Mößner Bernhard
Mitglied
Moritat von Hunnen und den alten Rittersleuten...
Wir Dichter sind seit alter Zeit
beliebt ob unsrer Fähigkeit
in kunstvollen, gereimten Sätzen,
die unsre Leser an uns schätzen,
in Epen, Versen und Gedichten
Geschichtliches so zu berichten,
dass jeder Leser meint beim Lesen,
der Dichter wär dabei gewesen.
Was wüsste man von Odysseus
und von dem Göttervater Zeus,
wenn nicht ein Dichter wie Homer
Verkünder ihrer Taten wär,
der die Olympier, die antiken,
samt ihren Helden sowie Kriegen,
kunstvoll beschrieb und überdies
sie so unsterblich werden ließ?
Der Dichter nur verleiht der Zeit
den Hauch der Unvergänglichkeit!
Die Helden liegen längst im Grab,
selbst ihre Götter traten ab,
sie wurden abgesetzt und floh'n
verschreckt von ihrem Götterthron,
verjagt von Hunnen und Barbaren,
die fürchterliche Krieger waren!
Sie kreuzten auf in wüsten Herden,
wie festgewachsen auf den Pferden.
Das Wesen dieser Reiterhorden
bestand im Rauben und im Morden,
sie schlugen ihre Schreckenspur
quer durch Europas Hochkultur.
Die Dichter wandten sich voll Grausen
weit ab von den Kulturbanausen!
Fiel so ein Wüstling tot vom Pferde,
versank er ruhmlos in der Erde;
kein Dichter lieh dem toten Leib
den Nimbus der Unsterblichkeit.
Kein Epos, kein Gedicht bezeugen
der Hunnen ungehobelt Treiben,
und deshalb weiß man nur von ihnen,
dass man sich freute, als sie gingen.
Worauf die neue Zeit begann:
Die kühnen Ritter traten an!
Die Ritter ohne Furcht und Tadel,
von hohem und von niedrem Adel,
die Siegfriede und Parsivale
mit weichem Herz und harter Schale,
Beschützer von bedrängten Damen
und Gründer von berühmten Namen.
Doch leider Gottes war nicht jeder
der Ritter auch ein Drachentöter,
so mancher trieb noch nebenbei
gemeine Wegelagerei:
Wer zahlte, durfte weiterfahren,
um Geld erleichtert, oder Waren,
wer ohne Mittel war, den stieß
er roh ins finstre Burgverlies.
Der arme Mann erfuhr sodann,
wer von der Armut zehren kann.
Verließ ein Ritter einst sein Weib
für kurze oder lange Zeit,
und war dieselbe schön und jung,
so brachte er (zur Vorbeugung)
am letzten Tag, bevor er schied,
sie noch zum alten Wagenschmied.
Der hieb von einem Eisenreifen
einen genügend breiten Streifen,
und schmiedet den dem jungen Weib
um ihren zarten Unterleib,
auf dass der ritterliche Gatte
auch unterwegs Gewissheit hatte:
Der schwere Eisengürtel hemmt
des Weibes Lust, sie geht nicht fremd!
Der Gürtel war zwar unbequem,
sowohl beim Sitzen und beim Geh'n,
doch er erfüllte seinen Zweck:
Der Ritter ritt beruhigt weg.
Die Einsamkeit bedrückt sie sehr,
der Eisengürtel noch viel mehr,
der scheuerte am Leib und rieb;
sie ging daher zum jungen Schmied
und klagte diesem ihren Schmerz.
Der hat zum Glück ein gutes Herz;
er schafft der Dame, die noch jung,
sogleich etwas Erleichterung.
Vielleicht, da sein Bemühen frommt,
ist's möglich, dass sie wiederkommt.
Was dann geschah, darüber spricht
ein wohl erzog'ner Dichter nicht!
Dem Ritter ist, bei Licht besehn,
in diesem Falle Recht gescheh'n.
Denn der, in seines Kaisers Heer,
zog in dem heil'gen Land umher,
wo er den Muselmann bekriegt,
manchmal verliert und manchmal siegt.
Zuletzt bekam er einen Orden
vom Kaiser, mit viel guten Worten,
worauf er ehrenvoll verschied!
Das freut die Witwe und den Schmied,
womit die Sage noch am Ende
ein sagenhaftes Ende fände.
Wir Dichter sind seit alter Zeit
beliebt ob unsrer Fähigkeit
in kunstvollen, gereimten Sätzen,
die unsre Leser an uns schätzen,
in Epen, Versen und Gedichten
Geschichtliches so zu berichten,
dass jeder Leser meint beim Lesen,
der Dichter wär dabei gewesen.
Was wüsste man von Odysseus
und von dem Göttervater Zeus,
wenn nicht ein Dichter wie Homer
Verkünder ihrer Taten wär,
der die Olympier, die antiken,
samt ihren Helden sowie Kriegen,
kunstvoll beschrieb und überdies
sie so unsterblich werden ließ?
Der Dichter nur verleiht der Zeit
den Hauch der Unvergänglichkeit!
Die Helden liegen längst im Grab,
selbst ihre Götter traten ab,
sie wurden abgesetzt und floh'n
verschreckt von ihrem Götterthron,
verjagt von Hunnen und Barbaren,
die fürchterliche Krieger waren!
Sie kreuzten auf in wüsten Herden,
wie festgewachsen auf den Pferden.
Das Wesen dieser Reiterhorden
bestand im Rauben und im Morden,
sie schlugen ihre Schreckenspur
quer durch Europas Hochkultur.
Die Dichter wandten sich voll Grausen
weit ab von den Kulturbanausen!
Fiel so ein Wüstling tot vom Pferde,
versank er ruhmlos in der Erde;
kein Dichter lieh dem toten Leib
den Nimbus der Unsterblichkeit.
Kein Epos, kein Gedicht bezeugen
der Hunnen ungehobelt Treiben,
und deshalb weiß man nur von ihnen,
dass man sich freute, als sie gingen.
Worauf die neue Zeit begann:
Die kühnen Ritter traten an!
Die Ritter ohne Furcht und Tadel,
von hohem und von niedrem Adel,
die Siegfriede und Parsivale
mit weichem Herz und harter Schale,
Beschützer von bedrängten Damen
und Gründer von berühmten Namen.
Doch leider Gottes war nicht jeder
der Ritter auch ein Drachentöter,
so mancher trieb noch nebenbei
gemeine Wegelagerei:
Wer zahlte, durfte weiterfahren,
um Geld erleichtert, oder Waren,
wer ohne Mittel war, den stieß
er roh ins finstre Burgverlies.
Der arme Mann erfuhr sodann,
wer von der Armut zehren kann.
Verließ ein Ritter einst sein Weib
für kurze oder lange Zeit,
und war dieselbe schön und jung,
so brachte er (zur Vorbeugung)
am letzten Tag, bevor er schied,
sie noch zum alten Wagenschmied.
Der hieb von einem Eisenreifen
einen genügend breiten Streifen,
und schmiedet den dem jungen Weib
um ihren zarten Unterleib,
auf dass der ritterliche Gatte
auch unterwegs Gewissheit hatte:
Der schwere Eisengürtel hemmt
des Weibes Lust, sie geht nicht fremd!
Der Gürtel war zwar unbequem,
sowohl beim Sitzen und beim Geh'n,
doch er erfüllte seinen Zweck:
Der Ritter ritt beruhigt weg.
Die Einsamkeit bedrückt sie sehr,
der Eisengürtel noch viel mehr,
der scheuerte am Leib und rieb;
sie ging daher zum jungen Schmied
und klagte diesem ihren Schmerz.
Der hat zum Glück ein gutes Herz;
er schafft der Dame, die noch jung,
sogleich etwas Erleichterung.
Vielleicht, da sein Bemühen frommt,
ist's möglich, dass sie wiederkommt.
Was dann geschah, darüber spricht
ein wohl erzog'ner Dichter nicht!
Dem Ritter ist, bei Licht besehn,
in diesem Falle Recht gescheh'n.
Denn der, in seines Kaisers Heer,
zog in dem heil'gen Land umher,
wo er den Muselmann bekriegt,
manchmal verliert und manchmal siegt.
Zuletzt bekam er einen Orden
vom Kaiser, mit viel guten Worten,
worauf er ehrenvoll verschied!
Das freut die Witwe und den Schmied,
womit die Sage noch am Ende
ein sagenhaftes Ende fände.