Wer bin ich

Ludowika

Mitglied
Wer bin ich?
Gestatten, mein Name ist? Ach, ich weiß es nicht. Aber eins weiß ich, ich bin 75 cm groß, habe eine prima Locke auf dem Kopf, kann aber deshalb leider keinen Hut tragen. Ich wurde aus Papier und Leim geformt und bekam durch grünschwarze Farben ein fröhliches Gesicht und ein schönes Aussehen. Ich stehe zwischen Schrank und Schreibtisch. Nebenbei bemerkt, es ist ein sehr schöner Platz. Von hier aus sehe ich jeden Besucher, der hereinkommt. Mal mit Blumen, mal ohne. Dann mache ich mich ganz steif, hebe meinen rechten Arm, der eigentlich kein Arm ist, sondern eine Flosse, mit der ich mir Kühlung zufächeln kann oder mich auch fortbewegen. Den linken Arm strecke ich weit von mir, um eine gewisse Distanz zu halten. Ansonsten bin ich ganz normal. Am meisten freue ich mich, wenn Kinder hereinkommen, denn die bestaunen mich. Manche kleine Hand streicht zärtlich über meinen Bauch. Aah, das tut gut. Dann nehmen sie mich auf den Arm zu einem Rundgang durch die Wohnung.
Ich träume mich oft in die Welt hinaus, und bei einem solchen Traumgang war ich plötzlich in einem bunten Blumenmeer. Rote, gelbe, sogar lila Rosen umgaben mich. Fresien, Tulpen und Primeln blühten in den schönsten Farben. Ich wußte gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte. Plötzlich hörte ich Stimmen. Ich nahm schnell meine gewohnte häusliche Stellung ein. Steif wie ein Brett stand ich zwischen den Blumen, als ich einen Mann mit einer Frau sprechen hörte.
„Morgen ist Valentinstag, da muß ich Blumen für meine Frau haben. Etwas ganz besonders Schönes muß es sein, sonst würde sie nicht merken, daß Valentin ist.“
Nun wußte ich, diese Pracht um mich herum gehört zu einem Blumenladen. Die Verkäuferin zeigte in meine Richtung, auf die Rosen, die hinter mir zu sehen waren. Aber der Mann hatte keinen Blick für die Blumen. Mich wollte er haben.
„Was ist das für eine schöne Pflanze? fragte er und kam schnellen Schrittes auf mich zu.
„Das sind Rosen.“ antwortete die Verkäuferin.
„Nein, nicht die Rosen, das grünweiße Gesteck! Das will ich haben, sonst nichts.“ sagte er sehr bestimmend.
Ich war vor lauter Aufregung umgefallen, und meine Flosse war die Rettung. Mit ein paar Bewegungen konnte ich mich durch die Blumen davonmachen.
„Träume ich? Bin ich verrückt?“ hörte ich den Mann fragen.
Die Verkäuferin, die ihn für einen schrulligen Kunden hielt, versuchte ihn zu beschwichtigen. Mit einer wunderschönen Rose ging sie auf ihn zu.
„Das ist eine ganz besonders schöne Rosenart, die nur für den Valentinstag gezüchtet wird.
Was er antwortete, verstehe ich nicht mehr. Ich bin heilfroh aus seiner Reichweite zu sein und wieder an meinem gewohnten Platz zu stehen. Hier schaue ich mich nachdenklich um. Alles weiß ich, daß ich ein Geschenk des Enkels bin, daß ich aus Papier und Leim geformt wurde, daß ich mit grüner und schwarzer Farbe angemalt wurde, nur eins weiß ich nicht:
>Meinen Namen!<
Ach, bin ich müde, ich lehne mich jetzt an den Schrank und ruhe mich aus. Meine Augen fallen mir gleich zu. Aber, was ist das für eine Stimme, die mich nicht schlafen läßt? Aus weiter Ferne höre ich sie noch sagen:
„Valentin, warum bleibst du nicht gerade stehen. Immer muß ich dich wieder aufrichten.“
 

Morgana

Mitglied
Eine nette Geschichte...

irgendwie ein Rätsel. ich hab ein ganzes Weilchen nachgedacht wie der "Held" aussehen müßte. So ganz ist es mir nicht gelungen. Vielleicht könntest du die Beschreibung etwas deutlicher ausarbeiten?
Was mir nicht ganz schlüssig erschien ist, wie der Pappkamerad in den Blumenladen kam und dann noch für ein Gesteck gehalten werden konnte.
Dein Schreibstil gefällt mir sehr gut. Es ließt sich leicht und angenehm. Werde auf jeden Fall drauf achten wenn Du wieder was postest. *lächel*

Bright Blessings

Morgana
 

Ludowika

Mitglied
Liebe Morgana,
Du hast recht, wenn Du fragst, wie kommt der Pappkamerad in einen Blumenladen. Zunächst wurde er von meinem Enkel aus Pappmaschee für mich gebastelt und er steht in meinem Arbeitszimmer. Als zweites sollte ich eine Geschichte zum Valentinstag schreiben und da ließ ich ihn einfach auf die Reise gehen. Er ist schwarz, grün und weiß angemalt und sieht recht hübsch aus. Und der REst ist dichterische Freiheit, die ich mir genommen habe.
Ich hoffe, Du bist jetzt ein bißchen weiter gekommen und grüße Dich
Ludowika
 



 
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