Was wirklich Ist

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Ternessa

Mitglied
Oft blicke ich in die Fenster hinein, wenn ich so lautlos durch die Straßen gehe. Im Winter ist es auch einfach, denn viele ziehen erst sehr spät den Vorhang zu, durch den man nicht mehr hinter sie blicken kann.

Heute war ich auch unterwegs. Ich wollte noch schnell einkaufen, die Kleinigkeiten, die ich brauchte. Und mein Weg war vorgeschrieben. Zwei Straßen immer gerade, schon bin ich am Laden und genauso schnell wieder zurück.
Die Innenstadt ist hellbeleuchtet, doch nur äußerlich. Und das lässt mich auch nicht anhalten. Ich glaubte schon fast wieder zu Hause zu sein, da kam ich noch an einem Haus vorbei. Die Fenster waren sonst immer verhangen und nie hatte ich Einblick dahinter.
Mein Blick erfasste sehr schnell- ein Bett, ein Gestell am Bett, mit dem man sich hochziehen kann, viele Decken und ein winziges Gesicht dazwischen.
Magisch angezogen blieb ich stehen, doch tat ich so, als würde ich meine Stiefel schnüren. Ich wollte mehr sehen von diesem Zimmer, was so krankenhausmäßig anmutete und wohl Leid ausspucken würde.
Niemand könnte so vermuten, dass ich nur blicken will in die Lebensfenster der Menschen neben mir. Dachte ich und widmete mich dem Gesicht, was ich sah zwischen den Decken.

Es sah mich an, als wollte es mich erkennen. Zuerst erstaunt und dann lächelte es. Eine Hand hob sich zum Winken. Nicht traurig und nicht verzweifelt lag da eine Frau,alt, mit einem winzigen Gesicht und sie lächelte mir zu.

Das Fenster wärmte plötzlich und ich ging nicht mehr einsam.
 

Ternessa

Mitglied
Oft blicke ich in die Fenster hinein, wenn ich so lautlos durch die Straßen gehe. Im Winter ist es auch einfach, denn viele ziehen erst sehr spät den Vorhang zu, durch den man nicht mehr hinter sie blicken kann.

Heute war ich auch unterwegs. Ich wollte noch schnell einkaufen, die Kleinigkeiten, die ich brauchte. Und mein Weg war vorgeschrieben. Zwei Straßen immer gerade, schon bin ich am Laden und genauso schnell wieder zurück.
Die Innenstadt ist hellbeleuchtet, doch nur äußerlich. Und das lässt mich auch nicht anhalten. Ich glaubte schon fast wieder zu Hause zu sein, da kam ich noch an einem Haus vorbei. Die Fenster waren sonst immer verhangen und nie hatte ich Einblick dahinter.
Mein Blick erfasste sehr schnell- ein Bett, ein Gestell am Bett, mit dem man sich hochziehen kann, viele Decken und ein winziges Gesicht dazwischen.
Magisch angezogen blieb ich stehen, doch tat ich so, als würde ich meine Stiefel schnüren. Ich wollte mehr sehen von diesem Zimmer, was so krankenhausmäßig anmutete und wohl Leid ausspucken würde.
Niemand könnte so vermuten, dass ich nur blicken will in die Lebensfenster der Menschen neben mir. Dachte ich und widmete mich dem Gesicht, was ich sah zwischen den Decken.

Es sah mich an, als wollte es mich erkennen. Zuerst erstaunt und dann lächelte es. Eine Hand hob sich zum Winken. Nicht traurig und nicht verzweifelt lag da eine Frau,alt, mit einem winzigen Gesicht und sie lächelte mir zu.

Das Fenster wärmte plötzlich und ich ging nicht mehr einsam.
 
hallo Ternessa

ein paar Vorschläge:

Oft blicke ich in die Fenster hinein, wenn ich so lautlos durch die Straßen gehe. Im Winter ist es auch einfach, denn viele ziehen erst sehr spät den Vorhang zu, durch den man nicht mehr hinter sie blicken kann.
hier sollte einiges verändert werden, um Doppelungen zu vermeiden und um es ein wenig zu glätten:
[blue]Oft schaue ich in die Fenster hinein, wenn ich so durch die Straßen gehe. Im Winter ist es recht einfach, denn viele ziehen erst sehr spät den Vorhang zu, der den Blick verwehrt.[/blue]


Magisch angezogen blieb ich stehen, doch tat ich so, als würde ich meine Stiefel schnüren.
ich bezweifle, dass man noch in gebückter Stellung über eine Fensterbrüstung zu einem Bett sehen kann.
Vorschlag: ..., doch tat ich so, als warte ich hier.

Ich wollte mehr sehen von diesem Zimmer, was so krankenhausmäßig anmutete und wohl Leid [strike]ausspucken würde[/strike][blue]verbarg[/blue].


Niemand könnte so vermuten, dass ich nur blicken will in die Lebensfenster der Menschen neben mir[blue], dachte[/blue] ich und [strike]widmete mich dem[/strike][blue]betrachtete das[/blue] Gesicht, was ich sah zwischen den Decken.

Es sah mich an, als wollte es mich erkennen. Zuerst erstaunt und dann lächelte es. Eine Hand hob sich zum Winken. Nicht traurig und nicht verzweifelt lag da eine Frau[blue]; alt[/blue], mit einem winzigen Gesicht und sie lächelte mir zu.

Das Fenster wärmte plötzlich und ich ging nicht mehr einsam.
Den letzten Satz finde ich nicht gut, den solltest du besser streichen, die Aussage ist da, ohne den Satz, den ich schon beinahe kitschig finde.
Der Text gefällt mir, aber der letzte Satz macht's nicht mehr so gelungen.

schöne grüße
gernot
 

Ofterdingen

Mitglied
Hallo,

Eine nette kleine Voyeur-Geschichte. Voyeure sind wir ja alle - und wenn wir nur unsere eigenen Heimlichkeiten anstarren - sonst hätten wir ja nichts zu schreiben.

Auch von mir ein paar Anmerkungen:

"Oft blicke ich in die Fenster hinein, wenn ich so lautlos durch die Straßen gehe. Im Winter ist es auch einfach, denn viele ziehen erst sehr spät den Vorhang zu, durch den man nicht mehr hinter sie blicken kann."

Hinter sie? Meinst du mit "sie" die Personen? Auch sonst, ja, könnte man einiges klarer, deutlicher, besser formulieren.

"Heute war ich auch unterwegs. Ich wollte noch schnell einkaufen, die Kleinigkeiten, die ich brauchte. Und mein Weg war vorgeschrieben. Zwei Straßen immer gerade, schon bin ich am Laden und genauso schnell wieder zurück."

Statt "Und mein Weg war vorgeschrieben" lieber "Mein üblicher Weg." oder den Satz sonstwie umformulieren oder ganz weglassen; "vorgeschrieben" passt nicht.

"Die Innenstadt ist hellbeleuchtet, doch nur äußerlich. Und das lässt mich auch nicht anhalten."

Die Stelle ist unklar:

Was genau meinst du mit "nur äußerlich"? Dass da kein Licht von innen her (Herz, Seele, Leber, Milz, Schlafzimmer usf.) aufscheint?

"Und das lässt mich auch nicht anhalten."
Was genau lässt den Ich-Erzähler nicht anhalten? Dass da kein inneres Organ (s.o.) nach außen strahlt? Dass sich keiner in sein Nähkästchen schauen lässt?

Außerdem hier wenigstens zwei Wörter statt einem: "hellbeleuchtet"; zu überlegen wäre auch, ob dieser Ausdruck besonders glücklich gewählt ist.

"Ich glaubte schon fast wieder zu Hause zu sein, da kam ich noch an einem Haus vorbei." Die Wiederholung Hause - Haus wirkt ungeschickt, aber irgendwie auch der ganze Satz: In der Stadt kommt man fast immer an einem Haus vorbei und an noch einem und noch einem.

"Die Fenster waren sonst immer verhangen und nie hatte ich Einblick dahinter."
Das Wort "dahinter" würde ich weglassen. Der den Einblick hat, ist davor, was er sieht, ist dahinter, aber der Einblick ist schlicht der Einblick, weder dahinter noch davor.

"Mein Blick erfasste sehr schnell- ein Bett, ein Gestell am Bett, mit dem man sich hochziehen kann, viele Decken und ein winziges Gesicht dazwischen."

Den Gedanken- oder Bindestrich hinter "schnell" streichen; ein Gestell neben dem Bett, an dem man sich ...

"Magisch angezogen blieb ich stehen, doch tat ich so, als würde ich meine Stiefel schnüren."

Gernot J. schreibt: "ich bezweifle, dass man noch in gebückter Stellung über eine Fensterbrüstung zu einem Bett sehen kann." Na ja, man könnte den Fuß heben und gegen die Wand stemmen oder auf einen Sims oder Absatz stellen, manchmal ist da ja sowas.

"Ich wollte mehr sehen von diesem Zimmer, [red]was[/red] so krankenhausmäßig anmutete und wohl Leid ausspucken würde."

So, wie du dies hier schreibst, würde das heißen, dass die Tatsache, dass du mehr sehen wolltest, "krankenhausmäßig anmutete". Wenn du das nicht meinst, muss es "das" heißen statt "was". Ebenso falsch ist das "was" im folgenden Satz:
"Dachte ich und widmete mich dem Gesicht, [red]was[/red] ich sah zwischen den Decken."

"Das Fenster wärmte plötzlich und ich ging nicht mehr einsam."

Mit dem Schlusssatz hat Gernot recht. Entweder weglassen oder irgendetwas anderes, weniger Pathetisches.

LG,
O.
 

Mandelbaum

Mitglied
Hallo Ternessa,
deine Geschichte berührt mich, die Idee ist wirklich gut. Danke!

Sprachlich könntest du sie noch etwas bearbeiten.
Vieles ist bereits angemerkt worden.

Von mir nur so viel:

[blue]Mein Blick erfasste sehr schnell- ein Bett, ein Gestell am Bett, mit dem man sich hochziehen kann, viele Decken und ein winziges Gesicht dazwischen.[/blue]

Der Ausdruck "winziges Gesicht" irritiert, vor meinem inneren Auge entsteht das Gesicht eines kranken Kindes. Aber das war vielleicht deine Absicht. Falls es nicht so ist, würde ich an deiner Stelle lieber "runzliges Gesicht" schreiben.

[blue]...Zimmer, was so krankenhausmäßig anmutete und wohl Leid ausspucken würde.
[/blue]
Zum "Leid ausspucken" wurde oben schon etwas geschrieben bzw. es wurde gestrichen. Ich bin gleicher Auffassung.

Herzliche Grüße von Sachsen nach Sachsen,
Mandelbaum
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe Ternessa,

ich finde auch, dass es sich um eine anrührende Geschichte handelt. Den letzten Satz finde ich übrigens wichtig, weil es erst sehen lässt, was die Situation mit der Protagonistin macht. Erst dadurch wird ja das Lichtlein gezündet. Erst da vollzieht sich der Bogen der Einsamkeit.

Es wurde ja schon viel Detailliertes angemerkt. Ich kann mich auch da nicht allem anschließen. Ich finde zum Beispiel Deine Adjektive sehr gut gesetzt - auch das 'ausgespuckt'.
Ich finde Deine Beschreibungen noch ein bisschen hölzern - vielleicht sind die Sätze im Verhältnis zum Gesamt des Textes zu lang?
Mit ein bisschen Schmirgeln kann das ein Kleinod sein.

Die bisherigen Rückmeldungen verdeutlichen sehr schön, dass jeder mit einem Anteil an fachlichem Sachverstand und zwei Teilen Meinung an die Texte heran geht, und das ist auch gut so. Da kann man sich das Beste für sich raus suchen, was einen weiter bringt.

Viel Spaß noch am Schreiben.

Liebe Grüße
Petra
 

Ternessa

Mitglied
Es ist Neujahr, Ihr Lieben!

ich lese eben noch

@Gernot

zu deinen Bemerkungen des letzten Satzes:

Ich finde, er ist wichtig. Da ist nicht nur ein Voyeur- da ist ein einsamer Mensch, der davon lebt, in andere Fenster zu sehen. Ein Mensch, der sich noch sucht.

Doch dieses Fenster " wärmte" , warum wohl?

Nicht wegen des Blickens, sondern wegen des Alters- eine alte Frau lächelt......


Die anderen guten Bemerkungen lasst mich später beantworten.

Liebe Grüße
Ternessa
 

Ofterdingen

Mitglied
Ich bin doch etwas erstaunt, dass in diesem Ordner gleich zwei Leute den Unterschied zwischen "das" und "was" nicht zu kennen scheinen. Zur Verdeutlichung des Problems:

1) Ich habe in diesem Monat noch kein Buch gelesen, [blue]was[/blue] ich gut finde.

2) Ich habe in diesem Monat noch kein Buch gelesen, [blue]das[/blue] ich gut finde.

Satz 1) bedeutet: Ich finde es gut, [red]dass ich in diesem Monat noch kein Buch gelesen habe[/red].

Satz 2) bedeutet: Ich habe in diesem Monat noch kein Buch gelesen, [red]welches [/red] ich gut finde.

Die Sätze bedeuten nicht dasselbe. Ich denke, in einem Literaturforum darf man schon ein wenig darauf achten, dass man sich sprachrichtig ausdrückt.


Hallo petrasmiles,

Bitte sei so nett und erkläre mir, was du mit "fachlichem Sachverstand" meinst.

LG

Ofterdingen
 

Ternessa

Mitglied
Guten Abend Ofterdingen,

du meinst mit deiner Kritik- wir sollten uns "sprachrichtig" ausdrücken- sicher, dass wir der Semantik der Wörter mehr Beachtung geben sollten.

Danke für diesen Hinweis, die zweimalige Verwendung von "was" wurde bereits hinterfragt und ist bei mir angekommen. Ich werde das verändern.

Ich denke, das ist dann in deinem Sinne "sprachrichtig".
LG
Ternessa
 

Ternessa

Mitglied
Oft blicke ich in die Fenster hinein, wenn ich so lautlos durch die Straßen gehe. Im Winter ist es auch einfach, denn viele ziehen erst sehr spät den Vorhang zu, durch den man nicht mehr hinter sie blicken kann.

Heute war ich auch unterwegs. Ich wollte noch schnell einkaufen, die Kleinigkeiten, die ich brauchte. Und mein Weg war vorgeschrieben. Zwei Straßen immer gerade, schon bin ich am Laden und genauso schnell wieder zurück.
Die Innenstadt ist hellbeleuchtet, doch nur äußerlich. Und das lässt mich auch nicht anhalten. Ich glaubte schon fast wieder zu Hause zu sein, da kam ich noch an einem Haus vorbei. Die Fenster waren sonst immer verhangen und nie hatte ich Einblick dahinter.
Mein Blick erfasste sehr schnell- ein Bett, ein Gestell am Bett, mit dem man sich hochziehen kann, viele Decken und ein winziges Gesicht dazwischen.
Magisch angezogen blieb ich stehen, doch tat ich so, als würde ich meine Stiefel schnüren. Ich wollte mehr sehen von diesem Zimmer, welches so krankenhausmäßig anmutete und wohl Leid ausspucken würde.
Niemand könnte so vermuten, dass ich nur blicken will in die Lebensfenster der Menschen neben mir. Dachte ich und wandte mich dem Gesicht zu, das ich sah zwischen den Decken.

Es sah mich an, als wollte es mich erkennen. Zuerst erstaunt und dann lächelte es. Eine Hand hob sich zum Winken. Nicht traurig und nicht verzweifelt lag da eine Frau,alt, mit einem winzigen Gesicht und sie lächelte mir zu.

Das Fenster wärmte plötzlich und ich ging nicht mehr einsam.
 

Ternessa

Mitglied
Oft blicke ich in die Fenster hinein, wenn ich so lautlos durch die Straßen gehe. Im Winter ist es auch einfach, denn viele ziehen erst sehr spät den Vorhang zu, durch den man nicht mehr hinter sie sehen kann.

Heute war ich auch unterwegs. Ich wollte noch schnell einkaufen, die Kleinigkeiten, die ich brauchte. Und mein Weg war vorgeschrieben. Zwei Straßen immer gerade, schon bin ich am Laden und genauso schnell wieder zurück.

Die Innenstadt ist hellbeleuchtet, doch nur äußerlich. Und das lässt mich auch nicht anhalten. Ich glaubte schon fast wieder zu Hause zu sein, da kam ich noch an einem Haus vorbei. Die Fenster waren sonst immer verhangen und nie hatte ich Einblick dahinter.
Mein Blick erfasste sehr schnell- ein Bett, ein Gestell am Bett, mit dem man sich hochziehen kann, viele Decken und ein winziges Gesicht dazwischen.

Magisch angezogen blieb ich stehen, doch tat ich so, als würde ich meine Stiefel schnüren. Ich wollte mehr sehen von diesem Zimmer, welches so krankenhausmäßig anmutete und wohl Leid ausspucken würde.
Niemand könnte so vermuten, dass ich nur blicken will in die Lebensfenster der Menschen neben mir. Dachte ich und wandte mich dem Gesicht zu, das ich sah zwischen den Decken.

Es sah mich an, als wollte es mich erkennen. Zuerst erstaunt und dann lächelte es. Eine Hand hob sich zum Winken. Nicht traurig und nicht verzweifelt lag da eine Frau,alt, mit einem winzigen Gesicht und sie lächelte mir zu.

Das Fenster wärmte plötzlich und ich ging nicht mehr einsam.
 

Ofterdingen

Mitglied
"du meinst mit deiner Kritik- wir sollten uns "sprachrichtig" ausdrücken- sicher, dass wir der Semantik der Wörter mehr Beachtung geben sollten"

Nein, das meine ich nicht, sondern dass man sich an die Grammatikregeln der deutschen Sprache halten und dass man - wie Engelmann sagt - so deutsch wie möglich schreiben sollte.
 



 
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