Weltenfluch

Blueghost

Mitglied
Ein Weltenfluch lastet auf Dir
und sucht sich seinen Weg zu mir
legt meinen Körper gar in Ketten
dabei wollte ich Dich nur retten

Doch Hilfe scheint hier unwillkommen
wird gar übel noch genommen
Du lehrst mich nicht bei Dir zu stehen
statt dessen bittest Du zu gehen

Ich folge trotzig dieser Bitte
und weiß es steht in unsrer Mitte
wird immer trennen Dich von mir
und doch blieb ich so gerne hier.

Ginge gern so manchen Schritt
mit Dir ins Ungewisse mit
zu sehen was mich dort erwartet
ob dann mein Leben wohl entartet

Ich schätze meiner Kräfte Größe
weit höher als ich sie entblöße
dort wo man sie nicht vermutet
bin schwach wo man nicht sieht: es blutet

So tropft etwas aus mir heraus
zieht langsam mir den Stecker aus
die Energie verpufft im Dampfe
anstatt in einem fairen Kampfe

So blick ich auf die Zigarette
und weiß, wenn ich sie grad nicht hätte
nähm ich den Hörer in die Hand
und klopfte so an Deine Wand

Doch nichts dergleichen werd' ich tun
ich sollte meine Gedanken nun
zusammennehmen und wohl lenken
etwas sinnvolles zu bedenken

den Teufelskreis gar zu durchbrechen
sonst wird es sich noch furchtbar rächen
das ich mein Herz an etwas hing
was ohne mich von dannen ging.
 
S

Sanne Benz

Gast
Hi Blue,
lastet aber der Weltenfluch dann nicht auf "MIR"?
Hm..oder ich missverstehe das.
Zum Inhalt..
manche gehen lieber,weil sie eh die Angst in sich tragen,sowieso verlassen zu werden. Ich weiss,schwer zu verstehen.
Manche sagen :GEH! Und hätten eigentlich liebend gern das Gegenteil. Auch schwer zu verstehen.

"ob dann mein Leben wohl entartet "
könnte da nicht auch ein Fragezeichen hinter stehen?

Ich kann da,glaube ich,nachfühlen..
es sehr gut,wie Du es so schreibst,mit empfinden. Das spricht sehr für Dein Gedicht.
An der Form,da ich selbst da nicht so fit bin,kann ich nichts zu sagen.:-(

Ich spüre den Willen zur Seite zu stehen,aufopfernd (?) zu sein,einen Weg mit zu gehen und die Resigantion.

Sorry,ist lang geworden.Aber dieses Gedicht hat mich sehr interessiert.Natürlich habe ich da eine eigene Interpretation.(?)

lG
schönen Abend
Sanne
 

Blueghost

Mitglied
Hallo Sanne!

Vielen Dank, daß Du Dich so ausgiebig mit meinem Gedicht auseinandergesetzt hast!

Im Grunde liegst Du mit dem, was Du sagst schon ganz richtig. Ein Stück weit lastet dieser Fluch auf uns beiden, also auch auf MIR.
Schwer zu verstehen finde ich eigentlich nicht, was Du da in den Raum gestellt hast. Ich sehe das ganz ähnlich. Das Problem ist nur, sein eigenes Handeln darauf abzustellen und zu erekennen, was denn nun gerade wirklich gemeint und gewollt ist und nicht selten bringen derlei Situationen eine ganze Menge Frust aber auch Schmerz mit sich...

Nochmal vielen Dank und noch einen schönen Tag,
Blue
 
S

Sanne Benz

Gast
Guten Abend Blue,
ja..so isses.
Wollt nur schnell sagen,da vergessen:
diese beiden Zeilen finde ich einfach klasse
"nähm ich den Hörer in die Hand
und klopfte so an Deine Wand "
Das klingt irgendwie,entschuldige..lieb.

Wünsch Dir eine Gute Nacht
lG
Sanne
 

cumulus

Mitglied
Hallo Blueghost!

Ich hab mir gerade die Tränen aus dem Gesicht wischen müssen - allerdings nicht aufgrund des Weltenfluchs sondern vor Lachen über Deinen Dank an Sanne für die ausgiebige Auseinandersetzung! Das ist wirklich stark!

Cumulus
 

Blueghost

Mitglied
Hallo cumulus!

Eigentlich hätte ich es wirklich netter gefunden, wenn Du Dich mit meinem Gedicht auseinandergesetzt hättest - wo Du schon mal da warst.
Aber freut mich natürlich, wenn Du Dich gut amüsiert hast...

Blueghost
 

cumulus

Mitglied
Hallo Blueghost!

Bitte nimm mir mein Amusement nicht übel. Gehörst Du denn wirklich zu den wenigen hier, die tatsächlich möchten, dass man sich mit ihren Sachen auseinandersetzt und nicht bloss auf ein paar anerkennende Worte aus sind? Aus Deinem etwas übertriebenen Lob an Sanne war das nämlich nicht ersichtlich.

Ich weiss nicht, was Sanne da so gut nachempfinden kann, denn mir erschliesst sich nicht, was sich hinter dem Kunstwort "Weltenfluch" verbirgt. Etwas scheint die Liebe zweier Menschen zu verhindern, es steht zwischen ihnen, aber ich habe keine konkrete Vermutung, was das sein soll - höchstens eine vage Ahnung, die sich am Text aber nicht belegen lässt. Könnte es sein, dass die Liebe als solche gemeint ist und als Fluch betrachtet wird, weil sie nicht sein kann oder darf? (Belegversuch: "und sucht sich seinen Weg zu mir" könnte eine Anziehung sein, die der Erzähler empfindet; / "legt meinen Körper gar in Ketten" hört sich so an, als fühlt sich der Erzähler bestraft; / "ob dann mein Leben wohl entartet", also 'abnorm', 'anormal'? Klingt nach verbotener Liebe.)
Die Unmöglichkeit einer Liebesbeziehung scheint an den Kräften des Erzählers zu zehren (5./6. Strophe), aber mich irritiert: "anstatt in einem fairen Kampfe" (Z.24). Für mich klingt das nach einem Wettbewerb nach Regeln und mit Schiedsrichter. Ich könnte mir vorstellen, dass gemeint ist, der Erzähler empfindet es so, als würde man ihm nicht einmal die Chance geben, sich zu beweisen. Denkbar wäre aber auch, dass die Liebe des Erzählers nicht erwidert wird.
Auch mit der "Zigarette" habe ich so meine Schwierigkeiten. Spielt das auf die Schwäche des Erzählers an, der dann doch nicht mehr die Kraft aufbringt, um den/die Angebetete(n) zu kämpfen oder auf die Liebe als Sucht?
Die letzte Strophe entzieht sich dann völlig meinem Verständnis. Von welchem "Teufelskreis" ist denn hier die Rede?? Und in welcher Form sollte "es sich noch furchtbar rächen", wenn aus der noch erhofften Beziehung wie ja angenommen tatsächlich nichts wird?

Ein paar Kleinigkeiten:
Bis auf den Punkt am Ende verzichtest Du auf eine Interpunktion. "Du lehrst mich nicht bei Dir zu stehen" (Z.7) wird dadurch aber missverständlich. Heisst es: "Du lehrst mich, ..." oder "Du lehrst mich nicht, ..."?
Und wieso eigentlich z.B. nicht: "Du lehrst mich nicht, Dir beizustehen"?

Warum nicht: "Doch Hilfe scheint hier NICHT willkommen" statt "Doch Hilfe scheint hier UNwillkommen" (Z.5)?

Es gibt einen nicht unwesentlichen Unterschied zwischen 'schätzen' und 'einschätzen', also vielleicht besser:
"Ich schätze meiner Kräfte Größe
weit höher" [ein] "als ich sie entblöße" (Z.17f)

Die letzten beiden Zeilen der 5. Strophe wirken wie hingepfuscht, entschuldige.

Etwas ist sinnvoll - aber das Sinnvolle (Z.32).

Jede der Strophen beginnt mit Grossschreibung - ausser der letzten. Ist das Absicht oder ein Versehen?

Zu dem "das" in der vorletzten Zeile kann man nicht dieses, jenes oder welches sagen, also wird es mit zwei "s" geschrieben.

Das "was" in der letzten Zeile empfinde ich als unschön.

---

Sorry, ist lang geworden. Aber dieses Gedicht hat mich sehr interessiert. ;-) Nix für ungut, Sanne. Ein netter Gruss auch an Dich.

Cumulus
 

cumulus

Mitglied
Also doch

Hallo Blueghost!

Sieht so aus, als hätte ich mit meiner ersten Annahme gar nicht so falsch gelegen, und du hättest viel lieber bloss ein paar anerkennende Worte gehabt. Mein Fehler.

Cumulus
 



 
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