Was für ein gruseliger Abend. Ich hatte mir die neuesten Hexenbücher aus der Bücherei geholt, lag nun zitternd unter meiner Bettdecke und konnte nicht einschlafen. Du kennst das sicher. Und dann hörte ich auch noch diese seltsamen Geräusche. Es war kein Geist, sondern meine Freundin Arabella, die die Leiter vom Kirschbaum an die Hauswand gelehnt hatte und nun hier oben an mein Fenster klopfte. „Spinnst du!“, schimpfte ich. „Es ist mitten in der Nacht! Wenn meine Mutti dich erwischt!“
Aber Arabella nahm mein Gemecker gar nicht zur Kenntnis. Sie kletterte einfach herein. „Du glaubst nicht, was ich heute gelernt habe!“, sagte sie. Arabella hatte doch dieses Hexenbuch von ihrer Uroma geerbt und nun las sie mit Begeisterung darin und probierte Kunststückchen aus.
„Sag bloß, du kannst jetzt richtig hexen?“, fragte ich und gähnte müde.
„Ja, kann ich tatsächlich. Die Tricks im Hexenbuch sind so interessant. Pass auf, schau auf deine Uhr!“
Ich angelte meine Armbanduhr vom Nachtschrank. Es war genau fünf Minuten nach Mitternacht. „Mensch“, schimpfte ich empört, „es ist spät und wir schreiben morgen... äh... besser gesagt heute eine Mathekontrolle!“
„Jetzt pass doch mal auf“, nervte Arabella. „Beobachte die Uhr genau!“ Arabella machte ihre Augen zu, legte ihre Stirn in Falten und konzentrierte sich. Ein paar Sekunden später schlug sie die Augen wieder auf. „Na, wie war ich?“
„Was? Wie? Denkst du, ich halte ein angespanntes Gesicht für Hexerei?“
„Ach zum Donnerwetter, ehe du was begreifst! Schau auf die Uhr!“
„Fünf Minuten nach Mitternacht, das weißt du doch!“
„Immer noch?“, fragte sie in einem komischen Ton.
Jetzt begriff ich. „Meine Uhr steht ja!“ Ich schüttelte und klopfte sie, aber sie kam nicht wieder in Gang. „Warst du das?“, fragte ich.
„Wer sonst, du Schlafmütze? Ich kann jede Uhr anhalten. Genau das habe ich heute gelernt.“
Ich verdrehte die Augen. „Deswegen hättest du mich wirklich nicht wecken brauchen. Bring die Uhr wieder in Gang und dann lass mich endlich schlafen.“
Arabella setzte sich auf meine Bettkante. „Tut mir leid“, sagte sie, „dieses Kapitel habe ich noch nicht gelesen. Aber ich komme in 24 Stunden wieder und bringe die Sache in Ordnung.“ Damit verließ sie mein Zimmer, genau wie sie gekommen war.
Das war ja die Höhe; jetzt musste ich den Tag ohne meine geliebte Uhr auskommen.
Am nächsten Morgen weckte mich nicht etwa der Wecker, nein, Mutti kam hereingestürzt und schrie etwas von „fürchterlich verschlafen“. Mit einem Blick auf meinen Wecker stellte ich fest, dass dieser genau fünf Minuten nach Mitternacht stehen geblieben war. Du meine Güte, dachte ich und sprang aus dem Bett. Konnte es sein, dass Arabella nicht nur meine Armbanduhr lahmgelegt hatte?
„Das gibt es nicht“, schrie Mutti. „Meine alte Standuhr geht auch nicht. Sie lässt sich nicht mal aufziehen.“
„Wie spät wird es denn sein“, nörgelte ich herum. „Muss ich noch in die Schule oder lohnt es sich nicht mehr?“
Mutti überlegte hin und her und besah sich den Stand der Sonne. „Mittag ist es jedenfalls noch nicht“, sagte sie, dann fiel ihr Blick auf das Telefon und sie rief die Zeitansage an. Es war halb neun.
„Anziehen, anziehen!“, forderte sie mich auf. „Ich fahr dich in die Schule und schau dann gleich noch beim Uhrmacher vorbei.“
Schade, ich hatte mir doch glattweg Hoffnung gemacht, irgendwie um die Mathekontrolle herumzukommen.
Ich erzählte der Lehrerin von unseren Uhren. Du wirst es nicht glauben, aber sie hielt es für eine faule Ausrede. Ich musste umgehend mit der Kontrolle beginnen.
Als ich endlich nach Hause kam, erwartete Mutti mich schon sehnsüchtig. „Stell dir mal vor“, erzählte sie, „der alte Uhrmacher konnte die Uhren nicht reparieren. Er sagte, sie sind nicht kaputt, sie gehen nur einfach nicht.“
„Und wie kommt das?“, fragte ich ganz interessiert, als wüsste ich nicht, wie.
„Nun, der Uhrmacher meinte, wir hätten vielleicht ein Magnetfeld unter dem Haus. Aber als ich ihm erklärte, dass die Uhren doch bis jetzt immer harrgenau gegangen wären, meinte er, es käme nur noch eins in Frage.“
„Was?“, fragte ich, obwohl ich es schon ahnte.
„Hexerei!“
Ich sah Mutti mit großen Augen an. „Hexerei“, wiederholte ich.
„Dieser Uhrmachermeister ist wahrscheinlich verrückt“, sagte Mutti lachend und machte sich wieder an ihre Hausarbeit.
Da keine Uhr im Haus mehr tickte, bestellte Mutti für den nächsten Tag den telefonischen Weckdienst. Was blieb ihr anderes übrig.
Ich wartete in dieser Nacht sehnsüchtig, bis Arabella kam. Sie staunte nicht schlecht über die Geschichte, die ich ihr erzählte. Aber genauso, wie sie die Uhren angehalten hatte, brachte sie diese auch wieder in Gang. Fünf Minuten nach Mitternacht gingen alle Uhren wieder, als wäre nichts gewesen.
Mutti freute sich am nächsten Morgen wie verrückt. Besonders die alte Standuhr war ihr lieb und teuer.
„Dann war es doch ein Magnetfeld“, stellte ich fest.
„Was denn sonst“, sagte Mutti lachend. „Hexerei kommt wohl kaum in Frage.“
Ich habe diese Geschichte aufgeschrieben, damit du weißt, was du machen musst, wenn eine Freundin von dir mitten in der Nacht versucht, mit Hilfe einer Leiter, in dein Zimmer zu klettern.
Du weißt es doch, oder?
Aber Arabella nahm mein Gemecker gar nicht zur Kenntnis. Sie kletterte einfach herein. „Du glaubst nicht, was ich heute gelernt habe!“, sagte sie. Arabella hatte doch dieses Hexenbuch von ihrer Uroma geerbt und nun las sie mit Begeisterung darin und probierte Kunststückchen aus.
„Sag bloß, du kannst jetzt richtig hexen?“, fragte ich und gähnte müde.
„Ja, kann ich tatsächlich. Die Tricks im Hexenbuch sind so interessant. Pass auf, schau auf deine Uhr!“
Ich angelte meine Armbanduhr vom Nachtschrank. Es war genau fünf Minuten nach Mitternacht. „Mensch“, schimpfte ich empört, „es ist spät und wir schreiben morgen... äh... besser gesagt heute eine Mathekontrolle!“
„Jetzt pass doch mal auf“, nervte Arabella. „Beobachte die Uhr genau!“ Arabella machte ihre Augen zu, legte ihre Stirn in Falten und konzentrierte sich. Ein paar Sekunden später schlug sie die Augen wieder auf. „Na, wie war ich?“
„Was? Wie? Denkst du, ich halte ein angespanntes Gesicht für Hexerei?“
„Ach zum Donnerwetter, ehe du was begreifst! Schau auf die Uhr!“
„Fünf Minuten nach Mitternacht, das weißt du doch!“
„Immer noch?“, fragte sie in einem komischen Ton.
Jetzt begriff ich. „Meine Uhr steht ja!“ Ich schüttelte und klopfte sie, aber sie kam nicht wieder in Gang. „Warst du das?“, fragte ich.
„Wer sonst, du Schlafmütze? Ich kann jede Uhr anhalten. Genau das habe ich heute gelernt.“
Ich verdrehte die Augen. „Deswegen hättest du mich wirklich nicht wecken brauchen. Bring die Uhr wieder in Gang und dann lass mich endlich schlafen.“
Arabella setzte sich auf meine Bettkante. „Tut mir leid“, sagte sie, „dieses Kapitel habe ich noch nicht gelesen. Aber ich komme in 24 Stunden wieder und bringe die Sache in Ordnung.“ Damit verließ sie mein Zimmer, genau wie sie gekommen war.
Das war ja die Höhe; jetzt musste ich den Tag ohne meine geliebte Uhr auskommen.
Am nächsten Morgen weckte mich nicht etwa der Wecker, nein, Mutti kam hereingestürzt und schrie etwas von „fürchterlich verschlafen“. Mit einem Blick auf meinen Wecker stellte ich fest, dass dieser genau fünf Minuten nach Mitternacht stehen geblieben war. Du meine Güte, dachte ich und sprang aus dem Bett. Konnte es sein, dass Arabella nicht nur meine Armbanduhr lahmgelegt hatte?
„Das gibt es nicht“, schrie Mutti. „Meine alte Standuhr geht auch nicht. Sie lässt sich nicht mal aufziehen.“
„Wie spät wird es denn sein“, nörgelte ich herum. „Muss ich noch in die Schule oder lohnt es sich nicht mehr?“
Mutti überlegte hin und her und besah sich den Stand der Sonne. „Mittag ist es jedenfalls noch nicht“, sagte sie, dann fiel ihr Blick auf das Telefon und sie rief die Zeitansage an. Es war halb neun.
„Anziehen, anziehen!“, forderte sie mich auf. „Ich fahr dich in die Schule und schau dann gleich noch beim Uhrmacher vorbei.“
Schade, ich hatte mir doch glattweg Hoffnung gemacht, irgendwie um die Mathekontrolle herumzukommen.
Ich erzählte der Lehrerin von unseren Uhren. Du wirst es nicht glauben, aber sie hielt es für eine faule Ausrede. Ich musste umgehend mit der Kontrolle beginnen.
Als ich endlich nach Hause kam, erwartete Mutti mich schon sehnsüchtig. „Stell dir mal vor“, erzählte sie, „der alte Uhrmacher konnte die Uhren nicht reparieren. Er sagte, sie sind nicht kaputt, sie gehen nur einfach nicht.“
„Und wie kommt das?“, fragte ich ganz interessiert, als wüsste ich nicht, wie.
„Nun, der Uhrmacher meinte, wir hätten vielleicht ein Magnetfeld unter dem Haus. Aber als ich ihm erklärte, dass die Uhren doch bis jetzt immer harrgenau gegangen wären, meinte er, es käme nur noch eins in Frage.“
„Was?“, fragte ich, obwohl ich es schon ahnte.
„Hexerei!“
Ich sah Mutti mit großen Augen an. „Hexerei“, wiederholte ich.
„Dieser Uhrmachermeister ist wahrscheinlich verrückt“, sagte Mutti lachend und machte sich wieder an ihre Hausarbeit.
Da keine Uhr im Haus mehr tickte, bestellte Mutti für den nächsten Tag den telefonischen Weckdienst. Was blieb ihr anderes übrig.
Ich wartete in dieser Nacht sehnsüchtig, bis Arabella kam. Sie staunte nicht schlecht über die Geschichte, die ich ihr erzählte. Aber genauso, wie sie die Uhren angehalten hatte, brachte sie diese auch wieder in Gang. Fünf Minuten nach Mitternacht gingen alle Uhren wieder, als wäre nichts gewesen.
Mutti freute sich am nächsten Morgen wie verrückt. Besonders die alte Standuhr war ihr lieb und teuer.
„Dann war es doch ein Magnetfeld“, stellte ich fest.
„Was denn sonst“, sagte Mutti lachend. „Hexerei kommt wohl kaum in Frage.“
Ich habe diese Geschichte aufgeschrieben, damit du weißt, was du machen musst, wenn eine Freundin von dir mitten in der Nacht versucht, mit Hilfe einer Leiter, in dein Zimmer zu klettern.
Du weißt es doch, oder?