Weinen oder schlafen

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Odilo Plank

Mitglied
Kerberus, oder besser Zerberus, ist nur noch als Bezeichnung bekannt für eine unliebsame Person, an der schwer vorbeizukommen ist; Idealbesetzung fürs Vorzimmer eines trägen Chefs.
Für euch Vorzimmerdamen, so schön ihr seid, schreibe ich nicht, sondern für alle, die in einem der zahlreichen Schattenreiche dahindämmern und auf einen Retter warten, der sie herausholt.
Aber Furcht und Hoffnung sind schlimmere Feinde des Menschen, als der Kerberus, der Höllenhund jenes alten Reiches der Schatten, des Hades, der Unterwelt. Er ließ jede und jeden hinein, aber nur sehr ungern jemanden wieder heraus. Solche Hündlein gibt es noch heute, allerdings ohne drei Köpfe, wie ihr antiker Vorgänger.
Damals wäre es beinahe einem geglückt, die geliebte Frau von den Toten zu befreien, dem Orpheus. Der konnte so wunderschön singen wie jene Herren, bei deren Auftritt alle Frauen weinen und Wunderkerzen abfackeln.
Beim Erscheinen des Orpheus weinte sogar der zuständige Gott. Gerührt wollte er diese Frau ziehen lassen, und sie war sogar schon am Kerberus vorbei.
Rühren konnte man den nicht. Aber er antwortete mit der Regung, die ihm auf eine einzigartige Kunstdarbietung zur Verfügung stand, er schlief ein. So ist er zum Vorbild eines bestimmten Publikums geworden, das dich o Kunstschaffender so oft selber aus der Fassung gebracht hat.
Weine nicht, freue dich! Die Götter werden auch dich zu sich holen. Wie oft hast du ungeahnt Großes vollbracht. Man konnte von diesem oder jenem sagen: Na endlich, er pennt!

Dem Orpheus und seiner Geliebten hat die Kunst in dieser Welt nichts genützt.
 

Odilo Plank

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Kerberus, oder besser Zerberus, ist nur noch als Bezeichnung bekannt für eine unliebsame Person, an der schwer vorbeizukommen ist; Idealbesetzung fürs Vorzimmer eines trägen Chefs.
Für euch Vorzimmerdamen, so schön ihr seid, schreibe ich nicht, sondern für alle, die in einem der zahlreichen Schattenreiche dahindämmern und auf einen Retter warten, der sie herausholt.
Aber Furcht und Hoffnung sind schlimmere Feinde des Menschen, als der Kerberus, der Höllenhund jenes alten Reiches der Schatten, des Hades, der Unterwelt. Er ließ jede und jeden hinein, aber nur sehr ungern wieder heraus. Solche Hündlein gibt es noch heute, allerdings ohne drei Köpfe, wie ihr antiker Vorgänger.
Damals wäre es beinahe einem geglückt, die geliebte Frau von den Toten zu befreien, dem Orpheus. Der konnte so wunderschön singen wie jene Herren, bei deren Auftritt alle Frauen weinen und Wunderkerzen abfackeln.
Beim Erscheinen des Orpheus weinte sogar der zuständige Gott. Gerührt wollte er diese Frau ziehen lassen, und sie war sogar schon am Kerberus vorbei.
Rühren konnte man den nicht. Aber er antwortete mit der Regung, die ihm auf eine einzigartige Kunstdarbietung zur Verfügung stand, er schlief ein. So ist er zum Vorbild eines bestimmten Publikums geworden, das dich o Kunstschaffender so oft selber aus der Fassung gebracht hat.
Weine nicht, freue dich! Die Götter werden auch dich zu sich holen. Wie oft hast du ungeahnt Großes vollbracht. Man konnte von diesem oder jenem sagen: Na endlich, er pennt!

Dem Orpheus und seiner Geliebten hat die Kunst in dieser Welt nichts genützt.
 



 
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