Was vom Tage übrig blieb

Dude

Mitglied
Er fühlte sich schwach. Seine Glieder schmerzten, während seine Zähne taub waren wie nach überschwenglichem Kokaingenuß. Sein Rachen war trocken und die Luft in diesem Raum schien ihn fertig zu machen. Es roch nach Tod und je länger er sich in diesem Raum aufhielt, desto unerträglicher setzte sich dieser modernde Geruch in seinen Nasenlöchern fest. Kein Wunder, denn schließlich haben gerade zwei Menschen die er liebte durch seine Hand das Zeitliche gesegnet. Es war schon irgendwie eine komische Situation für ihn, denn schließlich war es die eigene Frau und sein bester Freund, die dort nackt, so wie Gott sie geschaffen hatte, eng umschlungen im eigenen Blut auf dem Bett trieben. In dem Bett in dem er seinen Sohn gezeugt hatte, der Ort der ihn und seine Frau auf Lebenszeit binden sollte und nun stand er da. Die zitternden Hände mit dem Blut der ihm nächsten Menschen beschmiert stand er vor dem Bett und fühlte sich geplagt von Hass und Enttäuschung. Die Luft wurde dünner, doch er wollte nicht gehen. Das einzig Richtige, was er nun noch tun konnte, war der beherzte Griff zur Whiskeyflasche.

Er kauerte mit der Flasche am Hals vor dem Bettpfosten und sah mit starrem Blick auf das Messer mit welchem er die beiden fertig gemacht hatte. Es hatte etwas majestätisches an sich, so wie es bluttriefend und glitzernd auf dem Boden lag, doch hatte es auch einen Hauch von Schmutz, denn schließlich dokumentierte es neben seiner vollbrachten Tat eines der miesesten Spiele dass man je mit ihm gespielt hatte. Warum gerade Harvey und seine Frau? Wie lange hatten sie diese Show schon durchgezogen und wie oft hat er während dessen für den Lebensunterhalt seiner Familie gesorgt? War es eine Gottheit die ihn strafen wollte oder war es einfach nur das Leben, dass ihm einen schlechten Streich gespielt hatte? Er wollte es gar nicht mehr wissen, denn schließlich hatte er dieses Spiel auf seine Art beendet. Doch wie ging es nun weiter? Zum Sterben hatte er keine Lust, denn schließlich war es nicht er gewesen, der die Regeln gebrochen hatte. Er nahm noch einen kräftigen Schluck aus der Flasche und beschloß zu gehen, nicht aber ohne den beiden Adieu zu sagen. Er übergoß die leblosen Körper mit dem letzten Rest Whisky und sang dabei die Nationalhymne, als er plötzlich bemerkte, dass es weder seine Frau, noch sein bester Freund waren die dort in dem Bett lagen, sondern zwei wildfremde Menschen. Plötzlich holt ihn seine Erinnerung ein und er merkt, dass es nun lange Zeit her gewesen sein muß, dass er diesen Ort aufgesucht hatte. Er erinnert sich an alles haargenau, den Tag an dem er schon mal jemanden getötet hatte und dass es das selbe Hotelzimmer gewesen sein muß. Schweiß floss in Strömen über seine Stirn und er wünschte sich, sie hätten ihm niemals die Freiheit geschenkt, für die er sich in der Psychatrie solange am Riemen gerissen hatte. Nun wurde plötzlich wieder alles glasklar für ihn und er fing an zu bedauern. Zu bedauern, dass er nie einen Freund oder eine Frau gehabt hatte, genauso wenig wie ein Kind und noch mehr, dass er offensichtlich zwei ihm fremden Menschen dieses Glück schon vor seiner endgültigen Entstehung genommen hatte. Vielleicht hatten die beiden schon Kinder oder waren gerade dabei eines in die Welt zu setzen? Tatsache war wohl gewesen, dass sie sich geliebt hatten und nichts, nichts auf dieser Welt sollte ihm das recht und die Kraft gegeben haben, diese Liebe durch seine Krankheit zu zerstören. Er ging zum Spiegel und sah dort das, was die ganze Zeit hinter seiner unspektakulären Fassade Bestand hatte. Das ungeliebte Kind, dass seine Eltern großgezogen hatten und dass zum Mann gereift war. Er weinte. Bestimmt eine Stunde lang sah er in sein Spiegelbild und weinte. Wer war nun letzten Endes schuld gewesen an dem was er getan hatte? Er selbst wohl am wenigsten, soviel war ihm klar und doch wollte er nicht mehr länger mit diesem Leid und erst recht nicht mit dem der anderen leben. Er hatte nun genug und tat das einzig vernünftige, was schon viele Männer in dieser Situation hätten tun sollen. Den Rückfall auszuschließen in dem man sich selbst richtet.

Und so ging er ein letztes mal zurück zum Bett um die beiden um Vergebung zu bitten, auch wenn es noch so wenig nützen sollte. Nun bohrte sich das Messer bis zum Anschlag durch seine eigene Hand getrieben in seinen Brustkorb. Er lächelte noch einmal, bevor er keuchend auf die beiden toten Liebenden fiel und sein letzter Atemzug ertrank in dem Blut seiner Opfer. Wieviel gerechter oder auch ungerechter hätte diese Geschichte auch sonst enden können? Ein jeder wird sich wohl ein eigenes Bild machen und der eine oder andere mit diesem Mann fühlen, aber ist es nicht furchtbar, dass all dies so abwegig nicht ist?
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
zu

erst einmal herzlich willkommen auf der lupe. dann eine frage: ist obiges eine geschichte oder eine anregung zum philosophieren? lg
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
nun,

fehlen ist nicht das richtige wort. um zu für damit das in meinen augen eindeutig eine geschichte ist, hätt ich mir n anderen schluß gewünscht. ist aber nicht so wichtig. lg
 



 
Oben Unten