Was jetzt kommt

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Anonym

Gast
Was jetzt kommt

Die AFD ist als drittstärkste Partei in den Bundestag gewählt worden. Der Aufschrei bei den etablierten Parteien und weiten Teilen der Bevölkerung ist groß.

Wir wissen, was jetzt kommt: Alle Welt wird davon sprechen, dass man wieder mehr auf das Volk zugehen muss. Es wird gefordert, die Sorgen und Ängste der Bevölkerung endlich ernst zu nehmen. Das Pingpong-Spiel der gegenseitigen Schuldzuweisungen ist eh schon lange erprobt.
Besonders die konservativen Politiker fordern schon bald wieder strengere Gesetze zur Bekämpfung von Kriminalität und Zuwanderung. Stammtischparolen und verbaler politischer Ak¬ti¬vis¬mus prägen das innenpolitische Bild der nächsten Wochen. Und Wahlanalytiker, Politologen und Soziologen können endlich ihre Existenzberechtigung zur Schau stellen.

Wir wissen, was dann kommt: In wenigen Monaten gehen unsere gewählten Politiker zum Alltagsgeschäft über. Im Bundestag werden die übrigen Parteien die AFD zunächst schneiden und gemeinsam demonstrieren, dass die Vertreter dieser Partei zu den Schmuddelkindern unserer Demokratie gehören. Möglicherweise werden auch einige Gesetze verschärft werden, um den Parteien am rechten Rand wenigstens etwas Wind aus den Segeln zu nehmen.

Ansonsten wird man weiterhin auf die Stärkung der Wirtschaft setzen – das Allheilmittel mit der Wirksamkeit eines Placebos. Einigen wird es besser gehen, einige werden glauben, dass es ihnen besser geht, weitere werden hoffen, dass es ihnen bald besser geht, und der Rest wird sich eine goldene Nase verdienen.

Doch wir wissen auch, was nicht kommen wird: Es wird weiterhin keine ernsthaften Versuche geben, ein Klima zu schaffen, in dem man ohne Angst und Neid anderen Menschen begegnet – egal, ob es sich um Zuwanderer, Wessis, Ossis, Arme oder Reiche handelt. Schulen und Kindergärten, in denen man das Fundament für mehr Verständnis legen könnte, werden weiterhin finanziell und personell am Tropf hängen gelassen. Und bei Hartz IV wird weiterhin mehr das Fordern als das Fördern im Vordergrund stehen. Die Schere zwischen Arm und Reich wird allen Lippenbekenntnissen zum Trotz größer werden, der Neid zunehmen, wie auch die Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz.

Und so werden sich die Politiker auch in der nächsten Legislaturperiode immer weiter vom Volk entfernen, mit machtlosem Unverständnis die Entwicklung ansehen – und im Tagesgeschäft ihre Worte und Forderungen aus den ersten Tagen nach der Wahl vergessen.

Doch auch wir Wähler werden in Kürze vergessen und spätestens bei den nächsten Wahlen wieder denen glauben wollen, die uns eine bessere Welt versprechen. Zwischendurch werden wir auf den Staat schimpfen und übersehen, dass wir auch zum Staat gehören, ein Teil des Staates sind. Doch die wenigsten werden daraus Konsequenzen ziehen – warum auch, wenn das Placebo wirkt.
 

Anonym

Gast
Hallo revilo,

mal sehen, ob dieses oder ein anderes Placebo eingesetzt wird und wie lange es hält.

Ausbau der Volksbespaßung wäre eine weitere Möglichkeit. Das Doof-TV hat ja jetzt schon Hochkonjunktur.

Danke für Deinen Kom.

LG

A
 



 
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