Was bedeutet belebte Rede?

Guten Tag!

In einem anderen Forum wurde diese Frage gestellt und wir versuchen nun herauszufinden, was es bedeutet. Google und MetaGer helfen wohl nur, wenn man genau weiß, was man suchen muss.

Bisher wurde nur ein Referat gefunden, in dem folgender Satz stand:

Belebte Rede

Gedanken und innere Vorgänge werden durch die Perspektive der sie selbst erlebenden Person wiedergegeben.
Es soll ein seit dem 19. Jahrhundert beliebtes Stilmittel sein, Th. Mann, Schnitzler und noch andere wurden genannt, aber was nun genau gemeint ist, kann ich mir jedenfalls noch nicht vorstellen.
Gibt es denn eine unbelebte Rede?

Vielleicht kann jemand hier weiterhelfen?
Ich würde mich sehr freuen.

Hoffnungsvolle Grüße
Paragraphentigerin
 
Nach neuesten Erkenntnissen war möglicherweise die "erlebte Rede" gemeint, die ich zwar auch nicht kannte, die aber als Suchwort tauglicher ist.
Da war wohl die Erinnerung an den Abend etwas vom Rotwein belebt. :)

Nun muss ich noch das Geheimnis dieses Begriffes näher erkunden.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe nun etwas zu dem Thema gefunden:
Quellenangabe:
http://www.similitudo.de/dissall.pdf

Stilistik einer Verdrängung, Zur Prosa von Witold Gombrowicz
von Olaf Kühl,(Eingereicht 1994 als Dissertation beim Fachbereich 17, Neuere fremdsprachliche Philologie der Freien Universität Berlin)

Belebte Rede
Diese neben der direkten und indirekten dritte Art der Rede
hat Kazimierz Wóycicki polnisch als "mowa pozornie zależna" bezeichnet (Wóycicki 1946.163) [...]. Wir finden sie vereinzelt in F, wenn der stilisierte Bauerndialekt in der Rede des Erzählers auftaucht:
"musiały wygodoćparobkom" (F/251)
Danach ist es tatsächlich ein Fachbegriff.

Nach dem im ersten Beispiel angegebenen Zitat gilt:
Gedanken und innere Vorgänge werden durch die Perspektive der sie selbst erlebenden Person wiedergegeben.
Ich denke, es bedeutet, dass die Rede "direkter" ist als bei "direkter Rede" - also die Erzählperspektive in der Handlung liegt:

"Da gehe ich die Straße entlang und sehe einen 100-Euro-Schein liegen. Was mache ich? Hebe ich ihn auf? Ich blicke mich um. Niemand da, ich hebe ihn auf und will ihn zum benachbarten Fundbüro bringen, aber zuvor noch ein Eis essen gehen. Da taucht ein Kamera-Team auf. 'Warum haben Sie einfach den Geldschein aufgehoben?' fragt der Mann. 'Ich wollte ihn im Fundbüro abgeben.' Warum glaubt der mir bloß nicht? Ich sage doch nur die pure Wahrheit."

Wir sehen hier: Es ist kein Dialog, sondern eine Erzählung. Die Erzählperspektive ist in der Handlung und "wandert" mit.
Das ist es, wie ich es verstehe.
 
Vielen Dank.

Das ist wirklich interessant. Gelesen habe ich so Texte schon, aber dass man die so nennt, wusste ich natürlich nicht.

Werde ich mich auf jeden Fall noch intensiver mit befassen, sobald mir dies möglich ist.

Viele Grüße
von der §§-Tigerin
 



 
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