etwa. Da kommt es auf ein Jahr mehr oder weniger nicht so drauf an.

Grüße von Bernd

PS:
Was man nun als Jahrtausendwende bezeichnet, ist eine reine Konvention. In Deutschland wird der "Nullübergang" genommen, in anderen Ländern der Übergang zu x001.

Das ist k e i n mathematisches Problem, sondern ein rein kulturelles.
 
Hallo Bernd,
ich stimme Dir unbedingt zu. Mangelndes Grundverständnis in der Mathematik ist kein Problem der Mathematik, es ist eher eines der Kultur bzw. der Gesellschaft. Anm.: Ich stieß in einer Literaturzeitschrift auf dieses Thema!
Übrigens in der wievielten Umdrehung der Erde befinden wir uns? Wir werden es wohl nie wissen, deshalb brauchen wir eine "Krücke", dann aber bitte eine, die nicht wackelt!
Beste Grüße
Reinhard
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wenn das 3. Jahrtausend aber 00 oder 01 begann (siehe Vorwort des Artikels - und das ist ernst gemeint - ich habe nachgefragt), dann leben wir jetzt im 4. bzw. im 5. Jahrtausend. ;-)
 
Es ist alles ganz einfach!
Gestern kaufte ich ein Portemonnaie. Und siehe da, es war nicht 1 Pfennig, nicht 1 Groschen und auch kein 50-Pfennigstück darin.
Soll ich es Ihnen verraten? Es war 1 Deutsche Mark enthalten, weil ich es in Deutschland kaufte; in Frankreich wäre da .....
Ich verrate aber nicht, wo ich das Portemonnaie gekauft habe.

Auch der Apfel war zuvor einmal eine Blüte und fing ganz "klein" an: Vor der aller ersten Zellbildung war er noch nicht da. Beginnt er nicht mit "Null"?

Beste Grüße
Reinhard

PS: Bei 00 oder 01 habe ich nur die 20 eingespart. Warum? Vielleicht war es Schreibfaulheit von mir.

:confused: :) ;)
 
Den Beitrag von Herrn Anschel habe ich Vater Wowalu vorgelegt, der ihn mit der Tochter Wiwelé besprach. Hier das Ergebnis:
„Pa! Das sind doch nur Behauptungen wie wir sie leider überall zu hören bekommen. Aber durch häufiges Wiederholen wird ihr Wahrheitsgehalt nicht höher und ihre Logik nicht besser.
Aber gehen wir zurück zu dem Beispiel mit den Äpfeln. Es soll mein letzter Versuch sein.
Da war doch jemand so gemein und hat sie zuvor gevierteilt, bevor er zu zählen begann:
,ein Viertel Apfel plus ein Viertel Apfel ist ein Halber Apfel; ein Halber Apfel plus ein Viertel Apfel ist drei Viertel Apfel; drei Viertel Apfel plus ein Viertel Apfel ist ein ganzer Apfel; ein ganzer Apfel plus ein Viertel Apfel sind ein und ein Viertel Äpfel und so fort ...
Du siehst also, bevor er zur „1“ kommt, hat er schon einiges zusammen gezählt.
Das ist zwar sehr, sehr simpel, aber wir sehen, dass eigentlich nie etwas mit „1“ beginnt, sondern auch beim Äpfelzählen fangen wir am Anfang an. Wir beginnen immer dort, wo noch „Nichts“ (Null) ist. Wir sagen das nicht extra, aber wir beginnen so. Das machen wir überall, wobei wir den Anfang selbst bestimmen. Warum sollte das ausgerechnet bei der Zeitrechnung anders sein?
Wie ist das eigentlich auf der Olympiade beim 100-Meterlauf? Müssten wir dann nicht – wenn es bei der Zeitrechnung so ist, wie alle behaupten – die Zeit zwischen dem Startschuss und der Sekunde 1 den Läufern zugute rechnen? Wären sie nicht alle eine Sekunde schneller?“

Sie sind vielleicht von einer anderen Welt - wer weiß das schon?
Beste Grüße
Reinhard
 
Fast 100 Besucher haben sich bisher hierher „verirrt“. Zwei haben sich geäußert. Andere mögen sich vielleicht gefragt haben: „Was soll das? Ist es nicht egal?“ oder sie trauten sich nicht, sich einzumischen. Egal, ich führe den Gedanken noch einen Schritt weiter.

Mit Sicherheit steht fest, dass vor der Zeitrechnung niemand Abreißkalender hergestellte, um bei der Geburt des Knaben damit zu beginnen, Tag für Tag ein Blatt abzureißen.
Vielmehr wurde erst vor etwas mehr als 1.400 Jahren der Kalender eingeführt und zurück gerechnet. Dabei wurde nach heutiger Erkenntnis nicht einmal das Jahr genau getroffen, von Monaten und erst recht von Wochen und Tagen ist gänzlich zu schweigen. Es wurde ein Tag kurz nach der Winter-Sonnewende als Anfangspunkt festgelegt und daraufhin begann man Tage, Wochen und Monate aneinander zu reihen. Nach 365 Tagen oder 52 Wochen oder 12 Monaten war das erste Jahr voll.
An dieser Stelle beginnen alle meine Gegner mit der Äpfel-, Birnen- und Bierflaschenrechnung.
Nur ein Mathematiklehrer brachte mir ein anderes Beispiel: „Wenn ich ein neues Auto kaufe, dann steht der Kilometerzähler auf 1 und nicht auf null. Also fängt das Dritte Jahrtausend auch am 1. 1. 2001 an!“
Das Beispiel mit dem Auto finde ich gut, nur die Schlussfolgerung ist unhaltbar! Beim Auto werden die Umdrehungen des Rades gezählt und mit dem Umfang multipliziert. Das ergibt die gefahrenen Kilometer. Wird die Zeit dabei berücksichtigt, so erhalten wir die Geschwindigkeit auf dem Tachometer angezeigt.
Wenn nun der Kilometerzähler vom 1999,9 auf 2000,0 springt, dann sagt jeder, ob FahrerIn oder MitfahrerIn: „Wir haben jetzt 2000 km zurückgelegt!“ und niemand kommt auf die Idee zu sagen: „Da fehlt noch 1 km!“ (Ausnahme: einige Lehrer)
Nun ist unser Kalender eigentlich nichts anderes als ein Kilometerzähler. Nur zählen wir nicht die zurückgelegten Kilometer, vielmehr zählen wir nur die Erdumdrehungen. Dabei ist eine Erdumdrehung um die eigene Achse ein Tag und eine Erdumdrehung um die Sonneachse ein Jahr.
Und wenn sich die Erde seit der doch recht fraglichen Festlegung der Zeitenwende 2000-mal um die Sonne drehte, dann gibt es keinen Grund, den alten Rechenkünsten mit den damaligen mangelnden Informationsmöglichkeiten zu frönen. Unsere heutigen Kenntnisse und unsere heutigen Zähl- und Rechenweisen können gut mithalten.
Wer am 01. 01. 2001 dennoch die Jahrtausendwende feiern möchte, der soll gern es tun. Aber es gibt keinen Grund, sich gescheiter zu wähnen.
Beste Grüße
Reinhard
 

Svalin

Mitglied
Zeitverschwendung !?

... ich fürchte dennoch, du irrst, Reinhard. Das ganze ist nämlich weder ein kulturelles noch mathematisches Problem, sondern ein rein astronomisches. Es liegt in der Festlegung des Beginns des kalendarischen Systems auf den 1.1. des Jahres 1 n. Chr. Demnach beginnt das neue Jahrtausend astronomisch am 1.1.2001! Das ist ein künstlich geschaffenes Faktum ... am Kalender wirst du nichts ändern können. Vielleicht hast du strenggenommen recht. Aber was nützt dir das? Die 2000 Jahre werden nach bestehender Zeitrechnung erst am 31.12.2000 vorbei sein. Und das nur, weil die frühen Völker keine Null kannten. Irgendwie komisch :)

mehr Infos unter http://www.astrologe-pauli-bodo.de/Astro-Kalender.htm und http://www.laurentianum.waf-online.de/laurentianum/lfastr04.htm

Gruß Martin
 

Chrissie

Mitglied
Zur Verkomplizierung: hatte das erste Jahrtausend römisch-katholischer Zeitrechnung dann nur 999 Jahre? Weil es kein Jahr Null gab?
Wer verrechnet sich jetzt hier wo?
Die Griechisch-Orthodoxen? Die Buddhisten? Die Moslems? Die Hindus? Die Nommo?
Wer sagt, dass der hier gebräuchliche Kalender ein richtiger sei?
Ist es nicht eigentlich total egal?
Mein einziges Problem war die verdammte Datumsgrenze von 2 auf 4 Stellen, die aus MS-DOS mitgeschleppt wurde, aber auch nicht wirklich.

*feix*
Chrissie
 

Svalin

Mitglied
Hallo Chrissie

der Punkt ist (auch Reinhard kritisiert das in seiner Geschichte)es gibt kein Jahr 0. Die Festlegung beginnt am 1.1. des Jahres 1 n.Chr. Folglich gilt seither die Formel 1 + n1000 für eine Jahrtausendwende, nicht 0 + n1000. Das ist eine historische Faktizität :), ob deren bescheuerter Willkür man sich endlos aufregen kann. Das ändert ja nichts mehr daran. Fakt ist aber auch, daß eine Jahrtausendwende ein rein kalendarisches Ereignis ist. In diesem Rahmen gibt es keine Alternativen.

Gruß Martin
 
Vielen Dank für die Beiträge, aber besonders:
Hallo Martin,
dir vielen Dank für deinen konstruktiven Beitrag mit den Hinweisen. Ich habe sofort hineingeschaut – aber kaum etwas Neues gefunden.
Dein Feingefühl: „... ich fürchte dennoch, du irrst, ...“ ist sehr nett, aber nicht nötig.
Stell dir vor, ich irre, dann ist doch jemand aufgetreten, der das Problem plausibel gelöst und präsentiert hat! Damit wäre doch das Ziel meines Beitrages erreicht! Was möchte ich mehr? Irren ist doch menschlich, warum dann etwas befürchten?

Weiter sagst du, das ganze sei weder ein kulturelles noch mathematisches Problem, sondern ein rein astronomisches. Das ist richtig, wenn wir kausal (atomistisches) denken.
Denken wir aber systemisch (komplex), dann ist die Trennung unzulässig. Das Hantieren mit Zahlen ist Mathematik und die Verwendung der Null ist ein kulturelles Phänomen. Beweis: Im Gegensatz zu uns kannten die Römer die „Null“ nicht! So wird es zumindest in den Hinweisen angeführt.

Dieser Beweis ist aber nur zur Hälfte richtig. Leider ist diese Hälfte auch noch absolut irrelevant: „Im Zahlensystem der Römer gibt es keine Null. Bei uns gibt es Nullen bei der 10, der 20 .... und bei 0,33 etc. Hier werden die Nullen als Ziffern verwandt.“ Es ist in diesem Fall völlig ohne Bedeutung, welche Form von Symbol hier Verwendung findet.

Aber es gibt auch noch eine andere Form der Verwendung. Diese andere Hälfte ist jedoch von höchster Bedeutung: „Wenn die Null (mit oder ohne Benennung) allein steht, dann bedeutet sie soviel wie „Nichts“ oder „kein(e/r)“! Unsere Kultur hat in der Mathematik für diese zweite Bedeutung „das Nichtdasein von etwas“ als Symbol die Ziffer „Null“ eingeführt.“ Die Verwendung erfolgt als gedachter Anfangs- oder Scheitelpunkt ohne Wert und Substanz. [Zugleich haben wir aber unseren Sprachgebrauch nicht daran ausgerichtet; denn wir sagen immer noch: „Das erste Hundert (Bezeichnung) geht von 1 bis 100“. Das irritiert!]

Die Null hat also in unserer Mathematik zwei Bedeutungen: Ziffer und Symbol für das „nicht vorhanden Sein von etwas!“

Somit kannten die Römer zwar nicht die Null als Ziffer, aber der Zustand von „Nichtdasein von etwas“ ist allen Kulturen bekannt – und war es auch den Römern! Jeder festgelegte Ausgangspunkt beim Bau von Pyramiden oder Häusern war praktisch ein Nullpunkt in unserem Sinne.

Hier liegt also der Irrtum: Unsere Unterstellung, dass „die frühen Völker keine Null kannten“ ist insofern nur richtig, als das sie die Ziffer „Null“ nicht kannten. Aber bei der Anwendung als Ausgangspunkt nutzten sie dieses Phänomen, ohne es so zu nennen.

Es sind also nicht die frühen Völker, die dumm sind, vielmehr sind wir es, die denen Dummheit unterstellen. Und um diesen Fehler dann auszugleichen, führten wir das Jahr „Null“ mit 365 Tagen ein. Die Null, die das „Nichtdasein von etwas“ symbolisiert, wird in ihr Gegenteil umfunktioniert und mit Substanz angereichert.

Dummer geht es wirklich nicht!

Wir sehen den Splitter im Augen des anderen, aber den eigenen Balken sehen wir nicht!

Beste Grüße
Reinhard
 

Andrea

Mitglied
Also entschuldigt mal, aber was können wir denn dafür, daß die im ersten Jahrtausend ein Jährchen verklüngelt haben?!?

Das zwanzigste Jahrhundert begann nach meiner Rechung im Jahre 1900 und endete 1999. Damit habe ich das vollkommene Recht, mit der 2 am Anfang das Beginn des 21. Jahrhundert zu feiern.

Außerdem ist in zwei Monate das Jahr schon vorbei, und nachdem wir alle fröhlich Sylvester gefeiert haben werden, kann dann jeder, egal wie seine persönliche Rechnung lautet, verkünden, er lebe jetzt im 21. Jahrhundert - außer jedem Volk mit einem anderen als dem römischen Kalender natürlich.. ;)
 
Wann ?

Hallo Andrea,
dein Beitrag ist angenehm erfrischend. Doch was gibt es zu entschuldigen? Dass wir diskutieren? Es gibt immer ein paar, die es persönlich nehmen und ein Streitgespräch daraus machen – oder auch nicht? Vielleicht habe ich es nur falsch verstanden.

Aber ich halte es wie du und feiere zweimal. „Ich bin schon drin!“ Und wie überall gibt es auch hier immer ein paar Nachzügler! „Wer zu spät kommt, feiert nur einmal!“ könnte man abwandeln!

Beste Grüße
Reinhard
:) :) :)
 
Nun sind endlich auch die Fundamentalisten im Dritten Jahrtausend angekommen!

Ein Kind, das am 1. Januar 2000 das Licht der Welt erblickte, wird heute 1 Jahr alt, und am 1. Januar 2002 wird es zwei Jahre alt sein. Heute wird der erste Jahrestag seiner Geburt zelebriert und am 01. 01. 2002 wird er zweite gefeiert werden. Verkürzt sagen wir: Es ist der Erste bzw. der Zweite Geburtstag!

Transferieren wir dieses Geschehen um 2000 Jahre in die Vergangenheit zurück und nennen wir dabei das Kind „Jesus“, dann wäre „nach seltsamer Auffassung“ dieses Kind am 1. Januar des Jahres 2 erst 1 Jahr alt geworden!!!
Das bedeutet allerdings, dass es das Jahr „Eins“ mit seinen 365 Tage gar nie gegeben hätte und der Kalender mit dem Jahr „Zwei“ zu zählen begann!

Immer wieder wird argumentiert, bei der Festlegung der Zeitrechnung wäre die „Null“ nicht bekannt gewesen. Und das Jahr „Null“ hätte es daher auch nie gegeben. Das ist völlig richtig! Die „Null“ gehört zum Dezimalsystem – auch das war offenbar noch nicht bekannt! Aber „Null“ ist eben „Null“ und bedeutet nichts! Selbst wenn es 10, 50 oder 387 „Null“-Jahre gegeben hätte; den Beginn der Zeitrechnung hätte das nicht verändern können! Denn erst „null mal unendlich“ ergibt Eins! (0 x 00 = 1) Eine mathematische Festlegung im dezimalen System!

Übrigens: Auch war damals noch unbekannt, dass unsere Erde ein um die Sonne kreisender Planet ist! Sie war zu der Zeit noch eine ruhende Scheibe!

Aber einen Anfang (Beginn oder Ausgangspunkt) konnten unsere Vorfahren schon festlegen – dazu bedarf es nicht der Kenntnis des Dezimalsystems mit seiner Null! Alles beginnt im Nichts! Das wussten unsere Vorfahren schon – nur sie nannten es noch nicht „Null“!

Ich argwöhne: Gibt es vielleicht noch ein verborgenes Wunder zu entdecken? Oder spiegelt dieses Missverständnis nur das Beharren in kausalen (reduktionistischen, atomistischen, individualistischen) Denkstrukturen wider, die das Wechseln zum komplexen (ganzheitlichen, synergetischen) Denken erschweren?


Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein friedvolles, sorgenfreies und heiteres Neues Jahr.
Reinhard

(Besonderen Dank gebührt Wowalu für seine unterstützenden Anregungen!)
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Prosit Neujahr

Jedenfalls sind wir jetzt drin.

Ein Glückliches und Gesundes und Friedliches Neues Jahr(tausend)
wünscht
Bernd
 

Svalin

Mitglied
da wären wir ja wieder beisammen!

Also ... auch ich wünsche eine frohes neues Jahr. Besonders freue ich mich, daß es in dieser Hinsicht für die nächsten 1000 Jahre erstmal nichts auszudiskutieren gibt :)

Gruß Martin
 



 
Oben Unten