Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

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Supermami

Mitglied
Mein Name ist Stefan Klein. Sie kennen mich nicht. Trotzdem muss ich Ihnen von der Taufe meiner Nichte im letzten Monat erzählen. Meine Schwester Miriam und ihr Mann Robert wohnen in Strinsmannsgrunde. Nie davon gehört? Das macht nichts. Strinsmannsgrunde liegt am Ende der Welt, und um dorthin zu kommen, müssten Sie durch die einsamste Gegend dieses Planeten fahren.

Es war schon spät als meine Frau Karin und ich uns auf den Heimweg von der Taufe machten. Wir fuhren durch eben diese einsamste Gegend dieses Planeten. Wir lachten gerade herzlich über Tante Emelies Horrorgeschichten, die sie regelmässig bei Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen zum Besten gab, als unser Wagen einen bedenklichen Bocksprung vollführte und zischend stehen blieb. Meine Startversuche blieben erfolglos. Ich fluchte, obwohl ich wusste, dass Karin es hasste, wenn ich das tat. Doch anstatt mich vorwurfsvoll anzublicken, schüttelte sie nur nachsichtig mit dem Kopf.
\"Sieh mal\", Karin zupfte an meinem Ärmel. \"Sieht aus, als stünde dort vorne ein Haus. Es brennt noch Licht. Von dort kannst du bestimmt einen Pannendienst anrufen. Ich bleibe solange im Wagen und lasse ein wenig frische Luft hinein.\"
Sie hatte Recht. Ich fischte nach Kleingeld, für den Fall, dass in diesem Haus dort ein Geizhals wohnte, und machte mich auf den Weg.
Auf mein Klingeln hin öffnete sich sogleich die Tür. Ich konnte meinen Gegenüber nicht erkennen, weil ihm das Licht aus dem Haus in den Rücken strahlte. Ich erzählte ihm von unserem Dilemma und bat ihn, sein Telefon benutzen zu dürfen.
\"Aber natürlich dürfen Sie mein Telefon benutzen\", antwortete er und kicherte leise dabei. \"Kommen Sie nur rein - Sie werden sich wundern.\"
Er ließ mich an sich vorbei gehen und schloss die Tür. Ich drehte mich zu ihm um, und im selben Augenblick wurde mir klar, dass ich einen grossen Fehler begangen hatte. Ich stand einem offensichtlich Irren gegenüber. Seine Haare standen ihm wirr vom Kopf ab, was wiederum gut zu seinem wahnsinnigen Augenausdruck passte. Ich lachte ängstlich auf. Der Irre kam lauernd auf mich zu und packte mich mit blutverschmierter Hand am Ärmel.
\"Ich habe schon auf Sie gewartet\", flüsterte er beschwörend. \"Ich habe mein Werk gerade vollendet. Wir werden eine Menge Spaß haben, wir beide.\"
\"Vielleicht sollte ich später wieder kommen\", fragte ich mit zitternder Stimme.
Erschrocken zuckte er zusammen, sein Mund verzog sich schauerlich, aber er bekam sich wieder unter Kontrolle.
\"Das kommt natürlich nicht in Frage. So grausam dürfen Sie nicht sein. Jetzt, wo ich alles vorbereitet habe. Gehen Sie doch schon einmal in die Bibliothek. Ich hole eine Erfrischung.\"
Da hatten wir es. Es waren nur die Nerven. Tante Emelie und ihre Horrorgeschichten, die machten einen ganz kirre. Der Kerl war doch ganz nett, auch wenn er ein ernstes Wort mit seinem Friseur reden sollte. Sobald wir gemeinsam eine Limonade geschlürft hatten, würde ich den Pannendienst anrufen und morgen herzlich mit Karin über meine Angst lachen.
Ich öffnete die Tür zur Bibliothek und schlug sie sogleich krachend wieder zu. Ich presste mich an die Wand, kniff die Augen zu und betete was das Zeug hielt. Das konnte nicht sein! Ich war nun vollkommen sicher, unter Halluzinationen zu leiden. Dort drinnen hatte nicht wirklich eine tote Frau gelegen, noch dazu so grauenhaft zugerichtet. Die Kerzen, das viele Blut und ... Nein, das hatte ich nicht gesehen.
Mein Gastgeber kam aus der Küche. Auf einem Tablett balanzierte er ein Glas mit einer dampfend blauen Flüssigkeit. Sichtlich erfreut sah er meinen verstörten Gesichtsausdruck.
\"Sie haben sie gesehen!\" rief er. \"Ist das nicht wunderbar. Sie können mir glauben, ich habe Stunden gebraucht, um sie so zuzurichten.\"
Das glaubte ich ihm gerne.
\"Hier nehmen Sie\", er hielt mir das dampfende Zeug unter die Nase. \"Ich hab es selbst zubereitet, nach einem Rezept meiner Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großmutter.\"
Ich musste tun, was er mir sagte. Schon fühlte ich den Bann, in den er mich zog. Ich hatte das Glas schon fast an den Lippen, als er hinzu fügte: \"Sie wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt, die Arme - wegen Giftmischerei.\"
Das Glas flog im hohen Bogen durch die Luft und hinterließ einen unschönen Fleck auf der Tapete. Der Irre schien darüber nicht sonderlich erbost. Glücklich strahlte er mich an.
\"Jetzt habe ich Sie erschreckt, nicht wahr?\" kicherte er. \"Aber das war erst der Anfang. Sie werden sich noch wünschen, niemals hierher gekommen zu sein.\"
Ich musste ihm entkommen, soviel stand fest. Ich hechtete zur Haustür. Doch er verstellte mir mit weit ausgebreiteten Armen den Weg.
\"Sie dürfen jetzt noch nicht gehen!\" schrie er hysterisch. \"Das werde ich nicht zulassen.\"
Sollte das wirklich mein Ende sein? Meine arme Frau saß dort draussen ahnungslos im Wagen, und ich würde bald so aussehen wie die Frau in der Bibliothek. Doch nicht ohne Kampf. Meine Angst verlieh mir übernatürliche Kräfte. Ich packte den Irren am Kragen und schleuderte ihn gegen eine Ritterrüstung, die klappernd über ihm zusammen brach. Hastig riß ich die Tür auf und sprang ins Freie. Vielleicht war ein Wunder geschehen und der Wagen lief nun.
Es war natürlich kein Wunder geschehen. Ich hatte mich kaum hinter das Steuer gezwängt, als sich Karin weinerlich beschwerte, dass es unmöglich sei, die Fenster zu schließen. Die Batterie habe nach den vielen Startversuchen endgültig den Geist aufgegeben und die automatischen Fensterheber funktionierten deswegen nicht. Ihr sei aber kalt, schließlich habe ich die ganze Zeit in einem warmen, gemütlichen Haus verbracht, während sie ...
Ich hörte ihr nicht mehr zu. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis der Irre mir folgte. Da! Tatsächlich! So bald schon! Er kam.
Wir saßen in der Falle. Was nutzte es, die Verriegelung herunter zu drücken, wenn sich die Fenster nicht schließen ließen. Wir waren verloren.
\"Bete\", flüsterte ich, \"bete.\" Aber Karin zog es vor, zu schmollen.
Der Irre hatte unseren Wagen erreicht. Er steckte seinen Kopf durch das Fenster und brachte sein Gesicht dicht vor das meinige.
\"Nun, wie war ich?\" fragte er. Dabei gluckste sein Stimme, so als könne er sich vor Erwartung und Freude nicht einkriegen. \"Oh bitte sagen Sie, dass es Ihnen gefallen hat. Alles andere würde mich vernichten. Ich sehe. Sie sind sprachlos vor Begeisterung. Andrea dort drinnen und ich haben uns auch so bemüht. Sie müssen aber auch zugeben, dass das eine ganz absonderliche Idee von Ihnen war. Noch nie habe ich einen Regisseur kennen gelernt, der sich Schauspieler auf diese Weise aussucht. Bekomme ich nun die Rolle des Dracula in Ihrer nächsten Inszenierung, oder nicht?\"
 
Da sind ein paar unlogische Sachen drin.

1) Du gibst dem Leser an keiner einzigen Stelle einen Hinweis, dass der Protagonist Filmregisseur ist. Damit verpufft die Pointe vollständig.

2) Wie haben die das bloss gemacht, dass sein Auto ausgerechnet dort zusammenbricht, wo der Möchtegernschauspieler wohnt?

Humor muss insofern auf realistischer Basis stehen, damit der Leser folgen kann. Irgendwo muss es schlüssig und logisch sein, aber dann kannst Du (zumeist) machen was Du willst.

So wie die Geschichte jetzt ist, kann Dir ein leser nicht folgen. Der Humor bleibt aus.

Marius
 

Supermami

Mitglied
Hallo Marius

Jetzt habe ich lange überlegt, ob ich Dir antworte - und tue es:

1.) Der Protagonist ist kein Filmregisseur. Er wird nur versehentlich dafür gehalten. Eben das ist die Pointe.

2.) Und das Auto bleibt aus puren Zufall dort stehen. Warum auch nicht?

Ich hätte nicht gedacht, dass diese Geschichte so falsch zu interpretieren ist. Aber falls es noch mehreren so gegangen ist, bitte ich doch um Rückmeldung. Danke.

Beate
 
Ad 1) OK, dann habe ich das doch richtig verstanden. Er ist kein Regisseur.

Ad 2) OK, ist dann auch logisch und so vermutet.

Aber: warum glaubt der Durchgeknallte, dass er da einen Filmregisseur vor sich hat? Diese "Pointe" kommt so aus dem Nichts, dass sie erklärt werden muss. Und damit verliert sie an Humor. Zumindest für mich ist das so, aber ich bin spreche nicht für andere.

Marius
 

anbas

Mitglied
Hallo Beate,

nein, mir ging's nicht so wie Marius.

Allerdings tat ich mich beim Lesen etwas schwer. Blöderweise kann ich das nicht so konkret beschreiben, wie ich gerne möchte. Aber auf mich wirkt der Text häufig zu gewollt auf 'Stimmung erzeugen'.

Noch zwei etwas konkreter Anmerkungen:

1) Den einleitenden Absatz halte ich - zumindest in dieser Form - für überflüssig. Außerdem schreibst Du dort in einem Stil, den Du nicht die ganze Geschichte über aufrecht erhälst. Das paßt irgendwie nicht zusammen.

2) (Eine Kleinigkeit) "balancierte", nicht "balanzierte"

Gruß Andreas
 



 
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