Wenn die Wellen schweigen

Skarvaan

Mitglied
Leise schlagen die schwachen Wellen gegen mein kleines Boot, das ruhig auf dem See treibt. Der Mond strahlt sein mattes Licht aufs Wasser herab und lässt die Wellen schillern, während sie sich vom Boot lösen. Der umliegende Wald ist völlig verstummt und fast scheint es, dass mit ihrer Stimme auch alle anderen Geräusche vom Wasser verschluckt wurden. Ich richte mich auf und betrachte das weit entfernte Ufer. Jetzt, mitten in der Nacht, ist es menschenleer und es wirkt fast schon verloren, ragen doch die riesigen Bäume direkt dahinter in den grenzenlosen Himmel. Die einzigen Bewegungen, die am Ufer zu sehen sind, sind die Wellen, die mein Boot verursacht. Diese beruhigende Sicht ließ mein Herz ein wenig erwärmen, denn am lautlosen Strand hat damals alles begonnen.

Dort am Ufer hatte ich sie zum ersten Mal gesehen. Ihre Augen spiegelten sich im See und gruben sich in die Meinen. Ihr rotes Haar flatterte im Wind und raubte mir jeglichen Atem. Wir spürten sofort, dass es etwas ganz besonderes war, was uns verband. Niemals werde ich ihr Lächeln vergessen, das sie stets trug, wenn wir uns trafen. Gemeinsam entflohen wir den Menschenmassen und ruderten hinaus, um ungestört die Zweisamkeit zu genießen. Oft versteckten wir uns auch vor unserem Alltag. Nur hier konnten wir wirklich frei sein. Der See sog alle Sorgen einfach auf.
Und so tat er es auch heute.

Ich weiß nicht mehr, wie viele Stunden ich schon im Boot sitze, um einfach nur in den sternenbedeckten Himmel zu starren, doch die Stille lässt meine Sorgen einfach verschwinden und gibt sie den Wellen mit. Sie tanzen zu einer mir unbekannten Melodie und tragen alles fort. Ich habe vergessen wie friedlich und unbeschreiblich schön der See doch ist. Vor allem bei Nacht kann man diese Schönheit spüren. Es ist richtig gewesen hier heraus zu kommen.

Es war noch hell, als wir uns auf den Weg gemacht hatten, unseren See noch ein letztes Mal zu besuchen. Behutsam half ich ihr in das schwankende Boot und fühlte ihre weiche Haut. Ihre Hände waren noch warm, während ich am ganzen Körper zitterte. Der eisige Wind wog unser Boot mit eleganten Schwingungen hin und her. Vorsichtig nahm ich das Ruder in die Hand und schwamm los. Sie sagte kein Wort, bis wir die Mitte des Sees erreicht hatten und selbst danach verstummten die Worte in ihrem Mund. Sie starrte mich einfach nur an. Kein Muskel regte sich in ihrem Gesicht und so saßen wir stundenlang einfach nur stumm da und schauten uns an, während die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwand. Niemand verlor auch nur einen Satz über die Lage, doch ein Gefühl von Akzeptanz machte sich breit. Die Nacht brach herein und der Vollmond stieg empor. Sein Licht schimmerte auf dem schwarzen Wasser, als wollte er noch ein letztes Mal versuchen die Trennung zu vermeiden. Das Mondeslicht funkelte in ihren Augen und gab mir die Hoffnung, die mich auch schon beim ersten Treffen überkam. Die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft. Ihre Augen, ihre Haare, ihre Lippen – einfach alles an ihr schien im Vollmondlicht noch einmal viel bezaubernder zu wirken.
Doch die Hoffnung blieb nicht lange bestehen und so trafen sich unsere Lippen ein letztes Mal und ein letztes Mal spürte ich ihre Nähe. Dann ging sie fort, hinein in die Dunkelheit.

Nun sitze ich alleine auf einem See voller Erinnerungen. Unter mir liegt alles verborgen, was ich jemals geliebt habe. Wie ein schwarzer Schleier haben sich die Wellen über meine Hoffnungen gelegt. Es ist vorbei und ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Sie ist aus meinem Leben verschwunden und so muss ich mein Leben nun weiter leben.
Langsam tauchen die Ruder ins Wasser ein und wühlen den See auf, während sich das Boot ganz behutsam dem Ufer nähert.
Nun sind die Wellen und Fische deine neuen Begleiter. Ich wünschte, du hättest mich nicht dazu getrieben, doch letztendlich blieb mir keine andere Wahl! Ruhe in Frieden, meine Meerjungfrau!
 

Wipfel

Mitglied
hi skarvan,

du beschreibst Landschaft um Stimmung zu erzeugen. Weniger ist mehr. Und aufpassen: die Logik stellt sich oft quer. Beispiel:
Leise schlagen die [strike]schwachen[/strike] Wellen gegen mein [strike]kleines[/strike] Boot[strike], das ruhig auf dem See treibt[/strike]. Der Mond strahlt sein mattes Licht aufs Wasser [strike]herab[/strike] und lässt die Wellen (Wiederholung) schillern (?), [strike]während sie sich vom Boot lösen[/strike](Schlagen nun die Welle an das Bot oder lösen sie sich vom Bot?). Der umliegende Wald ist völlig verstummt und fast scheint es, dass mit ihrer Stimme auch alle anderen Geräusche vom Wasser (Wiederholung) verschluckt wurden. ... [strike]Die einzigen Bewegungen, die am Ufer zu sehen sind, sind die Wellen, die mein Boot verursacht.[/strike]
Zum einen kann man in der Nacht auch beim hellsten Mondschein am weit entfernten Ufer keine Wellen ausmachen - zumal es ja nur kleine Wellen sein können... Zum anderen kann ein treibendes Bot keine Wellen verursachen. Das Bild stimmt nicht. Und so würde ich den Text nochmals bearbeiten, bei jedem Adjektiv überlegen: brauch ich dich für meinen Text?

Grüße von wipfel
 

Skarvaan

Mitglied
Hallo Wipfel,

Es waren einige hilfreiche Tipps dabei, die ich auch versuchen werde umzusetzen und dafür danke ich.
Gerade die Logikfehler werde ich noch einmal überarbeiten.
Ebenso werde ich die Adjektive noch einmal überprüfen, wobei ich nicht alle radikal entfernen werde. Ein Text braucht eine gewisse Spannung bzw. ich denke, dass dieser Text schon einige beschreibende Sätze braucht, um eine gewisse Stimmung aufzubauen. Eine Art Kontrast zwischen dem Beschriebenen und den Dingen, die eigentlich geschehen.

Wellen können vom Boot erzeugt werden, auch wenn es nur auf dem Wasser treibt, da sich eine Person im Boot befindet und diese sich bewegt. Leichte Wellen in der Mitte des Sees können so am Strand dann sichtbar sein (auch wenn man es vom Boot aus - wie du es erwähnt hast - nicht sehen kann). Andersherum können aber auch Wellen an das Boot schlagen, wenn Tiere, der Wind selbst oder andere Dinge das Wasser in Bewegung bringen. Ein See ist schließlich nicht einfach nur flach.

Grüße,
Skarvaan
 

Skarvaan

Mitglied
Leise schlagen die schwachen Wellen gegen mein kleines Boot, das in der Mitte des Sees treibt. Der Mond strahlt auf die Wasseroberfläche und taucht alles in ein mattes Licht. Der umliegende Wald ist völlig verstummt und fast scheint es, dass mit ihrer Stimme auch alle anderen Geräusche vom Wasser verschluckt wurden. Ich richte mich auf und betrachte das weit entfernte Ufer, dessen Umrisse mit dem schwarz der Nacht verschwimmen. Jetzt, in den tiefen Abendstunden, ist es menschenleer und es wirkt fast schon verloren, ragen doch die riesigen Bäume direkt dahinter in den grenzenlosen Himmel. Diese beruhigende Sicht ließ mein Herz ein wenig erwärmen, denn am Strand hat damals alles begonnen.

Dort am Ufer hatte ich sie zum ersten Mal gesehen. Ihre Augen spiegelten sich im See und gruben sich in die Meinen. Ihr rotes Haar flatterte im Wind und raubte mir jeglichen Atem. Wir spürten sofort, dass es etwas ganz besonderes war, was uns verband. Niemals werde ich ihr Lächeln vergessen, das sie stets trug, wenn wir uns trafen. Gemeinsam entflohen wir den Menschenmassen und ruderten hinaus, um ungestört die Zweisamkeit zu genießen. Oft versteckten wir uns auch vor unserem Alltag. Nur hier konnten wir wirklich frei sein. Der See sog alle Sorgen einfach auf.
Und so tat er es auch heute.

Ich weiß nicht mehr, wie viele Stunden ich schon im Boot sitze, um einfach nur in den Himmel zu starren, doch die Stille lässt meine Sorgen einfach verschwinden und gibt sie den Wellen mit. Sie tanzen zu einer mir unbekannten Melodie und tragen alles fort. Ich habe vergessen wie friedlich und unbeschreiblich schön es hier doch ist, vor allem bei Nacht. Es ist richtig gewesen heraus zu kommen.

Es war noch hell, als wir uns auf den Weg gemacht hatten, unseren See noch ein letztes Mal zu besuchen. Behutsam half ich ihr in das schwankende Boot und berührte ihre Haut. Ihre Hände waren noch warm, während ich am ganzen Körper zitterte. Vorsichtig nahm ich das Ruder in die Hand und schwamm los. Sie sagte kein Wort, bis wir die Mitte des Sees erreicht hatten und selbst danach verstummten die Worte in ihrem Mund. Sie starrte mich einfach nur an. Kein Muskel regte sich in ihrem Gesicht und so saßen wir stundenlang einfach nur stumm da und schauten uns an, während die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwand. Niemand verlor auch nur einen Satz über die Lage, doch ein Gefühl von Akzeptanz machte sich breit. Die Nacht brach herein und der Vollmond stieg empor. Sein Licht schimmerte auf dem schwarzen Wasser, als wollte er noch ein letztes Mal versuchen die Trennung zu vermeiden. Das Mondlicht funkelte in ihren Augen und gab mir die Hoffnung, die mich auch schon beim ersten Treffen überkam. Die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft. Ihre Augen, ihre Haare, ihre Lippen – einfach alles an ihr schien noch einmal viel bezaubernder zu wirken.
Doch dieser Gedanke blieb nicht lange bestehen und so trafen sich unsere Lippen ein letztes Mal und ein letztes Mal spürte ich ihre Nähe. Dann ging sie fort, hinein in die Dunkelheit.

Nun sitze ich alleine auf einem See voller Erinnerungen. Unter mir liegt alles verborgen, was ich jemals geliebt habe. Wie ein schwarzer Schleier haben sich die Wellen über meine Hoffnungen gelegt. Es ist vorbei und ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Sie ist aus meinem Leben verschwunden und so muss ich mein Leben nun weiter leben.
Langsam tauchen die Ruder ins Wasser ein und wühlen den See auf, während sich das Boot ganz behutsam dem Ufer nähert.
Nun sind die Wellen und Fische deine neuen Begleiter. Ich wünschte, du hättest mich nicht dazu getrieben, doch letztendlich blieb mir keine andere Wahl! Ruhe in Frieden, meine Meerjungfrau!
 



 
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