Weißröschen

4,80 Stern(e) 4 Bewertungen

Vera-Lena

Mitglied
Weißröschen

Du weißes Weiß, ganz tückisch leis,
doch von der Sonne angegleißt
hast du mein Haus mir dick vermummt.
Des Baches Klänge sind verstummt.
Kein Tier mehr macht sich auf die Reise,
schlägt durch dich durch sich eine Schneise.

Ach, nein, du hältst uns weich umklammert,
und wenn der Nordwind grausig jammert,
dann muss ich hier gefangen sein.
Wann hört es endlich auf zu schneien?
Wann endlich naht der Schaufelprinz
und rettet mich vom Fenstersims?
 

Herr Müller

Mitglied
Liebe Vera-Lena

Schon für die Wortschöpfung Schaufelprinz hast Du eine hohe Note verdient. Dein Gedicht ist leicht wie eine Schneeflocke. :)

Herr Müller
 

Vera-Lena

Mitglied
schaufeln, schaufeln

Lieber Herr Müller,

ich fürchte, Du musstest auch ganz schön ran, wenn Dir das Wort Schaufelprinz so gut gefällt.

Ich wollte ein Pendant zum Dornröschen schreiben, das ja nicht im Schnee sondern in einer Rosenhecke eingeschlossen war. Wenn Du Dich noch erinnern solltest, durfte der Prinz erst nach 100 Jahren auftauchen.
Da Weißröschen nicht zum Schlafen verurteilt wurde, kann man vielleicht hoffen, dass der Prinz noch VOR Frühlingsanfang mit seinem Gerät und durchtrainierter Muskulatur ganz ungerufen, wie im Märchen eben, auftaucht.

Danke für Deine Antwort und natürlich auch für Deine Wertung.:)

Ein schaufelfreies Wochenende wünscht Dir von Herzen Vera-Lena
 
K

Klopfstock

Gast
"Das weiße Weiß, ganz tückisch leis" - weißt Du, liebe Vera-Lena, was mir an diesem Gedicht so gefällt, ist, daß es zuerst sehr poetisch ist - "Des Baches Klänge sind verstummt" , ein weiß vermummtes Haus....man hat ein
schönes Bild vor Augen, eine Winteridylle und erst dann,
in den letzten beiden Zeilen kommt das Humorvolle durch.
Die Protagonistin kann ihre "weiße Gefangeschaft"
spaßig betrachten, wünscht sich einen - und diese Wortschöpfung gefällt mir genau so sehr, wie Herrn Müller -
sie wünscht sich einen "Schaufelprinzen". Den hätte ich mir auch gewünscht, denn ich mußte gestern die "naselaufende
Schaufelprinzessin" ;);) spielen, bei dem vielen Schnee...
Soll ja bekanntlich gesund sein, auch bei Krankheit härtet es ab :D.....

Nochmals ein schönes Wochenende
und ganz lieben Gruß
Irene *hatschi* ;(
 

Vera-Lena

Mitglied
durchschaut

Liebe Irene,

nun hast Du die Entstehungsgeschichte dieses Textes geradezu nachempfunden. Eigentlich sollte so etwas immer geheim bleiben, und ich verrate es auch nur DIR:)

Zuerst wollte ich nämlich angesichts der ungeheuren Schneemengen etwas für "Natur und Leben" schreiben, aber dann fehlte mir der Pfiff und der Zettel lag schon NEBEN dem Papierkorb. Aber manchmal muss man nur die Räumlichkeit wechseln. Ich ging in ein anderes Zimmer, und plopp muss da wieder mein Kobold irgendwo herumgegeistert sein, der hat nämlich seine Lieblingsplätze, und ihm war wieder so kurios zumute, na wie immer, und dann hat er mir das Wort "Weißröschen" zugeflüstert. Ab da ging es dann in eine andere Richtung.

Wie gut, dass nur wir beide, liebe Irene, Du und ich, jetzt dieses Geheimnis kennen!;) Aber da Du mir sowieso auf die Sprünge gekommen bist......

Liebe Irene, danke für Deine, wie immer, sehr einfühlsame und sehr liebe Antwort.:)

Also ich habe den kleinen Kerl eben mal gefragt, ob er nicht..... und er hat versprochen, ein paar Kräuter bei Dir abzuliefern, obwohl er weite Wege nicht so mag. Auf Deine Miezekatze war er dann aber doch neugierig. Der stellt sich an, schließlich kann er sich durch die Luft zaubern.

Die besten Genesungswünsche und ganz liebe Grüße!:))))))
Vera-Lena
 
K

Klopfstock

Gast
Ja, das merkt man, daß die Richtung zuerst ins poetische
gehen sollte, dann aber hat der Kobold umgelenkt -
und nun ist es ein poetisch-humorvolles Gedicht geworden,
und eine sehr reizvolle Mischung kam dabei heraus ;)

Danke für die Genesungswünsche -
mir war gerade so, als ob
etwas übers Haus gefolgen kam,
etwas Koboldhaftes - ein paar
weiße "Kräuterschneeflocken" fielen gerade herunter;)

einen *Hatschi-Gruß*
Irene
 

B.Wahr

Mitglied
Liebes Vera-Lenchen,

Der Schaufelprinz
Er hebt geschwindt
Die allerwärmsten Fähnchen
Taut weg dem Kind
Die Kleider
Bis aufs Höschen
Wohl leider
War das der ganze Winter
Frag ich die Rosenkinder

Fand Dein Gedicht ganz süß und inspirierend!
Besonders von den Wortschöpfungen "Schaufelprinz" und "Weißröschen" bin ich auch sehr angetan.

Aufgetaute Nacht-Grüße aus dem Schwatzwald
B.Wahr
 

Vera-Lena

Mitglied
raffiniert

Lieber B.Wahr,

so hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt, dass der Schaufelprinz so ein mächtiges Wesen ist. Er macht dreimal Hhhhhhh, und schon ist das Weiß verschwunden.

Aber es freut mich, wenn Du durch diesen Text wieder ein eigenes Märchen ersinnen konntest mit Rosen unterm Schnee und einem Prinzen, der sich durchaus erinnert, warum er sich als Retter auf den Weg gemacht hat.
Ich denke, die kleine Prinzessin wird sich erlöst vorgekommen sein, aber aus dem Staunen ist sie sicher über Jahrhunderte nicht herausgekommen.

Eine schöne Geschichte, ich danke Dir!:)

Nun die ärgsten Gefahren überstanden sind, wünsche ich Dir
für die nächsten Tage Siebenmeilenstiefel aus Kautschuck, damit der Schwarzwald für Dich begehbar bleibt, aber erst einmal ein gemütliches Wochenende zu Hause.:)

Liebe Grüße Vera-Lena
 



 
Oben Unten