Wichtelstau

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claudianne

Mitglied
Jetzt war Mirle endgültig die Letzte. Benjamin war gerade von seiner Oma abgeholt worden und nun blieb nur noch ihre Kindergärtnerin Ricarda zum Spielen.
„Kochst du mir noch einen Tee in der Puppenküche“, sagte Ricarda, „wenn ich den ausgetrunken habe, ist deine Mama bestimmt da.“
Mirle war noch nie die Letzte, nach der Nachmittagsbrotzeit saß ihre Mutter immer auf der kleinen Bank in der Garderobe und wartete. Aber heute war sie nicht da.
Mirle kochte den Tee für Ricarda, doch auch nach der dritten Tasse kam Mama nicht.
Ricarda setzte sich mit Mirle in die Garderobe.
„Deine Mama steckt bestimmt im Wichtelstau“, sagte sie, „manchmal stehen hunderte Wichtel an, um ihre Wichtelkinder abzuholen. Das dauert.“
„Aber bei uns im Kindergarten gibt es doch gar keine Wichtel“, sagte Mirle.
„Sag bloß, du hast noch nie einen gesehen? Die sind klein, immer barfuß und haben bunte Zipfelmützen mit einem Glöckchen dran. Gerade ist einer aus deinem Gummistiefel gehüpft. Das war einer der Schuhwichtel. Die sorgen dafür, das eure Schuhe immer so stinken. Das lieben sie nämlich. Schau nur, da kommt schon die Schuhwichtelmama! Sie hat ein Stück Käse dabei, damit polieren sie die Schuhe.“
„Wo?“, fragte Mirle nun doch neugierig geworden.
„Na da unten, zwischen den Hausschuhen. Und schon sind sie wieder weg, Wichtel sind nämlich nicht nur wichtelwinzig, sondern auch wichtelschnell. Schau nur genau auf die Tür, gleich kommen wieder welche.“
Mirle starrte angestrengt auf die Tür, die einen Spalt offen stand.
„Da!“, rief Ricarda, „das war der Seifenwichtelpapa! Schnell saus ins Bad, vielleicht erwischt du ihn noch, wie er die kleinen Seifenwichtel abholt. Die sorgen dafür, dass unsere Seife so schön schäumt und so lecker nach Zitrone riecht. Wenn sie ganz gute Laune haben, pusten sie dir vielleicht ein paar Seifenblasen ins Gesicht.“
„Ich kann keine Wichtel sehen“, rief Mirle aus dem Bad, „ich hab sogar im Klo nachgeschaut.“
„Na dann komm schnell, eben ist die Matschhosenwichteloma rein! Sie hat einen Sack voll Sand dabei, damit reibt sie eure Matschhosen ein. Die schauen dann immer so schön nach Sandkastenmatsch aus.“
Mirle nahm ihre Matschhose vom Haken, es klebte wirklich richtig viel Sand dran.
„So und jetzt kommen die Gartenwichtel, die mag ich am Liebsten“, sagte Ricarda, „die kümmern sie draußen um die Pflanzen. Die kleinen Wichtel bürsten die Grashalme und die größeren massieren die Blüten. Die blühen dann besonders schön und bunt.“
„Gibt`s eigentlich auch Klopapierwichtel?“, fragte Mirle.
„Bestimmt. Warum?“
„Weil ich im Bad die Klopapierrolle abgewickelt habe, als ich die Seifenwichtel gesucht hab. Jetzt freuen sich bestimmt die Klopapierwichtel, dass sie was zu tun haben.“
„Ach Mirle, wie oft haben wir euch schon gesagt, dass ihr die Finger von den Klopapierrollen lassen sollt!“
Mirle setzte sich beleidigt auf die Bank.
„Wo ist denn jetzt meine Mama? Den blöden Wichtelstau hast du doch nur erfunden.“
Da ging die Tür auf und Mirles Mutter stürmte herein.
„Entschuldigung, ich stand im Stau“, sagte sie atemlos und nahm Mirle in den Arm.
„Sag ich doch“, grinste Ricarda und begleitete die beiden nach draußen.
 

claudianne

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Jetzt war Mirle endgültig die Letzte. Benjamin war gerade von seiner Oma abgeholt worden und nun blieb nur noch ihre Kindergärtnerin Ricarda zum Spielen.
„Kochst du mir noch einen Tee in der Puppenküche?“, sagte Ricarda, „wenn ich den ausgetrunken habe, ist deine Mama bestimmt da.“
Mirle war noch nie die Letzte, nach der Nachmittagsbrotzeit saß ihre Mutter immer auf der kleinen Bank in der Garderobe und wartete. Aber heute war sie nicht da.
Mirle kochte den Tee für Ricarda, doch auch nach der dritten Tasse kam Mama nicht.
Ricarda setzte sich mit Mirle in die Garderobe.
„Deine Mama steckt bestimmt im Wichtelstau“, sagte sie, „manchmal stehen hunderte Wichtel an, um ihre Wichtelkinder abzuholen. Das dauert.“
„Aber bei uns im Kindergarten gibt es doch gar keine Wichtel“, sagte Mirle.
„Sag bloß, du hast noch nie einen gesehen? Die sind klein, immer barfuß und haben bunte Zipfelmützen mit einem Glöckchen dran. Gerade ist einer aus deinem Gummistiefel gehüpft. Das war einer der Schuhwichtel. Die sorgen dafür, dass eure Schuhe immer so stinken. Das lieben sie nämlich. Schau nur, da kommt schon die Schuhwichtelmama! Sie hat ein Stück Käse dabei, damit polieren sie die Schuhe.“
„Wo?“, fragte Mirle nun doch neugierig geworden.
„Na da unten, zwischen den Hausschuhen. Und schon sind sie wieder weg, Wichtel sind nämlich nicht nur wichtelwinzig, sondern auch wichtelschnell. Schau nur genau auf die Tür, gleich kommen wieder welche.“
Mirle starrte angestrengt auf die Tür, die einen Spalt offen stand.
„Da!“, rief Ricarda, „das war der Seifenwichtelpapa! Schnell, saus ins Bad, vielleicht erwischt du ihn noch, wie er die kleinen Seifenwichtel abholt. Die sorgen dafür, dass unsere Seife so schön schäumt und so lecker nach Zitrone riecht. Wenn sie ganz gute Laune haben, pusten sie dir vielleicht ein paar Seifenblasen ins Gesicht.“
„Ich kann keine Wichtel sehen“, rief Mirle aus dem Bad, „ich hab sogar im Klo nachgeschaut.“
„Na dann komm schnell, eben ist die Matschhosenwichteloma rein! Sie hat einen Sack voll Sand dabei, damit reibt sie eure Matschhosen ein. Die schauen dann immer so schön nach Sandkastenmatsch aus.“
Mirle nahm ihre Matschhose vom Haken, es klebte wirklich richtig viel Sand dran.
„So und jetzt kommen die Gartenwichtel, die mag ich am Liebsten“, sagte Ricarda, „die kümmern sich draußen um die Pflanzen. Die kleinen Wichtel bürsten die Grashalme und die größeren massieren die Blüten. Die blühen dann besonders schön und bunt.“
„Gibt`s eigentlich auch Klopapierwichtel?“, fragte Mirle.
„Bestimmt. Warum?“
„Weil ich im Bad die Klopapierrolle abgewickelt habe, als ich die Seifenwichtel gesucht hab. Jetzt freuen sich bestimmt die Klopapierwichtel, dass sie was zu tun haben.“
„Ach Mirle, wie oft haben wir euch schon gesagt, dass ihr die Finger von den Klopapierrollen lassen sollt!“
Mirle setzte sich beleidigt auf die Bank.
„Wo ist denn jetzt meine Mama? Den blöden Wichtelstau hast du doch nur erfunden.“
Da ging die Tür auf und Mirles Mutter stürmte herein.
„Entschuldigung, ich stand im Stau“, sagte sie atemlos und nahm Mirle in den Arm.
„Sag ich doch“, grinste Ricarda und begleitete die beiden nach draußen.
 



 
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