Wer bin ich?

frasdorf

Mitglied
Er erwachte inmitten eines Chaos aus umgeworfenen Möbeln und Scherben aus Geschirr. Er lag in der Küche und konnte sich an nichts erinnern. Völlig benebelt richtete er sich auf und sah sich um. Verschiedene Splitter hatten sich in seinen Körper gebohrt, also ist er wohl hart aufgeschlagen. Es hat auch einen Kampf gegeben, denn er spürte überall Beulen und Verstauchungen. Tiefblau verfärbte Körperstellen zeugten von üblen Schlägen. Aber viel schlimmer war momentan das Fehlen jeglicher Erinnerung.
„Gegen wen habe ich gekämpft? Warum wurde ich nicht getötet? Wer bin ich?“ Er schüttelte den Kopf und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Vergeblich versuchte er, sich an seinen Namen zu erinnern. „Was soll das? Ich habe keinerlei Erinnerung mehr? Was ist geschehen?“
Noch mal ließ er den Blick durch die Küche schweifen. Überall ein absolutes Durcheinander, und inmitten der Trümmer sah er plötzlich eine Blutspur, die vom Wohnzimmer zu ihm führte. Es waren seine roten Spuren, aber nicht sein Blut. Sofort kam ein überwältigendes Übelkeitsgefühl hoch und er erbrach sich.
„Das ist nicht mein Blut. Wessen Blut habe ich durch die Wohnung verteilt. Was habe ich getan? Verdammt noch mal, wo sind meine Erinnerungen?“
Er taumelte, immer noch völlig benommen, in das ebenfalls völlig verwüstete Wohnzimmer und folgte der Blutspur. Sie endete nach dem Flur vor der halb offenen Badezimmertür. Die Blutspur wurde hier zu einer Fläche, die den ganzen Fußboden ausfüllte. Es war schon leicht angetrocknet, was ihm sagte, das er wohl mehrere Stunden in der Küche gelegen hatte. Was wird ihn hinter der Tür erwarten?
„Wer bin ich?“ Dieser Satz ließ ihn nicht mehr los. „Und was mache ich hier? Habe ich jemanden getötet? Warum kann ich mich an nichts mehr erinnern? Wo ist mein Leben?“ Es kam ihm vor, als sei er eben erst aus einem endlosen Traum erwacht.
Da hämmerte es plötzlich an die Haustür. „Misses Devon? Hallo? Ich bin es noch mal, hallo?“ Wieder ein Hämmern. Er starrte wie gelähmt auf die Türklinke, die ein paar mal heftig gerüttelt wurde. Und wieder Klopfen. „Misses Devon! Hallo!“ Er hörte, wie draußen ein paar Stimmen flüsterten. Dann ein Schlag und ein Riss in der Tür. Jemand hatte angefangen, die Tür einzureißen. Mit einer Axt! Was sollte er tun? Er schaute zur Badezimmertür. Er musste wissen, wer darin war. Aber wenn diese Leute ihn so sahen, wie überall an seinem Körper fremdes Blut klebte, dann war es vorbei. Wieder ein Schlag. Ein Stück Holz flog von der Tür vor seine Füße. Panik kam hoch. Er musste in das Badezimmer. Er spürte seinen Schweiß überall aus den Poren treten.
Er öffnete die Badezimmertür, als der Lauf eines Gewehres durch die Haustür gesteckt wurde. Er sah Samantha im Bad liegen, völlig zerfetzt, den Kopf vom Rumpf gebissen, kurz bevor ihn ein Schuss am linken Vorderlauf traf. „Ich habe meine Liebste getötet. Ich habe mein Leben ihr hingegeben und ich habe sie getötet. Aber wer bin ich?“ Er drehte sich zur Haustür, die soeben aufflog und sah sich zwei Männern in Uniform gegenüber. Beide hielten ihre Waffen auf ihn gerichtet und warnten ihn kein einziges Mal, bevor sie ihm den Schädel mit fünf Schüssen durchsiebten.
Officer Black hielt immer noch mit entsetztem Blick die Waffe auf das tote Tier, einen Schäferhund, blutüberströmt. Sein Kollege, Dan Rendings, ließ seine 38er langsam sinken und flüsterte Black etwas ins Ohr, auf das er keine Antwort erhielt und über das nie wieder gesprochen wurde:
„Hast du ihn auch reden gehört? Hast du auch gehört, wie er sagte: Wer bin ich?“
 
G

Gelöschtes Mitglied 5196

Gast
hallo

von der idee her nicht übel, irgendwie haste es mit tieren wa ;)? nette überraschung am ende, aber irgendwie wieder nur ein auszug, so erschien es mir ja auch bei der ersten geschichte. merkwürdigerweise hast du, meiner ansicht nach, in sprachlicher hinsicht wieder einen schritt zurück gemacht... da hat mir "süßer tod" besser gefallen.

einige beispiele:

[red]Verschiedene Splitter hatten sich in seinen Körper gebohrt, also ist er wohl hart aufgeschlagen. [/red]

hier stört der nebensatz: also ist er wohl hart aufgeschlagen... wieder dasselbe problem, dass es sich einfach nicht schön liest. ich denke wirklich, dass du deine texte nochmal gründlicher durchgehen solltest bevor du sie einstellst.

[red]Es hat auch einen Kampf gegeben, denn er spürte überall Beulen und Verstauchungen. [/red]

manchmal sind es kleinigekeiten, die den lesefluss dann stören, hier ist es das [red]auch[/red], vielleicht bin ich in der hinsicht auch sehr penibel, aber mir ist es aufgefallen und der lesefluss war unterbrochen, was eben schade ist.

und so geht es hier eben noch weiter mit solchen kleinigkeiten usw., schade, weil der letzte text sprachlich ja schon völlig in ordnung war, nach meinem empfinden.

gruß,

mye
 

frasdorf

Mitglied
mmmmhhhh...

zu MDSpinoza: Tja, da hätte ich wohl mal recherchieren sollen. Ertappt.....
zu Mye: Wie gesagt, ich bin am Üben. Und eines Tages wird es mir bestimmt auch gelingen, mit der Wortwahl zu überzeugen. Das einer es von heute auf morgen (Süsser Tod) schafft, ist nicht sehr wahrscheinlich, und auch wenn ich die Leiter wieder eine Sprosse runtergestiegen bin, bedeutet das nicht, das ich nicht ambitioniert bin, es weiter und weiter zu versuchen. Und noch was: Ich bin wirklich froh, wenn Menschen wie Du hinter mir stehen und die Leiter festhalten. Danke Dir.

MfG
Christian Ertl
 
Verliebter Werwolf

Hallo Frasdorf,

deine neue Geschichte ist gut aufgebaut, durchgängig überzeugend geschrieben.

Mir fällt auf, dass du etliche Sätze mir "Er" angefangen hast. Das kannst du am besten vermeiden, wenn du die Sätze umstellst oder mit dem vorhergehenden/folgenden Satz zusammenfasst.
Du schreibst, dass dem Werwolf vom Blutgeruch übel wird und er sich übergeben muss. Als Raubtier dürfte ihm Blutgeruch doch eigentlich nichts ausmachen. Zudem fragt er sich, wem das Blut gehört. Müsste er nicht riechen, dass das Blut zumindest Menschenblut ist?
Wer hat eigentlich die Polizei gerufen? Die Cops sind ziemlich schnell mit der Axt zur Hand. Wurden sie von einem Nachbarn vorgewarnt?
Ich würde jeden der Polizisten einen gezielten Todesschuss abgeben lassen. Das genügt.
Mir wird nicht klar, was es mit Samantha auf sich hat. Ist sie Misses Devon oder ein anderer Hund?

Grüße
Marlene
 

MDSpinoza

Mitglied
"als der Lauf eines Gewehres"
das hatte ich noch übersehen, reguläre Polizei (also nicht MEK, SEK oder SWAT) trägt Pistolen oder Revolver. Gewehre sind im Streifendienst zu unhandlich.
 

frasdorf

Mitglied
Antworten

Tach zusammen...

zu MdSpinoza: Also, wenn ich irgendwann einmal wieder etwas über Waffen schreibe, dann wende ich mich vorher an dich. Einverstanden?
zu Marlene: Grüß Dich.
Das mit dem Sätze umstellen ist ne gute Idee. *Merk*
Da du allerdings einige Fragen aufwirfst, sehe ich, das es mir noch besser gelingen muß, bestimmte Sachen zu beschreiben. Das Tier ist ein Hund, kein Werwolf. Samantha ist sein Frauchen. Die Cops wurden von der Person gerufen, die an die Tür hämmert.
Da hämmerte es plötzlich an die Haustür. „Misses Devon? Hallo? Ich bin es noch mal, hallo?“
Der Kern der Geschichte sollte eigentlich die plötzliche Bewusstseinserweiterung eines Tieres sein. Mmmmmh, tja, wie schon davor zu Mye: Üben, üben, üben....

Danke Dir für deine Meinung,
Christian Ertl
 
Hallo Chris

Wenn Dein Prot ein Schäferhund ist, würde ich "Tiefblau verfärbte Körperstellen zeugten von üblen Schlägen. " rausnehmen. Wenn ihm nicht das Fell abgezogen worden wäre, könnte er die nicht sehen.

Gruß
Susanne
 
Hallo ,

nette Geschichte. An manchen Stellen würde ich Wortwahl und Satzstellung überdenken, aber der Inhalt:
Mittelpunkt der Geschichte ist der Hund. Ein denkender und sprechender Hund. Darauf konzentriest du dich, ebenso auf den Bericht der Ereignisse.
Aber ich als Leser frage mich, warum ist das ganze passiert. Warum ist Samantha tot? Ist der Hund in Wirklichkeit ein Mensch? Oder warum denkt er wie einer? Wieso kommen die Polizisten? (Okay, letzteres kannst du ruhig außen vor lassen)

Also ein guter Ansatz für den Beginn einer Geschichte. Jetzt fehlt nur noch der Rest.

Bis bald,
Michael
 

MDSpinoza

Mitglied
Sorry, wenn wir uns da mißverstanden haben: ich wollte mit meinem letzten Post auf eine Inkonsistenz hinweisen, es steigert nicht die Glaubwürdigkeit, wenn Gegenstände (außerhalb des Harry-Potter - Universums) ihre Gestalt so drastisch innert weniger Sätze ändern ;-)
Gute Recherche schadet nie!
 

frasdorf

Mitglied
Da muss ich mal ran

Juhu, danke an alle, die sich die Zeit für den Text und die Kritik genommen haben.
Ich werde auf jeden Fall mir irgendwann den Text noch mal vornehmen und dann auch eure Anregungen mit einfliessen lassen. Wobei es hier hauptsächlich bei eurer Kritik geht, ist die Textlogik. Dann muss ich mich auch mal auf den Hosenboden setzen und recherchieren. Sehr lehrreich ist für mich das Mißverständnis mit dem Werwolf.
Auf jeden Fall vielen Dank für eure ehrliche Meinung.

MfG
Christian Ertl
 

Arezoo

Mitglied
Misses Devon? Hallo?
jetzt komm ich mal... mit einer ganz bescheidenen Frage...
'Misses' - ist das nicht Plural für 'Miss'?
So Jane Austen-mäßig... 'the Misses Steele' - zu Deutsch also die 'Jungfern Steele' oder so... *grins'
Ich würde denken, das du ausdrücken möchtest, dass Frau Devon verheiratet ist. ;)
Demzufolge also Mrs Devon (was man ja fast wie 'misses' spricht) in written english heißen müsste.

Ich möchte nicht pingelig erscheinen, aber das frage ich mich wirklich, seit dem ich die Geschichte das erste mal las.

Abschließend bleibt aber nicht unerwähnt, dass ich deine Geschichte sehr spannend finde!
Hat mir gut gefallen.

Liebe Grüße,
Arezoo
 

frasdorf

Mitglied
Dankeschön

Vielen lieben Dank, Arezoo

Das mit der Mrs stimmt, ich hab da wohl Bockmist gebaut. Ach ja, aber das lässt sich, gott sei es gedankt, korrigieren. Was wichtiger ist, ist die Tatsache, das die Geschichte nichtsdestotrotz Anklang findet. Das freut mich.

MfG
Christian Ertl
 



 
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