Wenn Schweinefische töten

PorreeDieter

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Wenn Schweinefische töten

Wäßrig bleckte der Schweinehund die Zehen und knurrte dabei Beethovens Unvollendete. Der Briefträger reiherte mit Storchenschritten und herabgelassenen Hosen in den Vorgarten des Einfamilienwohnblocks, der Post erwartete. Nachdem der Hosenträger die herabgelassenen Briefe in den Schlitz des Hundes geschnitzt hatte, herrschte eine beunruhigende Ruhe, die sich nach kurzen Augenblicken zu einer beängstigenden Stille hinaufmultiplizierte. Diese stilvollendete Stille ließ sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als ein persischer Güterzug in siebenundsechzig Kilometern Entfernung ein argentinisches Salamanderpärchen beim Begattungsakt unter sich begrub. Zu diesem Zeitpunkt ahnte an der ostsibirischen Südseeküste niemand, daß den Briefträger absolut nicht interessierte, was an der ostsibirischen Südseeküste niemand ahnte. Als der Postträger daraufhin um die linke, untere Ecke eines parabelförmigen Quadrats bog, wurde er dadurch überrascht, daß er sich beide Schnürsenkel seiner rechten Ferse brach.

Privatdetektiv Roy Schlötel, der inkognito als Politesse unterwegs war, und das Mißgeschick mißgünstig beäugt hatte, kam gerade aus einem chinesischen Landgasthof. Er hatte dort auf seine neue Auftaggeberin gewartet, war dann aber gegangen, als sie nicht kam, weil sie bereits tot war. Schlötel hatte gerade unabsichtlich gezwinkert, als plötzlich ein schmieriger Hundesohn seine Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. Der kleine Rottweilerrüde, der krampfhaft versuchte, aus einer dreckigen Öllache herauszurobben, schrie ohrenbetäubend nach seiner Mutter. Schlötel ließ ihn kaltblütig links liegen, und wandte sich nach rechts ab.

Die Turmuhr schlug dreizehn und Schlötel sich ins Dickicht. Als die Dämmerung einsetzte, geriet Schlötel in unheilvolle Gefahr, die sein Nervenkostüm zu zerreißen drohte. Die Naht hielt. Der Schweiß bedeckte sein Gesicht und trübte seine Sicht. Lässig zog er sein Stofftaschentuch mit den Initialen „M G\" aus der Tasche und trocknete das Geschirr. Seine Angst war unvorstellbar. Angesicht zu Ungesicht stand er einer riesigen Schlange gegenüber. Nach zwei Stunden der penetranten Warterei war Schlötel endlich an der Reihe. Zu seinem Erstaunen war die Kassiererin nicht, wie sonst Frau Herbusch, sondern der Briefträger mit den herabgelassenen Hosen. Schlötel war so perplex, daß er die ersten fünf gesprochenen Worte dieses Kriminalromans aus sich heraussprudeln hörte. „Kann ich mit Schwein bezahlen?\" fragte Schlötel in seinem pablo - portugiesischen Akzent. „Wenn\'s gedeckt ist.\" antwortete der Kassenwart und grinste, wodurch seine rotlackierten Zähne freigelegt wurden. Schlötel bezahlte sein Spaghettigericht bar und verließ den Dschungel durch den Hinterausgang.

Es war törichte Nacht, und blitzartig geschah, womit Schlötel schon die ganzen Winterjahre gerechnet hatte. Drei Schüsse fielen. Schlötel half ihnen auf und stellte seinen Taschenrechner ab. Wie aus dem Nichts, verspürte Schlötel einen Schlag ins Genick. Er drehte sich um, und konnte gerade noch erkennen, daß ihm seine angeblich tote Auftraggeberin einen Handkuß zuwarf. Das verpaßte ihm den letzten Stoß und er fiel ins Karma.

Schlötel fand sich am Rheinufer wieder. Es war ein sonniger Vormitternachtstag. An seiner Seite lag eine schöne Frau. Sinnlich berührte er seine eigene Hand. In der Feme spielte ein Gringo die Geige, und ein Kohledampfer schleppte sich an ihnen vorbei. Diese romantische Hemisphäre nutzte Schlötel gnadenlos aus. Er schob seine Hand unter ihre Armbanduhr und begann mit seiner patentierten Verführungstaktik. Plötzlich stockte ihm der Atem, und er sprach: „He, Moment mal. Du hast ja drei Beine.\" Röte schoß ihr ins Gesicht, und sie erwiderte: „Naja, ich dachte, vielleicht würdest du es nicht bemerken.\" Sie begann ihre rührende Geschichte zu erzählen. Ihre Augen wässerten. „Ich habe unheimliche Probleme beim Reiten. Es gibt nur noch zwei Pferde ihrer Art in Südengland, die ein Loch in der Mitte haben. Auf denen kann ich reiten.\" Schlötel war schockiert.

Fortsetzung folgt...
 
N

nachtlichter

Gast
Wie aus dem Leben gegriffen,

diese realitätsnahe Beschreibung eines ganz gewöhnlichen Schnüffleralltags. Möge der Täter gefasst werden oder aber die Fassung wiederfinden, denn sonst brennt ihm die geklaute Glühbirne durch und Du mußt auch noch ein Roadmovie schreiben, Lauch.

Grüße,
nachtlichter
 



 
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