Wasserfrau

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herziblatti

Mitglied
Wasserfrau

Es könnte Anfang der Achtzigerjahre gewesen sein.
Der Wind oder das Leben hatte sie dorthin geweht, wo sie wie eine verwunschene Wasserfrau hinter dem kleinen Verkaufsstand in Münchens Fußgängerzone stand und anschraubbare Düsen für Wasserhähne verkaufte.

Ein paar Leute waren stehengeblieben, wie immer in einem kleinen Halbkreis, schauten, hörten ihr zu, und teilten sich plötzlich.

Sie hatten Platz gemacht für einen Herren, nicht allzu groß oder gar furchteinflößend, gekleidet in einen schlichten, dunkelblauen Mantel aus feinem Tuch. Sein behandschuhter Zeigefinger deutete flüchtig auf den Wasserstrahl, er sagte etwas auf französisch zu seiner Begleiterin.

Die Wasserfrau stockte in ihrem Vortrag, der die Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit dieser leicht anzubringenden, verstellbaren Düse anpries, und sie sah auf, in ein blasses, feingeschnittenes Patriziergesicht, geschützt vor zu viel Nähe durch eine große Sonnenbrille, die dunklen Haare, so gar nicht in diese Zeit passend, zu einem Mozartzopf zusammengefasst.

Seine Begleiterin, offenbar eine Dolmetscherin, wandte sich mit der Frage an sie, ob denn die Wasserhähne in Europa alle genormt seien.

Darauf hatte die Wasserfrau keine Antwort, weil sie das nicht wusste, und das brachte sie in Bedrängnis.
Sie wollte nicht, dass er ginge, ohne etwas von ihr mitzunehmen.
Sie wollte aber auch nicht, dass er etwas mitnahm, und irgendwo zu Hause in einem fernen oder nahen Europa feststellte, dass sie gelogen hatte.
Sie zögerte zu antworten.

Er sah ihr zu, wie sie ihre Hand unter den sanften Wasserstrahl hielt, wie sich Luftperlen an den feinen Härchen ihres Handrückens fingen und weitergeschwemmt wurden, sah zu, wie sie mit einer kleinen Bewegung die Düse umstellte, und das feine Sprühen des Wassers in der Märzsonne glitzerte.
Sie schlug die Augen nieder.
Er spürte ihre Verlegenheit und lächelte. Sprach ein paar Worte zu seiner Begleiterin, die übersetzte: "Monsieur wünscht zwei Stück dieser Sprühdüsen mitzunehmen."

Später wusste sie nicht so recht, was in diesen Augenblicken geschehen war. Ein Verkaufsgespräch mit positivem Ausgang? Eine Begegnung? Und das winzige Ziehen im Herznest, das sie verspürt hatte, was war das gewesen?

Ein Jahr später etwa - die Wasserfrau hatte inzwischen geheiratet und saß abends gerne, eng an die noch nicht zur Gewohnheit gewordene Schulter geschmiegt, vor dem Fernseher - sah sie in einem Frauenmagazin die neuesten Trends aus Paris. Haute Couture, wunderschöne, untragbare und unerschwingliche Kunstwerke. Zuletzt, nicht wie sonst üblich das Brautkleid, sondern diesmal als ganz persönliches Highlight des Modeschöpfers, eine schwarze Abendrobe mit Mantel, dessen bestickte Rückenpartie im Scheinwerferlicht funkelte und aufblitzte, als liefen Tausende Wasserperlen in feinen Bahnen über den Stoff hinunter zum Mantelsaum, wo sie ein glitzerndes Band bildeten.
Und dann kam er selbst auf die Bühne, gab Interviews in allen Sprachen.

Sie erkannte ihn sofort, das Gesicht, die dunkle Brille, der Zopf.
Die Frage der 3sat-Moderatorin, woher er seine Ideen, seine Einfälle beziehe, beantwortete er auf Deutsch: „Ach, wissen Sie, ich habe so viele Eindrücke, so viel ‚inspiration‘, zuhause im Badezimmer oder in München beim Flanieren …“

Sie lächelte. Rückte einen unmerklichen Millimeter weg von der Wärme des vertrauten Männerkörpers neben sich, sagte kein Wort, und den Flügelschlag eines Schmetterlings, den sie verspürte, barg sie in einem geheimen Schrein.


© Heidi Merkel
 

molly

Mitglied
Liebe Heidi,

Sehr schön!
""Er sah ihr zu, wie sie ihre Hand unter den sanften Wasserstrahl hielt, wie sich Luftperlen an den feinen Härchen ihres Handrückens fingen und weitergeschwemmt wurden, sah zu, wie sie mit einer kleinen Bewegung die Düse umstellte, und das feine Sprühen des Wassers in der Märzsonne glitzerte.""

Mir gefällt Deine Geschichte. Ich wüsste nicht, was ich daran verbessern würde.

Gern gelesen!

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende

Monika
 
G

Gelöschtes Mitglied 17359

Gast
Hallo herzblatti!

Was für eine schöne Erzählung!

Originell und leicht wie eine Feder. Besonders der letzte Satz hat mir gefallen: " .. und den Flügelschlag eines Schmetterlings, den sie verspürte, barg sie in einem geheimen Schrein." Poetisch!

Gruß, Hyazinthe
 

Wipfel

Mitglied
Ich werde mir den Zorn der Fans dieser Geschichte auf mich laden - doch teilen kann ich die spontanen Eindrücke nicht. Es sei denn man setzt mir eine rosarote Brille auf...

Macht aber niemand - und auch auf die Gefahr, dass ein Schmetterlingsflügelschlag mich erschlagen wird: was eigentlich erzählst du? Der Subtext ist doch devot, findest du nicht? Und das gefällt? Kann ja sein - und Geschmäcker sind verschieden.

saß abends gerne, eng an die noch nicht zur Gewohnheit gewordene Schulter geschmiegt, vor dem Fernseher
Und etwas später:
Rückte einen unmerklichen Millimeter weg von der Wärme des vertrauten Männerkörpers
Was denn nun? Noch nicht oder doch schon vertraut? Und welcher Mann schaut sich solches Zeugs an? Oder waren die Männer damals anders?

Und aufpassen: 3Sat gab es Anfang der Achtziger noch nicht. offizieller Start im Dez. 84. Und gab es dann gleich eine Modenschau aus Paris? Das lässt sich recherchieren - besser du tust es.

Grüße von wipfel
 

herziblatti

Mitglied
Liebe Monika, danke fürs Lesen und fürs Mögen :) es ist eine dieser Geschichten, an der sich die Geister scheiden. Grenzverlauf: weiblich / männlich, nahezu ausschließlich, interessanterweise. Danke, und liebe Grüße - Heidi
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo herziblatti,

leider verstehe ich Deine Geschichte nicht ganz. Wieso nimmt die Begegnung mit dem Modeschöpfer die Wasserfrau so mit? Wieso zieht es in der Herzgegend? Wieso will sie, dass er etwas mitnimmt? Es liest sich für mich so, als hätten sie früher ein Verhältnis gehabt.

Niemals wird ein Tpy wie Karl Lagerfeld an einem schnöden Verkaufsstand stehen bleiben, um sich angepriesene Massenware anzusehen. Das ist für mich zu unglaubwürdig.

Der Schluss zu Rosamunde-Pilcher-mäßig.

Handwerklich solide, wie immer bei Dir.

Wipfel, Du bist nicht alleine. :)


LG DS
 

herziblatti

Mitglied
Hallo Wipfel, danke fürs Lesen und für die Anmerkungen, besonders für den Hinweis auf den Sendestart von 3sat, upps.
Zwischen Vertrautheit und Gewohnheit liegt ein entscheidender Unterschied - aber da kommst Du selber drauf.
Und ja, wenn Männer richtig verliebt sind, schrecken sie vor gar nichts zurück, nicht mal vor Frauenmagazinen im Fernsehen :) zumindest habe ich das so erlebt und in meinem Schrein bewahrt. LG - herziblatti
 

herziblatti

Mitglied
Hallo Doc, danke fürs Lesen und für die positive Anmerkung über meine soliden handwerklichen Fähigkeiten.
Der Text wird beim Leser fertig, und nicht alles Geschriebene kann sich vollinhaltlich jedem Leser erschließen.
Ein magischer Moment vielleicht - soll ja vorkommen, dass sich etwas ereignet/beschrieben wird, was nicht mit beiden Händen zu greifen ist. Und, wie nennt man das gleich nochmal, Phantasie oder so, schadet m.E. beim Schreiben auch nicht.
Der Schluss zu Rosamunde-Pilcher-mäßig.
Das muss ich zurückweisen. Das ist mir selber eingefallen. Das ist nicht abgeschrieben oder angelehnt, auch nicht als Hommage gedacht ;) LG - herziblatti
 

herziblatti

Mitglied
Wasserfrau

Es könnte Anfang der Achtzigerjahre gewesen sein.
Der Wind oder das Leben hatte sie dorthin geweht, wo sie wie eine verwunschene Wasserfrau hinter dem kleinen Verkaufsstand in Münchens Fußgängerzone stand und anschraubbare Düsen für Wasserhähne verkaufte.

Ein paar Leute waren stehengeblieben, wie immer in einem kleinen Halbkreis, schauten, hörten ihr zu, und teilten sich plötzlich.

Sie hatten Platz gemacht für einen Herren, nicht allzu groß oder gar furchteinflößend, gekleidet in einen schlichten, dunkelblauen Mantel aus feinem Tuch. Sein behandschuhter Zeigefinger deutete flüchtig auf den Wasserstrahl, er sagte etwas auf französisch zu seiner Begleiterin.

Die Wasserfrau stockte in ihrem Vortrag, der die Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit dieser leicht anzubringenden, verstellbaren Düse anpries, und sie sah auf, in ein blasses, feingeschnittenes Patriziergesicht, geschützt vor zu viel Nähe durch eine große Sonnenbrille, die dunklen Haare, so gar nicht in diese Zeit passend, zu einem Mozartzopf zusammengefasst.

Seine Begleiterin, offenbar eine Dolmetscherin, wandte sich mit der Frage an sie, ob denn die Wasserhähne in Europa alle genormt seien.

Darauf hatte die Wasserfrau keine Antwort, weil sie das nicht wusste, und das brachte sie in Bedrängnis.
Sie wollte nicht, dass er ginge, ohne etwas von ihr mitzunehmen.
Sie wollte aber auch nicht, dass er etwas mitnahm, und irgendwo zu Hause in einem fernen oder nahen Europa feststellte, dass sie gelogen hatte.
Sie zögerte zu antworten.

Er sah ihr zu, wie sie ihre Hand unter den sanften Wasserstrahl hielt, wie sich Luftperlen an den feinen Härchen ihres Handrückens fingen und weitergeschwemmt wurden, sah zu, wie sie mit einer kleinen Bewegung die Düse umstellte, und das feine Sprühen des Wassers in der Märzsonne glitzerte.
Sie schlug die Augen nieder.
Er spürte ihre Verlegenheit und lächelte. Sprach ein paar Worte zu seiner Begleiterin, die übersetzte: "Monsieur wünscht zwei Stück dieser Sprühdüsen mitzunehmen."

Später wusste sie nicht so recht, was in diesen Augenblicken geschehen war. Ein Verkaufsgespräch mit positivem Ausgang? Eine Begegnung? Und das winzige Ziehen im Herznest, das sie verspürt hatte, was war das gewesen?

Ein Jahr später etwa - die Wasserfrau hatte inzwischen geheiratet und saß abends gerne, eng an die noch nicht zur Gewohnheit gewordene Schulter geschmiegt, vor dem Fernseher - sah sie in einem Frauenmagazin die neuesten Trends aus Paris. Haute Couture, wunderschöne, untragbare und unerschwingliche Kunstwerke. Zuletzt, nicht wie sonst üblich das Brautkleid, sondern diesmal als ganz persönliches Highlight des Modeschöpfers, eine schwarze Abendrobe mit Mantel, dessen bestickte Rückenpartie im Scheinwerferlicht funkelte und aufblitzte, als liefen Tausende Wasserperlen in feinen Bahnen über den Stoff hinunter zum Mantelsaum, wo sie ein glitzerndes Band bildeten.
Und dann kam er selbst auf die Bühne, gab Interviews in allen Sprachen.

Sie erkannte ihn sofort, das Gesicht, die dunkle Brille, den Zopf.
Die Frage der ZDF-Moderatorin, woher er seine Ideen, seine Einfälle beziehe, beantwortete er auf Deutsch: „Ach, wissen Sie, ich habe so viele Eindrücke, so viel ‚inspiration‘, zuhause im Badezimmer oder in München beim Flanieren …“

Sie lächelte. Rückte einen unmerklichen Millimeter weg von der Wärme des vertrauten Männerkörpers neben sich, sagte kein Wort, und den Flügelschlag eines Schmetterlings, den sie verspürte, barg sie in einem geheimen Schrein.


© Heidi Merkel
 
A

aligaga

Gast
Hallo @H,

hier ein paar todernst gemeinte Anmerkungen zu deinem œuvre littéraire, das der Bekömmlichhkeit halber einige Retuschen vertrüge:

Es könnte Anfang der Achtzigerjahre gewesen sein.
Der Wind oder das Leben hatte sie dorthin geweht , wo sie wie eine verwunschene Wasserfrau hinter dem kleinen Verkaufsstand in Münchens Fußgängerzone stand und anschraubbare Düsen für Wasserhähne verkaufte. [blue]Warum ein so pathetischer Erstsatz? Der Verkaufsstand kann ja wohl kaum durch die Luft geflogen gekommen sein, und „das Leben“ weht eigentlich gar nicht, sondern wird gelebt. Vielleicht ist das Schicksal gemeint? Wie, bitte, sieht eine „verwunschene Wasserfrau“ denn aus? Hat sie Wasser in den Beinen? Wer kann sich das vorstellen? Hinzu kommt, dass in Münchens Fußgängerzone das hier beschriebene „Marktschreien“ auch in den 80ern nicht erlaubt war. Tipp: Die Marketenderin auf die „Auer Dult“ verfrachten, da gehörte sie hin.[/blue]

Ein paar Leute waren stehengeblieben, wie immer [blue](wie immer?) [/blue]in einem kleinen Halbkreis, schauten, hörten ihr zu, und teilten sich plötzlich. [blue]Wie soll man sich das vorstellen? Der Länge nach oder in der Taille? Durch Zellteilung? Wahrscheinlich ist das Öffnen des Kreises gemeint. Tipp: Ausbessern.
[/blue]

Sie hatten Platz gemacht für einen Herren, nicht allzu groß oder gar furchteinflößend, [blue](falscher Bezug, gemeint ist wohl der „Herr“, nicht „Sie“)[/blue] gekleidet in einen schlichten, dunkelblauen Mantel aus feinem Tuch [blue](was denn jetzt: schlicht oder fein?)[/blue]. Sein behandschuhter Zeigefinger deutete flüchtig auf den Wasserstrahl, er sagte etwas auf französisch [blue](Französisch)[/blue] zu seiner Begleiterin.

Die Wasserfrau stockte in ihrem Vortrag, der die Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit dieser leicht anzubringenden, verstellbaren Düse anpries, und sie sah [blue](noch kleiner als der Modeschöpfer kann sie ja kaum noch gewesen sein!) [/blue]auf, in ein blasses, feingeschnittenes Patriziergesicht [blue](Lagerfeld war in den 80ern noch feist und nannte sich selbst in Interviews einen „strammen Brummer“. Er nahm erst 2000 ca. 40 kg ab)[/blue], geschützt vor zu viel Nähe durch eine große Sonnenbrille, die dunklen Haare, so gar nicht in diese Zeit passend, zu einem Mozartzopf zusammengefasst [blue](der kurze Pferdeschwanz Lagerfelds war nie geflochten wie ein Mozartzopf, sondern stets offen)[/blue].

Seine Begleiterin, offenbar eine Dolmetscherin, wandte sich mit der Frage an sie, ob denn die Wasserhähne in Europa alle genormt seien.

Darauf hatte die Wasserfrau keine Antwort, weil sie das nicht wusste, und das brachte sie in Bedrängnis. [blue]Kaum glaublich, dass einen Markscheierin nicht schlagfertig und skrupellos genug wäre, zu behaupten, ihre Düse passe immer, wo auch immer in der Welt![/blue]

Sie wollte nicht, dass er ginge, ohne etwas von ihr mitzunehmen. [blue]Ist’s möglich? [/blue]
Sie wollte aber auch nicht, dass er etwas mitnahm, und irgendwo zu Hause in einem fernen oder nahen Europa feststellte, dass sie gelogen hatte. [blue]O je – wer soll das glauben? Was die Marktschreier an ihren Ständen verhökern, hält doch für gewöhnlich niemals das, was versprochen wird. Woher also die Skrupel?[/blue]
Sie zögerte zu antworten.

Er sah ihr [blue](wem sonst?)[/blue] zu, wie sie ihre Hand unter den sanften Wasserstrahl hielt, wie sich Luftperlen an den feinen Härchen (Pleonasmus) ihres Handrückens fingen und weitergeschwemmt wurden, sah zu, wie sie mit einer kleinen Bewegung die Düse umstellte, und das feine Sprühen des Wassers in der Märzsonne glitzerte.
Sie schlug die Augen nieder.
Er spürte ihre Verlegenheit [blue](wo sollte die plötzlich bei einer Marktfrau herkommen?)[/blue] und lächelte. Sprach ein paar Worte zu seiner Begleiterin, die übersetzte: "Monsieur wünscht zwei Stück dieser Sprühdüsen mitzunehmen."

Später wusste sie nicht so recht, was in diesen Augenblicken geschehen war. Ein Verkaufsgespräch mit positivem Ausgang? Eine Begegnung? Und das winzige Ziehen im Herznest [blue](was soll das sein?)[/blue], das sie verspürt hatte, was war das gewesen? [blue]Sorry, aber das liest sich furchtbar strapaziert.[/blue]

Ein Jahr später etwa - die Wasserfrau hatte inzwischen geheiratet und saß abends gerne, eng an die noch nicht zur Gewohnheit gewordene Schulter geschmiegt, vor dem Fernseher - sah sie in einem Frauenmagazin [blue](ihr Mann guckt Frauenmagazine??)[/blue] die neuesten Trends aus Paris. Haute Couture, wunderschöne, untragbare und unerschwingliche Kunstwerke. Zuletzt, nicht wie sonst üblich das Brautkleid, sondern diesmal als ganz persönliches Highlight des Modeschöpfers, eine schwarze Abendrobe mit Mantel, dessen bestickte Rückenpartie im Scheinwerferlicht funkelte und aufblitzte, als liefen Tausende Wasserperlen in feinen Bahnen über den Stoff hinunter zum Mantelsaum, wo sie ein glitzerndes Band bildeten. [blue]Und das in den 80ern vor dem flimmernden Röhrenbild? Kaum zu glauben.[/blue]

Und dann kam er selbst auf die Bühne, gab Interviews in allen Sprachen. [blue]Die alle ins doitsche Fernsehen übertragen wurden??
[/blue]
Sie erkannte ihn sofort, das Gesicht, die dunkle Brille, den Zopf.
Die Frage der ZDF-Moderatorin, woher er seine Ideen, seine Einfälle beziehe, beantwortete er auf Deutsch: „Ach, wissen Sie, ich habe so viele Eindrücke, so viel ‚inspiration‘, zuhause im Badezimmer oder in München beim Flanieren …“ [blue]Bei einer Modenschau in Paris stehen keine ZDF-ModeratorInnen auf der Bühne und stellen dümmliche doitsche Fragen. Jamais! TTip: Den Modeschöpfer im Studio aufscheinen lassen. Das käme besser.
[/blue]
Sie lächelte. Rückte einen unmerklichen Millimeter weg von der Wärme des vertrauten Männerkörpers neben sich, sagte kein Wort, und den Flügelschlag eines Schmetterlings, den sie verspürte, barg sie in einem geheimen Schrein. [blue]Jaja, die „geheimen Schreine“ der Frauen. Wo die wohl stehen? Ich vermute Mal: gleich neben dem Herzensnest. TTip: sprachlich entfetten![/blue]

Gruß

aligaga
 
A

aligaga

Gast
Wenn du nicht möchtest, @H, dass deine Texte kommentiert werden, solltest du sie nicht dem Licht der Öffentlichkeit aussetzen, sondern nur in kleinen, handverlesenen Kreisen zum besten geben.

Aber Achtung: Literarisch wird dich das nicht weiterbringen. Dazu gibt's leider schrecklich viele, ganz, ganz grausame Beispiele.

Oft ist es gut, wenn man trotzdem schreibt. Das bleibt manchmal länger im Gedächtnis als laut beklatschte Reime ...

Heiterer Gruß

aligaga

p.s.: Du brauchst keine Sorge zu haben, @H, dass @ali dir eine schlechte Note für dieses verwaschene Bild gibt. Er hält nichts von Zensuren und er verteilt auch keine. Du kannst mit deinem Werk unbehindert bis an den Forengipfel stürmen! Viel Glück!
 
D

Dominik Klama

Gast
Lustig vor allem die langwierige Diskussion unter dem Text. "Noch mal: Ich wünsche ausdrücklich nicht, dass du meine Texte besprichst." Schade, dass @@@@aligaga so selten
Texte rezensiert. Ich wollte schon immer erfahren, wie abgrundtief misslungen sie alle sind.

Schon komisch, was so kleine Souffléhäppchengeschichtchen für große Erregungen des Verbesserungswillens hervorrufen können.

Subtext "devot"? Wie kommt man auf so was? Weil man es vorher schon in sich hatte? Aber: egal.

Herznest, Schmetterling, geschenkt, der eine mag's, die andere nicht, Autoren dürfen auch noch was schreiben, ohne dass es vorher im Großen Handbuch der Storyschreibekunst für unbedenklich erklärt worden ist.

Aber, fragte ich mich, warum lässt man eine Geschichte, in welcher zu Verkaufszwecken eine Hand unter fließendes Wasser getaucht wird, unter freien Himmel im März spielen? Gut, wenn's mal passiert ist, war's halt so, aber sonst: wäre Juni oder Oktober nicht passender?

Und, große Bedenkenträger Wipfel, @@@@aligaggia, es steht überhaupt gar nirgendwo, dass der aus Paris hereingezwitscherte Modedesigner Karl Lagerfeld wäre. Es ist daher schnuppe, wie pummelig Lagerfeld in jenen Jahren noch war. Aber! Es denkt natürlich jeder Leser, dass es so ungefähr Karl Lagerfeld sein soll und das soll ihn auch, von der Autorin geplant, irgendwie kitzeln, dieser Gedanke. Aber Karl Lagerfeld ist schwul. Und das beißt sich doch mit diesem femininen erotischen Inspirationsschmetterlingsmoment, in dem sie für eine imaginierte Sekunde ein Liebepaar sind, weswegen sie beim Erinnern auch ein Stückle vom Männe abrückt. Hätte man da nicht, weiß ich?, Tom Ford nehmen können? Was, der ist auch schwul, na, dann halt doch Coco Chanel, wenn die nicht zu dick war in dem Jahr.

Grundsätzlich sind die Korrekturen von @@@@aligoggo gar nicht so übel, wenn auch leider von "Missgunst" diktiert.Aber ich würde die Autorin ja dringender um Nachpauken der Kommaregeln bitten.
Ein paar Leute waren stehengeblieben, wie immer in einem kleinen Halbkreis, schauten, hörten ihr zu[red],[/red] [blue]Komma überflüssig[/blue] und teilten sich plötzlich.
Die Wasserfrau stockte in ihrem Vortrag, der die Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit dieser leicht anzubringenden, verstellbaren Düse anpries, und sie sah auf[red],[/red] [blue]Komma überflüssig[/blue] in ein blasses, feingeschnittenes Patriziergesicht, geschützt vor zu viel Nähe durch eine große Sonnenbrille, die dunklen Haare, so gar nicht in diese Zeit passend, zu einem Mozartzopf zusammengefasst.
Sie wollte aber auch nicht, dass er etwas mitnahm[red],[/red] [blue]Komma überflüssig[/blue] und irgendwo zu Hause in einem fernen oder nahen Europa feststellte, dass sie gelogen hatte.
Er sah ihr zu, wie sie ihre Hand unter den sanften Wasserstrahl hielt, wie sich Luftperlen an den feinen Härchen ihres Handrückens fingen und weitergeschwemmt wurden, sah zu, wie sie mit einer kleinen Bewegung die Düse umstellte[red],[/red] [blue]Komma überflüssig[/blue] und das feine Sprühen des Wassers in der Märzsonne glitzerte.
Zuletzt, nicht wie sonst üblich das Brautkleid, sondern diesmal als ganz persönliches Highlight des Modeschöpfers[red],[/red] [blue]Komma überflüssig[/blue] eine schwarze Abendrobe mit Mantel, dessen bestickte Rückenpartie im Scheinwerferlicht funkelte und aufblitzte, als liefen Tausende Wasserperlen in feinen Bahnen über den Stoff hinunter zum Mantelsaum, wo sie ein glitzerndes Band bildeten.
zuhause [blue]zu Hause?[/blue] im Badezimmer oder in München beim Flanieren [blue]Warum, um Himmels willen, sollte er in diesem Satz in Paris München erwähnen?[/blue]
Sie lächelte. Rückte einen unmerklichen Millimeter weg von der Wärme des vertrauten Männerkörpers neben sich, sagte kein Wort[red],[/red] [blue]Komma überflüssig[/blue] und den Flügelschlag eines Schmetterlings, den sie verspürte, barg sie in einem geheimen Schrein.
 
A

aligaga

Gast
Grundsätzlich sind die Korrekturen von @@@@aligoggo gar nicht so übel, wenn auch leider von "Missgunst" diktiert.
Um solchen blödsinnigen Behauptungen vorzubeugen, hat @ali seiner Textkritik wohlweislich ein
hier ein paar todernst gemeinte Anmerkungen zu deinem œuvre littéraire, das der Bekömmlichhkeit halber einige Retuschen vertrüge:
vorangestellt.

Auch wenn es @Domi-Nick kaum vorstellbar sein mag: @ali hat die Korrektur dieser Hausfrauengeschichte Spaß gemacht - nicht zuletzt deshalb, weil ihm von vornherein klar war, dass die Autorin die (ja keineswegs unberechtigte) Kritik auf keinen Fall hinnehmen würde. Das Stück wird also unverbessert bleiben und solange die "Charts" anführen, bis es durch etwas Gleichartiges abgelöst werden wird.

Offensichtlich unterschätzt unser @Domi-Nick die Fähigkeit einer Hausfrau, für einen Modeschöpfer vor der Glotze auch dann Gefühle zu entwickeln, wenn dieser bekennender Schwuler ist. Es muss gar kein Modeschöpfer sein - er darf auch als Komiker, als Sänger, als Entertainer, als Schauspieler oder als Poet ankommen, um Abstand zwischen der Gattin und ihrem Frauensendungen guckenden Gespons zu schaffen.

Heiterer Gruß

aligaga
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo herziblatti,

Der Text wird beim Leser fertig, und nicht alles Geschriebene kann sich vollinhaltlich jedem Leser erschließen.
Es wäre wünschenswert, wenn der Autor so schriebe, dass der Text keine offenen Fragen beim Leser zurücklässt.


Natürlich ist Phantasie beim Schreiben entscheidend, sonst gäbe es ja nur authentische Tagebücher, aber logisch sollte es schon sein. Hier fehlt mir einfach die Erklärung, weshalb die "Wasserfrau" so auf den Modezar abfährt.


quote:Der Schluss zu Rosamunde-Pilcher-mäßig.

Das muss ich zurückweisen. Das ist mir selber eingefallen. Das ist nicht abgeschrieben oder angelehnt, auch nicht als Hommage gedacht.
Das habe ich mit meiner Einlassung auch nicht gemeint. Der Schluss erinnert zu sehr an Rosamunde-Pilcher, will heißen, mit rosa Zuckerguss überzogen und SEHR romantisch. "Schrein" ist für mich auch zu religiös besetzt, genauso wie der unsägliche Vergleich "In der Kathedrale meines Herzens wird immer eine Kerze brennen".


Was der Modezar mit den Düsen gemacht hat, würde mich auch interessieren. :)


LG DS
 

herziblatti

Mitglied
Hallo Dominik Klama, danke für die hilfreichen Korrekturen, ich werde demnächst nochmal "drübergehen" und ausbessern.

Hallo DocSchneider, dieser Text changiert zwischen knalliger Realität und absurdem Märchen, er ist ironisch, wie auch meine Bemerkung auf Deinen Hinweis "Pilcher-Style"
Der Schluss zu Rosamunde-Pilcher-mäßig.

[blue]Das muss ich zurückweisen. Das ist mir selber eingefallen. Das ist nicht abgeschrieben oder angelehnt, auch nicht als Hommage gedacht[/blue] ;)
Ein Leselupen-Mitglied hat das Zitat "Vorsicht, Ironie ist bei meinen Text nicht auszuschließen" unter seinen Texten stehen. Ich habe mich immer gefragt, ob der Hinweis notwääändig ist ?

Ich habe meine ganz eigene Art, Dinge/Begebenheiten zu sehen und darüber zu schreiben. Ist das ein Problem, dass ich nicht konventionell schreibe? Wenn ja - meines?

Liebe Grüße - herziblatti
 



 
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