Wenn der Zapfen leise knistert

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WENN DER ZAPFEN LEISE KNISTERT...

Ein schweinisches Weihnachtsgedicht.

Vorbemerkung:
Kurz vor dem Weihnachtsfest sah ich im Supermarkt meines Vertrauens eine Reklametafel, die mir die Augen für jenes Phänomen öffnete, das man gemeinhin die „Poesie im Alltag“ nennt. Dort wurden nämlich Kiefernzapfen feilgeboten, welche, so man sie vor dem gemütlich bullernden Ofen in der heimatlichen Stube platzieren würde, mit feierlichem „Knicks“ und „Knacks“ ihre festliche Wirkung entfalten sollten. Beworben wurde dieses Phänomen mit dem schönen Satz „Wenn der Zapfen leise knistert“, was mein kaltes Herz mit Freude erfüllte und mich stante pede zu dem nachfolgenden Weihnachtsgedicht veranlasste.

Wenn der Zapfen leise knistert
Wenn das Mieder milde muht
Wenn dein Schlangenmäulchen flüstert
„Baby, mach et! Tu mich gut!“
Wenn wir dann gemeinsam stoßen
An mit Wein aus Schaum gemacht
Und ich walke deinen süßen
Hintern, wenn der Abwasch lacht

Dann, oh Baby, dann – nur dann
Kommt der gute Weihnachtsmann
Dann, oh Baby, dann – nur dann
Kommt mit Macht der Weihnachtsmann
Kommt und kommt, solang er kann
Kommt und kommt, solang er kann

Wenn der Zapfen schneller knistert
Das Korsett im Rausch erbebt
Wenn das Christkind willig wispert
Und die Tanne Funken sprüht
Wenn wir dann gemeinsam heben
Ab von dieser schönen Welt
Und ich herze deine zarten
Wangen, bis das Mieder fällt

Dann, oh Baby, dann – nur dann
Kommt der gute Weihnachtsmann
Dann, oh Baby, dann – nur dann
Kommt mit Macht der Weihnachtsmann
Kommt und kommt, solang er kann
Kommt und kommt, solang er kann

Wenn der Zapfen müde knistert
Und der Schlüpfer matt erbebt
Wenn dein Schlangenmäulchen flüstert
„Ach du Scheiße! Schon so spät?
Wenn wir dann gemeinsam gehen
Du zu ihm und ich zu ihr
Bleibt mir nur noch das zu sagen
„Mach’s dir gut. Ich danke dir!“

Dann, oh Baby, dann, ja, dann
War’s das mit dem Weihnachtsmann
Dann, oh Baby, dann, ja, dann
War’s das mit dem Weihnachtsmann

Frohes Fest!
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Doc. Seltsam,

willkommen an Bord und eine gute Zeit bei den Lupianern.

Die Vorbemerkung wäre als Nachsatz angebracht, da der Ersteindruck eines Werkes so unbeschwert wie möglich sehr ehrlich sein kann.
Die Wiederholung des Refrains gibt dem Text etwas Liedhaftes, nimmt aber gleichzeitig vom gedichttypischen Charakter, der in der Lyrik - ganz gleich welchen Genres - doch im Vordergrund stehen sollte.

Dementsprechend gefiele mir die Gedichtform mit einem zum "Merksatz" verkürzten Refrain folgendermaßen deutlich besser.

Dann, oh Baby, dann – nur dann
Kommt der gute Weihnachtsmann
[strike]Dann, oh Baby, dann – nur dann
Kommt mit Macht der Weihnachtsmann
Kommt und kommt, solang er kann
Kommt und kommt, solang er kann[/strike]
Darüber hinaus finde ich, dass nach derartigem Einsatz des Mannes die Frau nicht auf sich selbst gestellt zurückbleiben sollte. Das gibt dem armen Kerl den Anschein eines erotischen Eigenbrötlers, die unzeitgemäß wirkt. Schließlich soll der Typ doch nicht sooo unsexy rüberkommen, oder?

Wenn wir dann gemeinsam gehen
Du zu ihm und ich zu ihr
Bleibt mir nur noch das zu sagen
[red]„Mach’s dir gut. Ich danke dir![/red]“
Ansonsten hat´s durchaus sprachliche Qualitäten, unverbrauchte Wendungen und ist halt mal was lockerer als die übliche Bescherung.

Besonders schön finde ich:

Wenn dein Schlangenmäulchen flüstert
Grüße von Elke

P.S. Ach, ja ... der großgeschriebene Titel schreit zu laut (Bildzeitungseffekt).
 



 
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