Warteschlange

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Alta

Mitglied
Die Abflughalle war zu dieser frühen Stunde noch leer. Die Putzkolonnen mußten ihre Arbeit gerade beendet haben, ein scharfer Geruch nach Reinigungsmitteln lag in der Luft, wurde aber schon überdeckt von dem Duft nach frisch gebrühtem Kaffee und warmen Croissants. Eine junge, sehr hübsche Frau betrat die Halle. Sie zögerte kaum merklich, während sie sich orientierte und dann aufrecht auf einen der wenigen geöffneten Schalter zum Einchecken zuschritt, an dem sich bereits eine lange Schlange von Urlaubern gebildet hatte. Sie musterte die vielen Familien, die in freudiger Erwartung auf ihr sonniges Urlaubsziel viel zu leicht bekleidet und noch müde vor sich hin fröstelten. Die Kinder hielten ihre Kuscheltiere fest umschlungen und saßen, vermutlich aus dem Tiefschlaf gerissen, verschlafen auf den Koffern. "Nein!", dachte sie, während sie sich hinter die bereits Wartenden einreihte und ihren Koffer neben sich abstellte. "Das kann ja wieder ein toller Flug werden." Sie mochte keine aufgekratzten Kinder, die sich vor lauter Vorfreude auf den Urlaub nicht benehmen konnten, überarbeitete Väter, die ständig mit den Kindern schimpften und vor allem keine hektischen Mütter, die im Geiste noch immer überlegten, ob sie auch wirklich alles in den Koffer gepackt und das Bügeleisen auch ausgestellt atten! "Nein!", dachte sie noch einmal und ließ ihren Blick mit hochgezogenen Augenbrauen über die Menschen um sich herum streifen. Fast hätte sie sogar mit dem Kopf geschüttelt.

Es ging ein paar Schritte vorwärts. Sie atmete tief durch und versuchte, an ihren Urlaub zu denken. Sorgfältig hatte sie viele Kataloge durchblättert und sich schließlich für einen teuren Club-Urlaub entschieden. In ihren Koffer hatte sie nur ihre schickste und modernste Sommergarderobe gepackt. Am Tag zuvor war sie noch beim Friseur gewesen und hatte sich einen pfiffigen Pagenkopf schneiden lassen. Und am Abend hatte sie ihre Finger- und Fußnägel lackiert. Ja, sie war mehr als zufrieden mit ihrem Äußeren.

Wieder ging es ein paar Schritte voran. Ihr Blick wanderte unauffällig zu der Familie, die sich inzwischen hinter ihr in die Warteschlange eingereiht hatte. "Tja, das waren wohl ein paar Kilo zuviel auf den Hüften. Kein Wunder, bei drei Kindern! Und dann noch dieses unvorteilhafte Outfit; Jeans und Jeansjacke, legerer ging es wohl kaum! So würde sie selbst noch nicht einmal im Garten arbeiten, geschweige denn eine Reise antreten. Nun schüttelte sie doch mit dem Kopf und erstarrte fast im selben Augenblick. Sie spürte, wie sich die Röte langsam von unten nach oben in ihrem Gesicht ausbreitete und wie ihr gleichzeitig heiß wurde. Denn die junge Mutter, die ihr gegenüberstand, hatte die abfälligen Blicke sehr wohl bemerkt und musterte sie nun ihrerseits sehr genau.

Der Blitz des Wiedererkennens traf die beiden Frauen in der selben Sekunde und schon lagen sie sich in den Armen. "Das ist doch nicht möglich! Anja! Wie lange ist es her, dass wir uns nicht gesehen haben! Ich glaube, als Du Dein Studium begonnen hast und weggezogen bist, da haben wir uns aus den Augen verloren. Nicht zu fassen!" Im Nu waren die beiden Frauen angeregt dabei, Erinnerungen auszutauschen. Ach, was war das schön, eine verwandte Seele zu treffen, Anja war viele Jahre ihre liebste und engste Freundin gewesen. Sie waren gemeinsam durch dick und dünn gegangen und hatten sich alles, aber auch alles, anvertraut. Und diese Vertrautheit war auch jetzt wieder zu spüren. Nach all den Jahren, als hätten sie sich erst gestern zuletzt gesehen! Unglaublich! Plötzlich wurde ihr bewußt, wie sehr ihr gerade diese Freundin gefehlt hatte und im selben Moment schämte sie sich ihrer Gedanken, die sie noch vor ein paar Minuten gehabt hatte! Nein, das Wiedersehen war kein Zufall. Diesen Kontakt wollte sie nicht wieder abreißen lassen. Und währen sie ihren Koffer auf das Transportband am Eincheckschalter hievte, lächelte sie ihrer Freundin glücklich zu.
 
G

Gabriel

Gast
Hallo Alta!

Eine im Grunde genommen alltägliche Situation, durch feinfühlige Beschreibung scheinbar nebensächlicher Kleinigkeiten zu einer runden, schönen Geschichte gemacht.
Hat mir gefallen!

Ein klein wenig Textarbeit??

Die Abflughalle war zu dieser frühen Stunde noch leer. [blue]Absatz[/blue]
Die Putzkolonnen mußten ihre Arbeit gerade beendet haben, [blue]Punkt[/blue]ein scharfer Geruch nach Reinigungsmitteln lag in der Luft, wurde aber schon überdeckt von dem Duft nach frisch gebrühtem Kaffee und warmen Croissants. [blue]schön! Absatz[/blue]
Eine junge, sehr hübsche Frau betrat die Halle. Sie zögerte kaum merklich, während sie sich orientierte und dann aufrecht auf einen der wenigen geöffneten Schalter zum Einchecken zuschritt, an dem sich bereits eine lange Schlange von Urlaubern gebildet hatte. Sie musterte die vielen Familien, die in freudiger Erwartung auf ihr sonniges Urlaubsziel viel zu leicht bekleidet und noch müde vor sich hin fröstelten. Die Kinder hielten ihre Kuscheltiere fest umschlungen und saßen, vermutlich aus dem Tiefschlaf gerissen, verschlafen auf den Koffern. [blue]Schönes Bild[/blue] "Nein!", dachte sie, während sie sich hinter die bereits Wartenden einreihte und ihren Koffer neben sich abstellte. "Das kann ja wieder ein toller Flug werden." Sie mochte keine aufgekratzten Kinder, die sich vor lauter Vorfreude auf den Urlaub nicht benehmen konnten, überarbeitete Väter, die ständig mit den Kindern schimpften und vor allem keine hektischen Mütter, die im Geiste noch immer überlegten, ob sie auch wirklich alles in den Koffer gepackt und das Bügeleisen auch ausgestellt atten! [blue]Der Satz ist zu lang![/blue] "Nein!", dachte sie noch einmal und ließ ihren Blick mit hochgezogenen Augenbrauen über die Menschen um sich herum streifen. Fast hätte sie [strike]sogar[/strike] mit dem Kopf geschüttelt.

Es ging ein paar Schritte vorwärts. Sie atmete tief durch und versuchte, an ihren Urlaub zu denken. Sorgfältig hatte sie viele Kataloge durch[blue]ge[/blue]blättert und sich schließlich für einen teuren Club-Urlaub entschieden. In [strike]ihren[/strike] [blue]‘den‘, um die Wiederholung von ‚ihren‘ zu vermeiden[/blue] Koffer hatte sie nur ihre schickste und modernste Sommergarderobe gepackt. Am Tag zuvor war sie noch beim Friseur gewesen und hatte sich einen pfiffigen Pagenkopf schneiden lassen. Und am Abend hatte sie ihre Finger- und Fußnägel lackiert. Ja, sie war mehr als zufrieden mit ihrem Äußeren.

Wieder ging es ein paar Schritte voran. Ihr Blick wanderte unauffällig zu der Familie, die sich [strike]inzwischen[/strike] hinter ihr in die Warteschlange eingereiht hatte. "Tja, [blue]warum die Anführungszeichen?[/blue] das waren wohl ein paar Kilo zuviel auf den Hüften. Kein Wunder, bei drei Kindern! Und dann noch dieses unvorteilhafte Outfit; Jeans und Jeansjacke, legerer ging es wohl kaum! So würde sie [strike]selbst[/strike] noch nicht einmal im Garten arbeiten, geschweige denn eine Reise antreten. Nun schüttelte sie doch [strike]mit dem[/strike] [blue]den[/blue] Kopf und erstarrte fast im selben Augenblick. Sie spürte, wie sich die Röte langsam von unten nach oben in ihrem Gesicht ausbreitete und wie ihr gleichzeitig heiß wurde. [strike]Denn[/strike] die junge Mutter, die ihr gegenüberstand, hatte die abfälligen Blicke sehr wohl bemerkt und musterte sie nun ihrerseits sehr genau.

Der Blitz des Wiedererkennens traf die beiden Frauen in der selben Sekunde und schon lagen sie sich in den Armen. "Das ist doch nicht möglich! Anja! Wie lange ist es her, dass wir uns [strike]nicht[/strike] gesehen haben! Ich glaube, als Du Dein Studium begonnen hast und weggezogen bist, [strike]da[/strike] haben wir uns aus den Augen verloren. Nicht zu fassen!" Im Nu waren die beiden Frauen angeregt dabei, Erinnerungen auszutauschen. Ach, was war das schön, eine verwandte Seele zu treffen, [blue]Punkt[/blue] Anja war viele Jahre ihre liebste und engste Freundin gewesen. Sie waren gemeinsam durch dick und dünn gegangen und hatten sich alles, aber auch alles, anvertraut. Und diese Vertrautheit war auch jetzt wieder zu spüren. Nach all den Jahren, als hätten sie sich erst gestern zuletzt gesehen! Unglaublich! Plötzlich wurde ihr bewußt, wie sehr ihr gerade diese Freundin gefehlt hatte und im selben Moment schämte sie sich ihrer Gedanken, die sie noch vor ein paar Minuten gehabt hatte! Nein, das Wiedersehen war kein Zufall. Diesen Kontakt wollte sie nicht wieder abreißen lassen. Und währen[red]d[/red] sie ihren Koffer auf das Transportband am Eincheckschalter hievte, lächelte sie ihrer Freundin glücklich zu.

Gruß, Gabriel
 

Alta

Mitglied
Hallo Zefira,

Danke für Deine konstruktiven Anregungen. Ich selber merke zwar oft, dass etwas nicht paßt oder nicht ganz stimmt, weiß aber nicht immer, was es genau ausmacht... Manchmal hilft es, wenn ich mir den Text selbst laut vorlese, aber eben nicht immer. Es kann gut sein, dass ich die Stelle nochmal überarbeite... möchte im Moment aber lieber etwas Neues schreiben!

Viele Grüße, Alta
 



 
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