Wie ich einmal die Wahrheit über Karl schreiben wollte

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Mistralgitter

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Vor ein paar Tagen kam mir die Idee, etwas über Karl zu schreiben, nämlich die Wahrheit über ihn endlich ans Licht zu bringen. Natürlich konnte ich nicht seinen ganzen Lebenslauf erzählen. Ich wollte auch nicht, dass er zu Wort kommt. Denn für die Wahrheit ist man selber am ehesten blind.

„Karl ist ein Schuft“, sagte Heiner zu seinem Freund Paul. Sie trafen sich regelmäßig im Fitness-Studio, tranken danach ihr Abendbier und gingen anschließend nach Hause. Und da Paul ein guter Freund war, glaubte er Heiner. Deshalb war er überzeugt, was Karl für einer war, nämlich ein Schuft.

Zu Hause erzählte Paul natürlich seiner Frau, dass Karl ein Schuft sei.
„Das hat Heiner gesagt“, fügte er hinzu.
„Wenn der das sagt, dann muss was dran sein“, sagte seine Frau.
„Bestimmt ist da was dran“, antwortete Paul.

Am nächsten Morgen kehrte Pauls Frau die Terrasse und fand dabei zwei Zigarettenstummel. Da niemand im Haus rauchte und sie auch in letzter Zeit keinen Besuch gehabt hatten, der geraucht hätte, war es klar: Es konnte nur Karl gewesen sein, der Schuft.
„Der ist heimlich nachts auf unserer Terrasse gewesen und hat da geraucht“, stellte sie sich vor. „So ein Schuft! Benutzt und verunreinigt einfach fremder Leute Terrasse! Unverschämt!“ „Und an der Steckdose hier in der Ecke hat er sich sicher auch bedient“, setzte sie nach einer Weile hinzu, und ihr fiel ein, dass die letzte Stromrechnung unverhältnismäßig hoch gewesen war. Jetzt war alles klar: Karl ist schuld daran.

„Karl ist ein Schuft“, sagte auch Heiner zu seiner Frau.
Die traf noch am Nachmittag ihre Nachbarin Gerda Liebkell und sagte zu ihr: „Es macht mich wütend, dass dieser Karl so ein Schuft ist.“
Nun waren es schon fünf Leute, die wussten, was der Karl für einer ist. Als Willi Liebkell einen Kratzer in seiner Autotür entdeckte, wusste er natürlich gleich, dass es Karl gewesen sein musste. Jetzt waren es drei Ehepaare – sechs Leute gegen Karl. Und sie erzählten jedem im Dorf von Karl, damit alle Bescheid wüssten.

Wie man sich vorstellen kann, kam es, wie es kommen musste in solchen Fällen: Wenn im Dorf irgendetwas schief lief, war Karl, der Schuft, daran schuld. Auf jeder Geburtstagsfeier, bei jeder Beerdigung und bei jedem Kaffeekränzchen wusste man wieder Neues zu berichten, was Karl, der Schuft, wieder angestellt hatte. Die Vergehensliste wurde von Tag zu Tag länger. Je mehr man darüber redete, desto deutlicher wurde allen, wer Karl war. Alle hatten ein genaues Bild von ihm - und das war ein schreckliches, furchterregendes. Karl war eine Gefahr für das ganze Dorf.
„Wenn ein Ort durch einen einzigen Menschen so viel Unglück erleiden muss, muss man einschreiten“, dachte der Bürgermeister.
Er ordnete an, dass alle auf der Hut sein sollten. Wer Karl sähe, sollte es melden.

So nach und nach kamen die ersten Meldungen: Man sah ihn gestern Abend zwischen den Gärten herumstehen. Man sah ihn Freitagmittag aus dem hellen Haus an der Mühl-Ecke herauskommen. Er saß am Montagmorgen im Siebener Bus in der letzten Reihe und stieg in der Kessler Straße aus. Jemand meinte auch, ihn am Mittwochnachmittag im Kino gesehen zu haben, aber sicher war er sich nicht. Der Bürgermeister trug alles in einen Stadtplan ein und machte sich dazu Notizen. So konnte man ein Bewegungsmuster erstellen und unsichere Orte bewachen. So nach und nach entwickelte man im Rathaus zusammen mit der Polizei ein Sicherheitskonzept, um die Menschen vor Karl zu schützen. Die Kinder des Ortes wurden zur Vorsicht angehalten. Man konnte schließlich nicht wissen, was Karl vorhatte.
„Wenn ihr Karl seht, lauft schnell auf die andere Straßenseite“, hörten sie von ihren Eltern und Lehrern.
„Und geht nie alleine weg“, sagte man den heranwachsenden Mädchen und Jungen.
Noch nie war man sich im Dorf so einig. Denn nun hatte man einen gemeinsamen Feind, den Karl, den man für alles verantwortlich machen konnte, was böse war oder missraten, und gegen den man nun gemeinsam vorgehen wollte.

Eines Tages kamen Sicherheitsleute aus dem Nachbarort, um sich über die Erfahrungen der Dörfler mit ihrem Sicherheitskonzept zu informieren. Sie waren beeindruckt von dem, was der Bürgermeister ihnen vorlegte und übernahmen dieselbe Strategie auch für ihren Ort. Denn schließlich konnte man ja nicht wissen, ob Karl nicht anfing, sein Unwesen auch in ihrem Ort zu treiben.

Die Dörfler fanden es bequem trotz der bedrohlichen Lage, mit dem Gedanken an Karl zu leben. Man musste nicht mehr mühsam nach einem Schuldigen für irgendein Unrecht suchen – man hatte Karl, den Schuft. Und man lebte mit offeneren Augen und sah vieles, was bisher verborgen war. Zum Beispiel, dass die Gretel oftmals tagelang nicht nach Hause kam, oder dass Berthold mehr als einmal pro Woche zu tief ins Glas schaute. Oder dass Gerda Liebkell eine neue Frisur hatte und einen schöneren Garten als Marion Ermerich, die ihre Wäsche immer freitags wusch und draußen aufhing. Oder dass das Pferd von Oskar Trendel, dem Obsthändler schon wieder lahmte. Die üblichen Sachen zwar, aber sie fielen jetzt auf, weil jeder wachsam war. Das Leben war auf einmal spannender als zuvor, also bevor Heiner sagte, Karl sei ein Schuft. So kam eigentlich niemand auf die Idee, Karl zu fassen zu kriegen, ihm den Prozess zu machen und ihn einzusperren.

Am vergangenen Mittwoch während des Wochenmarktes entdeckte Gerda Liebkell einen Mann, der vor dem Markt-Café stand und aufmerksam das Marktgeschehen beobachtete. Zwar rauchte er keine Zigarette, wie man vermuten könnte, aber er hatte seine Hände in den Jackentaschen. Sehr verdächtig, dachte Gerda Liebkell und schaute immer wieder hin. „Unverhältnismäßig lange steht der nun schon unbeweglich da. Das muss Karl sein“, dachte sie und fürchtete sich ein bisschen. Sie war froh, als sie Oskar Trendel hinter seinem Obststand sah, und lief schnell hinüber.
„Da drüben steht Karl“, sagte sie ganz aufgeregt zu ihm.
„Wo?“, fragte Oskar.
„Na, da drüben. Beim Markt-Café.“
„Der Mann da, der seine Hände in den Jackentaschen hat? Das soll Karl sein?“
„Ja, wenn ich‘s doch sage. Das ist Karl. Ganz sicher ist er das.“
„Karl hat doch einen Schnauzbart. Aber der da drüben ist glatt rasiert“, antwortete Oskar.
„Den hat er sich bestimmt abnehmen lassen, um nicht erkannt zu werden“, meinte Gerda Liebkell.
Da mischte sich Marion Ermerich ein, die alles vom Fischstand nebenan mitgehört hatte.
„Der Karl hatte nicht nur einen Schnauzbart, sondern einen richtigen Bart, einen ziemlich ungepflegten.“
„Woher weißt du das?“, fragte Gerda spitz zurück.
„Na, ich hab ihn doch gestern Abend erst wieder gesehen, wie er hinter den Gärten rumschlich. Und außerdem trägt Karl gar keine Jacke. Er hat einen lumpigen langen Mantel an und raucht wie ein Schlot.“
„Den Mann da vor dem Café hab ich schon öfter gesehen. Das ist nicht Karl“, meinte Oskar.
„Es muss aber Karl sein. Er hat so ein düsteres Gesicht und dunkle Haare – genau wie Karl“, beharrte Gerda.
„Stimmt ja gar nicht. Karl hat lange, graue schüttere Haare und trägt sie zu einem dünnen Pferdeschwanz zusammengebunden“, entgegnete Marion und wurde ziemlich laut.
Gerda war ganz entsetzt, wie weit andere Leute von der Wahrheit entfernt sein konnten. Aber es war mal wieder typisch für Marion und Oskar. Die waren schon immer gegen sie eingestellt.

Inzwischen hatte sich eine kleine Menschentraube an Oskars Stand gebildet.
„Ihr wollt ja der Wahrheit gar nicht ins Auge sehen!“, rief Gerda empört.
„Das kann man von dir genauso sagen. Wir sind in der Mehrheit, die sagen, dass da drüben kein Karl steht“, erwiderte Marion Ermerich.
Triumphierend schaute sie sich in der Menge um, und alle nickten ihr zustimmend zu.
„Und ich meine, du solltest dich entscheiden, was du bei mir kaufen willst, oder mach Platz, damit ich meine anderen Kunden bedienen kann.“
Oskar Trendel wurde energisch. Er hatte nur einen kleinen Marktstand, aber sehr gute Ware. Darauf war er stolz. Am Mittag, als er seine Einnahmen zusammenrechnete, war er erst recht stolz, denn er hatte an diesem Morgen so viel verdient wie schon lange nicht mehr. Das hatte er eigentlich Karl zu verdanken, wenn man es genau nimmt. Ohne ihn hätte es keine solche Menschenansammlung um seinen Marktstand gegeben. Oder musste er Gerda Liebkell dankbar sein? Darüber wollte er nicht so recht nachdenken.

Für Gerda Liebkell war es ein harter Schlag, dass man ihr nicht glaubte. Wütend, aber hoch erhobenen Hauptes verließ sie Oskars Obststand. Sie wollte keinesfalls in die höhnisch grinsenden oder mitleidig lächelnden Gesichter der anderen blicken müssen. Aber sie wollte allen zeigen, dass sie eine neue schöne, teure Frisur hatte. Vor lauter Aufregung war sie einfach blind geradeaus gelaufen. Beinahe hätte sie Pauls Frau übersehen und umgerannt.
„Gerda, du hast es aber eilig“, sagte Pauls Frau, „gibt’s was Neues?“
„Ach, rutscht mir doch alle den Buckel runter!“, antwortete Gerda mürrisch.
„Hey, stimmt was nicht?“, fragte Pauls Frau.
„Siehst du den Mann da drüben vor dem Markt-Café?“
„Da ist kein Mann vor dem Markt-Café.“
„Doch, da steht Karl. Ich hab ihn genau erkannt.“
„Glaub mir, da steht kein Mann. Wie sieht er denn aus?
„Er hat einen Schnauzbart und dunkle Haare und hat seine Hände in die Jackentasche gesteckt.“
„Also, alles, was recht ist – da steht überhaupt kein Mann. Noch nicht einmal eine Frau oder ein Kind. Nichts und niemand. Du siehst Gespenster.“
„Aber die anderen haben ihn doch auch gesehen“, verteidigte sich Gerda.
„Mag sein. Vorhin vielleicht. Aber jetzt ist da niemand mehr.“
Verwirrt schaute Gerda zum Café hinüber. Sie musste Pauls Frau Recht geben. Der Mann war weg.
„Der hat so auf den Markt gestiert. Richtig unheimlich war das.“
„Und das war Karl? Aber der hat doch gar keinen Schnauzbart.“
„Sag ich doch. Der war glatt rasiert.“
„Du hast aber behauptet, der hätte einen Schnauzbart.“
„Ach, ich bin ganz durcheinander. Der Oskar hat gesagt, er hätte einen Schnauzbart und Marion sagt, er habe einen Vollbart und komische Haare. Also du sagst auch, dass er keinen Schnauzbart hat? Das ist gut. Dann sind wir schon zwei.“
„Karl hat noch nie einen Schnauzbart gehabt, auch keinen Vollbart oder einen Dreitagebart. Er mag das nicht mit den Stoppeln im Gesicht.“
„Wusste ich doch, dass es Karl war. Er ist ein unangenehmer Kerl mit so einem stechenden Blick, einem so durchdringenden“, ereiferte sich Gerda Liebkell. „Wir gehen zur Polizei und melden, dass wir ihn gesehen haben.“
„Lass uns schnell noch einen Cappuccino trinken, dann gehen wir“, schlug Pauls Frau vor.
Gerda ließ sich nichts anmerken, aber behaglich fühlte sie sich nicht, als sie das Café betraten, vor dem vorhin noch Karl gestanden hatte. Unruhig blickte sie umher und schon hatte sie Karl entdeckt. Er saß mit dem Rücken zu ihnen beiden am zweiten Tisch am Fenster.
„Da! Vor dem Fenster sitzt er“, flüsterte Gerda und gab Pauls Frau ein Zeichen mit dem Kopf. Pauls Frau fragte etwas ungläubig: „Das soll Karl sein? Den hab ich mir ganz anders vorgestellt. Viel dicker.“
„Vielleicht hat er ja abgenommen, weil er mitbekommen hat, dass wir ihn alle beobachten, und das setzt ihm zu. Geschieht ihm recht.“
„Wir lassen ihn nicht aus den Augen. Und wenn er aufsteht, gehen wir hinterher“, sagte Pauls Frau.
„Das ist doch gefährlich. Wenn er uns entdeckt? Was meinst du, was er dann mit uns macht? Am besten ist, wenn wir mit dem Handy von hier aus die Polizei anrufen.“
„Machst du es oder soll ich es machen?“
„Mach du“, meinte Gerda Liebkell etwas kleinlaut. Sie ließ Karl nicht aus den Augen.
„Gut, aber ich hab keinen Empfang hier. Ich geh mal raus vor die Tür.“

An der Tür wäre Pauls Frau beinahe mit Gretel zusammengestoßen, die mit ziemlichem Schwung ins Café kam und sich an den Tisch zu Karl setzte und mit ihm plauderte.
„Jetzt macht sich dieser Schuft schon an die Gretel ran“, dachte Gerda bitter. „Es wird Zeit, dass wieder Ordnung einkehrt.“
Aber wie erstaunt war Gerda, als sie den Bürgermeister sah, wie er von draußen durchs Fenster schaute, Karl und Gretel entdeckte und ihnen freundlich zunickte. Die winkten zurück. So eine Vertrautheit mit Karl, dem Schuft? Wie geht denn das? Jetzt war es klar, warum niemand sich an Karl heranwagte: Der Bürgermeister hielt seine schützende Hand über ihm und hat alle Maßnahmen unterdrückt.

Pauls Frau kam zurück.
„Ich habe es mir draußen anders überlegt und Heiners Frau angerufen und erst mal nicht die Polizei. Ich wollte sicher sein, dass wir wirklich Karl vor uns haben. Sonst blamieren wir uns womöglich grässlich. Das meinst du doch auch?“, fragte sie.
Gerda nickte ergeben, wollte aber doch wissen, was Heiners Frau gesagt hatte.
„Wenn so viele Leute so viel Unterschiedliches sagen, ist doch etwas faul an der Sache, hat sie gesagt.“
Pauls Frau steckte wohl auch mit dem Bürgermeister unter einer Decke, dachte Gerda. Und Heiners Frau wollte anscheinend auch nicht richtig zupacken. Was leben wir doch nur in einer verkehrten Welt! Keiner wollte gegen Karl etwas unternehmen.
„Aber Heiners Frau muss doch wissen, wie Karl aussieht. Schließlich hat Heiner ja als erster Karl sei ein Schuft gesagt.“
„Sie hat sich dazu nicht geäußert und kommen wollte sie auch nicht. Sie hat zu viel zu tun.“
Gerda stand auf. Langsam wurde es ihr zu bunt. Sollte die Welt schlecht bleiben, wie sie war. Es war ihr egal und würde sie nicht mehr berühren.
„Macht doch, was ihr wollt!“, sagte sie zornig, zahlte ihren Cappuccino und ging verdrossen nach Hause.

An dieser Stelle kam ich ins Stocken. Ich konnte mir gar nicht recht vorstellen, wie die vielen Personen zu Karl stehen – ob sie alle gegen ihn sind oder ob er doch heimliche Mitwisser hat, die seine Umtriebe unterstützten. Ich suchte zwischen all den Informationen über Karl nach der Wahrheit über Karl. Dabei weiß ich noch nicht einmal, wie er wirklich aussieht, und, was noch schlimmer ist, ob es Karl überhaupt gibt. Vielleicht ist er nur ein Gerücht? Vielleicht ist aber auch bisher schon alles gesagt, was wichtig ist – unwichtig, ob es Karl gibt oder nicht.
 

ThomasQu

Mitglied
Hallo Mistralgitter,

als erstes fiel mir auf, wie sauber du alles ausformuliert hast. Der Lesefluss kommt an keiner Stelle ins Stocken.
Dann habe ich mich gewundert, wieso am Anfang niemand fragt, warum Karl ein Schuft sein soll, bis ich auf die Idee kam, er könnte für die vielen Immigranten und Einwanderer in unserem Land stehen.
War das dein Hintergedanke dabei?

Auf jeden Fall ein starker Text! Gefällt mir richtig gut.

Grüße Th.
 

Choricillo

Mitglied
Also der Karl...

... hat mich sehr unterhalten und dafür bin ich ihm dankbar!

Sicher weist der Text hier und da einige (Flüchtigkeits)Fehlerchen auf. Kann sie gehe auf Wunsch später heraus picken, wenn ich nicht mit meinem mini-cell eingeloggt bin.

Doch so sehr mich die Idee und der Stil der Geschichte begeistert haben, umso enttäuschender finde ich das Ende. Auch wenn es aufgrund des Anfangs einen runden Abschluss bildet, klingt es wirklich so, als ob du an der Stelle den Faden oder gar die Lust verloren hättest.

Es gibt sicherlich mehrere für den Leser befriedigendere Auflösungen des Gehenisses um Karl, den Schuft. Ich habe da z.B schon zwei im Sinn. Interesseriert?

Gruß und weiter so!
Choricillo de los Loros
 

Choricillo

Mitglied
Also der Karl...

... hat mich sehr unterhalten, und dafür bin ich ihm dankbar!

Sicher weist der Text hier und da einige (Flüchtigkeits)Fehlerchen auf. Kann sie gehe auf Wunsch später heraus picken, wenn ich nicht mit meinem mini-cell eingeloggt bin.

Doch so sehr mich die Idee und der Stil der Geschichte begeistert haben, umso enttäuschender finde ich das Ende. Auch wenn es aufgrund des Anfangs einen runden Abschluss bildet, klingt es wirklich so, als ob du an der Stelle den Faden oder gar die Lust verloren hättest.

Es gibt sicherlich mehrere für den Leser befriedigendere Auflösungen des Gehenisses um Karl, den Schuft. Ich habe da z.B schon zwei im Sinn.

Zum einen handelt sich die ganze Karl-Geschichte um ein Experiment (zu wissenschaftlichen Zwecken oder aus purer Neugier) von Heiner. Er "erfindet Karl, den Schuft" und will sehen, was eine einfache (negative) Aussage über eine Person innerhalb einer kleinen Gesellschaft (Dorf) bewirken kann.

Heiner verschwindet jedoch im Laufe der Geschichte immer mehr im Hintergrund. Der Fremde in der Jacke steht nun im Rampenlicht, und daher ist es sicher einfacher, ihn für Karls Existenz verantwortlich zu machen. Hier kann wieder die Idee des Experiments aufgenommen werden, diesmal durchgeführt von dem Jackenmann, der ein naher Verwandter des Bürgermeisters ist (daher die Begrüßung). Will man da aber nicht allzutief in die Pszchologie eindringen (Analyse des Verhaltens der Dorfbewohner), kann zur Not auch die pure Neugier und Sensationslust der Medien und ihrer Nutzer herhalten.


Gruß und weiter so!
Choricillo de los Loros
 

Mistralgitter

Mitglied
@ Thomas, vielen Dank für deinen Kommentar. Ich bin natürlich froh, dass ich dich mit dem Text unterhalten konnte und du ihn gerne gelesen hast. Wenn mir eine saubere Formulierung gelungen ist, freue ich mich natürlich.

Der Hintergedanke, den du äußerst, ist ja dauernd präsent und beschäftigt uns alle. Aber ich habe bei der Abfassung an etwas anderes gedacht. Aber das ist eigentlich nicht maßgeblich, solange der Text einen interessierten Leser findet, der seine eigenen Assoziationen dazu hat.
LG
Mistralgitter
 

Mistralgitter

Mitglied
@ Choricillo
Vielen Dank für deine ausführliche Stellungnahme.

Wenn es dir nichts ausmacht, wäre ich froh, wenn du mir die Flüchtigkeitsfehler mitteilst, damit ich sie korrigieren kann. Man ist ja recht oft betriebsblind.

Vor allem deinen ersten Vorschlag habe ich u.a. auch bedacht - habe alles verworfen und mich für diese hier vorgelegte Lösung entschieden, durchaus in dem Wissen darum, dass ich die Neugier des Lesers nicht befriedigen werde.
Die Rechtfertigung dafür liefert der letzte Satz.

Wie immer - es ist ein Versuch gewesen: dieses Mal eine Beobachtung, einen Sachverhalt mithilfe einer Geschichte zu erzählen.

LG
Mistralgitter

P.S. Ich habe aus Versehen mich nicht ausgeloggt, obwohl ich den ganzen Nachmittag außer Haus war. So war ich online, obwohl abwesend und antworte auch deswegen erst jetzt.
 



 
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