Wie Tanja meine Freundin wurde

Stella

Mitglied
Wie Tanja meine Freundin wurde

"Heute abend wirst du uns fahren!" hatte Svenja an jenem Abend mit unerbittlicher Stimme am Telefon gesagt und ich wußte, keine noch so gute Ausrede hätte sie, oder eines der anderen Mädels umstimmen können.
Es ist wirklich nicht so, dass ich mich nur wegen des Genusses alkoholischer Getränke um das Fahren drücken will. Nein, es ist das Autofahren im Allgemeinen, was mir Kummer bereitet. Vor allem Nachts auf unbekannten Straßen und dann noch mit 3 Hühnern im Auto, die wenn sie etwas getrunken haben und das tun sie so gut wie immer wenn wir am Wochenende unterwegs sind (zugegebenermaßen ich auch des Öfteren), recht laut und zuweilen auch sehr nervig sein können.
An diesem Abend waren wir sogar zu fünft. Eine Arbeitskollegin von Svenja und mir hatte sich damals vor kurzem von ihrem Mann getrennt und war somit, wie man so schön sagt, nun auch wieder auf dem Markt.
Seit eineinhalb Jahren arbeitet sie bei uns, aber da unsere Firma recht groß ist, kannten wir sie bis dato nicht gerade gut. Wir wären auch nie auf die Idee gekommen, sie zu fragen ob sie Interesse hätte einmal etwas mit uns zu unternehmen. Im Prinzip empfand ich sie eigentlich auch immer als etwas unnahbar, bis zu dem Tage als Svenja und ich gleichzeitig eine E-Mail von ihr bekamen in der Stand:

Hallo ihr zwei,
ich habe gehört, dass ihr sehr unternehmungslustig seit und am Wochenende viel um die Häuser zieht. Ich würde mich gerne einmal bei euch anschließen. Was unternehmt ihr denn heute abend?

Liebe Grüße
Tanja

Da wir von ihrer Trennung schon gehört hatten (das ist auch so etwas in großen Firmen: Man kennt einander kaum, weiß aber fast alles von einander) beschlossen wir sie an jenem Abend probeweise einmal mitzunehmen. Allerdings, wie ich zugeben muss, mit einem etwas gemischtem Gefühl.
Die Hinfahrt verlief noch ganz gut. Da die Mädchen wissen wie ungern ich nachts Auto fahre, wagte es auch keine mich darauf hinzuweisen, dass trotz Landstraße und Richtgeschwindigkeit 100, meine Tachonadel nicht von der 80 abwich. Etwas langsam aber ohne Komplikationen kamen wir an dem Zeltfest an. Wir mussten nur noch einen Parkplatz finden. Und da war er auch, eine rießige freie Lücke in der Wiese, fast vor dem Zelt. Während ich mein Auto parkte, dachte ich so bei mir, dass dies wohl mein Glückstag sein müsse, bis ich bemerkte, dass der Boden unter den Reifen ungefähr die Konsistenz eines Sumpfloches hatte. Ich versuchte natürlich sofort wieder auf die Straße zurückzufahren, aber es war zu spät. Bei jedem Versuch das Auto aus dem Rasen zu fahren schienen sich die Reifen noch tiefer in den Schlick zu graben.
Wir hatten die Wahl entweder das Auto gleich aus dem Schlamm zu schieben und womöglich unsere Schuhe dreckig zu machen, oder damit zu warten bis das Fest vorüber war. Wir entschlossen uns für letzteres, da wir dachten, dass dann mit Sicherheit bestimmt mehrere kräftige Jungs gewillt wären uns armen Mädchen zu helfen.
Das Fest war auch sehr gut. Es spielte eine tolle Band und wir konnten uns alle vor Verehrern kaum retten. Auch Tanja hatte sehr viel Spass und passte sich uns sehr gut an. Allerdings war es auch wie immer sehr schwer die Mädchen irgendwann aus der Bar zu bekommen. Als wir dann endlich aus dem Festzelt hinaus kamen, standen nur noch ein paar vereinzelte Autos auf der Wiese. Darunter meines.
Die Jungs mit denen wir in der Bar waren stellten sich als wirklich sehr betrunken heraus. Außerdem auch als pingelig, was eine sehr schlechte Eigenschaft ist, wenn es darum geht ein Auto aus dem Schlamm zu schieben. Ich will nicht sagen, dass sie es nicht einmal versuchten, aber schon nach kurzer Zeit gaben sie auf und boten uns statt dessen an, dass wir sehr gerne bei ihnen übernachten dürften.
Für mich kam dies unter diesen Umständen nicht in Frage.
Bei diesen arroganten, betrunkenen Jungs über Nacht bleiben? Mit Sicherheit hätten sie, wenn sie sich etwas mehr Mühe gegeben hätten, mein Auto leicht aus dem Schlamm befreien können! Nein ich war gewillt zu kämpfen und Tanja auch, wie ich es mit einem Blick auf ihr Gesicht sehen konnte.
Unsere anderen 3 Mädels waren allerdings ziemlich betrunken und somit zu nicht mehr besonders viel zu gebrauchen. Also setzten wir Svenja ans Steuer und beschlossen zu zweit von hinten zu schieben. Wir schoben und schoben und schließlich 1 Stunde später, mit Einsatz meiner Fußmatten die wir unter die Räder legten, schafften wir es tatsächlich das Auto wieder auf die Straße zu bringen.
Überglücklich und furchtbar dreckig flogen Tanja und ich uns in die Arme.
Seit dieser Nacht habe ich eine Freundin mehr und was auch gut ist: Ich muss am Wochenende wenn wir ausgehen noch weniger fahren wie bisher!
 

Renee Hawk

Mitglied
Hallo Stella,

Feste feiern, aber den Mädels nicht helfen können *gg*, so sind sie die Männer von Heute.

Dene Geschichte zeigt sehr schön: In der Not erkennst du deine Freunde.

Hat mir sehr gut gefallen.

liebe Grüße
Reneè
 



 
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