Welcome to the jungle (Hinter den Mauern der Freiheit)

Hannibal

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„Nein, die Mama hat gesagt, keine Schokolade vor dem Abendessen. Wir sind doch gleich zu Haus. Dann gibt’s Essen, und dann darfst du.“
Den Knall nahmen die Ohren gerade noch wahr, ehe sie rechts und links in die Luft stoben. Staub erhob sich partikelreich und der Gestank vom verbrannten Fleisch, das fetzenartig im Umkreis von mehreren Metern verstreut lag. In den plötzlich aufgetauchten Gesichtern aller stand es geschrieben, aber keiner sprach es aus.

Der Baß brachte die Wände zum Zittern, als wütete ein Orkan über dem Haus. Im scharfen Rhythmus der Gitarre und dem kreischenden Gesang ging unter, was sonst sich noch als Geräusch ausgab. Es lag eine Spannung zwischen den Lautsprechern, die alles elektrisierte, was Empfindsames sich dazwischen aufhielt.
Mit dennoch entspannter Eleganz drückten im Vorüberschweben die Finger auf die Tasten, und das rote Licht erlosch, sogleich danach öffnete sich die Seitenwand und legte die Kassette frei zur Entnahme, welche einige Takte später erfolgte und ihr Ende vorerst fand in einer schwarzen Hülle, darauf geschrieben stand in sorgfältig ausgeführter Handschrift: Bumm Nr. XII.
Die Hände verloren keine Zeit: als die letzten Klänge des Liedes müde erstarben, waren sie bereits in die braune Jacke geschlüpft und hatten die Aufzeichnung sicher deponiert, danach griffen sie die Schlüssel und machten sich auf den Weg, ein kurzer Druck auf die Fernbedienung zuvor als Lebewohl an die Musik als auch an diesen einen köstlichen und unwiederbringlichen Moment.

Gassen und Straßen schritt er ab, als wüßte er nicht, was vor sich ging. Mit einem breiten Lächeln auf den schmalen Lippen warf er freche Seitenblicke auf die Vorüberziehenden, die ihm zuhauf entgegenkamen. Auf dem stark frequentieren Gehweg voranzukommen, hätte ihm schwerer fallen müssen, aber er kam gut voran, in den Ohren noch das Lied von vorhin mit seinem ausgesprochen anheizenden Text, in der Nase den überwältigenden Geruch von Tausenden. Das Adrenalin staute sich in seinem Körper, wie jedesmal, wenn er im Begriff stand, einen Job zu vollenden, denn er liebte seine Arbeit. Hätte er nicht einen Termin einzuhalten gehabt, der Sinn stand ihm durchaus nach ein wenig auftragsloser Betätigung; hinter den haselnußbraunen Augen jedenfalls war er bereits mitten drin.
Die lebenden Toten auf der Treppe stieß er mit einem milden Blick beiseite, und wie vor einem Gott wichen sie ehrfürchtig zurück, dann schmückte das Lächeln noch breiter als vorhin das strahlende Antlitz. Im Vorbeigehen zertrat er die schon häufig benutzten Spritzen, die sie zurückgelassen hatten, wie um sie ihm zu opfern, und als er ganz oben angekommen war, hielt er inne, beäugte sie aus sinnierenden Augen, die funkelten, und setzte nach wenigen Augenblicken seine Reise fort.
Der Schimmel an den Wänden rankte sich hinauf bis zur letzten Etage und bedeckte gut ein Drittel der Fläche; ein Großteil der Stufen war morsch, einige bereits durchgebrochen. Voller Faszination stand er davor und inspizierte alles wie ein gigantisches Kunstwerk. Eine Tür krachte, und ein alter Mann quälte sich langsam heraus, bis er seiner ansichtig wurde und erschrak und mit deutlich hörbarem Keuchen wieder verschwand. Locker beschwingt machte er sich auf in den dritten Stock nach einem kurzen Moment des Genießens.
Vor Tür Nummer acht holte er ein Taschentuch aus der Innenseite der Jacke, wickelte es um die Hand und klopfte dreimal. Nach etwa einer halben Minute vernahm er leises Husten und trat ein.
Die Wohnung war leer bis auf einen überdurchschnittlich großen Fernseher und einen Videorecorder, der mehr gekostet zu haben schien, als jegliche Art von Heimunterhaltung wert war. Auf einer muffigen und fleckigen Decke gegenüber hockte eine zerbrechliche Gestalt mit geschwollnen und geröteten Augen, die verstört herüberblickte auf sein immergleiches Lächeln. Er langte in die innere Jackentasche und holte die Kassette hervor, hielt sie deutlich sichtbar in Brusthöhe. Es dauerte nicht lange, da öffnete sich der blutleere Mund im ausgemergelten Gesicht ein Stück und die eingefallnen Wangen zuckten, als wollte die Kreatur etwas sagen.
Mit fast einstudierter Gewandtheit legte er die Hülle zu Boden, und ein merkwürdiges Glitzern schlich sich in die Augen des Kauernden. Geifer rann über die schlaffen Lippen und das faltige Kinn, troff hinab auf die Decke und versank. Der Blick wechselte in abnehmendem Intervall zwischen seinem sanftmütigen Antlitz und der vor ihm liegenden Videokassette, und plötzlich offenbarte der Rachen die verfaulten Überreste von einstmals stolzen Zähnen.
Es verging eine halbe Ewigkeit, ehe einer der beiden einen vernehmbaren Laut von sich gab: ein lüsternes Stöhnen entrang sich gurgelnd der Kehle des Halbverfallenen. Dann setzte er sich zaghaft in Bewegung, als wüßte er nicht recht, ob er durfte.
Einen Meter vor ihm blieb er sitzen und bestierte gierig den schwarzen Quader. Auf einmal erklang ein Grunzen, gefolgt von einem weiteren, und der Kopf mit den teilweise ausgerißnen Haaren wandte ihm die zur seelenlosen Fratze entstellte Vorderseite zu. Er sah die Pein in den müden Pupillen seines flehenden Gegenübers und er sah darüber hinaus.
„Dies ist die letzte,“ sagte er mit einer Stimme, die man niemals vermutet hätte in dem kräftigen Körper.
Und der Körper der Kreatur begann vor Entsetzen zu zittern. Der Mund schäumte ihr über bei dem Versuch, verständliche Laute von sich zu geben, und die blassen Finger ballten erbärmlich sich zu Fäusten, die beschwörend gen Himmel gereckt wurden.
„Betrachte unser Geschäftsverhältnis damit für erloschen. Ich habe Dir genug Gutes getan.“ Dann trat er einen Schritt zurück, überließ dem Geschöpf sein letztes Geschenk und beobachtete aus leuchtenden Augen die Gier, mit der es nach einem Augenblick des Überlegens danach griff und sich in seine Ecke verzog. Danach ging er.
Schwermütigen Gedanken hing er nach während seines Rückwegs, schwelgte in traurig-schönen Erinnerungen, die nun für immer hinter ihm lagen. Jeder einzelne, den er verlor, schmerzte. Aber er beklagte sich nicht: so war nun einmal das Leben. Man konnte nicht ewig aus dem gleichen Becher trinken.
Sein Weg führte ihn vorbei an unzähligen Schauplätzen lang vergangner Ereignisse. In vielen Häusern war er schon zu Gast gewesen, ein gern gesehner zuerst und am Ende gehaßt, wie immer. Er machte sich nichts weiter daraus, auch wenn es ihm jedesmal einen kleinen Stich versetzte.
Zum anderen hin aber enthielt jedes Ende die Spannung eines neuen Anfangs, denn er konnte nie wissen, wer als nächster seinen Pfad kreuzen würde. Mit dem Trost dieses Gedankens genoß er das rege Treiben achtloser Mitbürger um ihn her.
Als er an einem jungen Greis vorüberkam, der keine Beine mehr hatte, blieb er stehen und betrachtete ihn auffällig, so daß dieser nach kurzer Zeit seinen Kopf hob und zurückblickte. Wie fingen da seine Augen plötzlich Feuer, als er ihn erkannte: mit der verzweifelten Hoffnung eines Durstenden, der auf einmal eine Fata Morgana erspäht, richtete der schlaffe Körper sich auf so weit als möglich und lachte in vollkommenem Irrsinn. Immer wieder streckte er die Hand deutend nach ihm und mußte so laut prusten, daß der Speichel in hohem Bogen davon stob.
Es fiel ihm schwer, nicht stehenzubleiben, doch er riß sich los von diesem herrlichen Schauspiel. Zu vieles lag noch vor ihm, als daß er seine Zeit hätte vergeuden können mit der Betrachtung vollbrachter Werke. Nichtsdestotrotz war es hin und wieder schön, etwas von den Wundern zu sehen, die er getan hatte.
Auf einmal blieb er stehen. Die Hände in den Taschen begannen zu zittern vor Aufregung. Dann wandte er sich nach links und bog in eine andere Straße ein.
Allmählich fing es zu dunkeln an, und die ersten Menschen verschanzten sich hinter ihren beheizten und beleuchteten Mauern auf der Suche nach Geborgenheit. Lange würde es nicht mehr dauern, bis die Straßen so gut wie leer wären.
Der Gestank nicht erfüllter Sehnsüchte drängte sich unangenehm an seiner Nase und machte ihn traurig. Für einen Augenblick schien sogar das Funkeln seiner Augen verschwunden, bis es, in der Dunkelheit gewachsen, um so mehr zu leuchten anhub. Die Erregung, die ihn so unruhig machte, wuchs mit jedem Schritt, den er auf das Gebäude zu machte.
Als er dann endlich davorstand, verschlug es ihm fast den Atem, so sehr spannten sich die Nerven, und hätte er die heranschnellende Faust nicht aus den Augenwinkeln kommen sehen, sie hätte ihn voll erwischt; mit einem federleichten Sprung zur Seite jedoch entkam er ihr und schaute nun in das Gesicht des Senders. Da wuchs ihm wieder ein Lächeln.
„Du mieses Schwein!“ fauchte sein Gegenüber und wackelte bedrohlich mit den geballten Fäusten.
Er erwiderte nichts, blickte lediglich in der ihm eigenen Milde zurück. „Die Ähnlichkeit,“ sagte er schließlich, worauf der junge Mann nicht recht zu reagieren wußte und nur wiederholte: „Du mieses Schwein!“
„Ich habe ihm nichts getan, was er nicht wollte. – Und,“ fügte er nach einem Moment hinzu und sah ihm direkt in die Augen dabei, „ich weiß auch, was du willst. Komm morgen Abend gegen neun bei mir vorbei. Du weißt, wo ich wohne.“ Dann ließ er ihn alleine und betrat das Lokal. Der Mann blieb verängstigt draußen stehen und starrte irr ins Leere, ehe er sich unsicher davonmachte.
Der Raum war nicht stark bevölkert; lediglich eine Handvoll Menschen hatte sich dorthin verirrt, und darunter war nur eine Frau, die im übrigen der Umgebung nicht angemessen schien, ähnlich einem Diamanten, der in einen Kohlesack fällt. Trotz aller Attraktivität und Aufreizendheit kauerte sie alleine an der Theke und schien sich zu langweilen, spielte ab und an gähnend mit dem erst halbleeren Glas.
Sein Blick hatte sie sofort fixiert. Mit legerer Verspieltheit schlenderte er selbstsicher an das andere Ende des Tresens und ließ sich dort auf einem Hocker nieder, die Aufmerksamkeit weiterhin ganz auf sie konzentriert. Und schon nach wenigen Augenblicken fiel ihre Hand genervt neben dem Glas auf das Holz und wandte sich das hübsche Gesicht ihm zu.
„Wenn Sie auf mir abgespritzt haben, sagen Sie Bescheid,“ zischte sie plötzlich und kniff die Augen zusammen dabei ein Stück.
„Das würde mir nicht im Traum einfallen,“ entgegnete er in voller Sanftheit. „Ich träume von ganz anderen Dingen.“
„Ach ja? Und welchen? Wollen Sie mich mit Ihrem Kumpel teilen?“
„Nein. Raten Sie weiter.“
Für einen mißtrauischen Moment huschte eine kleine Falte über ihre Stirn, dann sagte sie: „Sie sind irgendein Typ, der eine Möglichkeit sucht, mich flachzulegen.“
„Sie haben es erfaßt.“
Gleich darauf erhob er sich und trat neben sie. Ganz nah an ihrem Ohr flüstere er: „Sie sind eine sehr attraktive Frau, die schwer zu beeindrucken ist, hab ich recht? Ich kann Ihnen geben, was Sie suchen. Wenn Sie sich jetzt entschließen, mit mir zu kommen.“
Hohn stand in ihr Gesicht geschrieben und die Erfahrung von tausend enttäuschten Versprechungen. Und bevor sie ihm noch sagen konnte, für wie bescheuert sie ihn hielt, spürte sie seine Hand auf ihrem Schenkel, die andere auf ihrer Schulter. Ein nachdrücklicher Blick seinerseits brachte sie zum Gehen.
Es dauerte keine fünfzehn Minuten, da stand sie gegen die Wand seines Wohnzimmers gepreßt, einen Dildo in ihrem Anus, einen anderen in ihrer Vagina, und hätte gestöhnt vor Lust, hätte er ihr nicht den Mund zugehalten. Mit einem jähen Ruck zog er beide Utensilien heraus und drückte sie zu Boden, wo er sie so heftig penetrierte, daß sie vor Schmerz zu schreien begann. Schließlich jedoch erbebte ihr Körper unter seinen harten Stößen und trieb eine Lustwelle durch ihre Eingeweide, wie sie tatsächlich noch keine erlebt hatte.
Keuchend noch vor Anstrengung beugte er sich nach vorn und sagte: „Dieses Mal kommst du frei davon. Für das nächste Mal wirst du bezahlen.“ Dann raffte er sich auf und riß sie zu sich in die Höhe. Ganz langsam und unter ständiger Verfolgung durch ihren Blick setzte er Daumen und Zeigefinger an ihre rechte Brustwarze, blickte ihr danach ins Gesicht und meinte lächelnd, während er die beiden Finger immer fester zusammenpreßte: „Morgen Abend. Acht Uhr. Sei pünktlich.“ Er genoß noch für einen Augenblick die Pein in ihren Augen, hernach drehte er ihr einen Arm auf den Rücken und schleuderte sie durch die geöffnete Eingangstür in den Gang hinaus.
Eine leise Träne floh über das breite Lächeln, dann verschwand er im Badezimmer.

Do you know where the fuck you are?
Als er die Lider aufschlug, lag das Morgenlicht weich auf seiner Brust wie der warme Atem gleichgültiger Ewigkeit. Doch er machte sich nichts weiter draus und schlüpfte aus dem Bett.
Gut geschlafen hatte er und im Traum die Ereignisse des vergangnen Tags noch einmal genossen. Es lag ein traurig-fader Geschmack im frühen Mund eines neuen Morgens, doch hielt dieser sich erfahrungsgemäß nicht lang. Zu groß war der Drang, in seinem Kopf bereits geschehne Ereignisse endlich wahr zu machen. Geduld war keine seiner Stärken, auch wenn seine Profession ihm einiges davon abforderte. Dieserhalb verlor er auch keine Zeit und verschwand eilig im Badezimmer. Penibelste Körperpflege war unerläßlich für einen ereignisreichen Tag wie diesen.

Die Sonne fiel in satten Strahlen durch den glasklaren Himmel und machte das allseits wandelnde Fleisch lüstern. In strenger Suche nach potentiellen Geschlechtspartnern blickten aufgeregte Augen zuckend über die Vorüberziehenden hinweg. Inmitten dieser Melange aus erzürnten Hoffnungen und schäumendem Verlangen stand er, seelenruhig, und beobachtete die wirren und geistlosen Verstrickungen der Masse, und es gefiel ihm. Die zivilisierte Beherrschung der zum Bersten gespannten Leiber amüsierte ihn und machte ihn lächeln.
Da erspähten seine Augen etwas ganz Wunderbares, und er überlegte keine Sekunden, sondern schritt einfach darauf los. Nachdem er einige Minuten in den Ausdünstungen einer stetig fluktuierenden Schlange gestanden hatte, hielt er endlich sein Eis in Händen und schleckte genüßlich daran, als gäbe es keinen größeren Genuß auf Erden. Die Augen blitzten, wenn ein neuer Schub gefrorenen Wassers die Geschmacksnerven überkam, und das Lächeln wurde für einen Moment noch breiter, wenn es im Mund wieder schmolz.
Und als wäre dieser an Wonne wahrlich nicht arme Tag nicht schon glückbringend genug, gewahrte er plötzlich im pulsierenden Korpus unzähliger Menschen einen alten Freund aus Jugendtagen. Von erhabener Begeisterung getrieben machte er sich sofort daran, ihm ungesehen nahe zu kommen, um dann von hinten ihm auf die Schulter zu tippen und mit innigem Blick zu grüßen. Es dauerte keine drei Herzschläge, da hatte dieser ihn wiedererkannt und seinerseits die Freude über dies unverhoffte Wiedersehen mit einer kräftigen Umarmung zum Ausdruck gebracht.
„Wo sind nur die Jahre hin?“ fragte er und schleckte erneut am viel zu lange vernachlässigten Eis, das sich bereits zu eigenen Erkundungen ermutigt fühlte.
„Ich habe keine Ahnung, aber an Dir vorübergezogen sind sie nicht, wie man sieht. Du bist alt geworden.“ Und da war sie wieder, die Verbundenheit von damals, als hätte sie nie an Kraft verloren; ein Blick genügte, um zu sagen, was tausend Worte nicht vermöchten.
„Du auch.“
Ein saftiges Grinsen belagerte des Freundes Antlitz. „Laß uns was trinken gehen. Ich lad Dich ein.“
Und so zog man von dannen, wie wenn der Strick der Zeit nie fortgeknüpft worden wäre.

Raschen Schrittes trugen ihn die Füße dennoch andächtig gen Heim. Spät war es geworden, später, als er erwartet hatte und es eigentlich hätte werden sollen. Nur noch eine halbe Stunde trennte ihn vom Höhepunkt des Tages und vielleicht dieser Woche. Es würde sicherlich ein überwältigendes Schauspiel.
Das Leben im Rücken kehrte er daheim ein. Mit der Ungeduld eines Vorfreudigen schritt er Gang und Zimmer ab, bis die Klingel endlich schrill den Raum durchschnitt. Wehmütig plötzlich trat er an die Tür und öffnete. Ihrem erwartungsvollen Gesicht begegnete er mit Gleichgültigkeit, zerrte sie statt dessen am Arm herein und schloß die Tür ohne abzusperren. Weiter wortlos wies er auf den Eingang zum Schlafzimmer, und sie gehorchte.
Ein kraftvoller Hieb schlug sie jäh aus dem Staunen über die Eleganz des Raumes und ließ sie vornüber aufs Bett fallen. Schon spürte sie seinen machtvollen Körper über ihr, fühlte ihre Hände plötzlich gefangen und gebunden. Grob drehte er sie auf den Rücken, riß ihr Bluse und Hose auf und die Unterwäsche entzwei, verklebte ihr mit Paketband Mund und Augen und drängte einen riesenhaften Dildo gewaltvoll in ihren Anus, daß ein Ruck von Schmerz durch ihren Leib zischte. Dann beugte er sich über sie, während er das Utensil hin und her steuerte, und flüsterte wütend: „Ich habe noch nie jemanden so geliebt wie dich, du blöde Schlampe. Hörst du, was ich sage? Ich liebe dich!“
Mit einem Ruck entfernte er das Band von den Augen und einen Teil der Brauen dabei mit und blickte in zwei tiefe Löcher voller Furcht und Verlangen. Steinerner und härter wurden seine Züge dadurch, erstarrten zu Granit, und mit einem wuchtigen Stoß penetrierte er Körper und Geist.
Nachdem er das Elixier neuen Lebens opfernd auf ihrem Gesicht verteilt hatte, ließ er sie zurück und verschwand im Badezimmer, sich von Schweiß und Schuld zu säubern. Danach kleidete er sich in sein schönstes Gewand und nahm beiläufig vor dem Fernseher Platz, wo er blieb, bis ein zaghaftes Klopfen ihn aufstehen und an die Türe treten hieß.
Pünktlich um neun stand davor der junge Mann vom Tag zuvor und spähte unsicher im Treppenhaus umher. Er ließ ihn eintreten.
Anfangs erschreckte diesen, was er im Schlafzimmer vorfand: dies wunderschöne Wesen auf derart bestialische Weise mißhandelt und geschändet, wehrlos und auf Gedeih und Verderb seinem Willen ausgeliefert; kaum hatte sein mickriger Verstand die Situation aber so recht erfaßt, entbrannte er in unmenschlicher Leidenschaft und stürzte sich auf sie.
Zuerst leckte er lediglich keuchend und stöhnend über ihren ganzen Körper, in den Augen nur mehr das leere Funkeln vernunftlosen Begehrens und im übrigen Leib die martialische Lust des Überlegenen. Mit einem letzten Seitenblick auf seinen an der Wand lehnenden Gönner versicherte er sich der Richtigkeit seines Tuns und fuhr, als dieser leicht nickte, mit ungeheuerlichem Ingrimm fort mit seinem Spiel von Schmerz und Gier, indem er zuerst zart ins weiche Fleisch biß, dann kräftiger, daß Blut sich zeigte, und zuletzt ein kleines Stück heraus fetzte und es verächtlich zu Boden spuckte.
Da begehrten seine Zähne das nächste Opfer, und während ihr Blick abglitt in bodenlose Panik, zernagte er mit geschloßnen Augen ihre rechte Brustwarze, und als der warme Körper sich darob unter ihm vor Pein schüttelte, verging er sich an der anderen auf dieselbe Art und Weise.
„Bring’s zu Ende!“ vernahm er plötzlich schroff von hinter sich.
Und grunzend lenkte er seinen pochenden Schwanz in ihr Loch und umfaßte dabei ihre Gurgel und verengte mit jedem Stoß seinen Griff, bis er das Leben aus den sanften Zügen ihres Gesichts allmählich entweichen sah und spürte, dann steigerte er sprunghaft Tempo und Intensität und entledigte sich gerade in jenem Moment seines Samens, als die Augen zum letzten Mal sich weit weiß auftaten und merkwürdige Geräusche unter dem Band im Mund sich qualvoll zerschlugen, indessen jeder Muskel sich im verlornen Todeskampf versteifte und verkrampfte.
Nachdem ihm die Sinne langsam wieder gekommen waren und er seiner Tat gewahr geworden war, stieg er zitternd von ihr und wankte schwindlig zurück. Dabei stieß er an ihn, der noch immer an der Wand lehnte. Mit ängstlichem Blick suchte er Gewißheit von ihm zu erheischen, daß sein Handeln richtig gewesen, aber nicht einen Deut veränderte sich jenes Miene, und so blieb er unsicher; statt dessen geleitete der ihn wortlos zur Tür und wollte sie gerade schließen, als der Beglückte schwach die Lippen auseinander tat und sagte: „Vielen Dank, Mister Rose.“
 



 
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