Was dagegen?

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Markus Veith

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"Hallo." Ihre Stimme bröselte in seinem Ohr "Was machst Du gerade?"
Er ärgerte sich über seine Pause, die sich nach der Schrecksekunde in die Unendlichkeit zu verdrücken drohte. Und darüber, dass allein ihre Stimme die kreischkreidenen Verbalregeln von seiner Wuttafel gehaucht hatte. Alle zurechtgelegten Worte waren fort. Verzweifelt versuchte er, mit schalen Speichelresten die blassen Schlieren nachzuzeichnen.
"Nuuun", gewann er Zeit. "Ich denke, ich könnte, sobald ich Dich aufgehängt habe, noch einmal an den Kühlschrank gehen und in Gesellschaft einiger Bierdosenfreunden den Abend so lange mit Selbstmitleid bezahlen, bis ich nur noch so viel von mir gebe wie in eine Kloschüssel passt. Dann werde ich wohl einige Zeit damit verbringen, rotierende Windmühlenflügel auf die Wand zu kritzeln, um anschließend mit meinem Kopf gegen sie anzureiten."
Er hielt sich tapfer im Sattel, hatte aber die angeschnittenen Riemen bemerkt. Daran konnte er sich nicht mehr reißen. Unmöglich. Sein Steckenpferd war müde und schwitzte. Seit Tagen baumelte es zwischen seinen Beinen. Absteigen hieß sich ergeben. Er musste sich beeilen.
"Während mein Hauptdiener damit beschäftigt sein wird, die Glashirnsplitter zusammenzukitten, werde ich die vergilbten Bilder von Dir in meinen Kopfturm sperren, mir von dort oben gepflegt einen runterholen und mich dann der Folter meiner Traumhenker überlassen."
Geschafft! Die Geisterstadt rauchte. Schwer atmende Wortruinen empfingen ihn. Seine zitternde Stimme streckte die glühende Waffe.
"Also, wenn es Dich wirklich interessiert: Nichts anderes als die letzten Tage, seit Du fort bist."
Schweigen wallte wie eine Flut über ihn. Seine Stimme knirschte wie ein von der Brandung zermürbtes Küstenriff: "Hast Du was dagegen?"
"Nein." - Und nach einem leisen Regen bat sie: "Darf ich dabei sein?"
 

Rainer

Mitglied
hallo markus,
hat mir gut gefallen ,deine geschichte - nur daß eine stimme "bröseln" kann, kenne ich nicht, würde ich vielleicht anders formulieren, ansonsten schöne bilder, die ich mir teilweise nochmal überlegen muss.
gruß
rainer
 
Kartenhaus

gelungenes pures Knisterstimmungkonzentrat, Markus!

komprimiert, komprimiert der Protagonist kurz vor dem Platzen..

Dann der entwaffend gute Schluss...;)
 



 
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