Wichtiger Bericht

Helmut D.

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Wichtiger Bericht!

Ich muß der Welt jetzt zu dieser Stunde von einer wichtigen Sache berichten, die sich gerade zugetragen hat.
Nun, gerade eben, als ich aus dem Fenster blickte, sah ich -und ich konnte zuerst meinen Augen nicht trauen-, eine schicksalhafte Begebenheit, ja ich meine sogar, ein geschichtliches Ereignis. Denn als ich gerade meine Augen durch die etwas verschmutzte Fensterscheibe meines sonst aufgeräumten Zimmers wandte, sah ich vor meinen Augen ein Raumschiff, das justament in meinen Garten gelandet ist. Und als sich dann das fremde Raumschiff, das einer Untertasse glich, in meinen Garten niedergelassen hat, stiegen sofort zwei kleine, blaue Männchen in Birnenform aus und hüpften mit ein, zwei Sätzen durch den Garten, auf das große Gebäude jenseits meines Hauses zu. Nun muß ich zur Verdeutlichung meines Berichtes dazu sagen, daß sich jenseits meines Gartens ein Gebäude mit amtlichen Inhalt befindet, daß zwar Ordnungsamt heißt, aber in Wirklichkeit vermutlich eine Außenstelle irgendeiner militärischen oder geheimdienstlichen Behörde ist. Denn die Leute, die sich in das für Besucher gesperrte Gebäude mit Bundesflagge frühmorgens und am späten Abend begeben, tragen stets dunkle Regenmäntel und sind auch sonst sehr zugeknöpft, wenn es um irgendwelche Fragen geht.
Nun, so haben sich also soeben zwei Außerirdische auf dem Weg in das genannte Gebäude gemacht, besser gesagt, sie sind dorthin gehüpft und sie haben dann, und jetzt kommt der entscheidende Punkt, weswegen ich diese Botschaft an die Menschen schreibe, das betreffende Gebäude einfach eingenebelt und in Luft aufgelöst. Ja, man mag es kaum glauben, die außerirdischen Männchen zogen, und ich habe es mit eigenen Augen gesehen, zwei kleine pistolenähnliche Gegenstände, aus denen eine dunkle Gaswolke kam, die das ominöse Gebäude einhüllte und praktisch aufgelöst hat.
Und so stehe ich nun am Fenster und verfolge das weitere Geschehen, um allen Menschen, die mir zuhören, dieses wichtige Ereignis, das gerade stattfindet und vielleicht epochale Folgen hat, mitzuteilen. Jetzt gerade sehe ich, wie sich die beiden Männchen, ja ich sehe es genau, wie die beiden Männchen eine kleine Flasche in Händen halten, in der sich, ja ich sehe es, das aufgelöste Amt befindet. Und nun besteigen die beiden Männchen ihr Raumschiff und, ich glaube ein Licht über dem Schiff zu erkennen, nun kommt das Raumschiff in Bewegung, nein, ich glaube es kommt etwas aus dem Raumschiff hervor. Ich muß kurz einmal meinen Feldstecher nehmen, um die Sache deutlicher zu sehen, Augenblick...
Ja, jetzt sehe ich es genau, es tritt eine Art dunkles Gas aus dem Raumschiff hervor und hüllt immer mehr die Gegend ein, und was sehe ich nun.... mm, oh, ich glaube, das Gas benetzt jetzt die Bäume in meinem Garten und auch den Rasen und es scheint diese Dinge aufzufressen. Heiliger Gott, da sind in meinen Garten Außerirdische gelandet und lösen meine Bäume und den Rasen auf! Was hat das alles zu bedeuten? Ist das eine feindliche Übernahme der Erde durch fremde Wesen? Jetzt sehe ich es genau, oh weh, mein ganzer Garten hat sich aufgelöst und da, wo der Rasen und die Bäume waren, ist nur noch ein schwarzes Loch zu sehen und das schwarze Loch frißt immer mehr Dinge in sich hinein, denn alles was das Gas, das immer noch zu sehen ist, einhüllt, verwandelt sich in Leere und Nichts. Ich glaube, das ist der Beginn eines großen Dramas, denn das Gas greift immer weiter um sich. Jetzt hat es schon ein vier Meter großes Loch erzeugt und... was sehe ich jetzt, das Raumschiff hebt ab und fliegt davon, ich glaube das ist die Rettung. Mal sehen, was geschieht. Vielleicht geht doch noch alles gut!
Das große Loch befindet sich aber immer noch in meinen Garten. Oh, was nun, und es wächst und wächst, und ergreift alles, was es umhüllt. Ich denke, das ist ein schwarzes Loch, ja ein schwarzes Loch und das schwarze Loch wird größer und größer. Jetzt wo ich das sage, hat das Loch schon den ganzen Garten erfaßt und in sich verschlungen. Ein gespenstisches Bild, unvorstellbar, da befindet sich keine drei Meter von mir ein großes schwarzes Loch, das alles in sich verschwinden läßt und die ganze Gegend auflöst. Und das Loch wächst unaufhaltsam und ist nicht zu stoppen, ich glaube ich muß mich sofort aus dem Staub machen, damit das Loch mich nicht selbst auffrißt. Ah, was sehe ich da... was ist das, was ich jetzt sehe? Das Loch, ja das Loch kommt immer näher, und es ist nur noch einen Meter von mir entfernt... eine große Finsternis ist vor mir, alles ist dunkel, alles ist schwarz, alles ist leer. Ich glaube, das sind meine letzten Sekunden... das Loch erfaßt schon meine Hand, es hat mich ergriffen... es zieht mich in sich hinein, es verschluckt mich......oh...ah....

 

jon

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Du hast ja 'ne sehr humoristisch-satirische Ader! Ich fand den Text eher erheiternd als gruselig.

Eine unlogische Sache ist im Text: Niemand würde „seelenruhig“ am Fenster stehen bleiben und einen Bericht schreiben / durchtelefonieren / auf Band sprechen (???), während das schwarze Loch auf ihn zukommt. Es sei denn, er ist (Sensations-)Reporter oder sowas. Das (und die Form dieses Berichtes) solltest du noch erwähnen.

Es könnte aber auch einer dieser ewigen Fenster-Gucker sein, der seinem Partner/seiner Partnerin immer erzählen muss, was er gerade sieht, während der/die Partner/in gar nicht zuhört).

Dann – wenn damit praktisch die Sensationslust der Menschen am Beispiel dieses Menschen auf die Schippe genommen würde, dann würde der Text auch richtig Sinn machen.
 

Helmut D.

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Diese Geschichte wollte ich erst zu einer Satire machen. Aber dann dachte ich, daß das vielleicht niemand komisch findet. Und deshalb habe ich es in Richtung schwarzer Humor umgebogen.
 

jon

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Teammitglied
...ich fand es satirisch-komisch. Selbst ohne konkreten Hinweis, auf den "Fenster-Gucker" (auch wenn das den Text komplettieren würde). Nachdem ich nun nochmal drüber gelesen habe, fände ich gut, wenn das ganze einen Rahmen bekäme. Irgendwie sowas wie eine Radioansage:

"Liebe Zuhörer, wir unterbrechen unser Konzert zur MIttagsstunde durch einen aktuellen Bericht unseres Kollegen Walter Sowieso."
(TEXT)
"Soweit zu den aktuellen Ereignissen in Zumpelhausen. Hören Sie nun wieder das Rundfunkstreichorchester mit dem Konzert für Violine und Kontrabass von..."

Oder als Fernsehsketch analog die Liveschaltung zu Walter Sowieso nach Irgendwo...

...du siehst, dein Text inspiriert!
 



 
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