Wasser

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KittyPryde

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Wasser

im Angesicht des tiefen nass
"wie tief?" fragt es mich
"tief genug!" sage ich
"tief genug wo für?" fragt es mich
"tief genug für mich!" sage ich

kühle Materie
"warum kühl?" fragt es mich
"weil sie weder Freud noch Leid kennt!" antworte ich
"was kennt sie dann?" fragt es mich
"Einsamkeit!" antworte ich
"ist sie deshalb traurig?" fragt es mich
"nein, frei!" antworte ich

kleine wellen an der Wasseroberfläche
"warum schlagen sie so wild und unvorhersehbar?" fragt es mich
"weil es ungebunden macht was es will!" behaupte ich
"und warum steht es nicht einfach?" fragt es mich
"weil es lebt!" behaupte ich

schwarze Erscheinung
"warum so dunkel?" fragt es mich
"weil es alles unreine in sich verschlingt!" meine ich
"auch dich?" fragt es mich
"auch mich!" meine ich
und stürze mich die Klippe hinab
"tief genug für mich!" merke ich
während mich die Freiheit wie ein Schleier umhüllt
und zum ersten mal spüre ich Leben
 

Griot

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Hallo Kitty!
Erinnert mich ein bisschen an Wedekinds Frühlings Erwachen.
Vielleicht kennst du die Tragödie ja. Melchior wird von seinen kopflosen Freund, der in den Freitod ging, zum Selbstmord angespornt. Auf einmal erscheint der vermummte Herr, der für das Leben steht und sagt zu Melchior: "Du lernst mich nicht kennen ohne dich mir anzuvertrauen." Eben diese Worte sind wichtig und die Entscheidung für's Leben. Diese Freiheit in der Tiefe des Wassers hört sich ein wenig wie eine Flucht an.
Flucht vor dem Leben und seinen Entscheidungen.
Oder versteh ich etwas falsch?
 

Griot

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Hi ich bin's nochmal. Versteh mich nicht falsch. Alles in Ordnung mit deinen Zeilen, find ich echt gut, aber du weißt doch wie das ist mit dem positiv denken usw.
Die "Wasser Metapher" kann man auch gut mit der Tiefe eines Brunnens in Verbindung setzen. Bei Brunnen muss ich immer an die Tiefe des menschlichen Geistes denken und wie fern dieser für "Außenstehende" ist. Was denkst du?
 

KittyPryde

Mitglied
hallo Griot,
danke erstmal für deinen kommentar.
hm,ich denke,dass du den text ein wenig falsch verstanden hast,denn das lyrische ich stürzt sich nicht in den tod. es handelt hier nicht von selbstmord, sondern von befreiung. du musst das wasser eher als eine art taufbecken sehen. ein haufen wasser, mit dem man sich symbolisch von allem schmutz reinigen kann. also ich kann dich beruhigen,das wasser steht nicht etwa für den tod *g*
 

KittyPryde

Mitglied
hi Sun Kiss,
vielleicht weil es kurzprosa ist? *g*
ich geh jetzt einfach mal davon aus,dass du denkst zu wissen,was prosa ist...
als was würdest du es denn einstufen?
 

Sun Kiss

Mitglied
Also mir wurde in der Schule ja beigebracht, dass Prosa alle Texte sind, die nicht an Verse gebunden sind.
Ich würde ja eher zu Prosalyrik tendieren.
Aber naja, ist eigentlich auch egal.

Grüße, Sun Kiss
 

Sun Kiss

Mitglied
Hi!
Nee, also du kannst das jetzt nicht mehr ändern, nur noch nen Moderator. Aber das hätte er wahrscheinlich auch schon gemacht, wenn es so schwerwiegend wäre...
Ist ja auch egal, weißt es ja dann nächstes Mal. Wollte dich nur drauf aufmerksam machen, wenn es richtig eingeordnet ist, kommentieren es ja auch mehr.

Grüße, Sun Kiss
 

jimmydean

Mitglied
hi kittypryde

gefällt mir sehr gut, erinnert mich eher an gesänge, als an verse, so bisschen wie die göttliche komödie.
nur mit einem stimme ich nicht überein, ich finde das passt nicht. einsamkeit macht nicht frei. ich denke das alleinsein macht frei. wenn man sein Ich entdeckt hat und leben lässt und die einflüsse bekämpft, kann man alleine sein ohne sich einsam zu fühlen - dann ist man frei.
sonst super. die erkenntnis und die konsequenz, die reinigung, um neu geboren zu werden, um endlich lebendig sein zu können. Von der bloßen Existenz nach gesellschaftlichen Regeln, zum eigenen Leben.
so in etwa sehe ich das, ist schwer zu deuten. aber es hinterlässt eindruck, der leider wieder schwer zu beschreiben ist.
gruß
jimmydean
 



 
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